Chronische Herzinsuffizienz ist vor allem eine Krankheit des alten Menschen.Von den über 75-jährigen Männern leiden bis zu acht Prozent an dieser Erkrankung. Die Prognose hängt vom Schweregrad ab:
Ist nur die linksventrikuläre Funktion asymptomatisch ein- geschränkt, leben 85 Prozent der Betroffenen länger als vier Jahre. Im NYHA-Stadium IV sterben dagegen 40 Prozent bereits im ersten Jahr. Die Prognose bei Herzinsuffizienz wäre jedoch deutlich besser, wenn die Therapie nach den gültigen Leitlinien durchge- führt würde, so Prof. Dr. Karl Josef Osterziel (Berlin).
Es werden in Deutschland aber nur etwa 20 Prozent der herzinsuffizienten Patienten entsprechend behandelt. Ob- wohl die additive Behandlung mit Bisoprolol, Metoprolol be- ziehungsweise Carvedilol in den Studien CIBIS II, MERIT- HF und COPERNICUS die Gesamtmortalität um rund 35 Prozent reduzierte, werden die Betablocker eher zurückhal- tend eingesetzt.
Dabei werden diese Medi- kamente von etwa 85 Prozent der klinisch stabilen Patienten mit einem systolischen Blut- druck von initial über 100 mm Hg und einer Herzfrequenz von mehr als 60 Schlägen/min problemlos toleriert, wenn die Behandlung mit sehr niedri- gen Dosen begonnen und während der Titrationsphase sorgfältig kontrolliert wird.
Werde die Herzfrequenz ad- äquat überwacht, profitierten ältere multimorbide Patien- ten ebenso wie jüngere von der zusätzlichen Gabe eines Betablockers, betonte Oster- ziel auf einem Symposium der Firma Merck in Mannheim.
Zur Behandlung der chro- nischen Herzinsuffizienz sind Bisoprolol und Carvedilol zu- gelassen. Die großen Studien
haben gezeigt, dass Patienten im NYHA-Stadium III von Bisoprolol und Metoprolol profitieren. Für das NYHA- Stadium IV liegen günstige Ergebnisse für Bisoprolol und Carvedilol vor. Welcher Beta- blocker individuell am besten vertragen wird, muss auspro- biert werden. In den großen Studien war die jährliche Ab- bruchrate bei Bisoprolol am niedrigsten.
Sinusrhythmus wurde langfristig stabilisiert Der kardioselektive Beta-1- Rezeptor-Antagonist Bisopro- lol (Concor®, Merck) eignet sich auch gut zur Rezidivpro- phylaxe bei Vorhofflimmern, das bei älteren Patienten nicht selten vorkommt. Zwar kann der Sinusrhythmus mit- hilfe elektrischer Kardiover- sion in bis zu 95 Prozent der Fälle wiederhergestellt wer- den, zur langfristigen Stabili- sierung muss aber eine medi- kamentöse Rezidivprophyla- xe durchgeführt werden.
Da Bisoprolol in der CIBIS-II-Studie nicht nur die Gesamtmortalität, sondern auch das Risiko für ventri- kuläre und supraventrikuläre Arrhythmien reduzierte, ver- glich man die Rezidivprophy- laxe mit Bisoprolol und dem für diese Indikation zugelas- senen Antiarrhythmikum und Betablocker Sotalol. Die Er- gebnisse dieser zwölfmonati- gen Studie mit 128 älteren Pa- tienten waren eindeutig: Bi- soprolol stabilisierte den Si- nusrhythmus langfristig eben- so effektiv wie Sotalol.
Während das Klasse-III- Antiarrhythmikum aber bei zwei Patienten lebensbedro- hende Torsade-de-points-Ta- chykardien induzierte, wur- de diese Rhythmusstörung unter Bisoprolol nicht regi- striert. Siegfried Hoc V A R I A
Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 99½½½½Heft 24½½½½14. Juni 2002 AA1699