Zur Fortbildung Aktuelle Medizin
ligt, zirka 20 Prozent derart ver- letzter Patienten — meist mit in- kompletter Ruptur — erreichen noch die Klinik. Da bei 95 Prozent dieser Patienten innerhalb der er- sten 18 Stunden (7) auch der schützende Adventitiamantel rup- turiert (Darstellung 5), kann die Behandlung nur in einer dringli- chen Operation bestehen. Bei der Operation setzt sich die Gefäßab- klemmung unter Verzicht auf By- passmethoden mehr und mehr durch. Jede Zeitvergeudung er- höht das Risiko; antihypertensiven Maßnahmen kommt nur ein Pallia- tivcharakter zu.
7. Verletzungen der Aorta subclavia, des Ductus
thoracicus und des Ösophagus Auf die beiden erstgenannten, sehr seltenen Verletzungen sei nur durch Tabelle 15 und Tabelle 16 hingewiesen. Eine traumatische Ösophagusruptur bleibt auch in einer Zeit häufiger, schwerer Mo- torradunfälle eine extreme Rarität.
Zusammenfassung
In enger Zusammenarbeit zwi- schen Chirurgen und Anästhesi- sten lassen sich die dargestellten thoraxtraumatologischen Notsi- tuationen — auch bei den oft vorlie- genden Kombinationsverletzun- gen — erfolgreich behandeln.
Grundvoraussetzungen sind eine schnelle, vollständige Diagnose mit möglichst einfachen Mitteln und entschlossenes aktives Han- deln.
Literatur beim Sonderdruck Anschrift der Verfasser:
Professor Dr. med. Wilhelm Hartel, Oberstarzt
Dr. med. Jürgen Radomsky Oberfeldarzt
Chirurgische Abteilung Bundeswehrkrankenhaus Ulm Postfach 12 20
7900 Ulm/Donau
Jogging —
ein Analogon zur Anorexie?
Anorektische Frauen neigen häu- fig zur Selbstbeobachtung, tole- rieren gut körperliche Strapazen, verneinen ihre Schwächen. Ihr Ziel ist körperliche Attraktivität; Kom- plimente hinsichtlich ihrer Schlankheit stützen sie. Um dieses Ziel zu erreichen, halten sie eine extreme Diät ein, die schlimmsten- falls zum Tode führt.
Drei Amerikanerinnen, die sich selbst als Jogger bezeichnen und anorektische Frauen klinisch be- treuen, wiesen darauf hin, daß sol- che Frauen Joggern hinsichtlich ihres familiären Hintergrundes, ih- res sozioökonomischen Status und ihrer Persönlichkeit gleichen.
Bei Joggern stünde zwar nicht die körperliche Attraktivität, sondern ihre körperliche Leistungsfähig- keit im Vordergrund. Jogger wür- den häufig während einer Identi- tätskrise zu laufen beginnen, hät- ten Versagensängste, ertrügen körperliche Beschwerden besser als andere und neigten ebenfalls zur Isolation. Etwa 35 Prozent an- orektischen Frauen seien hyperak- tiv; sportliches Engagement sei meist das erste Symptom, oft vor der Gewichtsabnahme. Bei Fort- setzung ihrer körperlichen Ertüch- tigung würden sie männlichen Joggern hinsichtlich ihrer Persön-
lichkeit ähnlich werden und vice versa. Aus der Vielzahl ihrer Beob- achtungen beschreiben drei Auto- rinnen drei Extremfälle, Frauen, von denen jede wöchentlich min- destens 120 Kilometer lief, eine so- gar zusätzlich 10 Kilometer schwamm und mindestens 80 Ki- lometer Rad fuhr. Alle hatten Ehe- probleme, Übergewicht, Berufs- schwierigkeiten usw.
Wer fanatische Jogger und an- orektische Frauen kennt, wird sich dieser Analogie nicht ganz ver- schließen. Die Autoren warnen je- doch eindringlich vor einer Gene- ralisierung ihrer Beobachtung: Er- kenntnisse aus extremen Verhal-
tensweisen dienten zwar der intel- lektuellen Sensibilisierung, dege- nerierten jedoch schnell zum Kli- schee. Wrt
Yates, A.; Leehey, K., Shisslak, C. M.: Running
— an analogue of anorexia, New Engl. J. Med.
308 (1983) 251-255. Department of Psychiatry, University of Arizona Health Sciences Ctr. Tuc- son, AZ 85724
Pseudomembranöse Colitis unter Goldtherapie
Zu den unerwünschten Nebenwir- kungen einer medikamentösen Behandlung gehört das Auftreten blutig-schleimiger Durchfälle, wie sie insbesondere nach einer län- geren Antibiotikatherapie als pseudomembranöse Colitis, her- vorgerufen durch das Toxin von Clostridium difficile, bekannt ge- worden sind. Aber auch nach ei- ner Behandlung mit Schwerme- tallverbindungen, die Arsen, Quecksilber oder Silber enthalten, sind Colitiden beobachtet worden.
Die wenigen bislang unter einer Goldtherapie beobachteten Coli- tisfälle waren durch eine Letalität von 36 Prozent gekennzeichnet.
Die Autoren berichten über einen 58jährigen Patienten, bei dem es vier Wochen nach Beginn einer in- tramuskulären Injektionsbehand- lung seiner rheumatoiden Arthritis mit Natriumaurothiomalat zu pro- fusen wäßrigen Durchfällen ge- kommen war.
Endoskopisch konnte eine schwe- re linksseitige ulzeröse, zum Teil pseudomembranöse Colitis nach- gewiesen werden, die zunächst unter der Annahme einer Colitis ulcerosa mit Cortison und Salazo- pyrin behandelt wurde. Eine Bes- serung trat jedoch erst ein, als die Goldinjektionen abgesetzt wur- den. Die Symptome kamen inner- halb von vier Monaten zum Ver- schwinden, eine Kontrolluntersu- chung ergab unauffällige Schleim- hautverhältnisse.
Reinhart, W. H.; Kappeler, M.; Halter, F.: Seve- re pseudomembranous and ulcerative colitis during gold therapy, Endoscopy 15 (1983) 70-72, Gastroenterologische Abteilung, Insel- spital, CH-3010 Bern.
FÜR SIE GELESEN Thoraxnotfälle
36 Heft 23 vom 10. Juni 1983 80. Jahrgang DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Ausgabe A