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Zur syrischen Lexikographie.
Von Theodor Nöldeke.
J. K. Zenner sieht (ZDMÖ. 51, 679) in jjot-V2) .Fledermaus"
die Verstiimmelimg einer Zusammensetzung von ..{oi ( -r;°>) und
JjjOJ = )j?oJ? 1,Ohrenvogel'. Er schliesst dies besonders aus dem
Adjectivum \^jo^l3)- Freilich macht ihm das i nach dem Stat.
constr. einiges Bedenken , aber er beruhigt sich mit dem Hinweis
auf Duval's Grammatik S. 339, wonach dieser Fall doch zuweilen
vorkomme. Ich würde allerdings schon daran grossen Anstoss
nehmen, dass eine jedenfalls sehr alte Zusammensetzung überhaupt
das j enthalten solle: für die alte Zeit wäre der St. estr. allein zu
eiTvarten. Von den beiden Belegen , die Duval anführt , hätte der
erste aus Martin's Ausgabe des (Pseudo-)Josua Styl. 69, 15 bei der
Liederlichkeit, womit die Handschrift geschrieben ist, schon an sich
gar kein Gewicht, aber Wright's Ausgabe 77, 16 zeigt, dass die¬
selbe hier regelrecht jK ^^n» ) ».^^jo hat, nicht "j.^ ^'j». Bleibt also
nur das Beispiel ..1 , ^y>0 - Ephr. 3, 429 F. Wer die Römische
Ausgabe des h. Ephraim für fehlerlos hält, mag auf dies Beispiel
etwas geben. Wer aber weiss, wie wenig zuverlässig diese Edition
im Einzelnen ist, der wird ruhig annehmen, dass die Handschriften . -v-i Q. oder höchstens '^j ö^^^iso.. haben. Und wenn sich in un¬
genauen Editionen oder schlechten Handscbriften gleich noch einige
weitere Beispiele der Art finden sollten , ich beharre auf meinem
,nie". Das fehlte nocb, dass wir auf elende Schreibfehler gramma¬
tische Regeln bauten! Also schon wegen groben Verstosses gegen
die Grammatik ist jene Etymologie unannehmbar. Pemer wäre der
Abfall des n höchst bedenklich. Das Adjeetiv ]«jjo»—V3 ist natür-
92 Nöldeke, Zur syrischen Lexikographie.
lieh eine junge gelehrte Bildung und nicht |^joU»»3i sondem
)'j?o t" fV^ auszusprechen (wie jljiojj |-t^ «p u. s. w.). Es findet p
sich Causa Caus. 255, 12. An der älteren Form «mN für
wäre sonst kein Anstoss zu nehmen. Aber, wie man sieht, ist die
Etymologie unzulässig. Eine einigermassen sichere Erklärung des
Wortes weiss ich nicht. Dass Zenner Recht bat, wenn er die
Herleitung aus |a,V^ + l5.0 „Wurm" verwirft, bedarf keiner
weiteren Ausführung.
Die Bedeutung „Fledermaus" steht ganz fest. Seltsam daher,
dass das Wort im Caus. Caus. „Insekt" oder vielmehr „fliegendes Insekt" heisst, s. 21, 20. 238, 9. 254, 21.
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Ravanavaho 7, 62.
Von Richard Pischel.
Ravanavaho 7, 62 lautet nach S. Goldschmidts Text:
TwfiTTTw *<fgi{nm TT^f^
tifTTflTTTT wnrff TT^^ I
^TfT ^^''^^'TT^ wrt
Tf^Tftp'Tf^ITF'I^NI'IWTt II
Im Anschluss an den Kommentar des Rämadäsa und die Setu-
sarani übersetzt dies Goldschmidt: „Die aus Blütenstaub be¬
stehende Fahne verrät die von zomigen Waldelefanten zerstampften
Wälder der samt den Apsarasen imtergegangenen Berge — welche
Wälder von solcher Frische sind, dass ihnen ununterbrochen der
Duft des Blütensafts entströmt"
Dagegen lässt sich manches einwenden. Die Übersetzung von
mit „Fahne" ist zwar wörtlich, im Deutschen aber kaum
verständlich. Wir sprechen von einer „Staubsäule", aber nicht von
einer „Staubfahne". hat auch die allgemeine Bedeutvmg von
„Wahrzeichen", „Merkmal", „Erkennungszeichen" = f^g der
Lexikographen, und so erklärt es Rämadäsa ganz richtig hier mit
^«SlDli f^j5*1,. Sodann ist es nicht wahrscheinlich, dass der
Dichter die besondere Frische von Wäldern hervorheben wird, die
von zomigen Waldelefanten zerstampft sind. Auch kann nicht
von dem Dufte des Blütensaftes die Rede sein, da die Waldbäume
sich nicht durch wohlriechende Blüten auszeichnen. Wenn von
dem Dufte der Wälder gesprochen wird , nennen die indiscben
Dichter vor allem den Sandelbaum. Gerade von ibm aber wird
gesagt, dass er ohne Blüten und Früchte vom Geschick geschaffen
sei (Govardhana, Aryasaptasati 487), und es i,st ja bekanntlich das
Holz, das den Wohlgeruch ausströmt. Dureh das Zerstampfen der