Der Betablocker Metoprolol hat offensichtlich immunmo- dulatorische Effekte, die sich zusätzlich zu den hämody- namischen Wirkungen bei der chronischen Herzinsuffi- zienz günstig auswirken kön- nen. Denn eine verstärkte Aktivierung des Immunsy- stems ist einer der maß- geblichen Trigger bei der Pa- thogenese der chronischen Herzinsuffizienz. Metoprolol kann dieser Immunaktivie- rung zumindest teilweise ent- gegenwirken, wie Untersu- chungen von Lars Gullstadt (Oslo) belegen: „Diese Be- funde legen nahe, das the- rapeutische Potenzial einer immunmodulatorischen Be- handlung bei Herzinsuffizi- enz in weiteren Untersuchun- gen zu prüfen.“
Gullstadt konnte nachwei- sen, dass Metoprolol die Kon- zentration des löslichen Inter- leukin-2-Rezeptors (sIL-2R) mindert, was einer Reduktion der T-Zell-Aktivierung gleich- kommt. Allerdings bleibt ei- ne gewisse Immunaktivie- rung auch unter Metoprolol bestehen, weshalb nach Gull- stadt auch über eine gezielte immunmodulatorische The- rapie bei der Herzinsuffizienz nachzudenken ist (American Heart Journal 2001; 141: 418–
421).
Im Rahmen der MERIT- HF-Studie wurden bei 81 Pa- tienten mit chronischer Herz- insuffizienz, die doppelblind randomisiert entweder Place- bo oder Metoprolol erhielten, nach drei Monaten verschie- dene immunologische Para- meter analysiert. So wurden die Plasmaspiegel des Tumor- nekrosefaktors-␣, (TNF-␣), des Interleukin-6 (IL-6), des IL-8 und IL-10 sowie des lös- lichen IL-2-Rezeptors (sIL- 2R) und des MCP-1 (Mono- cyte Chemoattractant Pep- tide-1) bestimmt.
Die einzelnen immunolo- gischen Parameter sind nach Angaben der Wissenschaftler pathogenetisch wahrscheinlich auf unterschiedlichen Ebe- nen involviert. So scheinen TNF-␣ und IL-1 über ver- schiedene Mechanismen die kardiale Dysfunktion zu för- dern, während IL1–6 und andere Zytokine vor allem die ventrikuläre Hypertrophie stimulieren und MCP-1 ver- mutlich oxidativen Stress in- duziert und die Apoptose för- dert.
Belegt ist nach Gullstadt, dass die Plasmaspiegel in- flammatorischer Mediatoren bei der chronischen Herz- insuffizienz erhöht sind, und damit sollten alle Mechanis- men günstig sein, die diese pathogenetische Spirale wie- der zurückdrehen.
Löslicher Interleukin-Rezeptor wird reduziert
Eine potenzielle Therapie- option, die unter anderem auch in dieser Hinsicht wirk- sam wird, ist entsprechend der neuen Daten das Meto- prolol (Beloc®, AstraZeneca).
Zwar zeigte sich bei den 81 untersuchten Patienten beim TNF-␣, beim IL-6 und IL-8 sowie beim MCP-1 trotz deut- lich erhöhter Plasmaspiegel kein Unterschied, sehr wohl aber waren unter der Be- tablocker-Therapie Verände- rungen beim sIL-2R zu ver- zeichnen. Während die Plas- maspiegel dieses Mediators unter Placebo konstant blie- ben, ergab sich unter Meto- prolol in den ersten drei Mo- naten der Therapie ein signi- fikanter Abfall, wobei die Werte anschließend aber wie-
der anstiegen. EB
MERIT-HF-Studie = Metroprolol CR/XL Randomized Intervention Trial in Heart Failure
Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 99½½½½Heft 12½½½½22. März 2002 AA799
V A R I A
Herzinsuffizienz
Metoprolol vermindert die T-Zell-Aktivierung
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