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In einer Netzwerk-Metaanalyse ver - minderten alle Antihypertensiva, mit Ausnahme von Alphablockern, das Risiko für eine Herzinsuffizienz im Vergleich zu Plazebo. Diuretika er- wiesen sich in diesem Zusammen- hang als die wirksamsten Medika- mente.

ARCHIVES OF INTERNAL MEDICINE

Die Herzinsuffizienz ist eine der Hauptursachen für Krankenhausauf- enthalte, Behinderung und Mortalität.

Die arterielle Hypertonie ist die häu- figste Ursache für die Entwicklung einer Herzinsuffizienz, auch unabhän- gig von einer koronaren Herzerkran- kung. Trotz dieser Evidenz wurde die Herzinsuffizienz in klinischen Studien zum Bluthochdruck bislang häufig als

«weicher» Endpunkt betrachtet, und der Schwerpunkt der Untersuchungen lag eher auf dem Zusammenhang mit Herzinfarkt und Schlaganfall. Aus einer neueren Studie geht hervor, dass die Herzinsuffizienz bei Bluthochdruck

ebenso oft auftritt wie ein Schlaganfall und bei älteren Menschen, Diabetikern und Patienten mit hohem kardiovasku- lärem Risiko sogar noch häufiger auf- tritt.

Plazebokontrollierte Studien zeigen konsistent, dass die Blutdrucksenkung bei Hochdruckpatienten eine wirksame Strategie zur Prävention der Herzinsuf- fizienz darstellt. Klinische Unter - suchungen mit direkten Substanz - vergleichen weisen darauf hin, dass Kalziumantagonisten zur Prävention der Herzinsuffizienz weniger wirksam sind als ACE-Hemmer, Angiotensin-II- Rezeptorblocker (ARB), Diuretika und Betablocker. Eine schlüssige Evidenz zur optimalen antihypertensiven The- rapie im Hinblick auf die Herzinsuf - fizienz wurde jedoch bislang nicht erzielt. Dieses Problem konnten auch neuere Metaanalysen zum Bluthoch- druck nicht lösen.

Methodik

In einer bayesianischen Netzwerk- Metaanalyse wurden jetzt die Daten randomisierter kontrollierter Studien aus dem Zeitraum von 1997 bis 2009 ausgewertet, in denen antihypertensive Medikamente zur Prophylaxe der Herzinsuffizienz untersucht worden waren (1). An den ausgewählten Stu- dien hatten Patienten mit Bluthoch- druck oder Hochrisikopopulationen mit einem hohen Anteil an Hypertoni- kern teilgenommen.

Ergebnisse

In die Netzwerk-Metaanalyse wurden insgesamt 223 313 Patienten aus 26 Stu - dien eingeschlossen. Bei 83,5 Prozent der Patienten wurde Bluthochdruck dia - gnostiziert, und bei 16,5 Prozent bestand ein hohes kardiovasku läres Risiko.

Insgesamt erhielten 18,1 Prozent der Teilnehmer eine diuretikabasierte The-

rapie, 4,1 Prozent erhielten Alpha - blocker und 6,5 Prozent der Patienten Betablocker. Die verbleibenden Studi- enteilnehmer wurden mit neueren anti - hypertensiven Substanzklassen wie Kalziumantagonisten (25%), ACE- Hemmern (15,1%) und ARB (12,1%) behandelt. Schliesslich erhielten 8,3 Pro- zent der Patienten Plazebo. In den ge- poolten Studien entwickelte sich bei 3,8 Prozent der Patienten eine Herz - insuffizienz.

In der Netzwerk-Metaanalyse erwiesen sich alle Substanzen mit Ausnahme von Alphablockern zur Prävention der Herzinsuffizienz als besser wirksam im Vergleich zu Plazebo. Bei den Betablo- ckern war dieser Unterschied allerdings nicht signifikant. Diuretika, ACE-Hem- mer und ARB waren die wirksamsten Medikamente zur Prävention der Herz- insuffizienz. Von diesen Medikamen- ten erwiesen sich Diuretika als signi - fikant besser wirksam. Kalziumantago- nisten und Betablocker waren den Diuretika signifikant unterlegen und zeigten auch einen Trend zu einer schlechteren Wirksamkeit im Vergleich zu ACE-Hemmern und ARB.

Zu ähnlichen Ergebnissen gelangten die Wissenschaftler in verschiedenen Subgruppenanalysen. Auch hier waren Diuretika und Inhibitoren des Renin- Angiotensin-Systems (RAS) den Kal - ziumantagonisten und Betablockern beim Schutz vor einer Herzinsuffizienz überlegen. In Studien mit einem höhe- ren Frauenanteil und älteren Patienten war der Unterschied zwischen Diure- tika und ACE-Hemmern jedoch gerin- ger. Zudem war in Studien mit einem höheren Anteil an Männern und jünge- ren Personen der Unterschied zwischen Kalziumkanalblockern und den RAS- Inhibitoren weniger evident.

Fazit

Die Ergebnisse unterstützen die Anwen- dung von Diuretika, ACE-Hemmern und ARB alleine oder in Kombination als First-Line-Medikamente zur Präven- tion der Herzinsuffizienz. Bei Patienten mit hohem Risiko für eine Herzinsuf - fizienz sollten diese Medikamenten- klassen den Kalziumantagonisten und Betablockern vorgezogen werden.

Als Vorzüge ihrer Studie erachten die Autoren die grosse Patientenzahl und die Möglichkeit, mithilfe der Netz- werkanalyse Ergebnisse aus direkten

Studie referiert

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ARS MEDICI 20 2011

Antihypertensiva – welches schützt am besten vor Herzinsuffizienz?

Merksätze

❖Diuretika, ACE-Hemmer, ARB, Betablocker und Kalziumantagonisten sind zur Prävention einer Herzinsuffizienz besser wirksam als Plazebo.

❖Diuretika sind die wirksamsten Medikamente zur Prävention der Herzinsuffizienz, gefolgt von ACE-Hemmern und ARB.

❖Kalziumantagonisten und Betablocker ver- mindern das Risiko für eine Herzinsuffizienz am wenigsten.

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Antihypertensiva – welches schützt am besten vor Herzinsuffizienz?

ARS MEDICI 20 2011

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Substanzvergleichen mit indirekten Studienergebnissen zu kombinieren.

Als Limitierung betrachten die Wissen- schaftler, dass in diesem Rahmen die Wirksamkeit der antihypertensiven Strategien nicht auch speziell bei Pa- tienten mit Diabetes mellitus, Nephro- pathie oder einem bereits erlittenen Herzinfarkt untersucht werden konnte.

Ausserdem konnten multiple Ansätze zur antihypertensiven Behandlung in einzelnen Studien nicht berücksichtigt werden, sodass in der Netzwerk- Metaanalyse lediglich die Wirkungen der Einzelsubstanzen zur Erstlinien - behandlung evaluiert wurden.

Kommentar

In einem Kommentar in der gleichen Ausgabe von «Archives of Internal Medicine» findet es Lutz Frankenstein von der kardiologischen Universitäts- klinik Heidelberg sehr beruhigend, dass alle blutdrucksenkenden Substan- zen – bis auf Alpha- und Betablocker – zur Vermeidung der Herzinsuffizienz wirksamer sind als Plazebo, denn die Prävention der Herzinsuffizienz ist oft nicht der einzige Gesichtspunkt bei der

Auswahl geeigneter Medikamente (2).

Zu dem ergab eine Subanalyse keine si - gnifikanten Wirksamkeitsunterschiede in Verbindung mit Geschlecht und Alter.

Die Ergebnisse sollten seiner Ansicht nach aber nicht dazu führen, Beta - blocker als Antihypertensiva nicht mehr einzusetzen und ausschliesslich zu Diu retika überzugehen. In einer neueren Metaanalyse reduzierten Beta- blocker zwar nicht signifikant die Gesamtzahl koronarer Herzereignisse, bei Patienten mit zuvor existierender koronarer Herzerkrankung wurde je- doch ein protektiver Effekt beobachtet.

Ausserdem zeigte sich in dieser Studie eine signifikante Heterogenität im Hinblick auf die Prävention der Herz- insuffizienz. Während Betablocker ohne kardio se lektive Eigenschaften keine protektive Wirkung aufwiesen, wurde bei Betablo ckern mit kardioselektiven Eigenschaften eine Schutzwirkung im Hinblick auf die Herzinsuffizienz be - obachtet. Diese kardioprotektiven Eigenschaften verschiedener Beta - blocker wurden in der vorliegenden Netzwerk-Metaanalyse jedoch nicht berücksichtigt.

Ausserdem ändert sich das Bild, wenn Schlaganfall oder Mortalität als End- punkte herangezogen werden. So sind Kalziumantagonisten vermutlich wirk- samer als die anderen Medikamente zur Schlaganfallprävention. Insgesamt scheint es bezüglich der Gesamtsterb- lichkeit und der kardiovaskulären Mortalität keine signifikanten Unter- schiede zwischen den Substanzklassen zu geben. Somit könnten sich Ärzte wieder auf den Patienten konzentrieren und das Erstlinienmedikament entspre- chend den Komorbiditäten, koexistie- renden Behandlungen und persönli- chen Präferenzen auswählen. ❖ Petra Stölting

Quellen:

1. Sciaretta Sebastiano et al.: Antihypertensive treatment and development of heart failure in hypertension, Arch.

Intern Med. 2011; 171(5): 384–394.

2. Frankenstein Lutz: The difficult task of finding the best antihypertensive agent, Arch. Intern. Med. 2011;

171(5): 394–395.

Interessenkonflikte: keine deklariert

Referenzen

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