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Archiv "Patienteninformation: Interaktiv und keines falls blutig" (25.06.2010)

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A 1242 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 107

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Heft 25

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25. Juni 2010

PATIENTENINFORMATION

Interaktiv und keines

Der mündige Patient als Herausforderung für die der Gesundheitsbranche

B

ilder auf der Krankenhaus- Website sind zwar ein Muss, aber wenn der Chefarzt auf blutigen Bildern „live und in Farbe“ direkt aus dem Operationssaal besteht, sollte man ihm dies unbedingt aus- reden. Das empfahl Uwe Dolderer vom Vivantes-Netzwerk für Ge- sundheit beim Medinform-Kom- munikationskongress in Frankfurt am Main. Der Leiter der Konzern- kommunikation setzt auf eine po - sitive Bildersprache. „Bilder sollen Vertrauen erzeugen, nicht Angst“, erläuterte Dolderer. Aufnahmen von blutverschmierten Patienten oder „Blicke in die Werkstatt“ eines Krankenhauses sind daher für kon- zerneigene Print- und Online-Me- dien tabu. Stattdessen werden au- thentische Darstellungen ohne Mo- dels und optisch ansprechende (nicht: beschönigende) Bilder ge- nutzt, um sich von den Mitbewer- bern abzuheben. Darüber hinaus verwendet der Berliner Kranken- hauskonzern zur Patientenanspra- che beispielsweise auch Radiospots und Gesundheitssendungen, wie et- wa die mehrteilige Sendung „Die Gesundmacher – (m)ein Fall für die Spezialisten“ bei TV-Berlin.

Mit welchen Strategien und Kommunikationsmaßnahmen kann der „mündige Patient“ am besten erreicht werden? Vor dieser Frage stehen viele Organisationen, Insti- tutionen und Dienstleister der Ge- sundheitsbranche, Ärzte und Kran- kenhäuser ebenso wie Krankenkas- sen und Medizintechnikunterneh- men. Denn der Patient oder Versi- cherte wird zunehmend anspruchs- voller: „Er will bei verstärkter Ei- genbeteiligung besser über die me- dizinischen Möglichkeiten infor- miert sein“, erklärte Joachim M.

Schmitt, Geschäftsführer des Bun- desverbandes Medizintechnologie e.V. (BVMed).

Trend zu sozialen Netzwerken Das Internet spielt für Patienten in- zwischen eine der Hauptrollen bei der Informationsrecherche. Nach der Studie „Health Care Monitoring 2009“ (YouGovPsychonomics) in- formieren sich 79 Prozent der Inter- netnutzer über Gesundheitshinter- gründe im Web, davon 34 Prozent regelmäßig, wohingegen der Arzt lediglich mit 72 Prozent als Informationsquelle genannt wird.

Dar auf verwies Dr. Andreas L. G.

Die Aktion Meditech will verständlich über Medizintechnolo- gien informieren und bezieht dabei die Nutzer von vornherein mit ein.

Auf einen entsprechenden Ge- setzentwurf haben sich BDA und DGB bereits geeinigt: „Überschnei- den sich in einem Betrieb die Gel- tungsbereiche mehrerer Tarifverträ- ge, die von unterschiedlichen Ge- werkschaften geschlossen werden, so ist nur der Tarifvertrag anwend- bar, an den die Mehrzahl der Ge- werkschaftsmitglieder im Betrieb gebunden ist“, heißt es darin. Für die Laufzeit dieses Tarifvertrages soll dabei die Friedenspflicht gel- ten. Dann der entscheidende Satz:

„Diese [die Friedenspflicht] wird durch die gesetzliche Regelung auch auf konkurrierende Tarifver- träge erstreckt, die nach der vorste- henden Regelung nicht zur Geltung kommen könnten.“ Einigte sich al- so zum Beispiel Verdi, die neben Pflegekräften auch Klinikärzte ver- tritt, mit der Vereinigung der kom- munalen Arbeitgeberverbände auf einen Tarifvertrag für den öffentli- chen Dienst, dann wäre auch der Marburger Bund in den kommuna- len Krankenhäusern in der Frie- denspflicht – was seine Schlagkraft erheblich schwächen würde.

„Völlig unberührt bleibt, dass einvernehmlich mit unterschiedli- chen Gewerkschaften für unter- schiedliche Arbeitnehmergruppen Tarifverträge vereinbart werden können“, stellte Hundt noch klar.

Wenn eine Gewerkschaft nur für Pi- loten einen Tarifvertrag abschließe und eine andere Gewerkschaft für andere Arbeitnehmer einen Tarif- vertrag vereinbare, bei dem die Pi- loten ausgenommen würden, sei das ein Fall vereinbarter Tarifplura- lität. Angesichts des Anspruchs von Verdi, auch Ärzte zu vertreten, und des angespannten Verhältnisses zwischen Verdi und Marburger Bund wäre eine solche vereinbarte Tarifpluralität in den Krankenhäu- sern derzeit aber wohl undenkbar.

Nach eigenen Angaben haben der Arbeitgeberpräsident und der DGB-Chef ihre gemeinsame Initia- tive für den Erhalt der Tarifeinheit bereits mit Bundeskanzlerin Angela Merkel erörtert. Diese sei nicht ab- geneigt gewesen, den Vorschlag zu unterstützen, gaben Hundt und Sommer zu Protokoll. ■

Jens Flintrop

P O L I T I K

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25. Juni 2010 A 1243 schaftlichkeit im Gesundheitswesen

(www.iqwig.de) oder den Krebsin- formationen der Online-Enzyklopä- die Wikipedia, die mit den Patien- teninformationen des US-National Cancer Institutes mithalten können, gibt es zahlreiche privatwirtschaft- liche Portalanbieter, die sich zwar um Seriosität bemühen, aber abhän- gig vom Werbemarkt bleiben. Stu- dien zufolge hält jeder Fünfte die verfügbaren Informationen zu Ge- sundheitsthemen im Internet für ver- wirrend, und mehr als die Hälfte der Nutzer wünscht sich eine unabhän- gige Instanz, die ihnen die medizi- nischen Informationen bestätigt.

Die Frage der Qualität

Nach Meinung von Müller können Rankings Patienten nur bedingt Orientierung bieten. Im Kranken- hausbereich ließen sich „harte Fak- ten“ wie Fallzahlen, Nachoperatio- nen, Mortalitätsraten noch als Qua- litätsindikatoren fassen. Arztbewer- tungsportale im niedergelassenen Bereich hingegen seien eher als Pa- tientenzufriedenheitsportale zu be- zeichnen. Ein Weg, die Qualität me- dizinischer Websites für den Nutzer transparent zu machen, ist nach Müller die Zertifizierung der On- line-Angebote und die Vergabe von Gütesiegeln. Beispiele sind das AFGIS-Siegel des Aktionsforums Gesundheitsinformationssystem und das HON-Siegel der Health on the Net Foundation. Auch die Stiftung Gesundheit vergibt ein Zertifikat („Geprüfte Homepage“) auf Basis

eines umfangreichen Bewertungs- katalogs.

Auf die besondere Verantwor- tung der Medizintechnikbranche bei der Gesundheitsaufklärung und die Gefahren beim direkten Patienten- marketing ging Marc Michel von der Peter Brehm GmbH ein. Ärzte, Krankenkassen und zunehmend auch Patienten wollten über neue Be- handlungsverfahren informiert wer- den. Brehm wandte sich gegen Be- strebungen aus der Medizintechnik- industrie, Wissen über Innovationen direkt an die Patienten zu geben,

„quasi an Krankenhäusern und Ärz- ten vorbei“. Die Unternehmen stün- den im Spannungsfeld zwischen Wettbewerb und Ethik. Durch Web- 2.0-Anwendungen wie Twitter und Blogs komme es zu einer häufig zu schnellen Verbreitung von Meinun- gen und falschen Aussagen. Einige Kampagnen würden Hoffnungen wecken, die eventuell nicht einge- halten werden könnten. Die Flut an Informationen lasse oft ratlose Pa- tienten zurück. Ärzte gerieten un- ter Zugzwang, bestimmte Produkte oder Verfahren zu verwenden.

Beispiel Endoprothetik: „Die Er- kenntnis, ob ein Verfahren signifi- kant die Ergebnisse verbessert, ist gerade in der Endoprothetik erst nach einem längeren Zeitraum, im Regelfall nach über zehn Jahren, möglich“, erläuterte Brehm. Besser sei es zu warten, bis valide Informa- tionen zu neueren Produkten und Methoden vorlägen. Sein Fazit:

„Qualitativ hochstehende Informa- tion und Aufklärung des betroffe- nen Patienten sind wichtig. Proble- matisch ist es, wenn Aufklärung im wesentlichen produktgerichtet ist und Patienten in eine Richtung ge- lenkt werden, die vornehmlich im Interesse des Anbieters sind.“

Nicht zuletzt vor diesem Hinter- grund hat der BVMed die Aktion Meditech gestartet (www.aktion- meditech.de), eine Informations- kampagne, in der sich Ärzte, Pa- tienten und Unternehmen gemein- sam engagieren, um über neue Behandlungsmethoden der Medi- zintechnologie zu informieren und dabei die betroffenen Patienten

einzubeziehen. ■

Heike E. Krüger-Brand

falls blutig

Kommunikationsstrategien

Reimann von der Allianz Chroni- scher Seltener Erkrankungen und Geschäftsführer der Mukoviszidose e.V. Aus Sicht der Selbsthilfe werde das Modell der gemeinsamen The- rapieentscheidung immer wichtiger, betonte Reimann. Seine Anforderun- gen an patientenfreundliche Infor- mationen: Sie müssen aktuell, wis- senschaftlich korrekt, vollständig, neutral und transparent, evidenzba- siert, verlässlich und nachprüfbar sowie verständlich und barrierefrei sein. Dabei sieht er einen Trend weg von statischen Informations- Websites über interaktive Portale hin zu sozialen Netzwerken (Web 2.0), in denen der Nutzer bestimmt.

So würden entsprechende Com- munity-Bereiche der Selbsthilfe in Facebook teilweise intensiver ge- nutzt als die Foren auf den eigenen Seiten von Patientenorganisationen, berichtete Reimann.

„Wir sind noch ganz am Anfang auf dem Weg zu evidenzbasierten Patienteninformationsportalen“, be- fand der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Gesundheit, Dr. Peter Mül- ler. Neben guten Beispielen wie etwa dem Informationsportal des Instituts für Qualität und Wirt-

Als Patienten - information oder für die Selbst - darstellung eines Krankenhauses sind Bilder wie diese nicht zu empfehlen.

Fotos: bvmed (links), Barbara Krobath (rechts)

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