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Bibliographische Anzeigen.

Proev» eener Jnpnnsche Spraaihmst , van Mr. J. U. Donk er Curtius, NederJandsch Commissaris in Japan, Bidder der Orde van deri fleder- landsctien Leeuw, Bidder der St. Anua-Orde tweede klasse met de keizerlijke kroon. Toegelicht , verbeterd en met uitgebreide bijvoeg- telen vermeerderd door Dr. J. U off mann , Hoogleeraar in de Ja¬

pansche en Chinesche talen , Japansch Translateur van het Gouvenie- ment van Kederlniiäsch-Indie. Uitgegeven op last van Zijne Excellentie den Minister van Kolonien. Te Leyden, bij A. W. SylholT. 1857.

D. i. Versuch einer Japanischen Sprachlehre, von J. fl. Donker Curtius, Niederländischem Commissair in Japan etc. etc. Beleuchtet, verbessert und mit beträchtlichen Zuxitzea versehen von Dr. J. Hoff¬

mann, Professor der Chinesischen und Japanischen Sprachen, Japani¬

schem Interpret der Niederländisch-Indischen Regierung. Herausgegeben auf Anordnung Seiner Excellenz -des Ministers der Kolonien. Leyden, bei A. W. Sytboff. 1857. gr. 8. 282 Seiten.

Die Redaetion beschränkt sich bei der Anzeige dieses Buches, das in Niederländischer Sprache verfasst wohl nur für einen engeren Leserkreis zugänglicb seyn mächte, auf die Mittheilung einer von Prof. J. HotTmann erhal- teoen Uebersetzung seines Vorworts, das den Leser in allgemeinen Umrissen mit der Geschichte und dem Charakter des Werkes bekannt macht. Bei der Theilnahme, die sich jetzt auch in Frankreich an dem Studium des Japani¬

schen zeigt , darf man erwarten , dass dies Werk in einer Französischen Ausgabe allgemeinere Verbreitung findeu wird.

Vorwort.

Der „Versuch einer Japanischen Sprachlehre", verfasst von

Herrn J. H, Donker Curtius, wurde mir im verflossenen Jahre von Seiten des Ministeriums der Kolonien zugestellt, um ihn bei der Bearbeitung von Hülfsmitteln zur Erleichterung des Verkehrs mit Japanesen zu benutzen.

Der Verfasser hatte das Manuscript im Novemher 1855 aus Japan ab¬

geschickt , nachdem er dem Japanischen Dolmetscher-Collegium hei der Fak¬

torei des Niederländischen Handels zu Nagasaki eine Abschrift davon zur Be¬

urtheilung übergehen halte. Gehäufle Geschäfte bei den mannichfachen frem¬

den Besuchen, die damals im Hafen von Nagasaki sich einfanden, hatten jedoch diesem Collegium die Zeil nicht gelassen um sich mit grammalischen

Unlersucbungen zu befassen, und äen Verfassers Wunsch, noch ehe das

Manuscript nacb Europa abgeschickt wurde, zu erfüllen.

Da Herr Donker Cttrtius in einer Beischrift zu seinem Manuscript sich

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JAPANISCHES ALPHABET in dar Schriftform Kata-kana.

i;e:jc-liiiitlotiunter Aiiisiclit des Professor J. Hofi-uan in Leyden und gegossen von N. Tetterode in Uotterdani.

I-ro-fa (Abc). Das vollständige Japanische Alphabet

organisch geordnet. *

■ö # \ i 1 -f 1 L 7 a ■25 X se 49 '< lia

•iti y 110 0 ro

3

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•29 -Y ya 6 * fo 6 =f wo 30 y zo 64 C (i

30 —y ma ti fe, VP 7 IJ 31 % SU .'^> ir i.i

31 ke 7 K to 8 ■A- ya 32 -A zu .56 f pi

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33 3 ko a 9 ri

11 3 yo .•16 7 lc 69 4i 1>0

34 X ye 10 X nu 12 X yu 36 =y dc «1 y fll

35 7 te 11 w ru 13 ka 37 ^ tsi 61 y bu

36 7 a 1'2 =9 wo 14 ga 38 dsi 62 y pu

63 -f na

15 T ke .39 1« to

37 t sa 13 V wa

r 4(1 K do 64 nc

16 ge

38 ^ ki 14 17 ka

17 ^ ki 41 f tsu 66 ^ n i

42 r

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3a 2. yu 15 3 yo 18 ^ gi dsu

67 J< IUI

40 ^ me 16 9t da 19 3 ko 43 ~Z ma

68 3/ n

i 2(J 3" go 44 ;>< me

69 ^ ra

41 mi 17 \y re

y

21 ^ ku 45 2. mi 7» \y rc

42 si 18 so

■22^ gi> 46 •t nio 71 i; ri

43 X. e 19 1> tsu 23 t sa 47 L mn 72 tJ ro

44 C fi, vi ■20 ^ ne ■24 f za 48 fa 73 IV ni

45 ^ mo 21 i- na * Einige der Anlaute im Japanischen Syllabar werden durcli zwei kleine rechts angebrachte Zeichen (nigori) erweicht.

46 se 22 3- ra andere durch einen ebenfalls rechts hinzugefügten Punkt (muru)

\

erhärtet. Durch die Anwendung dieser heiden Zeichen, sowie 47 SU 23 A mu durch das vokallose n, steigt die Zahl der ursprünglichen 47 24 Buclistaber , oder vielmehr Sylbe n , auf 73. (Das s in der Um-

u Schreibung drückt das weiclie französische s aus.)

stenographische Zeichen.

koto. T' goto. y site. 3i tama.

•> Zeichen der Wiederholung eines Buchstaben, steht auf der Mittellinie.

^ Zeichen der Wiederlioiung zweier Sylben.

I Zeichen der Dehnung eines Vokals.

° Punkt. ■>Komma, steht nach reclits hin, ausserlialb der Mittellinie.

TTT

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J

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Uibiiographische Anzeigen. 345

selbst über seine Arbelt ausgesprochen hat, so muss ich zur rlchtigee Be¬

urtheilung seines VVerkes seine Worte vorausschicken.

„Ich wünsche," sagte der Verfasser, ,,dass man diese Sprachlehre nicht ,als das Resultat gründlicher Kenntniss der Japanischea Sprache, sondern ,als Erstlingsversuch im Unterricht derselben ansehen müge. Sie wird

„gewiss noch Febler enthalten, aber dennoch hege icb die Erwartung,

„dass sio andere, wenn sie sich dabei noch eines Wörterbuches bedienen,

„in Stand setzen wird, in drei Monaten so viel Japanisch zu lernen, als

„ich ohne Hülfsmittel in drei Jabren mir aneignen konnte. Man erwarte

„nicht, mittels dieser Sprachlehre schnell mit Japanischen Beamten und

„Grossen sprecben zu lernen; wobl aher wird man Japanischen Hausdienero,

„Handwerkern und Kaufleuteu gegenüber sicb schneller helfen uod es auch

„so weit bringeo köonen, dass man den Dolmetschern folgen kano, weon sie

„oosere Worte in ihre Sprache übersetzen."

Als ich das Manuscript des Herrn Vonker Curtius erhielt, war ich ehen Im Begriff meine eigene Japanische Sprachlehre , die bereits lange ausgear¬

beitet ist, herauszugehen. Der Zeitpunkt, dies mit der Voraussicht eines guten Erfolges unternehmen zu können, schien mir gekommen zu sein; alle Vorbe¬

reitungen dazu waren getrolfen, selbst eine neue Japanische Schrift gegossen.

Demungeachtet beschloss ich obne weiteres das Manuscript des Herrn Vonker Curtius dem Druck zu übergeben , damit nach des Verfussers Ahsicht deq in Japan anwesenden Niederländern ein Hülfsmittel verschallt werde, um sich schnell bei Kaufleuten und Handwerkern zurecbt zu finden. Mit Zustimmung Seiner Excelleoz des Ministers der Kolonien schritt ich daher unverweilt zur Herausgahe des Nagasakischen Manuscripts, wohei sich mir unwillkürlich der Gedanke aufdrängte, wo es nöthig wäre, Erläuterungen hinzuzufügen und durcb kurzgefasste Zusätze etwas Höheres als das oiedrig gesetzte Ziel des Verfassers zu erreichen.

Herr Donker Curtius hat die gemeine , wohl seihst platte Volkssprache von Nagasaki seiner Sprachlehre zu Grunde gelegt uud , obwobl er die Ja¬

panische Buchstabenschrift kannte , das Japanische bloss mit unserer Schrift uusgedrückt; mir schien es dagegen gleich von vorne herein zweckmässig, einen Schritt weiter zu gehen, und das Japanische mit Japanischen Buch¬

staben oach der für die Schriftsprache angenommenen Orthographie wieder¬

zugehen. Eine doppelte Rücksicht hestimmte micb dazu. Die gemeine Um¬

gangssprache der Eiowobner von Nagasaki bietet uns keine genügende Basis, nm darauf uoser Studium des Japanischen zu gründen , und, was nicht minder wichtig ist, zu der so nöthigen Gteichrörmigkeit der Schreibart zu gelangen.

Ferner war die Schreibart, die Herr D, C. Tür das Japanische angenom¬

men hatte, oft gaoz oeu nnd von der bereits gebräuchlichen so abweichend,

dass zwischen seinen Beiträgen und dem , was Andere vor ibm im Ge¬

biete der Japanischen Sprache und Literatur geleistet haben, ein sehr grosser Unterschied sich herausstellte. Um diesem vorzubeugen und die nötbige Basis für die Schriftsprache zu gewinneo, habe ich nnsere Japaniscbe Druckschrift sogleich iu Anwendung gebracht, uod die Schreibart des Japani¬

schea oach der altgemein üblichen Orthographie hinzugesetzt. Weichen diese Zusätze auch von der Schreibart des Hrn. Donker Curtius ab, so gelten sie doch

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Bibliographische Anzeigen.

zugleich als Verbesserungen, die nicht auf meine Autorität bin, sondern der Schriftsprache gemäss angebracht sind. Derartige Zusätze, wie auch jene, welche die im Manuscript von Nagasaki angegebene Bedeutuog Japanischer Wörler modificiren , findet der Leser zwischen [ j gesetzt.

Bereils bei der Behandlung der Casus , wie sie in §. 29 des Manu¬

scripts voo Nagasaki angegeben sind, fand ich es nöthig auch die Formen der Schriftsprache mit aufzunehmen und in das rechle Licht zu stellen, damit derjenige, welcher die Japanische Sprnche studiren will, die Natur und Anwendung der sogenannten Declinationsformen voo Grund aus kenuen lernt.

Aehnlich war es mit den Adjectiven der Fall. Wer meine Enlwicklimg Eingangs §. 52 seiner Aufmerksamkeit gewürdigt bat , und dann nachsieht, was das Manuscript vun Nagasaki darüber entbält, dem wird meine Ausein¬

andersetzung der Lebre voo deo Adjectiven keineswegs überflüssig erscheinen.

Während ich also auf dem eingeschlagenen Wege dem Manuscript von Nagasaki § für § folgte, habe ich, wenn ich nicht umhin konnte, auf das Ungenügende oder Irrige mancher Sprachregeln aufmerksam zu machen, eine Erklärung nach meiner Ansicht gegenüber gestellt. Die Wissenschaft und das Interesse derer, die sich dem Studium des Japanischen widmen, schien mir dies zu fordern.

Die Physiologie des Verbum substantivum nrt (seyn) §. 37, sowie die der Verba teari (§. 38), nari (§. 39), nare (§. 40), »losi und ori (§. 41) setzeo deo Sprachforscher auf eioen Standpunkt, von dem aus er diese Sprache zn beherrschen lernt. Meine Ansichten von diesen Japanischeo

Redetheileo sind ganz neu. Ich empfehle diese dem Freuode der

Japanischen Sprache hesonders zur Berücksichtigung, während ich es ibm anheimstelle, meine im §. 43 aufgestellten Angaben über die Verglei- chungsstufeo mit denen des Nagasakischen Manuscripts zu vergleichen, und gegenseitig zu prüfen.

Die Lehre der Japanischen Zahlwörter und was damit zusammen¬

hängt, ist gewiss eines der verwickeltsteo und schwierigsten Kapitel der Japanischen Sprachlehre. Wollte ich dem Leser eine klare Einsicht in dieses Labyrinth verschafi'en, so blieb mir kein anderer Ausweg, als das Nagasa- kische Manuscript bei Seite zu legeo und dieses Hauptstück von Grund aus selbst zu bearbeiten.

Meine Zugahe üher die gebräuchlichsten Japanischeo Pronomina S. 108 If. wird dem Leser eine klarere Einsicht in diesen Redetheil ver- scbatfeo , als irgeod ein Japanese geben kaon. Die angerührten Formeo leben in der Schrift- uod Umgangssprache, meine Auffassung derselhen ist das Er¬

gebniss eigener Forschung, keine nachbetende Compilation und ich erwarte ihre Bestätigung voo dem gesunden Verslande jedes Lesers.

Mit der Lehre voo dem Verbum, wie ich diese io der Einlei¬

lung zum rünfteo Hauptstück entwickelt hahe, beginnt eine neue Epoche

rür das Studium des Japanischeo. Es wird Lichl ! Mao lernt oicht

mebr blosse Wortformeo , man lernt auch die logiscbe Nothwendigkeit

kennen , woraus diese Formen und ihre Bedeutung entsprungen sind ,

und an den heigerügten Texten kann man den Werth der entwickel¬

ten Formenlehre prüfen. Wirf! man nun eioen Blick auf die bis-

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Bibliographüche Anzeigen. 347

ber übliche , aucb io dem Manuscript von Nagasaki befolgte Methode ,

das Japanische Verbum nach dem Schema unsers Verhums aufzustellen,

so wird man die l'eberzeugung gewinnen, dass dieses Schema Tür das

Japanische Verbum nicbt passt, uod dass diese Methode, weit eotfernt einiges Licht üher deo wichtigsteo Theil, icb möchte sagen: über die Seele der Rede zu verbreiten, einer richtigen Eiosicht io sein Weseo eher hinder¬

lich war, uod zur Folge hatte, dass die wenn auch noch so gut gemeinten Beitrage Einzeiaer zur Beleucbtuog der Japanischen Sprache auf hiossen grammatikalischen Dilettantismus hinausliefen.

Meine Aeusserung klingt, das Tuhle ich selbst, dünkelhaft, doch Jeder der sich fortan auf die Japanische Sprache legeo wird (und für solche alleio, nicht Tür oaschende Dilettanten ist dies Buch bestimmt), wird, so wie er sich meine Theorie der Japanischen Verbalformen eigen gemacbt, und sie uu ursprünglichen Japanischen Texten , welcher Art sie auch seyn mögen, geprüft hat, das Tür schlichte wissenschaftliche Ueberzeugung halteo, was auf den ersten Blick den Anstrich des Dünkels hatte. Er wird mir keine Unbescheidenheit zur Last legen oder gar Undank gegeo Leute, die sich vor mir mit der Japanischeo Grammatik befasst haben , sondero er wird die Ueberzeugung gewinnen, dass cs mir nur um die Sache, oicht um Personen zu Ihun war.

Io der Erörterung, die ich dem sechsten Hauptstiick des Nagasakiseben Manuscripts S. 202 vorausgeschickt hahe, findet man alles, was die Adver¬

bia betriB't, in wenigen Zeilen zusammengefasst. Die Angahen des Mann¬

scripts von Nagasaki und meine Bemerkungen dazu stehen nuo beide vor den Schranken der allgemeinen Kritik.

VVas die Postpositionen betrifft, so glaubte ich dem Leser etwas mebr, als einen blossen Erstlingsversuch bieten zu müssen, nnd habe im

Siebenten Hauptstück das aufgenommen, was ihm eine klare Einsicht in

das Wesen und deo Gehrauch der Postpositiooen oder Beziehungswörter ver¬

schafi'en kann. Dieser Lehre gegenüber stebt §. 105 des Manuscripts von Nagasaki.

Das Achte Hauptstück des genannten Manuscripts, §. 106, besteht in eioer Liste von 19 Conjunctionen. In einer Zugahe zu diesem Hauptstück habe icb

die gegenseitigen Beziehngeo der Sälze uod die Mittel, wo¬

durch diese Beziehuogeo ausgedrückt werden, iu allgemeinen

Umrissen behandelt. Knüpft nun der Lernende diese Skizze an die Lehre

der Japanischeo Wortfügung, wie ich diese Seite 28 und 29 meiner

Einleitung aus ihren Prineipieo eotwickelt habe, dann hat er an beiden eine kurzgefasste Syntaxis der Japanischen Sprache, eine Anweisung die Formen¬

lehre in Anwendung zu bringen , und Japanische Sätze und Perioden zu ver¬

steheu uod selbst zu bilden. Damit ist, wie micb dünkt, der Zweck, den ich hei der Herausgahe dieses Buches hatte, erreicht, und das Neunte uod

Zehnte Hauptstück, welche nuo eio hors d'oeuvre gewordeo siod, habe

icb bloss anfgenommen , weil sie den Schluss des Manuscripts des Herrn Donhen Curtius hilden.

Ich muss nun zur Gescbicbte dieses .Manuscripts zurückkehren. Der Wunscb des Verfassers , das Japaniscbe Dolmetschercollegium zu Nagasaki

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348 Bibliographische Anzeigen.

möge feine Arbeit beurtbeilen , blieb unerrdllt. Die Leute waren , wie der Verfasser versichert, zn sebr mit andero Geschäften überhäuft nod hatteo zu weoig Fähigkeit dazu, sich mit eioer Kritik, wie er sie wünschte, eio- zulassen. Um inzwischen dem Wunsche des Niederländischeo Commissairs in Japan doch einigermassen zu entsprechen, stellte der Oberdolmetscher Tür die Niederländische Sprache zu Nagasaki, Herr N, M. (Nanmra'l) Hatsije- mon, folgendes officielle Gutachten aus:

„Nacb aufmerksamer Durchsicht der von Herrn DonXrer Curtius, Nieder-

„ländischem Commissair in Japan, verfassten Japanischen Sprachlehre hat der

„ Unterzeichnete die Ehre uod das Vergoügen diese Sprachlehre , insofero sie

„deo Gruod zur Erlerouog der Japatiiscbeo Sprache zu legeo bestimmt ist,

„als die vollständigste und beste anzuempfehlen, sintemalen er befunden bat,

„dass sio in geeigneter Ordnung alle nöthigen Grundsätze und Regelo nicht

„blos rür die Hoiräodiscbe Jugeod , sondera auch Tür die Japanischen

„Jüoglioge enthält, gaoz im Eioklang mit unserer täglichen Ausdrucksweise."

Dieses Gutachten, das in voraus den Stab über alles bricht, was

Ich in dieser Sprachlehre aufgestellt habe, ward mir mitgetheilt, als ich mit der Bearbeitung und dem Druck des Buches bis zum Fünften Hauptstück, dem Verbum , gekommeo war. Dass dies nicht in der Ahsicht unsers Nieder¬

ländischeo Commissairs io Japan gelegeo , glaube ich gern , auch wenn er es nicbt ausdrücklich erklärt hätte. Aber nach Europa gesandt, und mir vor Angen gehalteo, nahm dies Gutacbten deo Cbarakter einer Herausforderung

ao. Ich daokc Herro Donker Curtius Tür seioen wohlgemeinten Eifer,

das Studium des Japanischen unter seioeo Laodsleuteo zu berördern; ich danke ihm dafür, dass er so wahrheitsliebend war, eioe Arbeit, die er ohoe Hülfsmittel zu Stande gebracht hatte, einer so competentcn Autorität als eioem Dolmetscher-Collegium zur Revisioo vorzulegeo: ich daokc aber

aoch Herrn iV. M. Batsijemon für die Höflichkeit, womit er den

lioguistischeo Versuch des Herro Donker Curtius gut geheisseu, sich seihst Für den' Inhalt des Manuscripts verbürgt uod deo Niederläodiscbeo Commis¬

sair, dessen Fach Linguistik oicht ist, aller Veraotwortlicbkeit dafür ge- rälligst überhoben bat.

Der Streit, deo ich io diesem Bucbe über Buchstabeu und Wortformen zn rdbreo batte , geht also alleio mich als Vertreter Japaoischen Sprach¬

studiums in den Niederlanden uod Herro 2V. M. Hatsijemon , eioeo geboroeo Japaoesen und Japanischen Oberdolmetscher flir die Niederländische Sprache, an, nnd ist jemand von den Unsern io Japan znm Kampfrichter berufen, so dürfte es Herr Donker Curtius seyo, der nun wohl untersucben und ent¬

scheiden kann, welchem von beiden Streitern der Kampfpreis zukommt, der Aospruch nämlich auf das Verdienst, das Weseo der Japaoischen Sprache los wahre Licht geslellt, und den Weg zu einer gründlichen Kenotoiss der¬

selbeo angegeben zu baben.

Dass dieser Streit Für keine Wiederbolung geeignet und mit der Heraus¬

gabe dieses Buches beendet ist, liegt auf der Hand. Icb werde also io meiner eigenen Japanischen Sprachlehre , die bald erscheineo wird , und worin ick den Gegenstaod aof der bereits hier gelegteo Basis weiter eot-

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Bibliographische Anzetgen, 349

wickeln und vollsländig abhandeln werde, mich bei alle diesen Sireilpunkten nichl mehr aufhallen , sondern einfach forlbauen.

L'nter den üelehrlen Europas schweben mir bei der Herausgabe dieses Buches vorzüglich die Herren Stanislas Julien, Wilhelm Scholl, August Pfizmaier und L. Leon de Hosny vor als zunächst berufen , davon Notiz zu nebmen, und zwar die beiden erslen als Kenner der Chinesischen und an¬

derer asiatischen Sprachen , die beiden letzten , da sie selhsl sich mit dem Studium des Japanischen befassen.

lierrn W. Schott's Leistungen auf dem Gebiele der Talarischen Sprachen sind bekannl; seine kürzlich erschienene Chinesische Sprachlehre ölfnet einen neuen Weg Tür das Sludium dieser Sprache, und hielt ich mich früher ver- pllichtel, mich gegen die Chinesische Grammalik von Stephan Endlicher, als der Verfasser noch leble, auszusprechen, so darf ich jelzt auch nicht unter¬

lassen, auf das verdienstvolle Werk des Herrn W. Schott anerkennend hin¬

zuweisen und es dringend zu empfehlen.

Von 'Herrn August Pfizmaier's Leistungen auf dem Gehiete der Japani¬

schen Sprache und Literatur kenne ich eine 1851 erschienene erste Lie¬

ferung eines Japanischen Wörterbuchs, das so gross angelegt war,

dass die Forlselzung desselben aufgegeben werden mussle; ferner einen

Japanischen Roman, Text und L'ehersetzung, ersterer ein Meister¬

stück typographischer Ausführung, und zwei 1852 herausgegebene Bei¬

träge zur Kennlniss der a 1 1j a p a n i s ch e n Poesie. Im Inleresso der Wissenschaft war es , dass wir heide , Herr August Pfizmaier und ich, vorerst jeder seinen eigenen VVeg gingen, und das l'rtheil über unsere Lei¬

stungen einer Zeit überliessen, die mehr als zwei allein siehende Fach¬

genossen aufzuweisen habe ; nnd die Zeit liegt nun nichl mehr ferne.

An Herrn L. Leon dc Rosny's Namen knüpfe ich mit innigem Vergnügen

die Erwähnung seiner Introduction ä I'etude de la langae Japo¬

naise, die erst kürzlich in Paris erschienen ist. Ich kenne sie nur noch

aus dem Berichte, den Herr A. Bazin im Journal Asiatique, Juin 1857

darüher erstattet hat, und das Buch selbst liegt, während ich dieses nieder¬

schreibe , noch eingepackt vor mir. Herr L, Leon de Rosng, ein noch junger Gelehrter, der das Glück gehahl, unler der Leitung des Herrn Stanislas Julien seine Chinesischen Studien zu raachen, hat, um Japanisch zu lernen, denselhen Weg eingeschlagen, den ich gewählt halte; auch er hat das Stu¬

dium des Chinesisehen mit dem Japanischen vereinigt. Pass er in liezug auf

Elymologie und Synlax der Japanischen Sprache mehr oder weniger den

alten Weg eingehalten habe, muss ich bei seiner Jugend erwarten; aber eben so sehr erwarte ich von diesem meinem gelehrten Freunde , dass er nun den von mir angewiesenen neuen Weg einschlagen und für Frankreich der Stifter einer neuen Epoche soliden Studiums der Japanischen Sprache und Lileralur werden möge. — Nach Einsicht der erwähnten Introduction habe icb an den eben ausgesprochenen Worten nichts zu ändern. Ich muss nur noch dem gelehrten Frankreich Glück wünschen , dass cs in L. Leon de Rossg Aen Mann besitzt, dessen Aufgabe es ist, den Schaden wieder gut zu machen , den weil.ind Jttlius Klaprolh durch seine Japanischen Slndien gestiftet tial.

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350 Bibliographische Anxeigen.

AU der Japanischen Sprache Icundig verdient aach Herr Dr. Beltelheim hier genannt za werden. Wie bekannt, hatte iho die Briltische Missions- gesellschart 1847 zu Napa auf Gross - L i u - k i u ausgesetzt. Obwohl er

da als Späher von Spähern beaufsichtigt, als Missionair nicht gerne gesehen, als Arzt mit Misstrauen belohnt , und darum selbst den Eingebornen wenig zugetban war*); so vermochte er doch 1833 eine Japanische Uebersetzung des N. T, seinen Committenten zu nbersendeui Wenn diese Uebersetzung, die icb 1853 nacb genommener Einsicht als eine solche bezeicbnete , welche, bis auf wenige Punkte, comme il faut sey, wenn diese Uebersetzung, sage ich, wirklich von Herrn Dr. Bettelheim und nicht von einem Japanischen

Gebülfen nacb dem dabei zu Grunde gelegten Chinesischen

Texte gemacbt ist, dann begrüsse ich in Herrn Dr. Bettelheim einen vor¬

züglichen Japanologen.

Was die technische AnsHibrung dieser Sprachlehre betrifft, hat der Her¬

ansgeber keine Kosten gescheut, damit sie bei aller Einfachheit der Nieder¬

ländiscben Presse Ehre macheo möge. Mnss icb dennoch einige Nachsicht und zwar von Seiten der Japaneseo beaosprucheo , daoo wäre es Tür die in diesem Werke vorkommenden Cbinesischeo Typen, die ieh eigenhändig gra- virte, um den Preis des Buches nicht zn sehr zn erhöben.

Das Manuscript des Herrn Donlcer Curtius habe icb bei der „Haat-

sefaappij der Nederlandsche Letterknnde" zu Leyden deponirt.

Hat die Pflege der Japanischen Sprache nnd Litteratnr bei nns ihre Wnrzeln geschlagen, und sind die Niederlande der Mittelpunkt geworden, von dem ans sicb ihre Kenntniss über die eivilisirte Welt verbreitet, so bat diese

es den Staatsmännern zn verdanken , weicbe in den letzten zwölf Jabren dem Departement der Kolonien vorstanden. Ihre Massregeln liessen eioen

80 nützlichen Zweck erreichen. Wäbrend ich persönlich meinen Dank

fär das in mich gesetzte Vertrauen ausspreche, überlasse ich es der Ge¬

scbicbte der Wissenschaft, das Verdienst der Gründung, Berörderung und Aus¬

breitung der Pflege der Japanischen Sprache uod Literatur in den Niederlanden MSnaern zuzuerkennen , wie J. C. Band , ehemaligem Minister der Kolonien, C. F. Pahud, General - Gouvernenr von Niederländisch Indieo, P. Mijer, Minister der Kolonien , anf dessen Anordnung diese Sprachlehre herausge¬

geben worden.

Leyden, den 1. September 1857. J. Hoffmann.

MnduelUm ä Vitude de la langue Japonaise, par L. Lion de Rosny,

Toris, Maisonnenve et Co. MDCCCLVI. 4. (Leipzig, F. A. Brockbans.) XII und SS. mit litbogr. Titel und sechs Schrifitafeln. 20 Ffancs.

Wlhren^ ^igSHIseher Einfluss Japan vermag, mit deo „Teufeln des Weat- blam^ls " in kanfmSnniseben Verkehr za treten , bat ancb die W':.<ensckaft

<) ^«is« aiD die Erde Bach Japao in d«a Jahren 1853, 1854 nnd 1859.

Vtt^^iflMii Heiae. Leipzig 1856. S. 174 IT. — The Japan. ExpediUea.

By Ji W. Spading. Redfield 1855. S. 307.

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Bibliographisehe Anzeigen. 351

begonnen sich die literarischen Schätze desselhen zu erschliessen. Obwohl schon japanische Texte genng zur Kenntniss Europa's gekommen waren, liess sich dennoch an ein eigentliches Studium der japanischen Sprache wegen Unvoll¬

kommenheit der Hülfsmittel gar nicht denken. Die gedruckten Grammatiken des P. Rodriguez sind , wie die chinesische Sprachlehre des P. Premare und die mandschurische des P. Gerbillon, bloss zom Gebrauch der jungen Mis¬

sionare bestimmt, die an Ort nnd Stelle aus lebendigem Munde die Sprache erlernen sollen , und es fehlt diesen Büchern daher die wissenschaftliche Form, die wir bei solcheo io jeder Beziehuog uos feroliegeodeo Sprachen oicht entbehren könoeo. Rosoy's Buch muss als ein Tdr die Wisseoschaft bedeutsames Ereigniss anerkannt werden, weil es zuerst eioiges Licht io das

Chaos von Formen und Notizen gehracht hat, welche die Elemens de Ia

grammaire Japonaise bilden. Dass der Verf. über diese binausgegaogeo ist, babeo wir uns nicht überzeugen können ; allein ersl durch die Introduction können wir den reichen Inhalt nutzhar macben, der in Rodriguez' lange fast unbrauchbarem Buch niedergelegt ist. Nur Schade , dass wir bei Rosny wieder jene tiefere Keontniss der allgemeioeo sprachlichen Groodsätze ver- misseo , die in Deutschland als unentbehrliche Eigenschaft des Orientalisten angesehen wird. Das Bucb briogt zuerst in der Vorrede die Ankündigung eioes Dictioonairc Japooais-Fran^ais-Anglais , auf das auch schoo hier und da verwiesen wird, dann I. eine kurze Abhandlung, Origine de la lan¬

gue Japonaise (S. 1—9), wo die frühern Versuche, das Japanische mit

bekanntern Sprachfamilien in Verbindung zu briogeo, abgewieseo, dagegen eine enge Verwandtschaft desselben mit der Sprache auf den Lntscbu-Inseln

(aus Wörterverzeichnissen) nachgewiesen wird. II. Vom Gehrauch der

chinesischen Scbriftzeichen in Japan (S. 9—12) nämlich zur Be¬

zeichnung der japanischen Wörter. Es wird dem Stndium des Japani¬

schen wenig Freunde gewinoeo, zu erfahreo, dass die Japaner ihre eigene Schrift beständig mit den chinesischen Charakteren vermengen , dass sie die Anzahl derselhen sogar nicht uobedeutend vermehrt hahen, dass sio mit mau' chen chinesischen Zeichen eioe andere ideographische Bedeutung verbinden, als diese in China haben , und dass sie endlich meist das unendlich schwie¬

rige Tsao-schu anwenden. III. Von der Scbrift und dem Syllabar

der Japaner (S. 13—22). Die japanische Schrift, die von oben oach uoten läuft, ist eine eigentliche Silbenscbpft und enthält 47 Zeichen fiir ebeoso- viele offene, mit einfachem Consonanten anlautende Silben. Durcb diakriti¬

sche Punkte wird das Syllabar (nach den drei erslen Silben irofa genannl) um 25 weitere Silben vermehrt, uod ein eigenes Zeichen fiigt den offeoen Silben ein auslautendes n hinzu. Worttrennung findet nicht allgemeio statt, die Sätze und grössern Satzglieder werdeo aber durch diacritische Puokte gesondert. Sämmtliche Silbenzeichen sind aus gleichlautenden chioesischen Cbarakteren abgekürzt. Von den verschiedenen Sehriftzügen sind zwei die bemerkenswerthesten, die Fracturschrift Kata-kaoa und das cursive Fira-kaoa, in welcbem letzlern die zu Einein Worle gehörigen Silhenzeichen ligirt wer¬

den. Von beiden Arten bat Marcellio-Legraod Schrifteo in zweifacher Grösse giessen lassen, die nach Rosny's Proben seinen typographischen Ruhm nur vermehren können ; besonders die Ligaluren des Fira-kana erregen Bewun-

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352 Bibliographische Anzeigen.

derang, Aussor dieser eigentlich japanischen Schrifl gibt es aber nocb ein Irofa von chinesischen Charakteren , die hloss ihren Lautwerth beibehallen haben (Mangokana), und die fiir den japanischen Text ungeRibr so, wie für L'mschreibung europäischer Eigennamen im Chinesischen, gebraucht werden.

Nach der Beschaffenheit der Schrift darf man im Japanischen keine andero Wortslämme, als vocalisch auslautende erwarlen; denn Wörter wie Nippon ikka, fitots' entstehen durcb Verschlucken des Zwischen- uod Schlussvocals

in der jetzigeo Aussprache. Wir bälteo gewünscht, ober Beschaffen¬

heit der Wurzelbiidung der Wörler und Lautgesetze Genaueres zu erfahren;

hierüber werden aber nur tbeilweise und gelegeotlich Mittheilungen gemacht

in der Abtbeilung VL Japanische Grammalik (S. 22—60). Dieser Ab¬

schnitt ist bei Weitem der wichtigste in dem ganzen Buch und, obschon skizzenhaft, doch hinreichend, um der japanischea Sprache ihre Stellung in dem grossen Sprachgebäude anzuweisen. Was scbon früber behauptet wor¬

den, geht aus dieseo Mittbeilungen als gewiss hervor: das Japanische ist

eine durchaus agglutinirende Sprache. Sämmtliche grammatische For¬

malion geschieht durcb angehäufte Nachsilben ohne Beugung des Stammes ; die Stelluog des Regierten vor das Regierende ist unabänderlich durchgerührt;

Declination und Comparalion werden durch Postpasilionen , das Relativum durch Participien ersetzt. Das Substaotivum keont kein Genus, und our bei lebeodeo Wesen werdeo die Geschlechter durch o und me bezeichoet: o-usi Stier, me-usi Kuh, oodori Männchen, mendori Weibchen. Der Plural wird Cj^weder gar nicht, oder durch Verdoppelung des Wortes oder durch nach¬

gesetzte Partikeln, wie ra, laisi , domo bezeichnel. Die gebräuchlichsten Posipositionen , die zur Bildung der Casus dienen , sind no Tür deo Geoiliv, ni für den Dativ, wo für den Accusativ, yori Tür den Ablativ. Das Adjecliv bat weder Tür Genus, noch Tur Numerus besondere Formen und zeiebnet sich einfach durch seine Stellung vor dem Substantiv aus; den Comparativ bildet der Ablativ des Verglichenen, yamayori takasi, höher als ein Berg. Die Zahlwörter sind 1 fito, 2 futa, 3 mi , 4 yo , 5 izu , 6 mu, 6 nana,'<8 ya, U kökono , 10 towo , 100 momo , 1000 zidsi. Die persönlichen Fürwörter siod wa ich, na du, a oder ka er; sie erscbeinen gewöbolich mit Afforma¬

tiven, ware, nare, nava, are u. a. und bilden die Casus und den Plural wie die Substantiva. Der Genitiv bildet das Possessivum, wareno mein, areno sein, wareraoo uoser. Dio Demonstralivstämme sind ko nod so, gewöholich in deo Formeo kore, kooo, sore, sono, daneben are, kare, aoo, kaoo, aoo fito (hic homo) u. s. w. Die frageoden Pronomeo sind la wer, to welcher,

na was, gewöhnlicher tare, tono , nani. Das Verhum hal weder Tür die

Genera , noch für die Numeri , noch Tür die Personen bestimmte Endungen, wohl aber Tür einige Tempora und Modi: fiir Präsens, Imperfectum, Per¬

fectum und Falurum im Indicativ und im Conjunctiv, für deo Cooditiooalis Präs. und Imperf. , fiir Imperativ uod Participium , endlich für Infinitiv Präs., Perf. und Fut. Ausserdem werden viele Formen durch Zusammensetzung mit dem Verbum-Substantivum a, negativ na, gebildet. Es gibt eine passive, negstive', causative, refitxive Conjugation. Wir müssen hier hedauern, dass der Verf. dio vielfachen Afformative des Verbams oicht mehr gesoodert nod ia ihrer Bedentnng fixirt hat; da das Japaoische ao solchen dem Anschein

(12)

Bibliographische Anzeigen. 353 nach bedeulungslosen Nachsilben eine unglaubliche Fülle besitzt, so wird'die Belrachlung dieser Afformative wohl die nächste Aufgabe der japanischen Sprachgelehrsamkeit werdeu. Beim Verbum würde eine nähere L'ntersuchung gezeigt haben , dass die Vcrbalstämme nur ein- und zweisilbig sind , und dass die mehrsilbigen ein Afformativ entbalten. So klar nun nach diesen Angahen der Charakter der Sprache als einer mit den tatarischen verwandten erscheint, ehenso schwer isl cs , in den Wortbedeutungen einen Zusammen¬

hang mit andern Sprachen zu entdecken. Kann nicht ein geübteres Auge eine solche Verwandtschafl schon jetzt aufweisen, so werden wir. Wie auch der Verfasser bemerkt, wobl warten müssen, bis wir zur näherer Kenntniss der sibirischen Dialecte gelangt sind. L'ehrigens isl im Japanischeo auch der ganze chinesische Wörlerschalz , aber in verderbler (oder provincieller und anliquirler) Aussprache gangbar, z. B. ten Himmel (chin. Ihian) ; sin Mensch (schin); riok Muskelkraft (II); bli Reis (mi); fnk Nordeo (pe) oder die Zahlwörter: 1 itsi (i) , 2 ni (orl), 3 san (san), 4 st (sse), 5 go (ngü), 6 rok (lu), 7 sizi (Izi), 8 fats (pa) , 9 ku (kieu), 10 zyn (Izi), 100 fgak (phe), 1000 sen (tzian), 10000 man (wan). Es leuchtet ein, wie wichlig diese Aussprache bei der etymologischen Untersuchung des Chinesischen wer¬

den muss. V. Langue et litterature s i n i co - j a p o n ai s es (S. 61

— 66). Wie die Japaner in ihren eigenen Schriften häuiig die chinesischen Charaktere zur Darslellung japanischer Wörter verwenden, indem sie densel¬

hen ihren ideographischen Werth lassen, so lesen sie aueh die chinesisch gedachten und geschriebenen liüeber, indem sie den Charakteren die entspre¬

chenden japanischen Wiirter unterlegen. Da aher die Wortstellung im Chi¬

nesischen anders ist, als in den agglutinirenden Sprachen, so werden den ideographischen Zeicben ZilTern beigefugl , die deren Stellung nacb japani¬

scher Satzordnung anzeigen. So würde den chinesischen Zeichen l'uo ngö pu tzi ri, ego non scio hoc, die Ziffern 1, 4, 3, 2 beigegeben werden müssen, damit man lese: 1) ware 4} korewo 3) sira 2) zu, ego hoc scio non. Be¬

sondere Zeichen geben auch die einzelnen Satzglieder an. Es isl klar, dass eine solche japanische Ausgahe eines chinesischen Classikers für den euro¬

päischen Gejehrten sehr hohen Werth hal. Da nun ferner das Chinesische so ofl die Ausdrücke grammalischer Rection auslässt, so Selzen die Japaner die grammatischen Endungen ihrer eigenen Sprache zu den cbinesischeo Schrift¬

bildern , wodurch ihnen und uns das Versländniss um so mehr erleichtert wird. Genau genommen , liesse sich diess für jede andere Sprache bei den chinesischen Te.vtcn ehenso durchrühren ; die Japaner haben sich indess an solche Bücher der Art gewöhnt, dass sie auch ihre eigenen Sprachwerke in gleicher Weise niederschreiben. So entsteht die Schreibart, die Rodriguez koye nennl. Dass es iu Japan auch chinesische Werke mit japanischer Inter¬

linearversion gibt, braucht kaum bemerkt zu werden. Alle diese Arten von Büchern nun begreift Rosny unter der Kategorie langue el litterature sinico- japonaises , und wir sehen nur nichl recht ein, warum dieser Ahschnitt von dem zweiten getrennt ist. Merkwürdig hleibl, wie ein Volk, welches sich

gegen jede Berührung mit Fremden hartnäckig abgeschlossen, doch dem

chinesischen Geist solche Opfer hat bringen können , dass seine eigenen Gei¬

steserzeugnisse die Zwillernalur nicbl verleugen können ; denn es gibt nur

Bd. \II. 23

(13)

354 Uibliographische Anieigen.

wenige Bücber in rein japaniscber Schrift, ond die Lesang eines and des nämlichen Buches scheint bei den Eingebornen die buntscheckigste Verschie¬

denheit von reinem Japanisch oder verderbtem Chinesisch oder einer Misch¬

sprache aus beiden zu Tage zu bringeo. VL Des livres Japonais

(S. 67—71^, über Druck, Format und Einband der japaoischen Bücher, die sich io diesen Stücken oicht von deo chinesischen unterscheiden. VII. Exer- cice de lecture, ohoe Commentar (S. 72 — 74). Vlll. De I'ecriture cursive tsao mit Schrifttafel uod japaoischer Aussprache der 214 Schlüs¬

sel ; hätte auch io die zweite Abtbeilung gehört. Hierzu ein Index der im Werke vorkommeodeo chinesischen Zeichea mit ibrer japanischen Aussprache.

Ein japanisches Wörterverzeichniss wäre nocb erwünschter gewesen.

Wir müssen dem Verfasser, der vou so verwickelten Gegenstäodeo eio im Gaozeo klares Bild zu gebeo vermochl hat , wegen seines geduldigen Fleisses und wegen der Genauigkeit, womit durchgängig jedem Worle die doppelle (ideographische und kalakana) Bezeichnung beigegeben ist, die böch¬

ste Achtung zollen. Dass aber scbwerlicb jemals die japaoische Sprache uod Literatur io weitem Kreisen bekanot werdeo köone, lässl sich aus deo ge-

gebenen Mittheiluogeo leicht schliesseo. Fr. Kaulen.

Forschungen über die Kurden und die trimischen Nordchaldäer von Peler Lerch. Erste Abtheilung : Kurdische Texte mit deutscher Uebersetzung.

Zu beziehen durch Eggers & Comp, in Petersburg und durch Leopold Voss in Leipzig. 1857. 8. XII, XXX, 103 SS.

Der letzte anglo-fraoko-russiscbe Krieg bat auch für die Linguistik eine niebt nnbedeuleode Eroberuog gehracht, welche wir einerseits dem wissen¬

schaftlichen Eifer und der Umsicht der kaiserlich russischen Akademie, ao- drerseits den sprachlicheo Keaotoisseo , Talenten und. aufopferndem Fleiss des Heransgebers der vorliegenden Forschuogen, Hro. P. Lerch, verdanken, Die K'ämpfe io Kleioasien iosbesoodere halten eine oicht uobetr'äcbtliche Anzahl Karden io russische Kriegsgefaogeoschafl geFührt uud die histor'sch-philolo- giscbe Classe der Akademie bescbloss diese Gelegenheit zu benutzen, die bisherige Kennlniss der Kurden und vor allem ihrer Sprache zu erweitern.

Hr. Lerch hatte sich schoo früber dem Stadium der iraoischen Elhoographie nnd Gescliiehte gewidmet nnd seine Aufmerksamkeit insbesoodere deo Kurdeo cogewendet. In einem 1856 rossisch erschieuenen Werk : H3CAi40BaHi.fl 06B

HpaHCKaxl) KypAaKb b nxL npe^xaxl), ctBepauxB XaA4exxl>,

d. i. Forschungen über die iranischen Kurden aod ibre Vorfahren, die nördlichen Cbtjldäer (VI, 121 SS. 8.) hatte er eine Uebersicht der kurdischen Stämme uod ihrer Wohositze gegeben. Durch diese Arbeit balte er die Aufmerksamkeit der^Akademie auf sich gezogen und sie bescbloss, ihn znr Erreichung ihres Zweckes oach Roslawl', wo sich die knrdiscbeo Kriegsgefangeoen aofbielten, zn senden, damit er in oäherem uod läogerem Verkehr mit deoselbeo alles zn erforscbeo suche, was irgend für denselben dieolieh sei. Er hielt sieh demnaeh etwa von März bis Juni 1856 unter ibnen anf und benatzte diese

(14)

Bibliographische Anzeigen, 355 Zeit eifrig theils zur Einziehung von ethnographisehen Nachrichten, theils

cur Erlernung ihrer Sprache. Ein kürzerer Bericht vom Staatsralh Dorn und ein längerer von ihm selbst üher die Erfolge seines Aufenthaltes wurde in

16. Juni

der Sitzung der Akademie vom 2 "jüli" verlesen. Beide finden sich ausser in dem Bulletin der Petersburger Akademie aucb in der an Aufsätzen, welche für die Kenntniss Asiens wichtig sind , so reichen Sammlung, welche aus dem Bulletin stammend unter dem Namen Melanges asiatiques bekannt ist ( II, 617 — 620. und 621—649). Der erstere ist auch vollsländig, der zweite, seinem wesentlichen Inhalte nach und in Bezug auf ^e kurdische Phonetik verbessert, in das vorliegende Werk aufgenommen (Einl. III — VI. und VII —XXX).

Hr. Lerch faad in Roslawl' etwa fünfzig Kurden aus verscbiedenen Stäm¬

men vor , alle aus den obern Flussgebieten des Eupbrat und Tigris. Sie sprachen ansser dem Kurdischen auch Türkisch. Schreiben koonte keiner derselhen, nur wenige, welche langsam leseo koooten, vermochteo die Buch¬

staben des arabisch-persischen Alphabets binznmalen. Ihrem Charakter und ihren geistigen Anlagen giebt Hr. Lerch eio äusserst güostiges Zeugniss.

Er fand sie ehrlich, zuverlässig, theiloehmend, scharf heubachtend, aufgeweckt, tieselligkeit, Gesang uod Tanz liebend. Den Schluss der ethoographiscben Miltheilungen bildeo io dem Berichte eioige Nachrichteo über kurdische

Stämme. Dieser Tbeil ist im vorliegenden Abdruck ausgelassen; da iho

jedoch maocher vielleicbt vermissen mächte, mache ich darauf aufmerksam ; er steht in den Melanges asiatiques II, 637. 638. Dio wichtigste Seite jeoes Berichtes bildet oatürlicb das was sich auf die kurdische Sprache bezieht.

Hr. Lerch erfuhr bald, dass noter den Kriegsgefaogeoeo ^zwei kurdische Mund¬

arten rerlrelen waren, die Kurmändji oder Kermaodji und die Zaza; anf jene als die am weitesteo verbreitete, richtete er seio Hauptaugeomerk, doeh hat er aueh Tür diese oicht unaosebolicbe Proben gesammelt. Sobald er eine Aozahl von knrdiscbeo Wörtern uod die wiebtigsten grammatischen Formen sicb angeeignet hatte, liess er iosbesoodere t'nrkische oder ins Türkische übersetzte Te.ite voo seioen Kurdeo in ibre Spraehe übersetzen ; erhielt ferner aber auch selhstständige Mitlheilungen, sowohl prosaische, als poeti¬

sche und zwar Volkslieder. Diese Sammlungen — mit Ansnahme der Volks¬

lieder, welche Hr. Lerch io eioer besoodern Abhaodluog über kurdische Volkspoesie zu veröffeotlieheo beabsichtigt — bildeo den Haupttbeil der vor¬

liegenden ersten Abtbeiluog seiner Forschungen. Sie geben von Si 1 — 87 nnd bieten von S. 1—4 eioe Uebersetzaog der Bacmeislerschen Spracbproben (44 Sätze) in beiden Dialekten. Alsdano folgen von S. 5—48 Texte in der Mundart Kurmaodji nnd zwar zaerst Uebersetzaog der von Zetterqnist in 6 Sprachen beraasgegebneo' finnischen Rnne vermittelst des 'Türkiiehen; dann 7 Erzählnngen ans Fr. Dieterici's Chrestomathie ottomane, ein« beträchlliehe Anzahl Fabeln aus Letellier's Choix de fables tradaites en Iure par an Effendi de Constantinople { ferner Uebertragung einer didactiscben Erzäblonf ans Dieterici's Chrestomathie ottomane, eines klieiuen die Kurden betreffenden Ab¬

schnitts eines rnssiseben Werks iiber die Belagemng von Kars; «fadjioh vier salbslständige Mittbeiinngen , nämUcb zwei Märchen, eine Erzübloog npd ein*

(15)

35G Uiblingrapliische Anseigen.

Fabel. Von S. 48—87 folgen dann Texle in der Mundari Zaza , alle selbsl¬

sländige Millheilungen: zwei Märchen, ein Gespräch, drei kriegerische Er¬

zählungen von Fehden , eine Sage vom Uhu.

Während Herr Lerch im Verkehr mil den Kurden diese Texle sammelte, balle auch Dorn sich nach Asien gewendet, um aus dem Kurdenlaude selhsl oder durch geborene Kurden neue HUlfsmittel zu erlangen. Auch diese Be¬

mühungen waren erfolgreich. Der russische Generalconsul in Tabriz, Herr von Chanykow, sandle eine kleine Handschrift, welche unler andern auch kurdische Gedichte enthält nnd lässt in Sandj Bulak , dem Silz des Kurden¬

stammes Mikri eine kWuische Ueberselzung vod Saadi's Gulislan verfertigen, deren Anfang er schon im Juli des vorigen Jahres einsandte. Eben so theil¬

nehmend zeigte sich der russische Consul in Erzerum, Herr von Shaha, wel¬

cher sich, wie es scbeint, scbon längere Zeil mit den Kurden wissenschaft¬

lich beschäftigt hat. Denn er Übermächte der russischen Akademie nicbt hloss mehrere Texte, sondern auch eine Abhandlung üher kurdische Lilteralur und Slämme. Aus den von diesen beiden Herren übersandten Texten theilt der Anhang zu diesen Forschungen S. 90—103 ebenfalls einiges mit und zwar zuersl einige Zeilen einer von Hrn. von Shabn übersandten kurdisi:ten Ueberselzung des Iskendernäme von Nizami; ferner die kurdische Ueber¬

setzung von 25 lürkischen Spricbwörlern aus einer ebenfalls von Hrn. yqn Shaba übersandten Sammlung von mehr als 200, die er ans Jauberi's türki¬

scher Grammatik bat übertragen lassen ; endlich den von Hrn. von Chanykow überschickten Anfang der kurdischen Uehersetzung des Gulislan. Hr. Lerch bat sicb die Mübe gegeben , alle diese Texle mit Ausnahme des letzten in der von Lepsius vorgeschlagenen Schreibweise zum Druck zu besorgen; die beiden erslen des Anhangs sind zugleich in der aruhisch-persischen Schrift mitgetheilt, iu welcher sie übersandt waren; der letzte nur in dieser. Der Druck isl so viel ich nach flüchtiger Durchsicht zu heurtheilen im Stande bin, mit grosser Sorgfalt ausgerührl, nur in den Gesprächen mit Hassan, einem der liurden, findet sich die erste Frage an falscher Stelle, nämlich S. 59, 1. Zeile. Eine fast wörlliche deutsche Uehersetzung, welche Herr Lerch zu allen ausser dem letzten Text gefügt, setzt die mit den bisherigen Arheiten auf diesem Gebiet und den verwandten Spracben Vertrauten in den Stand, diese Texle scbon jetzt mit grossem Nutzen zn gebrauchen. Doch rechl dienlich zur Verbreitung einer genaueren Kenntniss dieser so hoch¬

wichtigen Sprache werden sie erst durch die von Hrn. Lerch in Aussiebt ge¬

stellte zweite Ahtheilung dieser Forschungen ; diese wird nämlich ein Glos¬

sar und Grammatiken der beiden Dialekte bringen. Beiläufig hemerke ich, dass auch der Inhall der Texte, insbesondere der selbstsländigen, keines¬

weges ohne Interesse isl ; so vorzugsweise das Märchen von Daerebaeg (S. 33), das von den drei Brüdern (S 49), welehes sich mit indischen und europäi¬

schen berührt, und das vom Müller und dem Fuchs (S. 83), dessen Anfang auifallend zu unserm gestiefellen Kater stimmt.

Ueher die scbon angedeutete Abhandlung des Hrn. von Shaba berichlele Hr. Lerch in der Sitzung der Akademie vom 5/17. Juni 1857. Da dieser Bericht (in den Melanges asiatiques T. III. p. 109—113) einige interessante Mitlheilungen enthalt, so erlaube ich mir hier aurh seiner zu gedenken. Die

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Bibliographische Anzeigen. 357 Abhandlung giebt im Kurmandji-Dialekt Nachrichten über acht kurdische Dicb¬

ter und üher Kurden-Stämme in und um Bayazid , in dem Quellgehiet des Kuphrat, um die südlichen und östlichen Ufer des Wan-Sees, in Hekkari um Djesira, Mush und Bitlis , mit Angahe der AnzabI ihrer Familien in runden Zahlen. Den Schluss bildet ein Verzeichniss von kurdischen Personennamen.

Am Knde sind zwei Noten üher die Duzik-Slämme und über die Yeziden

binzugerügl. Die erwähnten Dichler gehören dem 5. 6. 8. 9. 11. uud 12.

.lahrhundert der Hedschra an und haben alle im Kurmändji-Dialekt gedichtet.

Diner derselben, Scheich Achmed mit dein Beinamen Melai Djizri, starh 556 d. Hedschra (1161 n. Chr.); er ist der Verfasser mehrerer Ghazelen auf die Schwester des Emir L'inad-eddin , weicbe er in platonischer Liebe verehrt baben soll, und eines sehr geschätzten Diwanische. Die kurdischen Mitlhei¬

lungen hat Hr. von Schaba mit einer französischen Ueberselzung versehen und Hr. Lerch, welcber der Akademie ihren Druck empfieblt, erbietet sich zugleich, ihn zu leiten. Nacb diesem Bericht zu urtheilen, dürfen wir anch iu dieser Ahhandlung eine böebst willkommene Erweiterung unserer Kennt¬

nisse in Belrelf des kurdischen Lebciis erwarten. VVir sehen ihr und noch mehr den weiteren Arheiten Hrn. Lerch's selbst auf diesem Gebiete mit

grosser Theilnabme und Holfnung entgegen. Tb. Benfey.

Thalniudische Grammalik und Lexikographie.

1. /.ehr- uud Lesebuch «ur Sprache der Mischnah. Von Dr. Abraham Geiger, Babbiner zu Breslau. 1. Abtheilung: Lehrbuch Xu. 54SS.

2. Ablheilung : Lesestiiche aus der Mischnah , mit Anmerkungen und

■ einim Glossare. X u. 135 SS. 8. Breslau 1845. Leuckart.

2. D'<n3n ItVl'i. Leschon Chachamim. Wörlerbuch, enthaltend hebr.

Wörter und Redensarten, die sich im Talmud befinden. Gesammelt, hebr erUiulerl und ins Deutsche übersetzt von David Loewy, Rabb.

zu Amschelberg. Zwei Hefte. (M—"nia). 98 S. 8. Prag 1845.

3. Die Sprache der Mischnah. Lexikographisch und grammaliseh betrach¬

tet von Leopold Dukes. IV u. 127 S. 8. Esslingen 1846.

4. ybü "^tO . Erech Millin , opus encyclopaedicum, Alphnbetico or¬

dine dispositum, in quo et re» et voce* ad historiam , geographiam, archaeologiam , dignitates , sectas illustresque homines spectantes, quae in utroque Talmude, Tosefta, Targumicis Midratchicisque-libris oc.-.

currunt necdum salis explicatae sunt , illustraHtUr. Condidit Salomo Jehuda L. Rapoport , apud Pragentem Judaeorum cOhgregationem

■Archisynagogus Tomus primus. Conlinetis tolam literam K. XII, 282 u, 6 unpag. S. 4. Prag 1852.

5. Beitrüge znr Sprach-und Alterthumsforschung. Aus jüdischen Quellen.

Von Dr. Michael Sacht. 1. Heft. VIII u. 188 S. 2. Hefl. 209 S.

8. Berlia 1852 — 54. Veit.

6. T<l*an -IBO ... r|oi)oi ... Tiiss o-^nnos d-^bö n»a-i«

]r3*lWtt5 SlttVBM IBDT ... Rabbiniseh - aramHisch - deutsche» WöHer-

(17)

358 bibliographische Anzeigen.

buch zur Kennfniss der Erklärung von Fremdwörlem in den Talmu¬

den, den Midraschim und dem Sohar, nach alfabetiscber Ordnung,

»owie Erläuterungen schwieriger Slellen. Verfasst von Raheini (sie!) Katan aus Rom. Keue und verbesserte Auflage von H. Sperling.

1. Theil, N bis 180, 2. Thcil, D bis n, 174 Doppelseilen 8.

Lemberg 1857.

Wie auf dem gaozen Gebiele der jüd. Lileralur, so sind auch in der Ihalmudischen Lexikographie erst seil den lelzlen 30 Jahreo die Sludien zur wissenscharilicben Behandlung rorlgeschritlen. Diese verdienslliche Thätig¬

keit besteht nicht blos in eignen Leistungen, sondero auch in der Repro¬

duction allerer fleissiger Arbeiten, die jedoch selten geworden, oder in der ersten Herausgabe früberer bandschriniich gebliebener VVerke. Zn dieser Art gehört auch die oeue Auflage der Zusätze zum Aruch, d. h. zu Nathan's

b. Jechiel Wörterbuch, von Menachem di Lonsano, weicbe u. d. T.

in desseo Sammelwerke HIT' ^niB Venedig 1618 erschienen wa¬

ren; dieses Sammelwerk isl jedoch sehr selten geworden und enthält ferner eine AnzabI anderer Werke , dem Maaricb ganz fernliegenden Inhaltes , so dass der Sonderabdruck desselben , welcher vor einigen Jahreo io Leipzig veraostaltet wordeo, besonders aber desseo Aufnabme in die neue unler No. 6 verzeichoete Ansgabe des 'Aruch sehr verdienstlich ist. So siod die Glossen des Jesaias Pick Berliaer (welcher 1798 als Rabbiner in Breslau starb) 1830 n. d. T. Haflaah scheba-Arachin erschien, und zwar blos bis zum Buchstaben Khaf einschliesslich ; auch sie sind in der genannteo neue¬

sten Aroch-Attsgahe wieder abgedruckt. Jesaias Berliaer war freilich ein Maoo der alten Schule, dem ausser dem Gebiele der rabbioischeo Lileralur Alles verscblosseo und eine, von irgend einer allen Annahme abweichende kritiscbe Behandloog gaoz fremd war; er selbst zeichnet in seiner naiv¬

treuherzigen Weise den wissenschaftlichen Standpunkt seiner Zeit in seinem Kreise am Treffendsleo , weon er im Art. "(n miltheilt, dass der ihm voran¬

gehende Rabbiner, zu dessen Function die Vornahme der Ehescheidungen und die Ueberwachung der richtigen Ausfertigung des Scheidehriefes gehörte, das in demselben vorkommeode Wort "^nnb , das er Esra 7, 13 finden konnte,

nicbt verstand und die von ihm gegehene Erklärung dankbar aufnahm :

«bl ^nab nba b« imiT'B yni -noanb -»nbitu)«} d-'sca mm nri

bsa IIDIVB 1? ^rnsniO ln«1 3"'10nb 3>T< (näml. nach einer von Musalia ongeführten Thargomstelle , der er eioe zweile biozufügt; be-ide siod aber

Formen des Fut., nicht des Infinitivs) riNUDni !n3lC3 ^b p''Tnf1

Von einem wissenschaftlichen Sprachverständnisse ist daher natürlich auch bei ihm nieht die Rede, und man staunt'wahrhaft, wenn man selbsl in den ein¬

fachsten Dingen Missverständnisse findet, wenn er selhsl eine Verweisung des Arucb oichl zu deuten weiss ; dieser nämlich bezieht sich Tür die Artl.

']'*aaDXN, piQi:«, nio::«, bnim^tK, «bti::« und «acs::« auf o«,

d. b. er hahe diese Wörter mit Samech statt Zade geschrieben aufgenommen und erklärt, da die aus dem Griech. entlehnten mit ot anfangenden Wörler bald mit OO hald mit O^E (uod eioem Alef prostheticum) vorkommen (vgl.

meio Lehrb. S. 21). Wirklich stehe sie bei Arucb uoter " OOM ; Jesaias

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Bibliographische Anzeigen. 359 kana sich diese Verweisung nicht erklären, da er glaubt, Nathan wolle sa¬

gen, er habe sie unter dein Worte ON erklärt, wo er sie natürlich nicht findet: D''31J' "INira Nbi ON Nb "»HNSa Nb nSUJ "«obl Dennoch verleiht sein umfassendes tbalmudisches Wissen und seine, das Kleinste wie das Grösste in Betracht ziehende Akribie allen seinen Werken und so aucb diesen lexikalischen Glossen Werth.

Zur eigentlich wissenschaftlichen Behandlung gelangt die thalm. Lexiko¬

graphie erst im vorigen Jabrzehend. Mein „Lehr- und Lesebuch etc." (N. 1)

— welches mit der Gründung der D. M. Gesellsch. und der ersten Orienta¬

listenversammlung das gleiche Datum hat — stellte sich in Bezug auf den Inbalt wie auf die Sprache des Thalmuds die Aufgabe, nachzuweisen, da&s dessen älterer Tbeil, die Mischnab, in beiden Beziehungen von dem jüngern Tbeile, der Gemara, gesoodert betrachtet werden müsse. Das Sachliche der Mischnab, ward hehauptet, müsse nicht immer oacb der Auffassuog der Ge¬

mara erklärt werden ; diese suche vielmehr den Standpunkt ihrer Zeit auf die ältere Mischnah zu übertragen und tbue ihr daher nicht selten Gewalt an. So starken Widerspruch diese Behauptung Anfangs fand , so ist sie den¬

noch nach Verlauf einer ganz kurzen Zeit znm Gemeingute aller .Männer der Wissenschaft geworden, und gerade die, weicbe zuerst so heftig ond laut ihren Unwillen dagegen kund gegeben, wenden diesen kritischen Grundsatz nuomebr io vollster Ausdehnung und ohne Weiteres als einen sich von selbst verstehenden an. Ihre tiefere Begründung findet jedoch erst diese historische Scheidung in der Krkenntniss , dass überhanpt die Halaebab (and auch dio Haggadah) einen bedeutenden Process durchgemacht, dass eioe ältere Ha¬

laebab existirt hat, von der wir uos our ooch zersprengte Trümmer zusam¬

menlesen können , während die recipirten thalm. Werke , unler ihoeo voran die Mischnab , der jüngeren Richtung aogehören , die sicb daon nothwendig in immer weilerer Entfernung von der älteren fortentwickelt bat. Diese Er¬

kenntniss isl in meinem neueslen Buche : Urschrift und Ueberselzungen der Bibel etc. erst in ihr volles Licht gestellt. — Auch die sprachliche Soode- rung der Mischnab voo der Gemara wurde zuerst in dem „Lehr- uod Lese¬

buche" wirklich vollzogeo, mochte sie auch, als io die Augeo fallend, schoo früher zugestanden sein; grammatisch wie lexikalisch — Lelzleres, soweit das Glossar zu einem Lesebuche es geslätlet — wurden die Grundlagen zu einer wissenschaftlichen Behandlung der .Mischnahsprache gelegt.

Voo eioem zwar duokelu , doch richtigen Gefühle wurde Hr. Löwy io No. 2 geleilet, weon er sich auf die Erkläruog der ans dem Rehr, stam¬

menden Wörler bescbräukeo, diese jedoeh in sämmlliehen thalm. uod midra¬

sebiseben Scbriften aufsuchen wollte ; deon allerdings giebl es auch in den späteren Werken noch viele Wörter und Redeosarleo , die sicb als Forlbil- dnng des hebr.-biblischeo Sprachgutes kuod gebeu und sich demnach von dem späteren aramäischeo Mischdialekte absoodero. Die übersichtliche Zu- sammeostelluDg dieses oeuhebräischen Nachwuchses wäre eiue verdieostliche, uod es ist schade, dass Hr. Löwy nichl mehr als die ersleo zwei Hefle veröffentlicht hat, da dieselbeo mit Fleiss und Sachkenntniss gearbeitet sind.

Freilich fehlte es Hrn. L. oicht blos ao maocheo Quelleoscbrifteo , so dass er aus secnndäreo Quellen, wie Jalkul, schöpfen mnsste, sondecn es gebrach 2 4«

(19)

360 Bibliographische Anzeigen.

ihm aach an der rechten spracblichen ErlienDtniss. Während er sicb dabtr seinem Plane oach aaf rein hehr. Würler beschränken will, nimmt er deo¬

oocb Mebres aaf, wovon er eine hebr. Etymologie auTsucht, das aher ledig¬

lich dem Griech. enllehnt ist. So möchte er , tövot , Kaufpreis, Kauf- conlract, von dem bibl. yi^, Kraft, also Bestätigung des Kaufs, ableiten sind ibm TUN, Cfvga, Reis, nJ3'3, ßöf^a, Gerichtsstätte, Rednerhühne, 0''03 , Basis, Wörter semitischer Abstammung! Die Wörter sind oft sehr falsch punclirt, daher unter unrichtige Formen gebracht und ganz unpassen¬

den Stämmen zugewiesen. So sind durchgehends die häufigen bS'E-Formen bys punclirt, st. des Nithpael (Lehrbuch S. 38) meist Hithp. gesetzt n. dgl., bl2M , das IVomen actionis des Piel (Lehrb. S. 47) wird bl3^M punctirt, statt rV'^nN wird m^inJ* eelesen , das Adj. ^"lllt* aber feblt ganz, slalt ninbN ) Gottheiten, Götzen, das die weibl. Plural-Endung hat zur Unter¬

scheidung von dem Gottesnameo ISTlbK (vgl. Glossar S. 101), lesen wir ein falsches Abstractum nnbti, was Göttlichkeit, Gottheit bedeuten würde und in diesem Siooe wohl in späten Midrascbim und philos. Schriften vorkommt, nicht aber in dem andern Sinne, den ältere Quellen mit dem Worte verbin¬

den. Eioe Piel- (Poel-) Form JS'lN wird aufgestellt, die gar oicht existirt, da das Wort blos ein Part. Kal ist: um deo noch unbegrabenen Todlen trauern. Unler fTS3 wird das Pilpel S>3S3 aufgenommen, das zu 5*13 ge¬

hört, und sogar der ganz selhstständige Slamm ?3n , unter b3'3 die Phrase

"inis bsa , wo das Belh Parlikel isl und nicht zum Stamme gehörl (vgl.

Lehrb. S. 31 ) , 1^33 wird ''Ba punctirt und dem Stamme 33 zugewiesen, die Stämme riaa , hoch sein, und das davon gebildete Transit. nSJ, erhe¬

ben, einfordern (Gloss. S. 105) werden nicht von einander geschieden, unter 013 wird D''^J als eine Paelform und das Gimel daher mit Pathach punctirt, während es cbald. Part. Kal ist, daher Gimel mit Kamez zu lesen isl u. dgl.

iVatürlich sind die Worlerklärungen auch mangelhaft. Die Bedeutung des Ilifil als innerer Tbäligkeit, inneren Wachsthums ist dem Vf. fremd, daber weiss er D^TS<n, rolh werden, "{^"INn , lang werden nicht zu erklären;

'3112J''3, das Peah 7, 1 von dem Oelbaum gebraucht wird, ist nach aram.

Abkürzung des 1i<tt3 r''3 in 'ttlD '3 und dann in TI5''3 , ein Oelbaum uus Belhsan, der Vf. hingegen nimml es (und gleich ihm Dukes S. 96) von \D13 in der Bed.: beschämter Oelbaum! In dem Ausdrucke rinN ri32, mit einem Male, erklärt Hr. L. (unter 033) das ri3 als ,,mil", und TÜNI ri33 (wofür Stellen bei Aruch u. Buxl. unter IpT) bekennt er nicht zu verstehn. Allein n3 ist in beiden Phrasen olfenbar von Ni3 abzuleiten und zusammengezogen aus rit<3 , daher in PiriN n3 = DSB und bi'n zuersl Schrill, dann Mal, in TöttT n3 mit dem Schritte nach dem Kopfe , d. h. kopfüber (stürzen), ganz gleich dem syr. OIAj) 5AOj xnrä xcfaXiit, das Bernslein (diese Ztschr.

VI. S. 364 f.) erläutert. — So isl ferner "jV^j weder Gebirgs- noch Gränz- bewohner, sondern die Provinz Gaulonitis, worüber schou der alte Asariuh de Rossi helehren konnte. — Trotz diesen und ähnlichen Mängeln entliält jedoch dieses Bruchstück eines Wörterbuchs manche fleissige Zusninmcnslel

lung und manche feine Bemerkung.

In der Arheit von Uukes (No. 3) linden wir. wie in allen Arbeiten dieses

(20)

Bibliographisehe Anzeigen. 361 Gelehrten, ein mannichraches Material, das aber theilweise dem behandelten Gegenstände fern liegt, andern Theils nicht übersichtlich genng geordnet isl, und an Flüchtigkeiten Teblt es nicht. Seine Grammatik wird daber nnr von dem vollkommen in den Gegenstand Eingeweihten, der zu prüfen und zu son¬

dera weiss, mit Belehrung benutzt werden können. Schon die Einleitung bringt vieles Ungehörige hei. Omn wird S. 2 Anm. 3 „Tadäus" — was

^ir\ heissen würde und nicht griechisch ist — slatt Tbeodosius geleseo. Es wird voo den Spracheo geredel, deren sich die Juden zur Zeit der Mischnah bedieoteo, und wir begegnen hier (S. 3) der „babylonischen" und der ,.jeru- lalemischeu" Sprache; allein diese dialektische Verschiedenheit des Chaldäi¬

schen tritt erst in den Gemaren hervor, und die bestimmte Bezeichnung Tür diese dialektische Abweichung haben erst die spätesten midrasebiseben Schrir¬

tcn, wie Bammidbar rabba , Abotb des Nathan, Jalkut, und galiläisch und

nabatäisch gehören auch blos zu den chald. Abarten. Deo Gebrauch des

Griechischen dehnt der Vf. dahin aus, dass „sich Wendungen, die io einer heidoischen Anschauungsweise begründet siod, eiogeschlicben baben möchteo", uod deutet er dahio deo Spruch der Hiscbn. Megillab 4, 9: Weno Jemäod sagl: „es segoen dicb die Guten" — wie der Vf. das B^aiD "JlS^a^ des Te.xles übersetzt —, so ist Dies als eine Art der Abtrünoigkeit zu betracb¬

teo, und er meint, „das Anslössige dieses Ausdruckes liege in den Worlen

„die Guten", welche auf den Gedanken rühren könnten, es gebe verschiedene Göller rür das Gute und das Böse", uod in der Anm. weist der Vf. noch darauf bin, dass verschiedene Gerätbscbaften in den alten griech. Tempeln die Aufschrift gehabt „den guten Göttern" (S. 5 u. 6). Alleio Hr. D. über¬

sieht , dass in diesem Satze das Object nicbl der Menscb, sondern Gott isl, gerade wie in dem darauf folgenden Satze: bsi 'J'Onl lyj' TlClt 'Jp bS

*]au) iSf^ 31t3 , „bis zum Vogelnesle reicht deine Barmherzigkeit und bei dem Gulen werde dein Name genannt,", die Anrede au Gott gerichtet ist.

Auch im ersten Salze wird demnach Gott angeredet „Dich preiseo Gute", und diese wie die darauf folgende Formel wird im Gebete verworfen , weil sie.das Verschwimmen der scharfen und bestimmteo Gesetzlichkeit in eine allgemeine sillliche Anschauung begünstigten , und man diesem Verfahren ebensowohl in der Bibelübersetzung wie im Gebete später mit entschiedenen Nachdrucke begegnete (vgl. Urschrift etc. S. 260 Bf.), Ebenso wird weiter (S. 7) behauptet, es hätten sich, nach Angabe der Mtoebnah Scbekalim 3, 2, auf einigen Gerälbscbafleo im Tempel griech. Aufschriflea gefunden ; allein diese bestanden blos in einzelnen griech. Buchslaben: Alfa, fetSj Gamma, welche als Zablbuchstaben auf den Geldkisten verzeichnet waren, was viel¬

leicht desshalb mit griech. und nicht mit babr,'Bucbstabeo ges4feata — wie es jedoch oacb eine; aodern Ansicht der Fall war —, weil belir. Bwebslabeo als Worlanränge aodere Bedeuluogen baben konnten, wie die Miscbn. selbst (Maser scheni 4, 11) lehrt, wenn man auf einem GeHiSse Daleth finde, so bedeule es ^NH*!, Frucht, voo der es zweifelbaft, ob die Leviten- uod Priestergaheo davon abgeschieden sind, wenn Teth, blD, Frucht, voo der sicber Nichts ausgescbiedeo isl u. dgl. Man darf daher den Einfluss de»

griech. Lebens uod der griech. Bilduog aof das damalige palästioisch - jüd.

Leben nicht übeiscbälzeo. So isl es anch unrichtig, wenn alexandrinische

(21)

362 Uibliographische Anzeigen,

in Jerusalem wohnende Juden , und zwar unler dem sellsamen Namen „Ba¬

bylonier" &^ba3 , in der Misehnah Joma 6, 4. Menacholh 11, 7 erwähnl werden solleo. Die M, spriehl hier nur von wirklichen Babyloniern , die sich io grosser Anzahl io Jerusalem aufhielten und die voo rohen, ungebil¬

deten Sitten waren, wäbrend sicber die Alexandriner der griecb. Politur oicht enlblösst waren. Erst die Thosseftha in Joma c. .3, deren Redacteur Chija h. Josef (in dessen Namen es auch in der jerus. Gemara z. St. citirl wird) selhsl babylonischer Abstammung war, nimml an diesem Tadel seiner Landsleule Ansloss und stempelt sie willkürlich zu Alexandrinern um, uod die babyl. Gemara Joma 76 b, im gleichen Interesse ihrer Gegend, erweilert diese Correctur zu einer Discussion in der Baraitba und überträgt sie auch auf die Stelle in Menacholh 100a, wo die Thoss. Nichts darüber bemerkt, sie lasst bald Juda diese Correctur vornehmen und Josse darüber seioe Be¬

friedigung ausdrücken, als stamme er aus Babylonien, hald umgekehrt, wäh¬

rend von beiden Mischnahlehrern sonst keine Spur einer ausländischen Ab¬

stammung isl. Noch seilsamer isl, wenn Menachem di Lonsano nachge¬

schrieben wird, zur Zeit des Thalmuds — d. h. der jerus. Gem., die aher Uher die Mischnah-Periode hinausreicht — hahe es in Palästina „eine Con¬

stantinopler Synagoge" gegehen , was freilich auch David Cohen di Lara dem guten Menachem nachschreibt. VVie kann man aher uun glauben, dass das im vierten Jahrhundert zur Residenz u. d. N. Constantinopel erhobene Byzaoz im folgeoden Jahrb. eine so grosse Anzahl von Juden umfasst habe, dass von dort aus wieder eine Colonie in Paläslina eine besondere Synagoge ge¬

bildet hahe? Die ^1:131 ND'iJ'SS aber, welche jerus. Scbekalim 7, 2 er¬

wähnt wird und diese Hypothese erzeugt hal, so zu deuten, isl ebenso spruchwidrig wie unnöthig. Wenn oämlich das Wort dem griech. noXig (mit Abwerfung gerade des bedeutsamen erslen Theiles Constantino !) entsprechen sollle, so müsste es mit dem Pe geschrieben werden, wie ]^b'lB''3 = JVcn- noXit und |'tlBT1C3''0 =ytr,T(id;ro^.t; u. dgl., und Lonsano wurde nur durch die arab. (lürk.) Benennung seiner Zeil: Stambul verleitel, ohne zu beden¬

ken, dass die Araher in Ermangelung des nicht aspirirten Pe das Be ge¬

brauchen müssen, was im llebr, nicht der Fall ist; ^bl3 isl vielmehr ßovX^

gerade wie bl30TlB, n^bi ßovXfj , ^t3Tlbl3 ßoXevxai, und die Khenischlha de-Bule isl daher die Rathsversammlung, das Rathhaus. — Die kurzen Be¬

merkungen üher Entstehung der Mischnah sind verworren, nnd selbst die literar-hist. Nachweisungen sind irrig. So muss S. 17 st. Paltoi Geon ge¬

lesen werden; Zemach h. Paltoi (vgl. über ibn meine Bemerkungen oben S. 144). Benjamin Musafia soll (S. 19) 1647 in seinem 96len Jahre gestor¬

ben sein; allein seine Werke erschienen hei seinen Lebzeiten 1638—72, er steht 1639—61 in Briefwechsel mit Olto Sperling, huldigt Schabbaihai Zebi 1666 und isl nach Barrios 1873 gestorben, und es ist daher ebenso unwahr¬

scheinlich, dass er 96 Jahre alt geworden, also 1579 geboren und erst mit 59 Jabren liierarische Arbeilen zu verülTentlichen begonnen uod damit bis zum 93len Jabre fortgefahren habe !

. Dass zur allg. Darstellung der Eigenthümlichkeiten der Mischoabspracbe der ganze §. 9 (S. 25—28) über das spätere Hebr. der inaurisch-span. Pe¬

riode hier an ganz ungehöriger Siellc sieht, nihil der Vf. selbsl, und wäre

(22)

Bibliographische Anzeigen. 363 er um so besser zurückgeblieben , als die wenigen Worte Nichts zur Auf¬

klärung der Sache beitragen. Reichhaltiger ist in deu folgenden Paragraphen die Zusammenstellung von der Mischnah eigenthümlichen Ausdrücken, die aber dennoch nicbt erschöpfend sein kann, und Einzelnes bedarf der Berichtigung

oder der näheren Begründung. So wird man die Bezeichnung Gottes mit

DlUn (S. 29) nach meiner Auseinandersetzung in ,, Urschrift etc-." S. 262 B'.

ricbtiger fassen , "lan als Genosse des Pharisäerbundes (S. 35) nach dem das. S. 121 If. Bemerkten, DianJ (S. 37) nicht als ,,das Innere einer Sache", sondern als die olTene Höhlung nacb das. S. 392 f. , und über 11N ,,nir Abend" (S. 38) werden wir noch weiter zu sprechen Veraulassung haben.

Kbenso bedürTen auch die aus dem Chald. und Griech. (Lat.) in die Mischnah übergegangenen Wörter einer sorgfältigen Sichtung, und sind namentlich von den ersteren viele als späthebr. in Anspruch zu nehmen, andere jedenfalls als nicht ursprünglich chald. abzuweisen; so ist ÜS, Scheidebrief (S. 51) zweifelhaften Ursprungs, und wenn ich auch nicht mit Sachs (II, 83) be¬

haupten mag, dass es „zweifellos aus actum gekürzt ist", so 'findet sich jedenfalls dafür keine Analogie im Chald., p131B aher (S. 52) ist bekannt¬

lich das griech. nnvdoxeXov , wie es auch in die übrigen semit. Dialekte gleichfalls übergegangen ist. In Beziehung auf die Entlehnungen aus dem Griech. und Lat. finden grosse Ungenauigkeiten Statt. So ist m^TOJ (S. 55) Pessachim 4, 8 gewiss nicht gcmma ; es hedeutet die beschnittenen Zweige

Go . und die an denselben nachwachsende Frucht, entsprechend dem arab. ^«:> ,

G > >

pl. j^*:>. (id quod remanet e.x scapis palmarum); su kommt das Wort auch vor Thoss. Therumolh c. 5, und auch das Verb. t03, die Zweige beschnei¬

den, findet sich Thoss. Schcbiith c. 1 Knde. Trnnsponirt, DT3 , ist die lelz¬

tere St. angeführt in j. Sehch. c. 2 und h. Abodah sarah 50b, was mit dem arah. |.j=>- übereinstimmt. Ebensowenig ist ]''513 (wovon ein Verb. S^J), wofür auch ]''Sb3 vorkommt, das lat. granum, vielmehr gleich dem Iransp.

G > o )

jy^>jC j unreife, noch im Wachstbum begrilfene Frucht. Hingegen isl Dpc eher von fucus abzuleiten (S. 56) als mit Sachs (I, 5) von ne^it , obgleich beide Ableitungen nicbt für alle Stellen passen. Auch die Ableitung von DSIS ist weder Dukes nocb Sachs (das. S. 6) gelungen; weder nsQxdt,eiv noch TtQäin passt für alle Stellen. Ueber rnblSlDM (S. 58 f. ) ist nunmehr meine Urschrift cle. S. 116 f. zu vergleichen. Mit Recht wird S. 59 eine griech. Ableitung für 'NOÖN abgewiesen, indem ebensowenig zu eiralhen ist, welches griech. Wort Musalia im Sinne bat, wie dem Einfalle Sachs' (II, 80), es mit naij/ioi zu identificiren, nicht beizustimmen ist.

In der Grammatik selbst, die mit §. 21 (S. 62) beginnt, begegnen wir zuvörderst dem Buchstabenwechsel, dessen Beispiele gleichfalls sorgsam zu sichten sind. So ist ISO keineswegs =pSD, schlagen (S. 63), es hal viel¬

mehr die Bed.: Züchtigung leiden, Schläge aufnehmen wie im Syr. ^ii^O ^ was auch ( ausser iu Th. Spr. 29, 19) in dem gemarislischen Ausdrucke

""Dblp yb3, Schläge cinschlingen (Berachoth 7a. .Menachoth 7a. Arachin 22a) vorkommt wie ilSIS^n b3p, den Riemen (Schläge) empfangen (Sebemoth rabba

(23)

364 Uibliographische Anzeigen.

c. 2), wie auch der Lat. sagt: haurire supplicia, und itÜ ist demnach denomioativ von SiBp , anöyyos, Schwamm. n^bl"in ist nicht fiir IT'bl in (S. 65), sondern x"^"^?"^ > Sturzbach. Bei dem Verhum (S. 70 ff.) wird die Fle.xion der Lamed He nach der Form Lamed Alef (S. 70) nicht mit Beispielen be¬

legt, sind die getrennten Slämme MSO und C]S3 , wenn sie auch in einander übergehen, nicht zu vermischen, ebenso ns"in , zur Annahme übergehen,

nicht mit zu combiniren, auch 1)03, tropfenweise herabfliessen, und

P]1t3, überströmen, sind zu unterscheiden. Die Imperativformen blU und in von den Pe Nun, welche den 0- Vocal baben st. des bihl. A (TJ5s), haben Nicbts mit den Geminatis gemein, l'eher die eigenthümlichen Paul¬

formen in der .Vlischnah herrscht §. 24 a (S. 77 ff, ) grosse Verwirrung.

Wirkliche Participia passiva, wie jlS^tS, beladen, verpflichtet, also: als Pflicht verlangend . nlllbn, eine durch deo Cbalizahact entlassene Frau, indem Tfbn in d. Mischnab vom Manne gehraucht wird, der seine Schwägerin der Leviratsehe entbindet — solcbe Participia passiva, die aucb pass. Bed.

baben, werden zusuinmengeslellt mit pass. Formen, bei denen keine pass.

Bed. ist, sondern in derselbeo nur die vollendete Thalsache ausgedrückt

werden soll, wie nST, -|13D , yilD, 3131, ■'inuj (die io meioem

Lehrbuche §. 16, 5 S. 43 f. behandelt sind), und endlich gar mit jenen Hauptwörlern , weicbe Paulform mit weiblicher Pluralendung baben, wie

mOTia, mmb, nipno, mmpb, mmiUa und ähnlichen. Bei dieser

Verwirrung fehlt es natürlich auch nicht an schiefen Erklärungsversuchen.

nrinilj , Einer, der Wein getrunken bat, soll verglichen werden mit dem bihl. O'^S^S ^-iba ; dieses aber beisst eigentlicb: geöffnet an den Augen, wie O""!'' in"! breit an Händen, wo durch die Verbinduug des st. constr. mit dem folgeodeo Körpertheile die Eigenscbaft auf denselben beschränkt wird, gerade

wie auch in der M. 0''bn Ö^T' VWl , gewaschen an Händen und Füssen

(Khelim 1, 9), ttJttl ''inE, breitgedehnt am Kopfe (Bar. Beracb. 58 b). Das ist nicht der Fall hei ^^'^''iril!} ; der Wein ist kein Glied des Menschen, welcber deu Getrunkenen beschränkt! Ebenso will D. die Formen DlOHi u. s. w. erklären; dieses bedeute wirklich Khelim 12, 4: gemahlener Wei¬

zen, was unwahr und lächerlich ist, da es aucb dort Müller heisst, riini1t)73 bedeute Messinstrumente, wiederum falsch, vielmehr wie Eruh. 4, 11 Feld¬

messer, ooch weniger kaon bei ninipb eio rillt! supplirt werden, so dass es gekaufte' Felder bedeute, da das Wort an vielen Stellen — woran sich D', S. 101 selbst eriooert — nur Käufer bedeutet, und zwar selbst wo nicht Von Feldern die Rede ist und auch oicbt voo Persooeo, die bereits gekauft haben , soodern zu kaofeo Willen« sind.

Jedoch es mag au den bisherigen Beispielen , welche bioläoglich das obeo ausgesprocheoe allg\ Urtheil balegeo, um somehr genügen , als ich micb weiter auf mein Lehrbuch beziehea kaon , und die Aufmerksamkeit der Leser uoch auf- die neueren Arbeiten hinzulenken ist. — Seit 1830, zn welcher Zeit fiapoport die Biographie Nathan's, Vf.'s des Arnch, in den Bikkure ha- Itlhim veröffentlichte, erwartete man sein „Erech Millin", das damals als ein Supplemeotbaod zum Arnch versprocheo wurde. Endlicb ist vor einigen Jabrea dessen erster Band, den Buchstaben Alef umfassend, erschieoen — IV»., 4 —, alle Erwartung übertreffend an Breite der Darstellung und an un-

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