• Keine Ergebnisse gefunden

Jh., Bmchstücke aus dem französischen Kloster Corbie, wie bereits A

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Jh., Bmchstücke aus dem französischen Kloster Corbie, wie bereits A"

Copied!
5
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

von Margot Schmidt, Regensburg

Die nicht geringe lateinische Handschriftenüberliefemng, die Angaben der mittel¬

alterlichen Bibhothekskataloge, die verstreuten Zitate und Ephraemanspielungen in

der mittelalterlichen Literatur beweisen den anhaltenden Einfluß Ephraems des

Syrers auf das Mittelalter im Abendland bis in die verschiedenen Volkssprachen hinein.

1. DIE HANDSCHRIFTENÜBERLIEFERUNG

Zu den bereits bei A. Siegmund* signalisierten 47 lateinischen Hss konnte ich

weitere hinzufügen, so daß bis jetzt etwa gut 100 Hss bekannt sind. Dabei erheben

sich folgende Fragen: Wie steht es mit dem Alter und der Provenienz der Hss, wel¬

che Texte werden überliefert, wer ist der Übersetzer und erfolgte die Übersetzung aus dem Griechischen oder aus dem Syrischen?

Die Hss-Überliefemng besticht durch ihr Alter. Die ältesten Zeugnisse stammen bereits aus der zweiten Hälfte des 7. Jh., Bmchstücke aus dem französischen Kloster Corbie, wie bereits A. Wümart festgestellt hat^. Dann fließt die Hss-Überiieferung recht kontinuierlich vom 8.-16. Jh., am stärksten im 9. und 11. Jh.

Die Herkunft der Hss zeigt, daß jedes nur irgendwie bekannte Kloster ün mittel¬

europäischen Raum wie in Italien, Deutschland, Frankreich, Irland, England, Spa¬

nien seinen Ephraem besitzt. Neben dem französischen Kloster Corbie an der

Somme, von dem her das erste karolingische Hauskloster Corvey an der Weser ge¬

gründet wurde und das die seit 815 bestehenden fränkisch-sächsischen Beziehungen

bis in das 17. Jh. pflegte' und damit zu einem Austausch fränkisch-sächsischer BU¬

dung beitmg, spielt für die Füiation der Hss höchstwahrscheinlich die Irenmission und das Kloster Bobbio eine wichtige Rolle. Es gibt nämlich einen Codex Scotticus,

und der Bibliothekskatalog von Bobbio verzeichnet Ephraem-Hss. Von hier aus

dürfte sich die Verbreitung nach St. Gallen und Kloster Reichenau und darüber

hinaus in den alemannischen Sprachraum erklären. Besonders gut vertreten ist eben¬

so das bayerische Gebiet mit den Klöstem Freising, Tegernsee, Indersdorf und St.

Emmeran in Regensburg.

1 Die Überlieferung der griechischen christlichen Literatur in der lateinischen Kirche bis zum 12. Jahrhundert, München 1949, S. 69-71. Vgl. auch Dictionnahe de Spirituality, t. 4, col.

816 ff.

2 Les redactions de Ia vie d'Abraham ermite, Revue benedictine 50 (1938) 222-45.

3 M. Schmidt, Orientalischer Einfluß auf die deutsche Literatur... CoUoquia Germanica 1/2 (1968) 152-187, bes. 162.

xx. Deutscher Orientalistentag 1977 In Erlangen

(2)

182 Margot Schmidt

In den überlieferten Texten erscheint hauptsächlich ein corpus mit folgenden

Titeln in wechselnder Reihenfolge: 1. De iudicio Dei et de resurrectione, et de

regno coelorum; 2. De beatitudine animae; 3. De poenitentia; 4. In luctaminibus huius saeculi; 5. De die iudicii; 6. De compunctione cordis. Es ist das gleiche corpus,

das Vinzenz von Beauvais in seinem ,Speculum historiale' erwähnt. In den Dicta

Ephraemi verselbständigen sich diese Titel zum Teil, auch mit veränderten Über¬

schriften wie De finibus saeculi; daneben erscheinen weitere eschatologische Texte

wie De secundo adventu Domini nostri. De Antichristo und De factisAntichristi, so

daß das Thema der Endzeit und des Jüngsten Gerichts sich unaufhörlich tradiert.

Diese lateinische eschatologische Ephraem-Überlieferung bietet, unabhängig davon, ob sie im Einzelnen echt ist oder nicht, in Verbindung mit den syrischen eschatolo¬

gischen Ephraem-Sermones die Grundlage für die formale und inhaltliche Gestal¬

tung des Muspilli, eines althochdeutschen eschatologischen Gedichts aus dem 9. Jh.

In Präzisiemng zu den Forschungsansätzen von G. Grau"* werde ich in Kürze unter

dem Thema: ,Tradition und Redaktion im Muspilh' zu der bereits über 100 Jahre

währenden Kontroverse über ,,das verzweifeltste" aller ahd. Denkmäler klärende

Einsichten über die formale und gedankliche Einheit dieses Gedichts vor dem Hin¬

tergrund von Ephraem latinus vorlegen. — Andere Texte lassen sich als Monastica

zusammenfassen wie: Sermo ad Monachos, De virginitate. De laudibus martyrum,

Sermo asceticus, Sermo in Joseph, Liber de poenitentia, Orationes variae. Mehr

christologischen Inhalts sind die Predigten De nativitate Domini^, De passione Do¬

mini salvatoris nostri. In transfigurationem. Auffallend ist, daß unter den 6 Hss aus

Troyes, Cod. Nr. 898,9. Jh., neben den bekannten Ephraem-Texten die sonst nicht

in seinem Schrifttum aufgeführte Vita sanctae Margaritae virginis unter seinem Na¬

men nennt. Einmal ist bis jetzt De duodecim Patriarchis liber beati Effrem in

Charleville, Cod. 35, 12. Jh., überliefert. Einige wenige Hss nennen die Vita S.

Ephraemi und sein Testamentum.

Zur indirekten lat. Ephraemtradition gehört die Vita Abrahae Eremitae in Ver¬

bindung mit der Vita seiner Nichte Maria, die gemeinsam oder getrennt überliefert werden, ein Vorgang, den bereits die syrische Tradition kennt. Die syrische Quelle

als Acta Mar Abrahae Kidunaia^ beschreibt die Lebensgeschichte Abrahams, eines

Zeitgenossen und Freundes Ephraems. Dieser Text und seine lat. Tradierung sind

insofern bedeutungsvoll, als auf ihr, wie ich an anderer Stelle aufgezeigt habe', das

Drama Abraham der Hrotsvita von Gandersheim beruht; in dem Drama wird Ephra¬

em in Szene gesetzt. Über die lat. Version gelangte dieser bereits sehr früh von

Hrotsvita gestaltete lat. Text als mhd. Versbearbeitung in den Text des Väterbu¬

ches, V. 30675-33354*; neuerdings wurden hiervon zwei mhd. Prosafassungen be¬

kannt, die eine nach St. N. Werbow', Beriin Mgq 17, B. 4a-21a, die andere von mh

4 Quellen und Verwandtschaften der älteren germanischen Darstellimgen des Jüngsten Ge¬

richtes, HaUe 1908.

5 Nach dem gleichnamigen syr. Titel, ,Hymn. De nativ. Domini', konnte ich bereits Ephraems Einfluß auf die deutsche Literatur in Otfrids Verkündigungsszene aufzeigen, Beiträge zur Ge¬

schichte der dt. Sprache und Literatur 94 (1972), S. 26-51.

6 Gedruckt bei Th. J. Lamy, t. IV, 6 ff.

7 M. Schmidt, a.a.O.

8 Hrsg. von Karl Reissenberger, Berhn 1914 (DTM XXII).

9 Zur mitteUiochdeutschen VitaspatrumJ>rosa, ZfdPH 86 (1967), S. 17.

(3)

entdeckt, Basel, B IX 20, 14. Jh., f. 154rb-i7iva nebst Inkunabeln. Mit diesen Textzeugen läßt sich in lückenloser Weise die Wirkung der syrischen Quelle über das Lateinische bis in die deutsche Sprachgestaltung hinein verfolgen.

In welcher Umgebung finden sich die handschriftlichen Ephraem-Texte? Sie

werden überliefert unter der Rubrizierung: Kirchenväter, sie finden sich aber auch innerhalb doktrinärer Quellen und innerhalb von ascetica und hagiographica.

Als ersten lateinischen Übersetzer betrachtete man lange Ambrosius Camaldu-

lensis (t 1439), wie dies etliche Inkunabeln bezeugen. Schon Assemani bestritt

diese Meinung von Oudin, und die immer zahlreicher zimi Vorschein gekommenen

alten Hss widerlegen dies eindeutig.

Eine Übersetzung aus dem Syrischen läßt sich nur dann annehmen, wenn für die

Übersetzungszeit zugleich Kenner der syrischen Sprache nachgewiesen werden kön¬

nen. Soweit bekannt, ist erst im 16. Jh. auf Befehl Papst Leos X. Syrisch gelehrt

worden. Für eine Reihe von Texten fehlen auch die syrischen Originale. Doch zeig¬

ten Vergleichsstudien von Fr. Pfeiffer, Beyträge 1783, S. 82-95 für das Ephraem- corpus von Erlangen, Cod. Irm 369, libri VI, daß etliche lateirüsche Wörter eher aus dem Syrischen als aus dem Griechischen entstehen konnten. So bleibt für die letzt¬

genannten offenen Forschungsfragen noch alles zu tun.

2. MITTELALTERLICHE BIBLIOTHEKSKATALOGE

Neben der Hss-Verbreitung vermitteln die mittelalterlichen Bibliothekskataloge

weitere Auskünfte. Die von Siegmund angegebenen 21 Klosterkataloge konnten

ebenfaUs von mir ergänzt werden. Neben der dadurch dichter gewordenen Streu¬

ung wäre zu bemerken, daß Ephraem-Schriften außer in Klosterbibliotheken auch

in weltliche Bibliotheken Einzug nahmen.

3. INKUNABELN

Die Hss-Überlieferung setzt sich in den bisher 20 gesichteten Inkunabeln fort. In

der Reihenfolge des Erscheinungsjahres von 1366-1562 erschienen sie in Basel,

Rom, Florenz, Brixen, Nürnberg, Venedig, Straßburg, Paris, Köln, Dillingen. Diese

Wiegendrucke enthalten meist das bekannte eschatologische Ephraem-corpus 1-6;

es tauchen aber auch die anderen aufgeführten Titel auf.

4. FRÜHDRUCKE

Unter den nicht wenigen latemischen Frühdmcken von ca. 1570-1698 erschei¬

nen neben den bekannten Titeln neue wie: De cruce, verschiedene Muttergottes¬

predigten und Kommentare zum Alten Testament. Diese gab G. Vossius heraus,

Rom 1592, sowie anschließend die Opera omnia, Rom 1589—98, 2 Bde., die in

mehreren Auflagen erschienen: Köln 1603, fol., Antwerpen 1609 fol., Köln 1616

fol., Antwerpen 1619 fol.

5. VOLKSSPRACHIGE ÜBERSETZUNGEN

Die lateinische Version wurde die Gmndlage verschiedenster volkssprachiger

Übersetzungen. Neben den genannten mhd. Bearbeitungen werden vom 16.-19 Jh.

Sermones und Epistolae ins Deutsche übersetzt, als erstes 19 Reden von J. Schwei¬

ger, Mainz 1565.

(4)

184 Margot Schmidt

Unter den französischen Übersetzungen sind bemerkenswert die Opuscula spiri¬

tualia, Paris 1583, 1590, 1602, ferner De compunctione und die vita Ephraems,

Paris 1697.

Italienische Übersetzungen begirmen mit Sermones, Venezia 1545, es folgt De

virginitate, Brescia 1566, La Vita di Abrami, Firenze 1731. Enghsche Übersetzun¬

gen erfolgen erst später: De Antichristo , London 1113, Exhortatio, London 1731, Opera selecta, Oxford 1848, Homilien, London 1853. Dagegen liegen bereits früher mssische Übersetzungen unter dem Titel: Opera omnia, Moskau 1643,1653,1661,

1667 vor. Im Auftrage Peters des Großen erscheinen 1701 andere Ephraem-Über-

setzungen aus dem Griechischen, an die sich weitere Ausgaben der Opera omnia im

18. und 19. Jh., Moskau und Wilna, anschließen.

Dieser kurze Uberblick lehrt, daß der hnmense Einfluß Ephraems des Syrers sich nicht nur auf den Vorderen Orient und Byzanz beschränkte, sondern über die latei¬

nische Version auch nachhaltige Spuren im Abendland hinterlassen hat, so daß es

verständlich wird, daß ein so schöpferischer und universaler Gelehrter wie Leibniz sich in seiner juristischen Jugendschrift A^ova methodus discendae docendaeque jurisprudentiae, 1667, ftir die Kraft der inspiratio auf Ephraem Syms beruft.

Eine ausführliche Darstellimg von Ephraem latinus werde ich in Bälde vorlegen.

(5)

EIN BEITRAG ZUR NESTORIANISCHEN SCHULGESCHICHTE

von Wolfgang Schwaigert, Steinheim/Murf

In seinem Kapitel ,J)e scholis et literarum studüs" (BO III, 2, 919 ff.) nennt

Assemani unter mehreren theologischen Bildungsstätten auch eine in der Stadt syr.

Bet Läpät = arab. Gundaisäbür = pers. Gond-i Säpür, dem Metropohtansitz der

südpers. nestorianischen Kirchenprovinz syr. cElam = arab. Hüzistän bzw. Ahwäz.

Bislang ist diese Metropole nur im Hinbhck auf die dortige Medizinschule imd deren

Bedeutung für die Medizingeschichte untersucht. Die spärlichen Angaben zur Theo¬

logenschule, in syr. und christl.-arab. Quellen verstreut, vermitteln uns Angaben

über Lehrer, Studenten, Lehrgegenstände, das Verhältnis der Schule zum Metro¬

politen und das Verhältnis Medizin—Theologie im Zeitraum Ende 6. bis Mitte 9. Jh.

n. Chr.

Über die Gründungszeit der Schule gibt es vorläufig noch keine sicheren Anga¬

ben. Schwerlich dürften ihre Anfänge in dem von Badmä vor 376/77 gegründeten

Kloster außerhalb von Bet Läpät liegen (so Assemani). Die erste ausdrückliche Er¬

wähnung emer Schule (syr. esküle), die uns in das ausgehende 6. Jh. fiihrt, findet

sich in der Vita des Rabban Homüzd. Abstammend aus einer angesehenen christl.

Famüie aus Bet Läpät wird er im Alter von 12 Jahren auf die dortige Schule ge¬

schickt, um die Psalmen zu lernen und in der „geistlichen Lehre" unterrichtet zu

werden. Nach 6 Jahren, so wird berichtet, kann er die Psalmen und das NT auswen¬

dig hersagen. Mit 20 Jahren verläßt er die Schule, um Mönch zu werden. Aus diesen

Angaben sowie Datiemngsversuchen zur Gründung seines Klosters lassen sich fol¬

gende, wenn auch vorsichtige Schlüsse ziehen: 1. Hormizd dürfte von 587-595

Schüler der Theologenschule gewesen sein; 2. der dortige Unterricht erstreckte sich

über einen längeren Zeitraum; 3. Lehrgegenstand war die Ketmtnisvermittlung der

Psalmen, wohl auch weiterer alttest. Bücher sowie des NT. Dies dürfte - analog

etwa zu Nisibis — zum Elementarunterricht gehört haben, der sicherlich auch das

Schreiben und das Lesen vermittelte; 4. wohl erst daran an schloß sich der Unter¬

richt in der „geistlichen Lehre", der auch den Umgang mit der Kommentarlitera¬

tur zur Bibel zum Inhalt gehabt haben dürfte.

In die Zeit um 642 führen uns 2 Briefe des späteren Patriarchen Igö^yahb III.,

die abwertende Äußemngen über die Gelehrsamkeit in cElam enthalten. In B 52,

der auch an den neuen Metropoliten von Bet Läpät, Maremmeh gerichtet ist, äußert

TSöCyahb sem Unverständnis darüber, daß ein so gelehrter Mann wie Maremmeh

* Eine erweiterte Fassung des Referates soll als Aufsatz in der Zeitschrift Oriens Christianus erscheinen.

XX. Deutscher Orientalistentag 1977 In Erlangen

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Barth und Brockelmann haben auch erkannt, dass das von.. ihnen

1) Am gleichen Ort belehrt mein Kritiker, dass ich 80, 21 „nicht ein Schatten" hätte sagen sollen , statt „nicht etwas Schattenhaftes", während ich docb diese

ist: dass nämlich diese Form j \p>\o> durchaus nicht etwa von.. 1) Das von Lagarde

mich verändert außer an diesem Tage. 9 ist nach eine Lücke, entstanden durch.. Homoioteleuton; vgl. »und er ging

bezeichnet haben (Barton und Spoer: Joumal of Biblical Literature) und aus dem Jahre 1221 stammt, weicht S. vom Leetionarium A und dem arabischen Diatessaron an den hier in

sich aber eben diese Wirksamkeit, die Verehrung, die er allerorts bis zu den Rändern der Erde genießt, seine zeitweilige Abwesenheit in der einen Region und sein Erscheinen in

Wenn ein Getöse entsteht, so wird es Hagel geben und Mord unter. den Menschen und unter den Tieren, den Vögeln und

setzung der Aphorismen fmdet, so daß der Schluß erlaubt ist, daß auch die syrische.. Übersetzung der