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Bibliographische Anzeigen.

W. Wright, Catalogne of Syriac Manuscripts in the British Museum

acquired since the year 1838. Part I. Printed by order of ihe

Trustees. Sold at the British Museum. {London) 1870. — 399 SS.

in Quart.

Bis vor wenigen Jahrzehnten gab es in Europa nur eine grosse Sammlung syrischer Handschriften, die Vaticanische. Diese hat in ihren ersten Zeiten der Wissenschaft die reichsten Gaben gespendet, vor Allem durch den Eifer des unsterblichen Jos. Sim. Assemani. Leider aber hörten die Mittheilungen römi¬

scher Gelehrten aus syrischen Handschriften früh auf, und die Scbwierigkeiten, welche man bei der Benutzung der Vaticanischen Bibliothek findet, hielten Aus¬

wärtige von der Ausbeutung jener fast ganz ab, so dass von den reichen Schätzen seit langer Zeit der Wissenschaft Wenig zu Gute gekommen ist. Es führte daher fast zn einer neuen Entdeckung der syrischen Literatur, als das hrittische Museum zn seiner nicht sehr bedeutenden Sammlung syrischer Manuscripte die Reste der Nitrischen Bibliothek erwarb, aus der auch der Hauptbestandtheil der Vaticanischen Syriaca stammt. Sofort erschien eine Eeihe von Ausgaben wichtiger syrischer Schriften; Gelehrte aus England, Deutschland, Holland und andem Ländern betheiligten sich dabei. Durch die den ältern Herausgebern unbekannte diplomatische Genauigkeit in den Ausgaben Cureton's , Lagarde's, Wright's u. A. m. ward es jetzt erst möglich , auch ohne Autopsie über viele Puncte der syrischen Sprache und Schrift ein sicheres Urtheil zu gewinnen.

Voraussetzlich wird dieser Eifer, sorgfältige Ausgaben syrischer Werke zu ver¬

anstalten, nicht eher erlöschen, als bis wenigstens alles Wichtigere erschöpft ist.

Seit Jahren arbeitete nun Wright an einem beschreibenden Catalog dieser Handschriften , durch welche der Zugang zu denselben ausserordentlich erleich¬

tert und in gewisser Hinsicht selbst den Abwesenden ihre Benutzung ermög¬

licht werden musste. Diese Arbeit ist weit schwieriger, als sie Manchem schei¬

nen mag. Es galt da zuerst, die vielfacb durch einander gerathenen Bruch¬

stücke zu ordnen, das Zusammengehörige zu vereinigen und das Verschiedenartige zu trennen. Die Bestimmung der zum grossen Tbeil nur bruchstückartig oder doch mit starken Verstümmlungen erhaltenen Schriften musste oft sehr schwer werden, und dazu machte der theilweise sehr wenig anziehende Inhalt diese Arbeit gewiss vielfach recht unerfreulich. Es ist daher mit grossem Dank anzuerkennen, dass Wright schon jetzt seinen peinlich genau gearbeiteten Catalog vollendet hat. Der zweite Theil ist im Druck bereits ziemlich weit gediehen, der erste, die Biblica und Liturgica umfassend , liegt uus vor, und bätte ung scbon geraume Zeit frUher vorgelegen, wenn nicht der ganze erste Abdruck

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Bihliographische Anzeigen. 267 Tor etwa einem Jabre mit vielen andern Schätien beim Brande der Druckerei verloren gegangen ware.

In dem äusseren Schema schliesst sich Wrigbt im Ganzen dem 1838

erschienenen Cataloge an , in dem Rosen und Forshall die damals im britti¬

schen Museum vorhandenen syrischen Handschriften beschreiben •); aber zu mancherlei kleinen Verbesserungen fügt er noch die grosse, dass er englisch, nicbt lateinisch schreibt. Zu wünschen wäre freilicb , dass Wright den ganzen Inhalt jenes Catalogs in den seinigen wieder aufgenommen hätte. Man brauchte dann nur einen einzigen Catalog zu benutzen , und dazu enthält der ältere so manches Versehen, dass er eine Revision sehr wohl vertragen könnte.

Die biblischen Handschriften sind in folgende Klassen eingetheilt: Altes Testament, Neues Testament, Apocryphen, Punctierung, Psalterien, Lectionarien.

Da Handschriften von allen drei Kirchen (Monophysiten, Melkiten, Nestorianern) vorhanden sind, so ist auch der in ihnen befolgte Canon verschieden ; doch muss man beachten , dass noch nicht jede Schrift , welche in einem Bibelcodex steht, bei der betreffenden Religionsgemeinschaft gradezu als canonisch zu gelten braucht ; denn es ist eine alte Sitte, allerlei apocryphe Schriften, die nie canoni¬

sches Ansehn gewonnen haben, mit den biblischen Büchern zusammenzuschreiben.

Auf zwei Thatsachen mache ich hier aber aufmerksam. Während die in dem ältern syrischen Canon fehlenden neutestamentlichen Briefe (2 Petr. , 2 und 3 Job. , Jac. , Judas) doch in manchen Handschriften vertreten sind , findet sich

die Apocalypse in keiner Handschrift des brittischen Museums

(auch nicht bei Roseu und Forshall). Gegen sie muss also die Abneigung der Syrer am grössten gewesen sein (auch Aphraates scheint sie nicht zu eitleren). Sodann finden wir auch hier, dass die nestorianischen Haudschriften und ebenso die von nestorianischem Einfluss berührten „ Karkapbischen " im A, T. den beschränkteren Canon haben , auf den ich schon öfter hingewiesen habe, nämlich mit Ausschluss der Chronik u. s. w.

Die älteste datierte Bibelhandschrift ist ein Pentateuch (ohne Leviticus) vom Jahre 464 n. Chr. Wright giebt aus diesem die Varianten zu Lee's Aus¬

gabe aus Gen. 49; Ex. 15, 1—21; Ex. 20, 1 -17 und Deut. 32, 1—43. Es stimmt zu sonstigen Beobachtungen, dass der Text iu der Handschrift an diesen Stellen lange nicht so stark von unserm gewöhnlichen abweicht als bei Aphraates und Ephraim ; wiederum ein Beleg dafür , dass die Bibelcitate bei Kirchen¬

vätern, die sich zn stark auf ihr Gedäcbtniss verlassen , lange nicht den Werth guter Handschriften haben. Die Varianten sind zum grossen Theil geringfügig.

Allerdings stimmt die alte Handschrift in einigen Fällen da mit dem hebräi¬

schen Text überein, wo unsre Ausgaben dem griechischen uäher stehn, und da hat sie gewiss die ursprüngliche syrische Uebersetzung treuer bewahrt. So hat sie Gen. 49, 1 bloss t^ojo ohne ^^0^ (so im Hebräischen, in vielen griechi¬

schen Handschriften aber «vto«); Ex. 20, 10 I jJ ohne 0)3 (griechisch

1) Ich bemerke hier, dass dieser Catalog leider der einzige einer grösseren syrischen Sammluug ist, den ich bei dieser Besprechung benutzen kann. Na¬

mentlich bedaure ich , dass ich den Payne-Smith'schen Catalog der syrischen Haiidsehriften der Bodleyana nicht vor mir habe.

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iv ailf) ); V. 11 Jfck^Aj jjOOi. (naüM DN) , nicht j^OOA.

( rrjv iifiäoav Trjv ißSöurjv ) u. s. w. Ebenso ist besser ihre Lesart eb. v. 2 .jboOSjj ("^iriNltin) als .jüjQOoJj; v. 3 iSäSS. statt JVj Jo^JJ (hebräisch bloss D^cbKb) u. s, w. Beim Decalog sind übrigens die Abwei¬

changen am stärksten. Bei Deut. 32 beschränken sie sich fast auf Zusatz und Weglassung eiues „und", z. B. v. 22^QoJ1.0; v. 26 Lv»/ ; v. 35 N,f ; V. 41 .^20)/ , Alles in Uebereinstimmung mit dem Hebräischen , in v. 41 im Gegensatz zum Griechischen : xai änoSiiom); dagegen ist ein sonst nicht beglaubigtes „und" in v. 8 «OO, v. 24 "^'1^^'" ^- Mit der gemeinen Lesart stimmt die Haudschrift überein Geu. 49, 6 in

«^0)biJQM30, wo allerdings Ephraims ^O^J,0^0 als ursprünglichere Ueber¬

setzung von D5i£13T anzusehn. Von den orthographischen Eigenthümlichkeiten verdient Beachtung, dass schon hier ein angehängtes gradezu als Zeicben der Vocallosigkeit obne jede etymologische Berechtigung angewandt wird in w.;2aj ^Ojll^ Deut. 32, 12 und wO)SS. &k.\o Deut. 32, 39 statt (an letzter Stelle hat unser Text joj^).

Die Psalterien entbalten durchgehends noch allerlei andre im liturgischen Gebranch vorkommende Stücke aus der Bibel und sonstwober. Die Ueber¬

schriften der Psalmen weichen auch hier, wie manche Proben zeigen, von den bekannten wie untereinander bedeutend ab. Es ergiebt sich aus dieser Ver¬

schiedenheit, dass sie später als die Uebersetzung sind und in einer kritischen Ausgabe der syrischen Psalmen ganz weggelassen werden müssen. Merkwürdig ist die mehrmals wiederkehrende Bemerkung , dass die Psalmen ans dem Palä¬

stinischen in's Hebräiscbe , daraus in's Griechische und daraus in's Syrische übersetzt wären (119b vgl. 126b und Rosen 9a). Was man sich unter dem ,, Palästinischen" (das 120b fehlt) dachte, weiss ich nicht. Dass der syrische Uebersetzer der Psalmen die LXX vor Augen hatte (anders als bei einigen Büchern der Peschita, bei denen die Annäherung an die LXX erst durch Inter¬

polation bewirkt ist) , war mir schon lange wahrscheinlich ; aber freilieh direet aus dem Griechischen hat er doch gewiss nicht übersetzt. Dazu kommt noch die seltsame Angabe bei Kosen 9a, dass diese Uebers-itzung dem Symmachus folge. Das Alles verdient noch eine sorgfältige Untersuchung. Auch das Wort jjt-^2öDJ (»..oy), welches nur bei den Psalmen vorkommt (vgl. noch Rosen 9b, wo falsch jjl^'^^COI gedruckt), ist noch nicht ganz erklärt. Dass es bloss

„der üebersetzer"') hiesse, glaube ich nicht recht. Ich denke, es bezieht sich auf irgend eine äussere Eintheilung in Leseabscbnitte. Man kann es doch nicht

wohl trennen von der ünterschrift eines Psalters (127 b ): j-^r- -

1) In der Ueberschrift von CLXXVHI (126 a) ist wohl ^f>«0»n« fü,-

^* • 0>y%« 2u lesen. Uud hiesse ,,übersetzen", so erwartete mau als Nomen agentis doch eher J tit'i^iVN .

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Bibliographische Anzeigen. 269

jfcO O i*V*.Jo / j«»«jO (Druckfehler JSfckO) j^bO OM^V® „Jacob der

Sünder theilte es ein : erstes Buch 1, letztes Buch 2", sowie von dem beliebten

»«>0) „Pericopen" u. s. w. Der Ausdruck ist also zu fassen wie in

|jt'^2CDy <^A^o/, das Gildemeister in dieser Zeitschrift XIII, 473 als eine Verkürzung aus J » yOtv^ jl.'^y erklärt gemäss Assemani's Uebersetzung

„Evangelium per anni circulum dispositum."

Bei den biblischen Handschriften behandelt Wright auch einige über Punc¬

tierung. Es sind dies masorethische Werke von der Art, wie sie Wiseman uud kürzlich Martin besprochen haben (vgl. Gött. Gel. Anz. 1870 Stück 33). Vor Allem zieht unsre Aufmerksamkeit auf sicb ein nestorianisches Manuscript dieser Art vom Jahre 899 n. Chr. , von dem auch Martin iu Kürze redet. Diese Handschrift verdieute eine ausführliche Monographie, wenn nicht gradezu eine Ausgabe. Für die genauere Kenntniss der syrischen Lautgesetze müssen ihre Bemerkungen vom grössten Werth sein. Schon in den wenigen Notizen, die Wright daraus mittheilt , finden sich wichtige Angaben. Ich wiU nur ein Bei¬

spiel anfuhren. Bei \^ (Ethpeel — mit QuSSäi des B) und

(Pual, gleichfalls mit dem obern Punet des B) wird vorgeschrieben, das .Jb wie y^^zu lesen. Soll hier y^^seineu gewöhnlichen Laut bezeicbnen , so wäre das ein beispielloser Wechsel. Ich denke aber, es ist ein, freilich nicht sehr geschickt gewähltes, Zeichen für den Laut desjjj denn ganz aualog wie man dumpfe Laute vor deu hellen Mutae als helle liest und speciell j^QQ«»

ausspricht wie J?J*« i^vrgl. Barh. gramm. metr. S. 36 f. und manche Bemer¬

kungen in Wright's Catalog), muss auch der dumpfe Zischlaut .jt zum hellen ^ werden, für welches das Alphabet kein eignes Zeichen hat. Zwar ist es sehr wahrscheinlich , dass diese syrischen Masorethen , grade wie die arabischen, fUr die Vorlesung ihrer heiligcu Schrifteu mancherlei Feinheiten uud KUnstlichkeiten anordneten , die mit dem Gebrauch der lebeuden Sprache nicbt völlig überein¬

stimmten, aber gauz willkürlich sind ibre Vorschriflen gewiss nie, weil ja ebeu das Syrische und das Arabische damals noch lebende Sprachen wareu. Diese nestorianische Handschrift hat (wie auch eine audre , gleichfalls nestorianische, vom Jahre 862, siehe S. 178 t.) die volle syrische Punctation , welche leider noch die eiue Unvollkommenheit behält, dass sie e (?) uud e uicht deutlich nnterscheidet , da sie für beide Laute durch eiuander _ und _ hat , während i, wie es scheiut, beständig Jod mit dem untern Punct (w) ist und o von u durch die Stellung des Punctes über dem Waw unterschieden wird ^q = o^

o = m).

Bei dieser Gelegenheit heben wir die Sorgfalt hervor, mit welcher Wright überall nicht bloss angiebt , wie weit die Handschriften mit syrischen oder griechischen Voealzeichen versehen sind, sondern auch Näheres über die Gestalt derselben mittheilt. Wir erfahren da, dass u durch alle möglichen Variationen von UP, worunter auch H, und durch blosses /' bezeichnet wird, dass nebeu 11 (^_* ) aucb / vorkommt, ueben U ( — j auch (ohue Unterschied der Quantität) la

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(13 a; 17 a), welches freilich bei der Interjection o/ zum Unterschied von o/

a u schon zu einer Zeit gehraucht wurde , als man sonst noch gar keine grie¬

chischen Vocale in syrischer Schrift verwendete, und mancherlei Anderes.

Anch die liturgischen Handschriften hat Wright in verschiedene Abthei¬

lungen gesondert. In fast allen finden sich zahlreiche Lieder von Ephraim, Jacob von Sarfig u. s. w. Für die Kenntniss der syrischen Fest- und Sonu- tagsordnungen und der Einzelheiten des Cultus werden diese Handschriften ge¬

wiss höchst wichtig sein; freilich dürften sich viele Wiederholungen in ihnen finden und der Wunsch nicht ganz unberechtigt sein, dass dies Fach etwas weniger reich ausgestattet und dafür andere noch vollständiger vertreten wären.

Ein besonderes Interesse nimmt die Handschrift CCCCXXI vom Jahre 675 V. Chr. in Anspruch, die, wie Wright fast unzweifelhaft macht , ein Autograph des Jacob von Edessa ist.

In den Miscellanbandschriften finden wir noch Einzelnes , was in andre Fächer gebört. So eine kleine Apocalypse Daniel's (18 a) und ein paar Seiten über Erbrecht (20 a), deren Abdruck zu wünschen wäre, da sie den juristischen Forschern vielleicht ein ähnliches Interesse gewähren , wie die von Land ver¬

öffentlichte juristische Scbrift.

Natürlich kommt auch einiges Karschunische ') hier vor. Aber ein beson¬

deres Curiosum ist die von Moses von Märdin 1549 n. Chr. mit syrischen Buch¬

staben und griechischen Vocalen geschriebene lateinische Handschrift CCLXXXIIL Nach den Proben, die Wright giebt, ist der Mann dabei ganz consequent und zweckmässig verfahren ; die gezischte Aussprache des c vor e u. s. w. drückt er durcb mit drei Puncten darunter aus d.i. ^ , also nach italiänischer Weise. Weniger gut ist von einem Andern die freilicb schwierigere Aufgabe gelöst. Syrisch mit arabischen Buchstaben zu schreiben (in einer Bei¬

schrift S. 311 a) ; nicht besser macht es Einer , der in einem Manuscript die Aussprache gewisser syrischer Wörter mit arabischen Buchstaben an den Band geschrieben hat (S. 134a). Von Wunderlichkeiten, welche in Unterschriften vorkommen, erwähne ich noch Folgende : Einer schreibt einmal in jedem Worte eines Satzes die Buchstaben in umgekehrter Ordnung z. B. jl^O^ für OO^L/, die Wörter selbst aber in ricbtiger Folge von rechts nach links (91 b unten).

Zuweilen giebt ein Abscbreiber die einzelnen Buchstaben seiues Namens durch die ausgeschriebenen Zahlen wieder, welche sie als Zahlzeichen bedeuten (z. B.

j^CQ^ für ^) Einige bedienen sich der s. g. Bardesanes-Schrift , welche jedem Buchstaben eiuen audern Werth giebt als der gewöhnliche Gebrauch.

Wright hat mit Eecht grossen Werth darauf gelegt, die Geschichte der einzelnen Codices, soweit sie sich aus Unter- und Beiscbriften erkennen lässt,

1) Woher stammt dieser Name, der S. 2b wJQJkVO^ , S. 238b (ganz

modern) >,jajL^,> geschrieben wird? Giebt es einen Ort oder ein Kloster, das

• • 3^

^^^Xiijii oder äbnlich hiesse?

2) Umgekehrt werden auch die alten syrischen Ziffern für die ihnen an Zahlenwerth gleichstehenden Buchstaben gebraucbt ; siehe Wrights Anzeige von Land's Anecd. syr. I (Journ. of Saered Lit. April 1863) gegen Ende.

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Bibliograjihiache Anzeigen. 271 zu verfolgen. Die zum Theil sehr alten Bücher sind oft durch manche Hände gegangen, ehe sie in's syrische Kloster der Gottesgehärerinn von Skete gelangten.

Dass die frommen Monophysiten sie hier nicht alle sorgsam studiert haben, möchte ich daraus sehliessen, dass dabei einzelne Namen nestorianischer Grössen unbeanstandet geblieben sind; so steht S. 107 b-„der beilige Theodor" (von Mopsubestia). In andern sind freilich derartige Namen ausgekratzt (178 b;

181b), wie S. 177b sogar der Name des Kaisers Leo getilgt ist, weil man ihn für den Pabst Leo hielt, deu Verfasser des den Monophysiten Uberaus ver¬

hassten TOfioi JqQ2DQ^ (177 b). An einer Stelle warnt ein Leser eines dem Theodor zugeschriebeneu Hymnus vor dem nestorianischen Sauerteig (130 a). — Schon die vielen Personen- und Ortsnamen, die in den Unter- und Beischriften vorkommen, verdienen Beachtung. Da die Syrer leider keine Beschreibung ihrer Länder verfasst haben , so müssen wir uns Namen aramäischer Orte in unver¬

fälschter Gestalt mühsam zusammensuchen, und dazu erhalten wir hier manchen kleinen Beitrag ; freilich gebeu in späterer Zeit Syrer die Namen ihrer heimi¬

schen Orte nicht seiteu iu arabischer Form. Hie und da fiudeu wir in diesen Beiscbriften sogar wichtige historische Notizen , so uamentlich die leider stark verstümmelte Uber die Einnahme der Gegend vou Damascus durch die Araber von einem Zeitgenossen (65 b). Auch zur Kenntniss der geselligen Zustände und zur Culturgeschichte geben sie einigen Stoff; ich verweise z. B. auf die Klage ü^er die Summen, mit welchen die Patriarchen die , .heidnischen" Sultane bestächen, eine Klage, welche ein Leser im Jahre 1204 u. Chr. zu einer Stelle über Bestechen und Bestechlichkeit an den Kaud geschriebeu hat (368 b). Einen eigeuthümlichen Eiudruck machen die Verfluchungen, welche in den Unterschriften gegen den geschleudert werden , der die betreffeude Handschrift dem recht¬

mässigen Eigenthümer entfremden würde ; das Kloster in Skete erlaubt nur eine Verleihung auf 6 Mouate und auf keiuen Fall eine Veräusserung. Hoffen wir, dass Gott die Britten, welche trotzdem die Handschriften an sich gebracht haben, mit dem Aussatz des Gehasi, dem Strick des Judas und andem grauen¬

haften Strafen im Diesseits und Jenseits verschonen möge, welche hier gedroht werden! In äbnlicber Weise wird oft auch der verflucht, welcher den Namen des Abschreibers und Besitzers austilgen und durcb andre ersetzen würde; der Zweck dieses Verfahrens kaun uur der geweseu sein, die herkömmlich den Le¬

sern auferlegten Fürbitten dem eignen Namen zuzuwenden. Man sieht , hier herrscht eine entsetzlich äusserliehe Auffassung der Keligion !

Sind die Unterschriften der Abschreiber oft schon sehr incorrect , so gilt das noch mehr vou den Notizen späterer Leser. Zunächst ist hier blosse Nach¬

lässigkeit , die sich in Auslassung einzelner Wörter u. s. w. zeigt ; wir sehen dass diese Leute nicht souderlich gewohnt waren , eigne Gedanken uiederzu- sclu-eiben. Aber sehr interessant ist es , zu beobachten , wie hier zum Theil schon sehr früh vulgäre Wortformen aus den lebenden Mundarten in die Schrift¬

sprache eindringen, dereu die Schreiber nicht vollkommeu mächtig sind. So treffen wir schon im Jahre 700 (42 a) uud im Jahre 9474 (332 der Hedschra;

S. 394 b) den Monatsnamen ^ -/ statt ^d^L../ wie im Kurdischen uud Neu- syrischen. Wie im Neusyrischen haben wir feruer im Jahre 1214 die Plurale

|jJJ ,. Vettern" statt JjJ (^163 b, vgl. meiue neusyr. Gramm. S. 137), wie bei

2 1 *

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Bibliographische Anzeigen.

Rosen 52« nach neusyrischer Weise JL^/ „Hände" statt j:;«^/ oder jLo)«.»/

vorlcommt (neusyr. Gramm. S. 138) und eb. 52 b jN - „Jahre" statt J'-'t^

(neusyr. Gramm. S. 140; ich kenne allerdings im Neusyriscben bei diesem Worte keinen Plural mit jEw, sondern bloss jjJL)- Beide letzteren Beispiele sind aus Mosul vom Jahre 1499. Eine neuere Pluralbildung haben wir in JLI^OV^ „Freitage" statt j|^i30'^ (131b; 13tes Jahrhundert). Schon um's Jahr 900 hat eine Beischrift aus Res'aina ,^0)0lS.O „sein Haus" mit Suöii wie am Plural, ganz nach neusyrischer Weise (8b). Eine sehr incorrect ge¬

schriebene Bemerkung vom Jahre 624 (S. 83), weicbe ursprünglich kurzes e(J) oft plene schreibt, z. B. ■*-V^■ |^ „fünf", ^>3J)/ „ward gekauft" u. s. w., hat auch \ ' also die Aussprache n'natter, nicht n'nattar (vrgl. Aehnliches im Mandäischen). Ebenda wird durch die Schreibart |jfO)o/ bewiesen, dass die Erweichung des vor O) zu ^ schon damals Statt fand , was sich übri¬

gens aus metrischen Gründen bereits für bedeutend frühere Zeit wahrscheinlich

machen lässt. Nach einer im Neusyrischen mehrfach vorkommenden Art

(neusyr. Gramm. S. 191) ist gebildet ^m',rri „kritzeln" von (vom

Jahre 1489 S. 310 neben den ebenso gebildeten , aber schon alten Ij

und andern seltsamen Wörtern für „sudeln") ; dies Wort finden wir auch ara¬

bisch als Ja-iyi (vom Jahre 1518 S. 314 b). Arabische Wörter sind begreif¬

licherweise in diesen Notizen nicht ganz selten. So steht J^^s,^ „Fehler"

= _Llic j das ich bis jetzt bloss aus den Prolegomena zu Beelen's Ausgabe dos Clemensbriefes S. XII vom Jabre 1470 kannte, schon in einer Handschrift vom Jahre 1101 (S. 296 a) und in anderen des 12. und 13. Jahrhunderts (S. 171b; 276 a; 380 b; neusyrisch ist es fcSdO und J^^, Verbum .^jik-).

Von orthographischen Seltsamkeiten erwähne ich noch die mehrmals vorkom¬

mende Schreibwelse für IjfcwV,^ Tagrit änäjä „aus Tagrit";

das überflüssige n vor dem t verdankt seinen Ursprung ofifenbar der falschen Analogie von j K. i ■, v% ,

Die äussere Ausstattung genügt voUkommen den Ansprüchen, die man an eiu derartiges Werk machen muss. Nur die au einigen Stellen angewandte plumpe und zu grosse nestorianische Scbrift, welche sehr hiuter der der Presse von Urmia zurücksteht, stört den vortrefflichen Eindruck.

Wie schon bemerkt, schreitet der Druck des zweiten Theils rüstig vorwärts und haben wir daher hinreichend Ursache zu der Erwartung, dass wir bald die Vollendung des Werkes erleben werden, welches dem ^' erfasser wie dem grossen Institut, von dem es ausgeht, hohe Ehre macht.

Kiel. Th. Nöldeke.

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Bibliographisclie Anzeigen. 273 Zu WrighVs Catalog der syrischen Handschriften im Britischen

Museum

Die im brit. Museum aufbewahrten Exemplare der „Peschito" genannten Uebersetzung sind zur Feststellung eines berichtigten, der ursprünglichen Fassung sich ziemlich annähernden Textes dieser ausserordentlich beachtenswerthen üebersetzung von um so grösserer Bedeutung, als manche dieser Handschriften in ein sehr hohes Alter hinaufragt. Es befindet sich darunter die älteste bis jetzt bekannte datierte Peschito-Handschrift , nämlich der unvollständige Peuta¬

teuch vom J. 464 (Nr. 3), und Hr. Wr. hat wohl daran gethan , an einzelnen Varianten, wie er sie von Genesis 49, Exodus 15 u. 20 und Deuteronomium 32 giebt, deren Charakter und kritischen Werth zu verdeutlichen. Wohl mögen sich unter diesen Varianten einzelne Schreibfehler finden , andere sind lediglich orthographische Abweichungen , die jedocli auch geschichtlich nicht ohne Werth sind ; sicher aber sind wiedeium wirkliche Berichtigungen darunter wie Exod.

20, 2 . jKf>0>J« für ,^l^kjQCDjl , uud noch schätzbarer sind Beispiele von ur¬

sprünglichen Lesarten, die später missverstanden worden, so dass der Charakter der Uebersetzung verdunkelt wurde. Dahin zähle ich die zweimalige Lesart

^^oj^ für JojS^. in Deut. 32, 12 und 39 in der Wiedergabe des hebräischen und ÖTlbN. Der einfache Sinn dieser Sätze schliesst nämlicb die Existenz anderer Götter nicht aus, vielmehr lediglich die Mitwirkung derselben zu den Heilszwecken für Israel; daher gestalten alle alten Uebersetzer den Ausdruck etwas um , so dass entweder die Existenz anderer Götter geradezu in Abrede gestellt , oder dass die Mitwirkung einer fremden Macht , nicht eines andem Gottes, ausgeschlossen wird. Letzteren Sinn beabsichtigt aucb der Syrer, indem er w>0^^. , Göttliches, setzt. Wir haben hier wieder die volle Uebereinstimmung in den Uebersetzergrundsätzen , welche uns in den alten Versionen hervortritt, weil sie alle aus gleichem Geiste hervorgegangen, alle von Juden herrühren und deren Standpunkt festhalten. Später verlor man das Verständniss für jene tiefern Beweggründe, welche bei der Uebersetzung leiteten, und so schwand manche fremdartig erscheinende Uebertragung.

Ein ganz besonderes Interesse erwecken die Werke, welche in der Abtbei¬

lung über Punctation zusammengestellt sind. OflTenbar sind die Syrer durch ihre Verbindung mit den Griechen und durch ihre so vielfachen Uebersetzungen aus dem Griechischen zuerst angeregt worden, die Vocale genauer festzustellen, die Laute durch bestimmte Zeicheu zu scheiden und anzugeben und dann auch noch andere Zeicheu , welche die Stellung der einzelnen Wörter im Satze zu bestimmen haben, hinzuzufügen. In einer Notiz, welche der wichtige Codex 61 unter V, 3 (S. 107) enthält, wird die historische Andeutung gegeben, dass Jo¬

seph Huzita die Satzzeichen eingeführt , und zwar veranlasst durch die üeber¬

setzungen, welche Ibas, Bischof von Edessa, von den griechischen Commentaren des Theodor von Mopsveste gemacbt. Auch von diesen die Punctation be.

treffenden Schriften ist in neuester Zeit Manches veröffentlicht und in Abhand¬

lungen auf die Verwandtschaft der von den Syrern gemachten Versuche mit 1) Diese Bemerkungen sind einer vollständigen Anzeige entnommen, welche als solche keine Aufnahme finden konnte , weil eine andere von N ö 1 d e ke bereits früher eingegaugen war.

Bd. XXV. 18

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den ähnlichen der Massorethen unter deu Juden aufmerlisam gemacht worden, und sicher sind wohl diese die Schüler jener in ihrem Verfahren. Wenn wir bei den Syrern scbon in alter Zeit von den verschiedenen Punctatoren-Schulen iu Nisibis uud Mahusa hören , so haben dieselben wobl auf die dortigen jüdi¬

schen Gelehrten eingewirkt, und sind die Massorethenschulen derer aus Sora und Nebardea aus ibnen hervorgegangen. Hier werden die grammatischen An¬

fänge sichtbar; wie die Syrer die dem Nomen als Partikeln vorantretenden Buchstaben ^0»3 zusammenstellen, so die Juden ihre BbSS, beide bezeichnen

sie die Eigenthümliehkeit der jeue als Personalpräfixe für das

Verbum Ki2o/ , diese in^N, jene als Suffixe bi,lCUOO)/, diese als für Verbal¬

bildungen ITiSTSNU. Auch in den Ausdrücken für Leseregeln findet sich Ueber¬

einstimmung, wenn auch die Bedeutung zuweilen etwas modificirt ist. äI,^

heisst im Syr. : einen Buchstaben unausgesprochen , im andern aufgehn lassen, wie schon bei Payne Smith im Wb. und hier S. 103, in der hebräischeu Ter¬

minologie hingegen ist 713113 tiriD das sich einschleichende Pathach. Ganz übereinstimmend bedeutet hier (S. 104) ■O"^/ ; zwei Wörter verbinden wie das hebräisch-grammatische t|p73. Die genauere Durchforschung dieser Schriften wird gewiss uoch manches Licht auf unsere Punctationsanfänge, auf die masso¬

rethischen und grammatischen Studieu werfen.

Unter den gottesdienstlicbeu Gebeten und Gesängen der ver¬

schiedensten Art treffen wir hier auf mehrfache Sprüche und Gebete, die alpha¬

betisch aneinander gereiht sind , sowie in den Gedichten auf solche , deren Stichen nach dieser Folge geordnet siud. Auch darauf dass sich darunter einige mit Akrostichen befiuden, war schon iu Bd.XXI S. 476 d. Zeitschrift nach der Mittbeilung des Hru. Wr. hingewiesen. Sicher wird man bei sorgfältiger Beachtung noch mehrere dev Art findeu, wenn sie auch nicht in der Handschrift selbst als solche ausdrücklich bezeichnet sind. Dennoch muss ich wiederholen, dass man dariu nicht zu weit gehn darf, küustlich Wortgruppirungen aus den Anfängen der Stichen herausdeuten zu wollen. So habe ich sehon bemerkt, dass der Satz, welcheu Hr. Bickell in einem Gedichte aufzufinden glaubte : ^/ )v'^ »^J ^JP ^ zu schweren Bedenken Anlass giebt. Grade die Durchsiebt dieses Cataloges hat dieselben uoch vermehrt. Es wird hier nämlich einige Male eines Moses ans Nisibis gedacht, der sein Kloster theils durch Abschriften theils durch Er¬

werb mit vielen werthvollen Handschriften bereichert hat ; immer aber (vgl.

S. 8, 76. 85. 92. 282) wird derselbe )- '"^- j' ""t Nuu in der Mitte, genaimt. Weun anderswo (S. 183) eiu Schriftsteller Babai J - "^'^ « genannt wird und cr damit wohl auch als Nisibener bezeichnet werden soll, so ist dies offenbar Schreib- oder Druckfehler, da wir demselben Babai auch S. 131 be¬

gegnen, wo sein Name richtig J- '"^'j ' lautet. So ist auch bereits über die Bedeutung von gesprocbeu , dass es die stille tiefe Trauer, nicbt aber den Aufschrei des Schmerzes bezeichnet, so dass cs nicht als Prädicat zur „Stimme"

als Subject gesetzt werden kann. Ich füge hier noch bei, dass biblisch das Wort dessdialb nur im Hithpael (Hithpoel, oder Hithpolel, weun von ^IN abzuleiten) vorkommt, weil es etwa ausdrücken soll: in sich klagen, überhaupt aber nur vom Menschen und nicht von der Stimme gebraucht wird. Für die Gesänge

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Bibliographische Anzeigen. 275

ist häufig die Tonart angegeben , irofiir unter andern der Ausdruclc Jfw^ ^ wovon als Plural J^^^*/ gebildet zu sein scheint. Wie Payne-Smith im The¬

saurus , spricht auch Hr. Wr. darüber S. 252 Anm. Es ist zu beachten, dass das Wort bereits in der Mischnah vorkommt nach der ricbtigen Lesart, welche Abuab davon in dem „Leuchter" (V, 3, 2, 7 ed. Mantua 104b) aufbewahrt;

wo unsere Ausgaben nämlich Sotah 9, 14 DTTiN lesen , hat Abuab DIIS'^N, und so wird dann berichtet , im Vespasianischen Kampfe habe man wegen der Noth des Vaterlandes die Kränze der jungvermählten Männer und das „Echos", wobl die Wechselgesänge, untersagt.

Belehrend auch in sprachlicher Beziehung sind die ausführlichen Nach¬

schriften der Abscbreiber. Hier begegnen wir einer eigenthümlichen klöster¬

lichen Ausdrucksweise , die uns nach und nach verständlicb und — eintönig wird. Die Abscbreiber sprechen von ihrer eignen tiefen Unwürdigkeit, nennen

sich Ungeziefer, Hefe — wovon auch die Neubildung |^Q\^CD = — Vik

S. 138 — , voll Fehler und Gebrechen, ihre Abschriften als Verderbnisse, Ge¬

schreibsel — wobei sie Kraftausdrücke neu zu bilden nicht zu scheuen schei¬

nen , wie : ^cn* rr> ^ schrcibseln , .^Si'^ , Papier beschmutzen , il^'>^) besudeln , S. 310 - , bitten wehmüthig um Nachsicht und Für¬

bitte, preisen und segneu ihre kirchlicheu Häupter, die Käufer der Handschrifteu und alle Leser , warnen vor dem Missbrauche der E.xemplare , sprechen den Bann aus gegen Jeden , der die Schriften entwendet , sie borgt und nicbt zu¬

rückgiebt ( J'0>v^ oder ^^ZOfiO) , den sie mit deu härtesten Verwünschungen bedrohen, wo sie es auch an unbekannten Kraftausdrückeu uicht fehlen lassen, wie dass J&k.jO in seine Gescblcchtstheile fahren solle (S. 348, etwa soviel wie j\ f> ^ Zerreibung ?), seine Arbeit («i)i..\nO) ^ wohl des Bodens) sei für eiuen durchlöcherten Bund (J'n-<m )'^^, «der für eineu löcherigen Erdenkloss wie l'lJk im Neubebräischen? S. 363) und dgl.

Wenn ich hier nocb einige Worte hervorhebe, so ist dies vornehmlich als Anfrage zu betrachten, da ich über dieselben ungewiss bin. So ist mir unklar jjCCi>^ S. 48; sollte dies Druckfehler für J--^"^, Irrthümer, sein? Ganz unverständlich ist mir |qqO01 O^^O S. 95, etwa Jah (Gott) sei die Doxa, Verherrlichung ? Interessant ist , wenu der syrische Massoreth (S. 104) sich veranlasst sieht, jbOOf/ mit |c^OQD |L< zu erkläreu; das beweist, dass der alte Michaelis nicht so Unrecht hatte, wenn er behauptete, das Wort sei Syris non usitatum , und in der That wird es ebensowohl in der Peschito wie im Thargum sehr wenig gebraucht. Für dieses bemerkt die Massorah zum Thargum (vgl. Ozar nechmad IV, S. 157), das Wort komme nur drei Male im Onkelos vor, und auch der Syrer hat es nur an zwei dieser Stellen, und zwar Gen.

2, 7 der Paronomasie wegen, Exod. 20, 24, weil die Uebersetzer mit dem Basenaltar nicbt recbt in's Reine kommeu kounten (vgl. diese Zeitschr. Bd. XIX S. 607) und daher das hebräische Wort selbst aufnahmen. In den Bibelstellen, welche Bernstein und nach ihm Payne-Smith noch als Belege anführt, nämlich 1 Sam. 4, 12. 2 Sam. 1, 2. 2 Kön. 5, 17. Hiob 5, 6, woselbst das Wort auch im Hebräischen auftritt , heisst es eben uicht : Erdboden , sondern : Erde , die vom Boden hinweggenommen, auf's Haupt gestreut oder mit weggetragen wird.

18*

(11)

Bibliographische Anzeigen.

In dieser eigenthümlichen Bedeutung behält es der Syrer bei , meidet es aber für den gewöhnlichen Gebrauch Die Stellen bei Efräm und andem kirchlichen Schriftstellern sind Nachbildungen der Peschito und nicht dem lebendigen Ver¬

kehre entnommen. — Eine andere Erklärung lesen wir S. 109, wo J)^v\.i in Hiob 6, 6 durch jfc«2i^JD verdeutlicht werden soll ; dieses gebraucht die Hexapla Zefania 3, 19 für ixnenieapivrj , also: das Ausgesogene, dem aller Saft entzogen ist.

Dass Theil bedeutet, wie es hier S. 127 und 141 gebraucht wird,

ist mir weiter nicht bekannt. *Nftrv> , das mehrere Male hier vorkommt, erklärt Hr. Wr. in einer Anm. zu S. 130 mit : compline, also dem abendlichen Schlussgebete des täglichen Gottesdienstes; es würde dann mit dem gleichfalls häufig vorkommenden jiLOCD gleichbedeutend sein. Genauer jedoch giebt uns S. 320 Ende an: J&LQojjoifcO ^ J»OlisS^\XJ . Jv^OCYl? l^'^Jt

das Gebet uach der letzten Abendmahlzeit ist. Was Jfcsi.liYt» S. 179 bedeuten soll, weiss ich nicht ; daselbst ist JN-'-'^ wohl die von frommem Eifer Erfüllte.

— Die loCOOJ , welche S. 206, 234 und 283 vorkommen, sind: Exemplare, Abschriften von dem arab. ^'•'j , und während hier, wie auch gewöhnlich bei der Transscribirung in's Hebräische, das arabische harte Cheth durch Khaf wie¬

dergegeben wird, lesen wir doch auch S. 327 --rr>' : abschreiben mit Cheth, wie grade auch dieses Wort so in das Neuhebräische als NnOT5 übergegangen sst. — \ .J.XaVN eigentlich: entblösst, hat S. 281 die Bedeutung: allein für uich, getrennt von dem damit Zusammengehörigen, j*^-^"^* S. 293 ist mir einverständlich, j Kv if>v> S. 819 ist das arab. , Schleier, Jij3, Schein, Zettel, hat zwar Payne-Smith, jedoch ohne Beleg, es findet sich hier S. '6S8. — yiX)^, das S. 365 zwei Male vorkommt, scheint „singen" zu bedeuten, doch ist mir das Wort in diesem Sinne unbekannt. — Für ^ l*^"^^^ "

Wörterbuch : contrarie, Sachs (Beiträge II, 47) erkennt darin xarayarixdg und meint, es heisse „bejahend". Wir begegnen hier S. 373 dem Worte (noch mit Olaf nach Teth und nach Pe) , und man erkennt , dass es „ entsprechend " be¬

deuten muss, was sich gleichfalls mit der griecbischen Herleitung verträgt.

Der Irrthum bei Cast, rührt wohl von einem Missverständnisse der Angabe in einem syrischen Originalwörterbuche her, wo etwa J|"Nf»ft\ gebraucbt war, das ebensowohl entsprechend wie entgegen heissen kann , je nach dem Zusammen¬

hange. — jfckSfco ;oo) h<^o/ ) ßine Art ägyptisches Mönchsgewand, das wir S. 389 lesen, finden wir auch bei Payne-Smith nicht. —

Berlin, 25. April 1871. Geiger.

Conspectus rei Syrorum Itterariae, additis notis bibliographicis et ex¬

cerptis anecdotis. Sciipsit Gustavus Bickell. Münster 1871.

58 Seiten 8.

Mit der verzeichneten kleinen Schrift macht der der syrischen Literatur in reichem Masse kundige Verfasser, Hr. Prof. Bickell, den Freunden der¬

selben ein angenehmes Geschenk; wir säumen desshalb nicht, dieselbe zur Anzeige zu bringen, wenn auch, wie uns auf der Rückseite des Titelum-

(12)

BibUographiiche Anxeigen. 277

Schlages gesagt wird, „noch 3—4 Bogen ttber die liturgischen Bücher der sy¬

rischen Kirchen folgen" sollen, ,,nach deren Abdruck die Schrift in den Buch¬

handel kommen wird", so dass das Bisherige auch vorläufig als ,,Par8 I"

bezeichnet wird. Das Vorliegende enthält nun in sieben Abschnitten eine bibliographische Uebersicht, 1. über die syrischen Uebersetzungen der heiligen Scbrift (S. 5—12), 2. Uebersetzungen der apokryphischen Bücber (13. 14), 3. die ortliodoxen syriscben Scbriftsteller (15—36), 4. die häretischen Schrift¬

steller der Syrer (— 45), 5. die ins Syrische übersetzten griecbischen Kirchen¬

väter (46—53), 6. die übersetzten griechischen Häretiker (—55), 7. die profanen Schriften der Syrer (bis Ende).

Der Umfang der uns bekannten syrischen Literatur, welcher ehedem so knapp und leicht zu umfassen war , ist seit den letzten zwei Jahrzehnten so bedeutend angewachsen , dass deren Studium , wenn es ein erschöpfendos sein soU, wiederum fast die ausschliessliche Hingebung erfordert. Das erkennen wir so recht, wenn der ganze Keichthum derselben bibliographisch, wie es in der kleinen Schrift geschieht , vor uns ausgebreitet wird , wenn dies auch mit der Beschränkung geschieht auf das was ganz oder tbeilweise bereits veröffentlicht ist oder desseu baldiges Erscheinen in Aussicht steht. Nach der religiösen Richtung und der gelehrten Beschäftigung des Verfassers ist, wie man aus dem ihm gewidmeten Räume ersieht, dem dritten Abschnitte besondere Sorgfalt zuge¬

wendet, und nnter den „orthodoxen Schriftstellern" wird wiederum Efräm am Reichlichsten bedacht.

Herr B. benutzt die Gelegenheit , um auch , namentlich in zwei Anmer¬

kungen, und zwar 18 (S. 19 f.) und 21 (S. 28 ff.), Ergänzungen und Berich¬

tigungen zu seiner Ausgabe der Carmina Nisibena (Leipzig 1866) zu geben.

Die erstere Anmerkung gebt auf die alphabetischen und akrostichontischen Lieder ein , deren Vorhandensein bei Efräm ich zuerst in dieser Zeitschrift (Bd. XXI, S. 469 ff.) nachgewieseu habe. Hr. B. weist nun noch auf einige der nisibeni¬

schen Lieder hin , die ein unvollständiges Alfabet enthalten , nämlich 1 und 4, und auf ein anderes, nämlich 2, das das Akrostichon )Q^V^/ doppelt enthält.

Dass die folgenden Zeilen das Akrostichon i^-TtJ^O* beabsichtigen, was dann bedeuten solle : Der kloine , bedauernswerthe Efräm , erscheint mir schon als unsicher. Enischieden abzuweisen scheint mir, wenn im dritten Liede das

Akrostichon gefunden werden soll : J-'^-^' mit dem Sinn : Unsere

Stimme , o Nisibener , klaget. Dass man das akrosticbontiscbe Spiel über die Alldeutung des Namens hinaus so weit getrieben habe , ist eine sehr gewagte Annahme , die erst sicher belegt werden müsste , um Billigung zu erlangen.

Wie höchst gesucht aber das von Hrn. B. angeblich aufgefundene Akrostichon ist, beweist schon der Umstand, dass darin das Wort ^/ als ,, klagen" vor¬

kommen soll, welches bei Efräm wie in der syrischen Literatur überhaupt durchaus ungewöhnlich ist , wenn cs auch bei Isaak häufig vorkommen mag (vgl. S. 29). Jedenfalls hat das Wort im Späthebräischen, in dem es gebräuch¬

lich ist , die ganz bestimmte Bedeutuug : still und tief trauern , nämlich am ersten Tage nach dem Tode eines nahen Verwandten, wo der Schmerz so über¬

wältigend ist, dass er betäubt nnd nicht zum Ausdrucke gelangen kaun. Dem¬

nach passt das Verhum gewiss nicht in Verbindung mit der Stimme.

(13)

Solche Uebertreibung in der Anwendung an sich richtiger Bemerlcungen haben das Bedenkliche, dass sie auf dem nnnmehr eingeschlagenen abschüssigen Wege zu den unhaltbarsten Vermuthungen verleiten , nnd dieselben dann als bestimmte Thatsachen gelten. So erscheint es Hrn. B. „sicber", dass auch in den biblischen Psalmen , von denen zwar einige spätere alfabetisch geordnet sind , in denen aber keine Spur eines Akrostichon , selbst blos für den Namen eines Verfassers , aufzufinden ist , Akrosticha mit ganzen Sätzen vorkommen.

So findet er in Ps. 14 das Akrostichon Dlö^ !T'N, wo ist Gott? als Frage des thörichten Ungläubigen , wo die Voraussetzung leichtweg gemacht wird , es sei der Gebrauch von DTÖfl für Gott biblisch! Ps. 18 soll „vielleicht" das Akrostichon darbieten IT' "'S "JP KICK , ich ertrage Gewaltthat in mir, o Gott, und in Ps. 26 wird die Uebersebrift inb als ächt mit hinzugenommen, um so ein Akrostichon zu bilden: UNt* 'hti.ti bD ib, das Herz aller derer, die mich verlangen, werde ich erleuchten. Es ist befremdlich, wie solche Sätze dem Hrn. Verfasser als hebräisch klingen kannten !

Hingegen darf nicht ausser Acbt gelassen werden, dass auch in den grie¬

chischen Abhandlungen des Efräm alphabetische Stücke vorkommen.

Ausdrücklich als solches bezeichnet wird die Ermahnung Bd. 11, S. 356 ff:

y.ma aioixelor, wo jeder einzelne Buchstabe meistens neunfach wiederholt wird. Ohne Angabe findet sich jedoch noch ein anderes alphabetisches Stück Bd. HI, S. 536 f , und ein am Schlüsse mangelhaftes Bd. II, S. 364. Es mag also wohl schon in der griechischen kirchlichen Literatur die Sitte geherrscht haben , und genauere Untersuchungen darüber wären nicht ohne culturhistori¬

sches Interesse.

Die zweite Auuiorkung bietet zuerst einige kleine Textverbesserungen , die meistens wohl bloss Druckfehler berichtigen, auch einige, wie sie durch die nun erkannte alphabetische Reihenfolge gefordert wtrden , wie z. B. LXVIII Vers

25, wo mit Wav am Anfange gelesen werden muss , worauf schon in die¬

ser Ztschr. Bd. XXI S. 471 bingewiesen ist. Auffallend ist, dass die andere

dort angegebene Berichtigung , die Umsetzung von ^ in ^ ^^,0, was

ebenso die alphabetische Reihe wie der Sprachgebrauch verlangt, uicht aufge¬

nommen ist.

Von besonderm Interesse ist ferner die Mittheilung , dass zu deu sieben nitrinischcn Codices, welche Hr. B. in seinen Prolegomenen als solche bezeich¬

net, in denen Theile der Efräm'schen nisibenischen Gedichte enthalten sind, noch ein achter hinzutritt , in welchem sich gleichfalls einige Fragmente von ihnen vorfinden. Auch die daraus zu entnehmenden Varianten sind nicht ohne Be¬

lehrung. Von Werth erscheint mir besonders eine solche zu LXXIV , 16, wo der Codex wjl. liest statt des in dem von B. benützten Codex hefindlichen ,30l.

und des in der römischen .\usgabe aufgenommenen bü/. Es ist mir kein Zweifel, dass der seltenere Ausdruck der ursprüngliche ist, wofür Ab¬

schreiber, denen er unverständlich war, erleichternde Lesarten setzten. Das Wort aber bedeutet im Aramäischen: wiederholt, abermals; ich habe es bereits für das Samaritanische in dieser Ztschr. Bd. XXII S. 537 nachgewiesen, ferner fdr dieses und den Midrasch in meiner „Jüdischen Zeitschrift u. s. w." Bd. VII 189 f. Merkwürdig ist, dass es in allen drei Dialekten verkannt worden, so dass

(14)

Bibliographische Anzeige/n. 279

daraus abweichende Lesarten und Missverständnisse entstanden sind ; nnn aber unterstützen die Zeugnisse aus den verscbiedenen Dialekten einander, um dem Worte sein Heimathsrectat nnd sein richtiges Verständniss zu siebern.

Wichtig sind ferner die Berichtigungen zu seiner Uebersetzung, welch«

Hr. B. hier giebt. Indem dieselben zumeist aus Verbesserungen besteben , die ich demselben vor längerer Zeit auf sein Verlangen habe zukommen lassen, so kanu ich micb bei dem hier Gegebenen auf einige wenige Bemerkungen be¬

schränken. Die Worte XXX, 11 (d. h. V. 62 ff.) sind noch immer nicht ganz richtig wiedergegeben, sie müssen lauten : Und er dachte, dass wenn auch Alles vorzüglich sei , dasselbe doch auch Schädliches enthalten werde , indem er die Hefe u. s. w. XXXI , 28 (V. 168 f.) muss genauer beissen : (jener) zerstörte das Innere , (diese) frass das Aeussere. LVU, 31 (V. 125) 1. illudet für illud et. LXXVI, 3 (V. 15) ist die frühere Uebersetzung von ^\ofcü ^JJDj:

ut ex te laudem acciperet gewiss der neueren : ut crines tui laudarentur vorzu¬

ziehen. Syrisch müsste dann geschrieben werden ^^iQjSüOliü j - ^ und der Sinn ist ein ganz unpassender.

Wariun Hr. B. eine weitere Anzahl nothwendiger Berichtigungen zurück¬

gelassen hat, weiss ich nicht; jedenfalls verdienen sie nachgetragen zu wer¬

den. I. 10 (V. 130) heisst nicht: quia quietem praestitit, sondem:

dass Buhe biete. I, 11 (V. 149) ist die Uebersetzung von ^O^JS &.l.fO Qjj^^^^ mit: Et quia ter me invasit furiosus ille interfector ungenau, es heisst:

und indem der Mörder (was sicb wobl nicht auf Sapor, sondeni auf den Satan beziebt) seinen Zoru verdreifachte. II, 1 (V. 8 ff.) ist wohl zu übersetzen:

dass er uns zahle die Schulden (die Stricke) , die uns geworfen waren , die er¬

weckt worden, dass sie uns fangen. Der Dichter spielt mit dem Doppelsinn von J|->^^.. das „Schuld" bedeutet, aber auch an anklingend, den Begriff

• I i^'

„Strick" enthält; in ^iOljl ist das Olaf wohl überflüssig. — JDJJ hat II, 11 (V. 113) die Bedeutung wie das späthebr. p^lSJÜ , die Strafe als gerecht anerkennen und >»Jo/ (V. 115): bekennen, so dass die üebersetzung lauten muss: Du schlägst uns, und wir erkannten an, dass es nicht zufallig gewesen, Du erlöstest uns, und wir bekanuten (1. ^fojo) , dass es nicht desshalb war, weil wir es werth gewesen. — » -^"n jtiji das. 12 (V. 127) heisst nicht:

utraque meusura, sondern gleich ISKIS lUMI in Sifra zu 3 Mos, 26, 43 (^vgl.

Urschrift S. 240 Anm.) : einander vollkommen entsprechend, Capital für Capital, Mass für Mass, also : auch nicht im Gleichgewichte, einander entsprechend steigt das Mass auf, denn gross ist die Last (^^.^ V. 128 ist Nomen =btJp) unseres Verbrechens u. s. w. — ■-0>^^ das. 14 und 17 (V. 148. 189) muss beide Male übersetzt werden : zu Ende kommen. ^»JJ das. 19 (V. 201. 205) heisst beide Male nicht: studuit, sondern: ermatten. — III, 2 (V. 20 und 21) muss übersetzt werden : so dass unsere Seele uicht beharret und ruhet bei dem, welcher also ist. )-^» das. 3 (V. 28) heisst: eben, gleichmässig, mild.

das. 4 (V. 46) heisst : Klage. — IV, 8 (V. 37 ff.) ist nicht bittend aufzufassen

(15)

und eine Umstellung vorzunehmen , sondem es heisst einfach : An dem Tage da . .., stiegen die Engel hernieder und verkündeten den Feinden dass er sie u. s. w. jaj bedeutet das. 17 (V. 81) nicht: überwiegen, sondern, wie zu¬

weilen im Späthebräischen !13T : zuertheilen , etwas Gutes zukommen lassen, also: Deine Heilmittel lässt Deine reiche Barmherzigkeit zukommen, erkauft können sie nicht werden u. s. w. Das Wort kommt auch intransitiv vor: zu Theil werden , bei Symmachus Ps. 119, 56: w\ bO) JjO) , Dies ward mir zu Theil (wo es Bugatus nicht richtig wiedergiebt). Das. 22 (V. 107 ff.) sind die Sätze zu verbinden : dass ich beraubt bin , obgleich deren viele sind , der Häupter meiner Befreier. — V, 6 heisst wobl auch am Anfange (V. 34) «>^^? • der geschlagen hat. Das. 23 ist das Wav in OV^M V. 136 wohl zu tilgen und zu übersetzen: dem Sterben, welches hinweggeführt ihre Brüder. Das. 24 sind die VV. 141 ff. seltsam übersetzt; es muss heissen: Der Aufschrei (die Wehklage) der Pflanzen ist: die Erde sucbt die Wurzeln für die Ackersleute, die da weinen und Klage erwecken ob der Schönheit u. s. w. — VI, 16 ist

V. 96 im Sing, zu lesen nd zu übersetzen: sie baben Dich mit dem

Namen des Eifersüchtigen belegt. Das. 18 scheint mir, dass V. 107 . .c>^ev^\

gelesen und gleich' "^'V genommen werden muss, also : seine Trauben , ebenso V..7i

IX, 4 V. 14, dem dann 5 V. 20 - meine Weinstöcke, entspricht. —

X, 18 ist ■ V. 87 sehr frei übersetzt, es heisst überall blos, wie bereits in dieser Ztschr. Bd. XV S. 415 bemerkt : hinaufkriechen , und so auch ferner

in diesen Gedichten VI V. 10. XX V. 12. XLIU V. 285 und LVI V. 56,

dessgleichen in dei- römischen Werken des Efräm I 49 A. 154 F. 155 AB.

210 F. 273 Ende. 478 CE, im Testamente, das der zweite griechische Band enthält, S. 404, ebenso in Land's Anecdota II 10, 10. 25, 20. 56, 26 und letzte Zeile und sonst häufig.

XI, 18 ist jLoSJ V. 91 nicht Sieg, sondern der Gegensatz von J^OOm, also: Verdienstlicbkeit, wie auch XVUI 7 V. 68, wo es zugleich wie XLV 7 V. 72 dem Jiojo eutgegen steht. Das. 21 (V. 102 ff.) ist zu übersetzen: Die Strassen, weicbe in S.ack und Asche aufgeschrien, sind nun beschäftigt u. s. w. — XIV 11—14 (V. 62 ff.) ist in seltsamer Weise missverstanden , weil das hier oft wiederholte als Begebenheit und nicht, wie erforderlich, als Ge¬

schlecht aufgefasst wird ; richtig heisst es : O meine Zunge , lass schweigen die einander ununterbrochen folgendeu Geschlechter des Kreuzes, von welchen plötzlich der (göttliche) Wille schwanger geworden, und nun schlugen ihn ihre Wehen, er ward schwanger von ibnen als letzten, sie aber wollten die Erst¬

geborenen sein. Es stritten ... In gleicher Weise achten die späteren Ge¬

schlechter wenig die früheren, so dass sie hervortretend die Erstgeburt nehmen „wif zeugen das Geschlecht unserer Väter" (d. h. weil wir den Vortritt habeu, ist es als seien wir die Väter), denn die Geschlechter des Gekreuzigten sind die Erstgeborenen der Schöpfung. Wenn er der ohne Anfang, der Erstgeborene aller Geschöpfe ist , so sind auch seine Geschlechter die erstgeborenen , die älter sind als die Geschöpfe. So mögen , Herr , Deine G e- schlechter den Ort geben (veranlassen), dass wir über Deine Diener sprechen.

(16)

Bibliogra/phische Anzogen. 281 In Strophe 19 hat directa est nichts im Texte ihm Entsprechendes, das Suhject ist in V. 113 sSLQJL, er gesellte zu. — )Q\.^^yJ3l in XVI, 15 (V. 71) heisst: gewogen mit, d. h. gleichwiegend, entsprechend, angemessen wie biplB 1533 (vgl. diese Ztschr. Bd. XXI S. 467). >^aa>£>/ in XVII Str. 5 V.47 heisst:

er hat dich errichtet. — ^ XVIU, 7 V. 61 heisst wohl nicht ante,

sondern : in Gegenwart. — XX 5 verwirft Hr. B. die einzig richtige Erklärung, die ihm keineswegs entgangen, lediglich aus dogmatischer Voreingenommenheit;

allein für den Sprachkundigen muss das Sprachgesetz der dogmatisirenden Nei¬

gung vorangehn.

Q^mSü NcQ^ XXI , 18 V. 176 heisst wohl : seine Seele wird bewegt

\ . , «

(auch das Glossar zu berichtigen). — In XXVI, 6 ist wohl £oJkV und ^« ■*>

(V. 29. 31) in der ersten Person zu lesen: ich war lässig und Du lehrtest mich u. s. w., ich sammelte und Du u. s. w. — XXVU ist im Responsorium wohl das Jod in ><]^,^zu streichen: höre die Stimme der Klage meiner Kin¬

der! -— Pür in XXIX, 20 V. 120 glaubt Hr. B. die Bedentung per-

vertere feststellen zu dürfen und in den addendis dies noch weiter zu erhärten;

die Vermuthung erscheint mir jedoch sehr wenig belegt, und glaube ich viel¬

mehr, dass Y^S3, bitter machen, zn lesen ist. — XXX, 2 heisst genauer: Es liess der Eine der Magier, der Andere der Chaldäer Weisheit, die sie nach der Naturanlage der jugendlichen Unerfahrenheit zugesellten gleich dem Lichte, das verbunden mit den Augen, d. h. sie wandten sich ab von der blos äusserlichen Weisheit. Das. 21 heisst V. 122: ein Gefäss, das sich selbst umstürzt.

XXXI, 20 ist zu übersetzen : Laban sah , dass Alles was er that , damit es zum Schaden sei , ibm ward anstatt Jakob's , und 21: und er gieng ganz heil weg. — XXXIV, 9 heisst ^OIO^^CD OOO) Q^SL besucbten sie ihn ohne Unterlass (nicht: institerunt .. infirmarii ejus). — XXXVI, 10 ist zu über¬

setzen : ... Worte sind nicht erforderlich , nahe Werke rufen laut ... Wann 1 wann? — XXXVIH, 6 scheint die LA. des Cod. C in V. 70: J^a/ ohne Daleth am Anfange die richtigere zu sein, und ist dann zu übersetzen: Sobald er in die Pforte der Hölle eingeht , werde ich statt Johannes vor ihm ausrufen. — XXXIX, 7 ist beide Male (V. 86. 92) )OJ<' mit Adam, nicht Mensch zu über¬

setzen. In 10 ist ^ V. 123 nicht fragend zu nehmen, sondem zn über¬

setzen : von da an dass ... ist statt des mächtigen Eiferers u. s. w. J}'^

heisst hier 12, V. 148 wie LXH, 11 V. 148 wUde Esel, was Hr. B. dort in einer Anm. anerkennt, in dem Glossar aber unbeachtet lässt. — Interessant ist der Ausdruck: Pfeile regnen XL, 2 V. 19 wie bei Barbebräus im Chroni¬

kon 333, 2.

jjoL heisst nicht thalamus , wie wir bei Castellus lesen , sondern : . das innerste Gemach, wie es auch bei Symmachus Ps. 128, 3 für iaoirarov steht und sonst häufig; so auch hier XLIII, 2 V. 14. LI, 2 ist enger zu verbinden:

Ich war betrübt, dass es eine Zeit lang meine reinen Ohren beschmutzt u. s. w.

— Am Ende von LH ist das vier Male vorkommende O j^, dem nur das

letzte Mal cum gaudio angefügt wird , immer in der Bedeutung zu nehmen : mit dem Bewusstsein der Ueberlegenheit anschauen. — LIX, 14 ist sicher

(17)

282

V. 60 jv^SL und nicht ] \^^ zu lesen und zu übersetzen: dem Sohn. —

^»Lj OO) )1.Q2D in LXI, 21 V. 86 heisst: ist ein doppelter Mord. — Jjf in LXII, 9 V. 39 heisst nicht: ohne, sondem es ist zu übersetzen: Ihr liönnt nicht vollkommene Menscben sein, denn weder (euer) Weinen noch Lachen ist wie der Verständigen. — In LXVII, 15 V. 62 findet sich''^,«,^ obne Jj».

9 gegen die Bemerkung im Glossar. — LXX, 8 V. 30 ist wohl 0)2l'»0 zu lesen und zu übersetzen: sein Kampf besiegte sein Erbarmen.

LXXV, 23 (V. 112 ff.) ist 4u übersetzen: der üebereilte ist in Unruhe, er möchte rasch auferweckt werden , nicht so übereilt und vorschnell ist der Gute. — In LXXVI, 20 ist V. 98 nicht oJ. zu lesen (vgl. auch Glossar), sondern Q«<L , indem die Wurzel JmL ist, und diese heisst: hinabsteigen. Das Ethpael davon findet sich in Lagarde's Analecta 142, 14. 148, 24.

Minder Gesichertes nnd Unbedeutendes zurücklassend, glaubte ich doch die obigen Bemerkungen zu dem verdienstlichen Werke des Hrn. Bickell nicht zurück¬

halten zu dürfen. Wir haben in ihm einen so gründlichen Forscher in der syrischen Literatur , dass man das Einzelue bei ihm mit grösserer Sorgfalt verfolgt. In gleicher Weise auf das Glossar einzugebn, würde zu weit führen und vielleicht auch durch das neue grosse Wörterbuch von Payne-Smith über¬

flüssig sein.

Berliu IL April 1871. Geiger.

Inedita Syriaca. Eine Sammlung syrischer üebersetzungen von

Schriften griechischer Profanliteratur. Mit einem Anhang. Aus den Handschriften des brittischen Museums herausgegeben von Ed. Sa-

C'hau. Mit Unterstützung der Kais. Akad d. Wiss. Wien 1870.

Aus der k. k. Hof- und Staatsdrackerei. Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses in Halle. XHI und 134 S. in Oct.

Mit diesem Buche erfüllt Sachau sein Versprechen , alle noch unbekannten im brittischen Museum vorhandenen Reste syrischer Uebersetzungen von grie¬

cbischen Profanschriftstellern mit Ausnabme der Aristotelischen Literatur heraus¬

zugeben'). Von grösseren Stücken hat er nur zwei Bücher des syrischen Galen's weggelassen ; einiges Kleinere findet sich vielleicht noch, so z. B. eini¬

ges Juristische. Sachau's Buch schliesst sich an Lagarde's Analecta an, welche

ihm aUerdings zum Theil das Beste vorweggenommen haben. Die von ihm

herausgegebenen Schriften zerfallen in 3 Ahtheilungen : 1) Ethische Abband¬

lungeu , 2) Spruchliteratur und Verwandtes , 3) Physisch-Mathematisches. Die erste Abtbeilung ist aus derselben Handscbrift genommen wie die beideu von Lagarde herausgegebnen Tractate Plutarchs *) und gehört ganz in dieselbe

1) „Hermes" IV, 69 ff.

2) Die erste von diesen beiden |»,ioi^^^ (ist das nicht eher nspl naxriaems als «£(>» Yvfivnoiiätiovl) hat zwar ganz den Ton solcher Plutarchiscber Schriften , aber der colossale Irrthum, dass darin die Aspasia , die Geliebte des jüngeren Cyrus , mit der berühmten Aspasia zu eiuer Person verschmolzen ist,

(18)

Bibliographüche Anzeigen. 283

Categorie. Wir finden liier ein merkwürdiges, in seinen Motiven gehr ehren- werthes , wenn auch zu keiner grossen Wirkung gelangtes Streben , populär- philosophische Schriften des griechischen Alterthums syrischen Lesern zugäng¬

lich zu machen. Moralische Abhandlungen Plutarch's, eine der unbedeutendsten Schriften Luciau's und zwei ethisch-rhetorische Tractate von Themistius (deren einer im Original nicht bekannt ist) sind freilich kein sonderliches Mittel, den durch einseitig theologische Richtung verbildeten Syrern von der Lebensan¬

schauung des alten Hellas eine Vorstellung zu machen , aber wie hätten sie stärkere Nahrung vertragen können ? Man denke nur daran , welchen Anstoss es gegeben bätte , wenn man ihnen d i e Schriften Lucian's übersetzt hätte , in welchen dieser ibr Landsmann seiuen ganzen Oeist enthüllt. Ein schwacher Strahl griechischer Heiterkeit konnte doch auch aus solchen Werken , wie wir sie hier vor uns haben, in die Seele der Leser fallen. Diese Sachen von Plutareh, Lucian und Themistius sind nun von demselben Manne oder doch von derselben Uebersetzerschule in's Syrische übertragen. Von einer strengen Ueber¬

setzung ist hier aber nicht die Rede. Lagarde übertreibt entschieden, wenn er

behauptet „equidem in tot versionibus syriacis quae nobis ser¬

vatae sunt et quarum non nullas accuratissime examinavi,

ne unam quidem esse scio, cujus auctor verbum aut addere

scriptori graeco aut detrahere ab eo sibi permiserit" (Oes,

Abh. 121). Freilich haben die Syrer im Allgemeinen das Streben , ihre Origi¬

nale mit peinlicher, gegen den Character ihrer Muttersprache rücksichtsloser Treue zu übersetzen — das Stärkste , was mir in dieser Hinsicht bekannt ist, findet sich in den von J. Gr. E. Hoffmann herausgegebnen Uebersetzungen von Aristoteles «epi eQfiTjveiat —, aber das gilt doch nicht ohne Weiteres von der ganzen Uebersetzungsliteratur. Grade die von Lagarde herausgegebne Ueber¬

setzung der Plutarebischen Schrift negl aopyrjoiae zeigt ganz klar die Ten¬

denz, selbst auf Kosten der Treue deutlicb und fliessend zu übersetzen , sogar den Text zu verkürzen und Sachen , die für das Verständniss oder den Ge¬

schmack der syrischen Leser nicbt passen , einfach wegzuschneiden. An ein griechisches verkürztes Original ist hier eben so wenig zu denken wie bei den andern Schriften dieses Kreises , die wesentlich iu derselben Weise behandelt

sind. Schon Uebersetzungen wie für na^ä noSag (Sachau 1, 8)

entsprecben nicht der sonstigen syrischen Aengstlichkeit, aber der Bearbeiter ist noch weit kühner. Fast alle mythologischen und viele geschichtliche An¬

spielungen lässt er einfach weg. Man vergleiche bei Lucian Cap. 1 die Stelle von den Pelopiden , c. 4 von Midas , c. 26 von Belleropbon. Ebenso fehlen c. 6 f. die auf das griechische Drama bezüglichen Ausdrücke u. s. w. Aus den Gladiatoren (ftovofiaxovvrcs) macht der Bearbeiter , wohl kaum aus Unkennt¬

niss, Kämpfer, die mit Pfeilen schiessen (c. 10) u. s. w. Dass aus den Göttern der eine Joj^ wird, versteht sich von selbst. So ist es auch mit dem syri¬

schen Text von Themistius negl fdiae ; vgl. z. B. die Auslassung der Bei¬

kann unmöglich von Plutareh herrühren , der grade in der Geschichte dieser Zeit besonders gut bewandert ist. Die Schrift ist also entweder unecht oder von einem unwissenden Menschen Oberarbeitet. Dem Uebersetzer ist dieser Fehler nicht zuzuschreiben.

2 2

(19)

284

spiele bei Themistius 271 a. b. Und es ist nicht schwer zu beweisen , dass auch die beiden Stücke dieser Reihe , deren griechischen Text wir nicht be¬

sitzen , auf dieselbe Art bearbeitet sind. So sehr es nnn der Syrer seinen Landsleuten erleichterte , diese Schriften zu verstehn , so sehr vermindert er dadurch allerdings deu Werth seiner Uebersetzuug für die kritische Herstellung der Originale. Namentlich würde eine Rückübersetzung der beiden im Urtext verlorenen Schriften nur ein ganz ungefähres Bild von jenem geben. Fehlt es doch aucb nicht an starken Versehen; vgl. z. B. die Stelle über Palamedes (Lucian c. 28), wo der Syrer die freilich für den mit dem Mythus unbekannten Leser leicht misszuverstehenden Worte so auffasst, als hätte sich Palamedes aus Neid zur Verläumdung verleiten lassen. Aber unter allen Umständen ver¬

dient es Anerkennung, dass ein Syrer sich von dem Vorurtheil frei machte eine gute Uebersetzung müsste sklavisch sein , nnd dass er die griechischen Texte für sein Volk iu wirkliches Syrisch übertrug , so dass sich manche Ab¬

schnitte wie ein Original lesen. Dass uns durcb dieses Verfahren ein kriti¬

sches Hülfsmittel verloren geht, ist kein Vorwurf für ihn.

Den Uebergang zu der zweiten Abtbeilung (S. 66—78 und Nachtrag dazu in der Vorrede S. V^— VII) machen einige angeblich Platonische Definitionen, Dann folgen aUerlei Sprüche von griechischen Philosophen und solchen, die dafür galten. Diese Literatur ist, im Einzelnen betrachtet, ziemlich unerquick¬

lich, gewinnt aber ein ganz anderes Interesse, wenn man sie im grossen inter¬

nationalen Zusammenhang auffasst , wenn man beobachtet , wie bier Gedanken des ausgehenden griechischen Alterthnm's durch die Syrer den übrigen Orien¬

talen vermittelt werden. Sachau giebt im Allgemeinen die entsprechenden griechischen und lateinischen Texte an, aber hier muss allerdings jeder einzelne Spruch besonders untersucht werden, in der Art, wie es Gildemeister (im ,, Her¬

mes" IV, 81 ff.) mit den Pythagoreischen Sprüchen in Lagarde's Analecten ge¬

macht hat. Eine weitere Arbeit wäre dann die Verfolgung der Sprüche durch arabische und audre Spruchbücher hindurch.

Die dritte Abtheilung enthält zunächst mehrere ziemlich kurz ■ Bruchstücke von Galen. Wie weit diese für die Kritik des griechischen Textes von Wichtigkeit siud, muss ich Andern zu untersuchen überlassen. Jedenfalls baben sie grossen Werth für das syrische Lexieon, Sie behandeln ja eine Menge greifbarer Gegen¬

stände, welche sonst in der erhaltenen syrischen Literatur wenig berührt werden, ähnlich wie die freilich für das Wörterbuch noch viel wichtigeren syrischen Geo¬

poniker. Freilich muss man sich wohl hüten — darauf weist Sachau sebr richtig hin im „Hermes" IV, 73 —, jedes neue Wort als wirklichen Bestandtheil des syrischen Wortschatzes anzusehn. Sehr viele griechische Pflanzennamen in den Qeoponikern sind z. B. einfach in syrische Buchstaben umschrieben, ohne dass wir die geriugste Gewähr dafür bätten, dass die syrischen Leser diese Namen auch verstanden. Und in andern Fällen ist der Uebersetzer fast gezwungen, die syrischen Ausdrücke etwas willkürlich zu wählen. So wäre es ganz ver¬

kehrt, wenn man z. B. glauben wollte, die syrischen Namen, welche in der tüchtigen Uebersetzuug von Aristoteles neQt xoo/uov den einzelnen Wetterer¬

scheinungen gegeben werden , bezeichneten im gemeinen Sprachgebrauch wirk¬

lich genau das, was hier definiert wird , während doch Aristoteles selbst schon 2 2

(20)

Bibliographische Anzeigen.. 285 aller Wahrscheinliclikeit nach, um scharfe technische Ausdrücke zu bekommen, den lebenden Sprachgebrauch enger begränzt hat ; der Syrer war dann ge¬

nöthigt, ihm zu folgen. So darf man z. B. nicbt annehmen , dass JI^^S ganz und ansschliesslich die von Aristoteles definierte Art des Sturmes sei, weicbe er d'veXi.a nennt, weil es dieses wiedergiebt (Lagarde Anal. 143, 26), da es sonst doch auch für xaxatyis steht (Wright, Catal. 1, 28a und Middeldorpf zu 4 Kön. 2, 1 Hex.), oder dass |*<VC ganz genau dem Aristotelischen BegriCf des kaiXnrp entspräche (Lag. 143, 26), während Andre es für avaaeiSfiöt ge¬

brauchen (Hosea 8, 7 Hex. ; Middeldorpf a. a. 0.). Noch weniger wird man sich einreden jN«OQ3 bedeutete wirklich vupsxos (Lag. 142, 10), zumal es in derselben Schrift (143, 26) für ar^ößdos steht. Aber bei alledem können und müssen wir einen grossen Theil unserer Wortkenntniss solchen Bücbern entnehmen, von denen oft wenige Seiten in dieser Hinsicht ergiebiger sind, als ganze Abhandlungen über eine oder zwei Naturen in Christus. Es wäre daher sehr zu wünschen , dass auch die noch im brittischen Museum vorhandenen beiden Bücher Galen's, welche übrigens Payne-Smith in seinem Wörterbuch fleissig benutzt, herausgegeben würden. Der Uebersetzer derselben ist der treflliche Sergius von Ees'ainä, der auch das ehen genannte Buch des Aristo¬

teles und gewiss auch die von Sachau herausgegebenen Fragmente Galen's über¬

tragen hat.

Von demselben Manne rührt die selbständige Schrift her, welche Sachau im Anhang mittheilt, nämlich eine astronomische Erläuterung zu Galen's drittem Bnch jrept xgiai/iatv rjfiegtöv. Diese Abhandlung, inhaltlich wohl kaum von Bedeutung, ist für uns wichtig wegen der darin vorkommenden astronomischen Ausdrücke, vrgl. z. B. das darin häufige ^joh^ML^ „ia Conjunetion treten", jLaUfOfciJÜD „Conjunetion" und die Namen der Tbierkreiszeichen, über die ich in dieser Zeitschrift ein paar Worte gesagt habe ').

Zum Schluss giebt Sachau noch ein paar kurze Capitel aus einem Werke des Severus Sabucht J&i.)Q2D; JLq^DI^^. Es ist kaum zu bedauern, dass sich einige andre Abschnitte aus diesem in der Handschrift nicht mehr ent- zifl'em lassen. Der Verfasser ist so unwissend, dass er es als einen sichern Satz hinstellt , der Durchmesser betrüge genau ein Drittheil des Umkreises (S. 132, wo übrigens die Zahlen in Unordnung sind) 1

Ich habe schon gelegentlich darauf hingewiesen, wie viele Bereicherungen des Lexicons wir in Sachau's Texten haben. Die interessanteste ist wohl das Wort ) .nf>-\ 92, 21 (|läuQ2) fiövifioe. Da haben wir also in der Bedeu¬

tung von i^yÄJ „bleiben", die bis jetzt aus dem Aramäischen nicht nacbgewie¬

sen ist. Grammatisch zu bemerken ist der Plural jLoVc|^(27, 4) von J,»Kt^

axvfivos wie jLoCDOOO von J.oriftort als wäre die Wurzel 113 (wie beim hebr. I^S), da doch sonst der Plural ^.««^Jes. 5, 29 Hex. mit Suffix wOJO«,^

Nab. 2, 13 ist von der Wurzel •''13, wofür auch das Feminin jbwV,^Ez. 19, 1) Siehe S. 256 ff.

(21)

286

2 Hez. (wie jb^VO ^l^- ^mpb. zu jj^OO) , talm. ttni'^niA wie (I^mCDOO)

/l" ' s

spriclit, vergl. ^jSf- (jOV,^ist unbelegtj.

Sachau hatte (Theod. Mops. Praef. VH) versprochen, die herauszugebenden Stücke mit einer lateinischen Uebersetzung zu versehn. Dass er das unter¬

lassen hat , wird man ihm nicht zum Vorwurf machen. Hit einer einfachen üebersetzung wäre dem classischen Forscher nicht viel gedient. Was hier Noth thut, ist zunächst allseitige Feststellung der griechischen Vorlagen der Uebersetzer zur kritischen Ausbeutung. Die im griechischen Text nicbt vor¬

handenen Stücke bei Sachau und Lagarde muss man allerdings übersetzen, 10 weit eine Uebersetzung möglich ist ; letzteres scbeint mir nämlich bei dem

„Erostrophos" (oder wie der Name auszusprechen) einigermassen fraglich , da dessen Text sehr im Argen liegt.

Mit den Grundsätzen , nach welcben Sachau den Text behandelt , müssen wir uns durchaus einverstanden erklären. Er giebt im Allgemeinen die Les¬

arten der grösstentheils guten Handschriften genau wieder. Wo er eine Ver¬

besserung macht, theilt er doch die überlieferte Lesart mit. Ein paar Versehen werden noch im Vorwort aus nachträglicher Kevision der Handscbriften be¬

richtigt '). Die Orthographie hat er im Wesentlichen unverändert gelassen.

Hieriu hätte er vielleicht noch etwas weiter gehn können. So war es nicht grade nöthig, die in der Handschrift der drei ersten Stücke (auch in den Plu¬

tarebischen bei Lagarde) üblichen Schreibart .^.y^in das allerdings correctere

■^1^^ zu verbessem. Ebenso brauchte er das stumme ^ im Auslaut der

3. Pers. Fem. Plur. Perf, nicht herzustellen in V^J^t^jj (2, 22); oder aber er musste auch 15, 13 wA^l./ schreiben (denn ^0)j,^iCD muss mit dem Plur. Fem. stehn) und 29, 14 jÜi. «*2)V^, wie 21, 1 CXSUu/ zu schreiben war. In dem astronomischen Abschnitt hätte er vielleicht das handschriftliche jTlNfl ^ statt f ' c\ beibehalten können — darüber in dem besonderen Artikel ausführlicher —, wäbrend das zuweilen darin vorkommende jl^fQOD statt Jf^ )On kaum bewahrt werdeu durfte.

Im Folgenden gebe ich eine Reihe von Verbesserungsvorseblägen , die mir ziemlich sicher zu sein scheinen ; zum Theil betreffen sie offenbar nur Druck¬

fehler, auch da, wo icb die Versehen nicht ausdrücklich als solche bezeichne.

S. 4, 3 lies )l.Q<JJkO für Jl o\» r> ,,und Wahnsinn" {na^axBxtvriftivov) — S. 6, 9 war ^^JL/ zu schreiben , wenn die Orthographie der Handschrift

VOjl./ geändert weiden sollte — S. 6, 24 wohl VO^QQJI ,' da - , von

dem es abhängt , erst um mehrere Worte später kommt — S. 15, 8 wohl

h iJoOwV statt des kaum statthaften N. .Jr>»\ — s. 16, 12 |<oVjO (rn-

1) In dieses Verzeichniss selbst hahen sich drei störende Druckfehler ein¬

geschlichen. S. XI Zeile 6 und 10 ist J und Z. 11 op zu lesen für ^ .

(22)

Bibliographische Anzeigen. 287

nswLv) für l^oVjO — S. 16, 17 Sg. Jj2DA^(TÖ ßä^a&^of) ») — S. 20, 5 ist ÖV>Job|:3 richtig; das Suffix geht auf Ixfo/ „in den Herhergen am

Weg" — S. 22, 18 Jü/ statt ju/ Jy« — S. 24, 8 ifcJ^ (Ethpael)

statt ifc^U^ — S. 25, 8 llJA. „Wolken" statt Jllsi. — S. 26, 13 ist die Veränderung von Jq«JD^ in Jft- -1« nicht nöthig — S. 30, 4 lies JOt*N» jl

„dem Schuster" als ein Wort — S. 32, 1 lies Ji^JO J^QOQOSI ohne -1, denn J-Or»ftrr> ist keine Pluralform — S. 32, 18 theile ab OfV^O )l^O

„und der Sauhirt und der Besitzer derselben" (der Sau) — S. 32. 20 ^j^jCD

fUr^^i^^jüD; 35, 10 )i<s^D ils^Ö; 35, 20 .m^ für .juS .a^,

alles Druckfehler — S. 45, 9 j\.,^.Jk&L für J^.^JÜi^ — S. 47, 16 Jlo»\O0 (Druckfehler) — S. 58, 3 lies ,-\) / für ^Vf> ,-\.) / — S. 71, 15 ist der Vorschlag C^bk«J«2D1 unzweifelhaft ricbtig — S. 72, 3 lies r J'^J*

(Aphel) statt r J'>« (das Peal mit \ kenne ich bloss als Impersonale) — S. 76, 17 J ft« statt Jojt — S. 78, 6 lies ^^OiIqJDJ (Druckfehler) — S. 79, 2 ^«XCDf statt ^JODI — S. 88, 3 war die Aenderung von Ja.0V3 in J -p ft*,0> nicht nöthig; es ist die Variante änoaxdxrjs — S. 96, 7 JäSoLo

„Lauch" für I^OlO — S. 104, 21 f. ist wohl zu lesen JlOUVO^jCO )Q\ Jio^CDI — S. 124, 6, 11 ist ^ ,)}- i->ft (Adverb von .J^-'^^ft „verwandt"

= ^ IJ^ ■^ Z. 14) zu lesen , wie die Handschrift Z. 14 ganz richtig hat — S. 125, 16 hinter J^ftj^ muss etwas aus:;efallen sein.

Uebrigens bleibt auch in diesen Texten eine AnzabI von Stellen übrig, deren richtige Lesart nicht so leicht herzustellen sein möchte. Stellen , deren Herstellung mir wenigstens nicbt gelungen ist, sind u. A. S. 48, 14 „^LV*.»»/, denn „sehen lassen" (Ephr. HI, 177 A) passt hier so wenig wie die Vorschläge des Herausgebers ; ferner S. 91, 1 jj^QJt^Q^ und S. 107, 12 CJ^«Yl\

oder, wie der Herausgeber will , Q -i^'*'^ . Hoffentlich sind aber Andere bei diesen und anderen Wörtern glücklicher als ich.

Die Ausstattung des verdienstvollen Werkes ist sehr gut; der Druck ist mit den von Lagarde besorgten Estrangelä-Typen (vrgl. dessen Reil. jur. eccl.

syr.) gemacht, die mir allerdings nicht ganz so gut gefallen wie die etwas ele¬

ganteren Londoner, vielleicht aber den Character der Handscbriften noch treuer wiedergeben.

KieL Tb. Nöldeke.

1) Auch S. 19, 12 ist wohl i^JO^J J|>^„die Schätze des Lyders" (näm¬

lich des Crösus) statt J.<fQ\,1 zu lesen.

2 2 *

(23)

H. Vdmhiry : Uigurische Sprachnwnumente und das Kudathu- Bilih. Uigurischer Text mit Transscription und Uebersetzung nebst einem uigurisch-deutschen Wörterbuche und lithographirten Facsimile.

Innsbruck, Wagnersche Dmckerei. In Commission bei F. A. Broekhaus in Leipzig 1870. 260 Seiten. 4.

Der berühmte Wanderer in den alten Heimathländern des Türkenvolkes hat unter vorstehender Ueberschrift den ältesten bis jetzt entdeckten türkischen Text, das noch wenig gekannte und benutzte moralisch-politische Lehrgedicht Kudatku-Bilik ans Licht gestellt. Trotz vieler, ob allzuhäufiger grosser Undeutlichkeit der Wiener Handscbrift unentzifferter Stellen und trotz manches, wenn auch lesbaren, so doch seiner Bedeutung nach räthselhaft gebliebenen Wortes ist die vorliegende erste Ausgabe schon voUständig genug, um den sachUchen und sprachlichen Werth dieses Werkes ermessen zu können.

Zwar macht der Isläm auch im K.-B. bereits sich geltend, thut aber dem tatarischen Geiste hier viel weniger Abbrach als in den meisten Werken türki¬

scher Schriftsteller, selbst der Öagataier. Die Religion ist mehr Aushänge- scbUd oder Frontispiz des Gebäudes als ein Alles durchziehender „rother Faden", und in der Sittenlehre herrscht türkische Anschauungsweise vor , auf welcher, wie Herr V. raeint, ti bet is c h - c hine s i s c h e [?] Lehren einen bedeutenden,

persisch-arabische dagegen nur schwachen Einfiuss geübt. Anderswo

sagt der Herausgeber : das K.-B. gewähre uns Einblicke in sociale und politi¬

sche Verhältnisse, denen man uoch heutzutage theils unter den schlichten No¬

maden Mittelasiens, theils im verfeinerten Regierungswesen der westlicben Türken begegnet. Das urtürkische Gepräge sollen besonders die zablreichen Kern¬

sprüche aufweisen , und die Lehren , weicbe ein Wesir seinem in Fürstendienst tretenden Sohn ertheUt , ungefähr dieselhen sein wie sie ein alter Usbek noch heutzutage seinem zu solchem Dienst sich anschickenden Sohne mitgiebt.

„Tapferkeit (sagt Herr V.) , Redlichkeit nnd Treue , desgleichen Kargheit in jWorten , Gelassenheit und unbedingte Ergebung in die Beschlüsse dea Schick¬

sals ziehen sich als Grundgedanken durch das Ganze".

Ich erlaube mir hier ein paar Einwürfe. Die in dem K.-B. empfohlenen Tagenden gelten dem Sohn der arabischen Wüste nicht weniger als dem Steppen¬

bewohner Innerasiens, und resignirtes StiUhalten der eisernen Ananke oder Gottes Rathschlusse gegenüber predigt Muhammed's Lehre nachdrücklich genug. Aus¬

serdem dürfte wohl keine Nation Kemsprüche besitzen , in welchen Feigheit, Treulosigkeit, Plauderhaftigkeit , Heftigkeit und Uebereilung empfohlen würden.

Was die Sprachweisheit eines Volkes als urwüchsig bekundet, ist viel weniger ihr sittlicher Gehalt als ihre Form und die Beziehung zu eigenthümlichen Sitten, Meinungen oder Einrichtungen.

In dem Ausdmcke tibetisch-chinesische Lehren steUt Herr V.

Unverträgliches zusammen. Die sogenannte Weisheit der Tibeter hat, so weit wir sie kennen, rein buddhistisches Gepräge, stammt also aus Indien und darf mit den wahrhaft selbständigen geistigen Erwerbungen chinesischer Denker (die grösstentheils keineswegs Buddhisten sind) ja nicht in den gleichen Topf geworfen werden. Nun aber fehlt im K.-B. jede Spur buddhistischer Anschau¬

ungen , und dass s i n i s c b e Spraehphilosophie dem türkischen Verfasser zu-

2 2 *

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dessgleichen, und das Wort sagt aus, was man erwartet. Auch hier nun weiss Luzz. hiit dem 13 Nichts zu machen und corrigirt, dem Siun nach, nicht unrichtig: IT, aber auch hier