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Welchen Betablocker bei Herzinsuffizienz?

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Metoprolol-Succinat, Carvedilol und Biso- prolol sind bei Herzinsuffizienz zugelassen.

In der COMET-Studie senkt Carvedilol die Mortalität deutlicher als Metoprolol.

Leider wurde Metoprolol als Tartrat einge- setzt und unterdosiert. Ein Vorteil für Car- vedilol gegenüber etablierten Betablocker- Regimen bleibt daher unbewiesen.

Der Paradigmenwechsel, Betablocker bei Herzinsuffizienz anzuwenden, vollzog sich in den 90er Jahren. Eine Lebensverlänge- rung wurde ab 1999 durch Veröffentlichung von drei großen doppelblinden randomisier- ten Placebo-kontrollierten Studien unter- mauert, die eine relative Risikoreduktion von 34–35 Prozent nachwiesen. CIBIS-II belegte für Bisoprolol, MERIT-HF für Metoprolol- Succinat und COPERNICUS für Carvedilol den Nutzen. Dass der positive Effekt nicht auf alle Betablocker im Sinne eines Grup- peneffektes übertragbar ist, zeigten die ne- gativen Ergebnisse der BEST-Studie mit Bu- cindolol.

Die im Juli 2003 veröffentlichte COMET- Studie zeigt eine Mortalitätsreduktion von relativ 15 Prozent und absolut 1,7 Prozent in 4,8 Jahren unter Carvedilol gegenüber Me- toprolol. 17 Patienten („number needed to treat“) müssten in dieser Zeit mit Carvedilol behandelt werden, um einen Todesfall zu verhindern. Die Überlebenszeit-Kurven drif- ten deutlich auseinander, Subgruppenana- lysen favorisieren eindeutig Carvedilol. Die COMET-Studie vergleicht doppelblind, ran- domisiert 2x25 mg Carvedilol mit 2x50 mg Metoprolol (unretardierte Tartrat-Galenik) bei symptomatischer Herzinsuffizienz NYHA II und III in Bezug auf Gesamtmortalität (primärer Endpunkt) und Gesamtmortalität plus Krankenhauseinweisungen (primärer kombinierter Endpunkt). Über 300 Zentren in 15 europäischen Ländern nehmen teil. Die Rekrutierung erfolgt von Dezember 1996 bis

Januar 1999, die Nachbeobachtung bis No- vember 2002. Insgesamt werden 3029 Pati- enten randomisiert, nur wenige scheiden vorzeitig aus. Bei 50 Prozent liegt eine KHK vor, 99 Prozent nehmen einen ACE-Hemmer und 92 Prozent ein Diuretikum ein. Die Aus- wertung erfolgt nach dem „intention-to- treat“-Prinzip. Nach einer Titrationsphase wird als durchschnittliche Tagesdosis 42mg Carvedilol und 85 mg Metoprolol erreicht.

Über die Begleitmedikation und ihre Ände- rung im Studien-Verlauf erfährt man leider nichts. Zudem ist nicht ersichtlich, wie viele Patienten gescreent wurden. Wie repräsen- tativ und übertragbar die Ergebnisse sind, ist deshalb schwer abzuschätzen. Bei der großen Anzahl beteiligter Prüfzentren hät- te die Rekrutierung schneller vonstatten ge- hen müssen. Viele potentielle Studienpati- enten dürften nicht aufgenommen, das Kollektiv somit selektioniert sein.

Großer Mangel der COMET-Studie ist die unzureichende Zieldosis des Metoprolols.

Zum Zeitpunkt der Studien-Konzeption hät- te aufgrund der MDC-Studie, einer kleinen randomisierten Placebo-kontrollierten Stu- die, die für unretardiertes Metoprolol-Tar- trat (Tagesdosis im Mittel 108mg/d) bei Her- zinsuffizienz eine Morbiditäts-, allerdings keine Mortalitätssenkung gefunden hatte, eine Tagesdosis von mindestens 150 mg als Ziel vorgegeben werden müssen. Die Ergeb- nisse der MERIT-HF-Studie (Tagesdosis im

Welchen Betablocker bei Herzinsuffizienz?

C O M E T- S t u d i e

Randomisiert-kontrollierte Outcome-Studien für Betablocker bei Herzinsuffizienz:

Kürzel Publikation Vergleich Ziel-Dosis

MDC Dezember 1993 unret. Metoprolol-Tartrat / Placebo 3x50mg/d CIBIS-II Januar 1999 Bisoprolol / Placebo 1x10mg/d MERIT-HF Juni 1999 unret. Metoprolol-Succinat / Placebo 2x100mg/d COPERNICUS Mai 2001 Carvedilol / Placebo 2x25mg/d

BEST Mai 2001 Bucindolol / Placebo 2x50-100mg

COMET Juli 2003 Carvedilol / 2x25mg/d /

unret. Metoprolol-Tartrat 2x50mg/d Mittel 159 mg/d) wurden veröffentlicht, als die Patientenrekrutierung für COMET schon abgeschlossen war. Spätestens, nachdem die Überlebenskurven von Carvedilol und Meto- prolol deutlich auseinander wichen und Me- toprolol-Succinat, Carvedilol und Bisoprolol in den u.g. Dosierungen in Leitlinen als Standardtherapie aufgenommen waren, hätte ein Studienabbruch ernsthaft erwo- gen werden müssen. Unter ethischen Aspek- ten und nach gängigen GCP-Leitlinen wäre zumindest eine Information aller teilneh- menden Patienten über die neuen wissen- schaftlichen Erkenntnisse notwendig gewe- sen. Aufgrund der geringen „drop-out“-Rate ist kaum davon auszugehen, dass dies er- folgt ist.

Mit COMET wird weder eine Überlegenheit von Carvedilol gegenüber Metoprolol ge- zeigt, noch lassen sich Aussagen über den Stellenwert von unretardiertem Metoprolol- Tartrat bei Herzinsuffizienz ableiten. Sie trägt damit zu keinem klinisch relevanten Erkenntnisgewinn bei. Unter kostensparen- den Aspekten sollte bei Herzinsuffizienz Bi- soprolol als Betablocker der Wahl gelten, da es als Generikum vorliegt und eine Einmal- gabe pro Tag ausreicht.

Isabel Püntmann, Dr. Hans Wille Institut für Klinische Pharmakologie ZKH St.-Jürgen-Straße, Bremen

Dosierung und Tagestherapiekosten

Initial (mg) Ziel (mg) Kosten (€) Bisoprolol BISOPROLOL-Generikum 1 x 1,25 1 x 10 ab 0,28 Metoprolol-Succinat BELOC ZOK® 1 x 12,5-25 1 x 200 ca. 0,67 Carvedilol DILATREND®, QUERTO® 2 x 3,125 2 x 25 ab 1,58

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B R E M E R Ä R Z T E J O U R N A L9 03

P H A R M A K O T H E R A P I E

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