• Keine Ergebnisse gefunden

ARS MORIENDI WELTANSCHAUUNGEN UND DIE ANGST VOR DEM TOD MASTERARBEIT

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "ARS MORIENDI WELTANSCHAUUNGEN UND DIE ANGST VOR DEM TOD MASTERARBEIT"

Copied!
169
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

ARS MORIENDI – WELTANSCHAUUNGEN UND DIE ANGST VOR DEM TOD

Frederik Valentin Jetter (BSc) Matrikelnummer: 01449510

Psychologie

MASTERARBEIT

Zur Erlangung des akademischen Grades

„Master of Science (MSc)“

im Fach Psychologie

an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck

Betreuung der Arbeit:

Prof. Dr. Tatjana Schnell

Mitwirkender Assistent: Daniel Spitzenstätter, MSc

Innsbruck, am 23.04.2021

(2)

Vorwort und Danksagung

Ich habe mich seit jeher gerne mit existenziellen Themen auseinandersetzt, da ich immer das Gefühl hatte, dass diese Art von persönlichem Diskurs und insbesondere die Beschäftigung mit dem Thema Tod, einem auf unvergleichliche Art und Weise dabei hilft, sich des eigenen Lebens anzunehmen und zu erkennen, welche Dinge einem letztlich wirklich wichtig sind.

Allerdings habe ich die Herausforderung, welche es mit sich bringt, wenn man sich über eine lange Zeit hinweg täglich mit diesen Themen beschäftigt, bei weitem unterschätzt. Dass ich während des Verfassens dieser Arbeit zum ersten Mal damit konfrontiert wurde, wie es sich anfühlt, wenn eine geliebte Person – in meinem Fall meine Großmutter Lydia – von einem geht, verstärkte die Intensität des zuvor genannten Diskurses und der daraus entstehenden persönlichen Gedanken abermals. Letzten Endes bin ich trotz des schwerfälligen Weges des letzten Jahres, dankbar für das, was er mir gelehrt hat. Die letzten Gespräche mit meiner Großmutter, als auch die vertiefende thematische Auseinandersetzung mit existenziellen Themen im Rahmen der vorliegenden Arbeit, haben mir abermals vor Auge geführt, dass mein persönliches Sinnerleben und auch die Konstitution meiner eigenen Weltanschauung in den Gefühlen der Freundschaft, der Liebe und der emotionalen Berührung meiner Nächsten verankert sind. Im Einklang mit den vorliegenden Ergebnissen dieser Arbeit ist es diese feste Überzeugung meinerseits, welche mir seit jeher geholfen hat, auch in herausfordernden Zeiten zu wissen, wofür ich letztlich lebe: Zum einen für die Freude, die es mit sich bringt, Zeit mit Freunden und Familie zu verbringen und ebenso mit fremden Menschen, die zu solchen werden. Und zum anderen dafür, die Kraft, die mir solche Zeit gibt, mit Menschen zu teilen, die sich hin und wieder über ein wenig Unterstützung auf ihrem Lebensweg freuen würden.

Abschließend würde ich mich gerne bedanken. So würde ich mich gerne bei Tatjana Schnell dafür bedanken, dass sie mich über die letzten Jahre hinweg so schön in meinem Schreiben und Denken gefördert hat und mich im Rahmen des Sinnforschungs-Teams für die existenzielle psychologische Forschung zu begeistern wusste. Bei Daniel Spitzenstätter würde ich mich gerne – wie so oft schon – für seine fachliche Expertise bedanken und dafür, dass er immer für einen erfrischenden Diskurs zu existenziellen Thematiken zu haben ist.

Ferner gebührt meiner Familie und meinen Freunden großer Dank. Insbesondere dafür, dass sie mich in diesen Zeiten, wo wir alle durch Umstände einer globalen Pandemie mit zuvor nicht gekannten Herausforderungen konfrontiert wurden, dennoch so vielfältig und liebenswürdig unterstützt haben. Ein ganz besonderer Dank gilt meiner Freundin Nina, welche durch mich beinah jeden Tag mit umfänglichen wissenschaftlichen und existenziellen

(3)

– sowie grammatikalischen – Problematiken konfrontiert wurde und dennoch immer wusste, wie sie mich aus meinem Gedankenstrudel befreien kann. Zudem durfte ich von ihr lernen, dass es möglich ist, das eigene Leben in Hingabe an andere – einem oft fremde – Menschen zu führen und gleichzeitig nicht das eigene Wohlergehen aus dem Auge zu verlieren. Ein weiterer spezieller Dank gilt meiner Großmutter. Sie hat mich letztlich gelehrt, was es heißt aus der Liebe zu meinen Nächsten Kraft und Sinn zu schöpfen und mir ferner gezeigt, wie diese Gefühle das eigene Leben auf eine so schöne Art erfüllen können. Ein letzter riesen Dank gilt meiner Mutter Ulrike, die mir sowohl im letzten Jahr als auch über die ganze Zeit meines Studiums zum einen immer eine hervorragende Lektorin war, als auch die beste Unterstützung, die ich mir in sämtlichen Lebenslagen hätte wünschen können. Allerliebsten Dank euch allen!

Ich hoffe, dass die vorliegende Arbeit, andere Menschen dabei unterstützen kann, ihren persönlichen Lebensweg zu bestreiten und sie vielleicht auch eine kleine Hilfestellung dahingehend ist, zu erkennen, was einem persönlich am Herzen liegt und welchen Dingen man sich mit seiner begrenzten Lebenszeit vollen Herzens widmen mag, so dass sie diese Zeit ebenso erfüllen wie auch im Schönsten intensivieren.

(4)

Zusammenfassung

Die vorliegende Arbeit widmet sich anhand einer Querschnittsstudie der Untersuchung des Konstrukts der Angst vor dem Tod, da in den letzten Jahren mehrfach gezeigt werden konnte, dass dieses in einer nicht zu vernachlässigenden Beziehung zur Wahrnehmung des eigenen Lebens und der individuellen psychischen Gesundheit steht. Aufbauend auf den Überlegungen der Terror-Management-Theory und der Meaning-Management-Theory liegt ein besonderer Fokus der Studie auf der Untersuchung des Zusammenhangs mit persönlichen – religiösen, säkularen, und spirituellen – Weltanschauungen und darauf, welche Rolle der individuelle Lebenssinn und der persönliche Selbstwert in dieser Beziehung einnehmen.

Mittels der Analyse einer deutschsprachigen Gelegenheitsstichprobe von N = 318 konnte unter anderem gezeigt werden, dass die Überzeugung von einer atheistischen, szientistischen oder religiösen Weltanschauung zur wahrgenommenen Todesfurcht in einem signifikanten kurvilinearen Zusammenhang steht: Menschen mit einer moderaten/unsicheren Überzeugung von diesen Weltanschauungen nehmen tendenziell eine stärkere Todesfurcht wahr als Personen mit festen Überzeugungen hinsichtlich dieser Weltanschauungen. Die Identifizierung mit den weltanschaulichen Positionen des ökonomischen Materialismus und des Agnostizismus steht in einer signifikanten positiven linearen Beziehung zur Todesfurcht.

Die Untersuchung der Beziehung weiterer Konstrukte ergab, dass die erlebte Sinnerfüllung, der dispositionale Selbstwert und die öffentliche Kommunikation der persönlichen Weltanschauung in einer signifikant negativen Beziehung zur Angst vor dem Tod stehen, wohingegen die Gefühle von Einsamkeit signifikant positiv mit dieser korrelieren. Ferner zeigten Proband:innen, die in ihrem Leben bereits psychedelische Drogen konsumiert haben, eine signifikant erhöhte Todesakzeptanz und eine signifikant verringerte Todesfurcht im Vergleich zur restlichen Stichprobe. Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass, wenn es um den förderlichen Umgang mit der Angst vor dem eigenen Tod geht, die Stärke der persönlichen Identifizierung mit einer Weltanschauung in vielen Fällen mindestens ebenso wichtig ist wie der spezifische Inhalt der Weltanschauung. Zudem wird ersichtlich, welche Faktoren diese Angst mitbedingen können und somit zusätzliche Aufmerksamkeit im Bereich der existenziellen Psychologie erfahren sollten.

296 Wörter

Schlagwörter: Angst vor dem Tod, existenzielle Psychologie, Weltanschauungen, Religiosität, Atheismus, Säkularisierung, Psychedelika

(5)

Abstract

Using a cross-sectional survey, the present work is dedicated to examining the construct of death anxiety, since it has been shown several times in recent years that the perception of one's own finiteness has a non-negligible relationship with the perception of one's own life and with individual mental health. Building on the considerations of Terror-Management- Theory and Meaning-Management-Theory, a particular focus of the study is to examine the relationship with personal – religious, secular, and spiritual – worldviews, as well as what role meaning in life and personal self-esteem take in this relationship. By analyzing a German- speaking convenience sample of N = 318, it could be shown that the conviction of an atheistic, scientistic, or religious worldview is significantly curvilinearly related to the perceived death anxiety: People with a moderate conviction of these worldviews tend to perceive the highest death anxiety and people with a high conviction tend to fear it less. Belief in the worldview positions of economic materialism and agnosticism is significantly positively linearly related to death anxiety. Examinations of the relationship with other constructs revealed that perceptions of meaningfulness, personal self-esteem, and public- communication of one's worldview were significantly negatively related to death anxiety, whereas feelings-of-loneliness were significantly positively related to this fear. Furthermore, subjects who have already used psychedelic drugs in their lives also showed a significantly increased death acceptance and a significantly decreased death anxiety compared to the rest of the sample. The results of the study suggest that when it comes to dealing with the fear of one's own death, the strength of one's personal identification with a worldview is in many cases at least as important as the specific content of that worldview. Moreover, the study makes evident what factors might contribute to this anxiety and thus should receive additional attention in the field of existential psychology.

300 words

Key words: death anxiety, existential psychology, worldviews, religiosity, atheism, secularization, psychedelic drugs

(6)

Inhaltsverzeichnis

Vorwort und Danksagung ... I Zusammenfassung ... III Abstract ...IV Inhaltsverzeichnis ... V Tabellenverzeichnis ... VIII Abkürzungs- und Symbolverzeichnis ... X

1. Einleitung... 1

2. Theorie ... 3

2.1 Der Tod in der Existenzphilosophie und der existenziellen Psychologie ... 3

2.1.1 Die Angst vor dem Tod in der Existenzphilosophie... 3

2.1.2 Roar of Awakening und Posttraumatisches Wachstum ... 5

2.1.3 Die Terror-Management-Theory ... 7

2.1.3.1 Experimentelle Untersuchungen der Terror-Management-Theory ... 9

2.1.3.2 Kritik an der Terror-Management-Theory ... 11

2.1.4 Die Meaning-Management-Theory ... 12

2.1.5 Diskussion der Theorien ... 15

2.2 Weltanschauungen ... 17

2.2.1 Religiöse Weltanschauungen ... 18

2.2.2 Spiritualität ... 20

2.2.3 Säkularisierung ... 22

2.2.3.1 Säkularisierung im deutschsprachigen Raum ... 23

2.2.3.2 Facetten säkularer Weltanschauungen... 25

2.2.3.3 Funktionen säkularer Weltanschauungen ... 25

2.2.3.4 Die Erfassung von Facetten säkularer Weltanschauungen ... 27

2.2.4 Weltanschauungen und der Tod ... 28

2.2.4.1 Religiöse Weltanschauungen und der Tod ... 28

2.2.4.2 Säkulare Weltanschauungen und der Tod ... 32

2.2.4.3 Spirituelle Weltanschauungen und der Tod... 35

2.3 Die Bedeutung weiterer Konstrukte für die Angst vor dem Tod ... 37

2.3.1 Der Lebenssinn und die Angst vor dem Tod ... 37

2.3.2 Psychedelische Drogen und die Angst vor dem Tod ... 43

2.3.3 Die erlebte Einsamkeit und die Angst vor dem Tod ... 47

3. Methodik und Empirie ... 49

(7)

3.1 Entwicklung der Hypothesen und explorativen Forschungsfragen ... 49

3.1.1 Herleitung der Hypothesen ... 49

3.1.2 Herleitung der explorativen Forschungsfragen ... 53

3.2 Die Erhebung und das Studiendesign ... 54

3.2.1 Die Stichprobe ... 56

3.2.2 Die Datenreinigung... 59

3.2.3 Die verwendeten Messinstrumente und Kontrollvariablen ... 61

3.2.3.1 Die deutsche Version des Death-Attitude-Profile-Revised Fragebogens... 61

3.2.3.2 Der Dimensions of Secularity (DoS) ... 62

3.2.3.3 Das Multidimensionale Spiritualitätsinventar (MDSI)... 64

3.2.3.4 Die Zentralitäts-Skala (Z-Skala) ... 65

3.2.3.5 Die Subskalen des Fragebogens zu Lebensbedeutungen und Lebenssinn (LeBe) ... 66

3.2.3.6 Die deutschsprachige Skala zum Selbstwertgefühl von Rosenberg (RSES-D) 67 3.2.3.7 Die DJG-Einsamkeits-Skala ... 67

3.2.3.8 Psychedelische Drogen und Berührungspunkte mit dem Tod... 68

3.2.3.9 Der soziodemographische Fragebogen ... 68

3.3 Auswertung ... 69

3.4 Ergebnisse ... 71

3.4.1 Korrelative Zusammenhänge ... 71

3.4.2 Ergebnisse der Hypothesenprüfung ... 75

3.4.2.1 Weltanschauungen und der Tod ... 75

3.4.2.2 Sinnerfüllung, Selbstwert und ihre mögliche Mediatorfunktion ... 78

3.4.2.3 Korrelative Zusammenhänge von einzelnen Spiritualitätsfacetten mit verschiedenen Skalen des DAP-GR ... 81

3.4.2.4 Korrelative Zusammenhänge der Gefühle von Einsamkeit ... 81

3.4.2.5 Die Art der Kommunikation der eigenen Weltanschauung... 82

3.4.2.6 Der Psychedelika-Konsum ... 84

3.4.3 Ergebnisse der explorativen Untersuchung ... 89

3.4.3.1 Verschiedene weltanschauliche Positionen und die Angst vor dem Tod ... 89

3.4.3.2 Bisherige Berührungspunkte mit dem Tod ... 91

3.4.3.3 Ketamin-Konsum... 93

3.4.3.4 Das Sinnkonstrukt und die selbstbeschriebene Weltanschauung ... 95

4. Diskussion ... 98

(8)

4.1 Diskussion der Ergebnisse ... 98

4.2 Limitationen und Schwierigkeiten... 110

4.3 Ausblick ... 114

5. Literaturverzeichnis ... 116

6. Anhang... 130

(9)

Tabellenverzeichnis

Tabelle 01: Soziodemographie der Proband:innen Bezug auf die von ihnen angegebene Nationalität ... 57 Tabelle 02: Soziodemographie der Proband:innen in Bezug auf ihre selbstbeschriebene gefühlte Zugehörigkeit zu einer Weltanschauung/Glaubensrichtung ... 58 Tabelle 03: Skalenmittelwerte, Standardabweichungen, Spannweite der Likert-Skala (möglich/tatsächlich) und interne Konsistenzen sowie Schiefen und Kurtosen ... 71 Tabelle 04: Korrelationsmatrix der erhobenen Skalen und der dichotomisierten soziodemographischen Variablen ... 73 Tabelle 05: Regressionsstatistik der quadratischen und linearen Zusammenhänge zwischen Weltanschauungen (Religiosität und Atheismus) und der Todesfurcht bzw. dem Vermeidungsverhalten ... 77 Tabelle 06: Regressionsstatistik der quadratischen und linearen Zusammenhänge zwischen Weltanschauungen (Religiosität und Atheismus) und der Sinnerfüllung bzw. dem Selbstwert ... 79 Tabelle 07: Korrelationsmatrix der DJG-Skala, des DAP-GR und der Sinnerfüllungs-Skala (LeBe) ... 82 Tabelle 08: Regressionsstatistik der quadratischen Zusammenhänge zwischen den Weltanschauungen (Religiosität und Atheismus) und der jeweiligen Art der Kommunikation dieser ... 83 Tabelle 09: Soziodemographische Daten der Psychedelika-Konsument:innen ... 85 Tabelle 10: Einfaktorielle Kovarianzanalyse zur Untersuchung des Zusammenhangs von Psychedelika-Konsum und Todesfurcht mit dem Einbezug von Kovariaten als Kontrollvariablen ... 87 Tabelle 11: Auf den Einfluss der Kovariaten angepasste deskriptive Statistik für die abhängige Variable Todesfurcht ... 87 Tabelle 12: Mittelwertdifferenz der Skala Neutrale Akzeptanz in Abhängigkeit von der Gruppierungsvariable Psychedelika-Konsum ... 89 Tabelle 13: Einfaktorielle Kovarianzanalyse zur Untersuchung des Zusammenhangs von Psychedelika-Konsum und Sinnerfüllung mit dem Einbezug von mehreren Kovariaten ... 89 Tabelle 14: Explorative Regressionsstatistik der Zusammenhänge zwischen verschiedenen weltanschaulichen Positionen und der Todesfurcht-Skala ... 90 Tabelle 15: Gruppenunterschiede in Abhängigkeit der Gruppierungsvariable „Berufliche Erfahrungen mit dem Thema Tod“ ... 92

(10)

Tabelle 16: Mittelwertdifferenzen in Abhängigkeit der Gruppierungsvariable „Ketamin- Konsum“ ... 94 Tabelle 17: Einfaktorielle Kovarianzanalyse zur Untersuchung des Unterschieds zwischen selbstbeschriebenen Christen und Atheisten in Bezug auf die wahrgenommene Sinnerfüllung unter Einbezug von mehreren Kovariaten ... 96 Tabelle 18: Auf den Einfluss der Kovariaten angepasste deskriptive Statistik für die erlebte Sinnerfüllung in Abhängigkeit von der selbstbeschriebenen Weltanschauung... 96 Tabelle 19: Mittelwertdifferenz der Sinnkrise-Skala in Abhängigkeit von der Gruppierungsvariable Christentum-Atheismus ... 97

(11)

Abkürzungs- und Symbolverzeichnis

AV Abhängige Variable

DAP-GR Death-Attitude-Profile-Revised – German Version (Jansen et al., 2019)

• TF Todesfurcht-Skala

• VV Vermeidungsverhalten-Skala

• NA Neutrale Akzeptanz-Skala

• ATS Akzeptanz des Todes als Schwelle zum Jenseits-Skala

• ATA Akzeptanz des Todes als Ausweg-Skala

DMT Dimethyltryptamin

DoS Fragebogen Dimensions of secularity (Schnell, 2015) DTA Death-Thought Accessibility

KAP Ketamin-assisted Psychotherapy

LeBe Fragebogen zu Lebensbedeutungen und Lebenssinn (Schnell & Becker, 2007)

LSD Lysergsäurediethylamid

MDSI Multidimensionales Spiritualitätsinventar (Schnell & Geidies, 2016)

MMT Meaning-Management-Theory (Wong, 2008)

MS Mortalitätssalienz

R/S Religiosität/Spiritualität

SDT Self-Determination Theory (vgl. Ryan & Deci, 2008) TMT Terror-Management-Theory (vgl. Pyszczynski et al., 2015)

UV Unabhängige Variable

Z-10-Skala Zentralitätsskala zur Erfassung von Religiosität (Huber & Huber, 2012) Statistische Abkürzungen

ANCOVA Kovarianzanalyse (Analysis Of Covariance)

α Cronbachs Alpha (Interne Konsistenz)

 standardisierter Regressionskoeffizient

CI Konfidenzintervall

d Effektstärke nach Cohen

df Anzahl der Freiheitsgerade

F F-Wert

H Hypothese

(12)

M (arithmetischer) Mittelwert

N Gesamte Stichprobengröße

n Größe der Teilstichprobe

p Wahrscheinlichkeit

R2 Determinationskoeffizient

SD Standardabweichung

SE Standardfehler

r Pearson Produkt-Moment-Korrelationskoeffizient

t t-Wert

ηp2 partielles Eta-Quadrat

(13)

1. Einleitung

Die lateinische Begrifflichkeit Ars moriendi stammt aus dem Spätmittelalter und bedeutet soviel wie „Die Kunst des Sterbens“ oder „Sterbenskunst“ (vgl. Streeck, 2016). Auf Grundlage der Allgegenwärtigkeit des Todes im europäischen Mittelalter – durch Kriege, Seuchen und Hungersnöte –, formulierte die damalige ars moriendi-Literatur, wie der christliche Mensch mit seiner Sterblichkeit umzugehen hat. Die Herausforderung bestand darin, das persönliche Leben fortwährend in Kohärenz mit den christlichen Werten zu führen, um das eigene Seelenheil nicht zu riskieren, da der Tod jeden Tag über einen kommen könnte. So wurde ars moriendi schon im Spätmittelalter zu ars vivendi: „Der Kunst des Lebens“.

In der heutigen Zeit hat sich der Tod verändert. Zum einen ist er in der westlichen Welt nicht mehr allgegenwärtig, da er größtenteils aus den alltäglichen Erfahrungsräumen ausgelagert wurde und sich nun vermehrt in Pflege- und Altenheimen sowie Krankenhäusern verortet. Zum anderen kommt er nur noch selten überraschend und in den meisten Fällen geht ihm ein ebenso schleichender wie langwieriger Prozess des Sterbens voraus. Ferner nimmt der Jenseitsglaube im deutschsprachigen Raum nur noch eine nachgestellte Bedeutung ein, weswegen Streeck (2016, S. 155) auch von ars moriendi nova spricht: „Sterbenskunst ohne Jenseitsperspektive“. Die Frage, die aufkommt, ist die, wie der moderne und vermehrt säkularisierte Mensch heutzutage mit der unausweichlichen Wahrheit – dass das eigene Leben mit dem Tod endet – umzugehen vermag, ohne sich zwangsläufig auf einen religiösen Glauben zu berufen und ebenso, welchen Stellenwert der Inhalt der persönlichen Weltanschauung hier noch einnimmt. Aufbauend auf diesen Diskursen beschäftigen sich die Thanatopsychologie und die existenzielle Psychologie vermehrt damit, inwieweit die Wahrnehmung des Todes – und damit einhergehend auch die Angst vor diesem – das menschliche Dasein prägt (vgl. Yalom, 2008, 2010). Überdies rückt das Konstrukt der Angst vor dem Tod zunehmend in den Fokus der klinischen Psychologie, da vielerlei aktuelle empirische Forschung darauf hindeutet, dass diese ein wichtige Rolle in der Entstehung, Entwicklung und Behandlung von psychischen Störungsbildern spielt (vgl. Iverach, Menzies

& Menzies, 2014; Maxfield, John & Pyszczynski, 2014; Menzies, Sharpe & Dar-Nimrod, 2019).

Ein Punkt, in welchem sich viele existenzielle Psychologen und Psychotherapeuten einig sind, ist der, dass die Wahrnehmung der eigenen Endlichkeit in einer fortwährenden Beziehung zur Wahrnehmung des eigenen Lebens steht (vgl. Yalom, 2010; Wong, 2008):

(14)

Das Annehmen der eigenen Sterblichkeit setzt meistens ein zufriedenes Leben voraus und ein erfülltes Leben setzt eine gewisse Akzeptanz davon voraus, dass dieses nicht unendlich ist.

Dieses Zwischenspiel wird jedoch auf mannigfaltige Art und Weise diskutiert. Reicht es vielleicht das Bewusstsein über die eigene Endlichkeit zu verdrängen, um glücklich zu leben?

Muss ich mir meines eigenen Todes ständig gewahr sein, um ein authentisches und achtsames Leben zu führen? Verändert sich die Wahrnehmung des Lebens im Anschluss an eine Konfrontation mit der Sterblichkeit? Hilft der religiöse Glaube dem Menschen tatsächlich dabei, das Bewusstsein um die eigene Sterblichkeit auf förderliche Art und Weise in das restliche Leben zu integrieren? Gibt es in der heutigen Zeit auch konstruktive Wege dafür, wie man sich als säkularer Mensch mit dem eigenen Tod auseinandersetzt?

(15)

2. Theorie

2.1 Der Tod in der Existenzphilosophie und der existenziellen Psychologie

Gewöhne dich auch an den Gedanken, daß es mit dem Tode für uns nichts auf sich hat. Denn alles Gute und Schlimme beruht auf Empfindung; der Tod aber ist die Aufhebung der Empfindung. Daher macht die rechte Erkenntnis von der Bedeutungslosigkeit des Todes für uns die Sterblichkeit des Lebens erst zu einer Quelle der Lust, indem sie uns nicht eine endlose Zeit als künftige Fortsetzung in Aussicht stellt, sondern dem Verlangen nach Unsterblichkeit ein Ende macht. (Epikur, n.d.; Apelt übers., 1921, S. 243)

Trotz dessen, dass Epikur (341 v. Chr. – 270 v. Chr.) dem Tod hier zum Teil seine Bedeutung für den Menschen nimmt, so spricht er ihm andererseits auch eine fundamentale Bedeutung zu, wenn es darum geht, dass er das menschliche Leben vergänglich und somit auch jeden Moment und jedes Dasein einzigartig macht. Dementsprechend schreibt der Philosoph Michael Bordt (2016):

Wenn wir uns unserer Sterblichkeit bewusst sind, bringt uns das die Beziehungen, die wir haben, und die Aufgaben, denen wir nachkommen, in ihrer Einmaligkeit näher. Das Leben verkommt nicht zu einer Abfolge von immer gleichen Stunden und Tagen, sondern bekommt eine Tiefendimension, die uns erfüllter leben lässt. (S. 26)

Dennoch wird in Bezug auf den Tod und das Sterben zumeist von ihrer grausamen Seite gesprochen, welche dem Menschen seine Lieben raubt und in ihm die Furcht vor Verlust, Schmerz, Ungewissheit und Einsamkeit auslöst. Dieser Kontrast wirft mehrere Fragen auf:

Wie kann so etwas Grausames wie der Tod sinnstiftend sein? Kann der Mensch das Bewusstsein um die eigene Endlichkeit auf förderliche Art und Weise in sein restliches Leben integrieren? Welche Rolle spielen hierbei verschiedene Weltanschauungen – religiöse, spirituelle oder säkulare – und das Erleben von individueller Sinnerfüllung?

2.1.1 Die Angst vor dem Tod in der Existenzphilosophie

Das, was der einzelne Mensch unter der Angst vor dem Tod versteht, ist abhängig von der persönlichen Perspektive und den individuellen Lebenserfahrungen. Um die begriffliche Konstruktion besser abzugrenzen, lohnt es sich einen Blick auf die Definition von mehreren Existenzphilosophen zu werfen. Søren Kierkegaard (1813-1855) unterscheidet zwischen dem Begriff der Furcht und dem der Angst (vgl. Kierkegaard, 1884/2002, S. 40). Seiner Definition nach hat die Furcht immer einen konkreten Ursprung und ist in den meisten Fällen eine Reaktion auf ein äußeres Ereignis, welches als Bedrohung für die eigene Person wahrgenommen wird. Im Gegensatz dazu ist die Angst für Kierkegaard ein Zustand, welcher

(16)

seinen Ursprung in einer Person selbst verortet und nicht in ihrer Umgebung. In Bezug auf die Angst vor der eigenen Endlichkeit war er ferner der Meinung, dass es nicht die Angst vor dem Tod oder dem Sterben sei, welche den Menschen antreibt, sondern die Angst vor dem Nichts, und folglich „zu Nichts zu werden“ (Kierkegaard, 1844; zitiert nach Juckel & Mavrogiorgou, 2018, S. 227). Der existenzielle Psychotherapeut Rollo May stimmt mit Kierkegaard in dieser Definition überein, wenn er sagt: „Furcht ist immer eine Furcht vor etwas, Angst ist immer eine Angst vor Nichts, demnach entspricht die Angst vor dem Tod der Angst vor dem Nicht- Sein.“ (May, 1977; zitiert nach Juckel & Mavrogiorgou, 2018, S. 227).

Kierkegaard wie auch Heidegger (1889-1976) waren davon überzeugt, dass es im Leben keinen höheren, allumfassenden Sinn gibt und ebenso nichts, was sich für den Menschen als höhere Deutungswahrheit darstellen würde (vgl. Kierkegaard, 1844/2002;

Heidegger, 1967). Beide folgern dementsprechend, dass der Mensch sein Leben auf Basis von individuellen und aktiven Entscheidungen führen sollte, welche er auf eigene Ideale und Werte zu fundieren hat, die nicht abhängig von seinem Außen sein sollten. Nach Heideggers Worten lässt sich so zwischen einem authentischen Leben – welches auf Basis persönlicher Ideale und aktiver Entscheidungen gelebt wird – und einem unauthentischen Leben – welches auf postulierten Werten und Normen der einen umgebenden Gesellschaft basiert – unterscheiden (vgl. Martin, Campbell & Henry, 2004, S. 440). Diese Freiheit, ein selbstbestimmtes und authentisches Leben zu führen, sie wahrzunehmen und sie angebracht zu handhaben, ist jedoch nicht selbstverständlich und nach Kierkegaard auch einer der grundsätzlichen Ursprünge der existenziellen Angst. Dementsprechend betont Kierkegaard die Bedeutung des „leap of faith“ (vgl. Martin et al., 2004, S. 440), welcher gewisse Ähnlichkeiten zu dem von Viktor Frankl beschriebenen tragischen Optimismus aufweist (siehe hierzu Frankl, 1984) und als gesundes Vertrauen in sich Selbst und das Gute auf der Welt beschrieben werden kann. Dieser leap of faith sei nötig, um selbstbestimmte Entscheidungen zu treffen, den Moment und das Leben trotz ihrer Absurdität und Ungewissheit zu genießen, anzufangen sich nach persönlichen Idealen zu richten und somit die, dem Menschen auferlegte Freiheit wahrzunehmen (vgl. Martin et al., 2004). Auf die aufkommende Frage hin, wie man diesen leap of faith, trotz der auf einen einwirkenden Umwelt aufbringen soll, beschreiben sowohl Heidegger als auch Kierkegaard die Bedeutung der Wahrnehmung und des Verstehens der eigenen existenziellen Angst. Diese existenzielle Angst repräsentiert zum einen die Angst vor dem Nicht-mehr-sein und damit einhergehend auch die Angst davor, dass das eigene Leben und Sein bedeutungslos ist/war – was seinen Ursprung im Führen eines unauthentischen Lebens hat. Nach Heidegger sei es diese Angst,

(17)

welche dem Menschen als Wegweiser zu einem authentischen Leben dienen kann, wenn ihr die entsprechende Aufmerksamkeit geschenkt wird. Dieser Meinung ist auch Alfried Längle, wenn er im Rahmen seiner Existenzanalyse sagt: Angst könne der „Königsweg zu mehr Leben“ und „Wegweiser zur Existenz“ sein (Längle, 2011; zitiert nach Leu, 2019, S. 6).

Heidegger betont, dass die den Menschen umgebende Gesellschaft fortwährend versucht, ihn anhand ihres Detailreichtums von dieser Angst abzulenken und es dementsprechend nicht einfach ist, sie als Wegweiser zum authentischen Leben wahrzunehmen (vgl. Heidegger, 1967). Das Wissen darüber, dass die eigene Existenz unausweichlich mit dem eigenen Tod endet, sollte allerdings als auschlaggebender Weckruf dienen, sich den persönlichen Idealen und der eigenen Freiheit aktiv anzunehmen und kann somit auch als Wegweiser zu einem individuell sinnerfüllten Leben verstanden werden.

2.1.2 Roar of Awakening und Posttraumatisches Wachstum

Die sogenannte Theorie des „Roar of Awakening“ (RoA) baut auf den zuvor genannten Überlegungen mancher existenzialistischen Philosophen auf (vgl. Martin et al., 2004). Das geförderte Bewusstsein über die eigene Endlichkeit anhand einer Konfrontation mit dem Tod könne dem Menschen als Weckruf dienen, das Leben und den Moment in seiner Einzigartigkeit zu schätzen. Die Theorie sagt im Gegensatz zur Terror-Management-Theory (siehe hierzu Kap. 2.1.3) aus, dass das Bewusstsein um die eigene Sterblichkeit nicht zwangsläufig zu einer defensiven Reaktion führen muss. Sie besagt, dass durch die Konfrontation mit dem Tod ein menschliches Potenzial geweckt werden kann, das eigene Leben selbstbestimmt und frei von äußeren Einflüssen zu dirigieren und zu erweitern.

Aufbauend auf dem Konzept des posttraumtischen Wachstums bzw. Posttraumatic Growth (PTG; Tedeschi & Calhoun, 1996) könne eine Konfrontation mit dem Tod dazu führen, dass der Mensch diese Erfahrung in seine alte Weltanschauung integriert und auf Basis dieser Integration eine neue Weltanschauung etabliert, die mit seinem eigenen Selbst und den neuen Umständen in einer angepassten und förderlichen Art und Weise kohärent geht (vgl. Cann, Calhoun, Tedeschi & Solomon, 2010). Menschen machen die Erfahrung, dass ihr Leben wirklich nur ihres ist und sie es auf Basis eigener, selbstbewusster Entscheidungen zu führen haben (vgl. Martin et al., 2004). Hierzu gibt es mehrere Studien, welche darauf hindeuten, dass die Konfrontation mit dem Tod durchaus einen bestimmten Umschwung von der Bedeutung extrinsischer Werte und Ideale hin zu intrinsisch motivierten Zielen bedingen kann, allerdings hängen die Ergebnisse dieser Untersuchungen stark von dem jeweiligen Forschungsdesign ab (vgl. Martin et al., 2004; Kosloff & Greenberg, 2009). Dieser

(18)

Werteumschwung lässt sich oft nur dann zeigen, wenn die Konfrontation mit dem Tod den Probanden noch bewusst ist, und es ist fraglich, ob er über längere Zeit konstant bleibt (vgl.

Spitzenstätter & Schnell, 2020a). Womöglich bedarf es für die beschriebenen positiven Effekte eine reale Konfrontation mit dem Tod, welche in einem experimentellen Setting nicht gegeben werden kann. Dennoch konnte festgestellt werden, dass ein gewisses Bewusstsein über die eigene Endlichkeit zum Teil dabei helfen kann, Identitätsarbeit zu betreiben und ein kohärentes Selbstkonzept zu entwickeln (vgl. Blackie, Cozzolino & Sedikides, 2016). Seto, Hicks, Vess und Geraci (2016) zeigten weiter, dass besonders lebhafte Reflektionen von todesbezogenen Gedanken und Erfahrungen in einem positiven Zusammenhang zu der Wahrnehmung des eigenen Lebens als authentisch und intrinsisch motiviert führten – zumindest solange sie nicht als repetitiv oder belastend wahrgenommen wurden.

Das Konzept des Posttraumatischen Wachstums (vgl. Tedeschi & Calhoun, 1996) bildet gewissermaßen die empirische Grundlage des RoA von Martin et al. (2004). Tedeschi und Calhoun nennen fünf mögliche positive Entwicklungen, zu welchen es nach einer traumatischen Erfahrung kommen kann: Zu einer größeren Wertschätzung des Lebens, zu tieferen sozialen Beziehungen, zu neuen Prioritäten sowie zu einer veränderten Wahrnehmung von Spiritualität und zu mehr persönlicher Stärke. Cann et al. (2010) erklären, dass dieses positive Potenzial dann entstehen kann, wenn es nach einem traumatischen Ereignis, welche das eigene Weltbild erschüttert hat, zu einer Neuorientierung kommt. Diese Neuorientierung ist kein abrupter Moment, sondern ein langwieriger Prozess und keineswegs jede traumatische Erfahrung führt zwangsläufig zu einer positiven Entwicklung – andere mögliche Entwicklungsformen in Zusammenhang mit einer traumatischen Erfahrung wären z.B. Resilienz, Erholung oder eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS; vgl.

Mangelsdorf, 2020, S. 25). Grundlage für eine positive Entwicklung ist an erster Stelle die Art der Bewältigung des Erlebten und nicht die traumatische Erfahrung an sich. Mangelsdorf und Eid (2015) beschreiben hierfür drei förderliche Faktoren: Das Erfahren von positiven Gefühlen, das Erleben von sozialer Unterstützung und die Möglichkeit in der Erfahrung, trotz ihrer Tragik, einen Sinn zu erkennen. Juen und Gasser (2005) konnten zudem zeigen, dass ein ausgeprägtes Kohärenzgefühl bei der Verarbeitung von traumatischen Erlebnissen hilfreich sein kann. Zusätzlich kam eine Metaanalyse von mehr als 100 Längsschnittstudien zu dem Ergebnis, dass bei Menschen ca. eineinhalb Jahre nach einem traumatischen Erlebnis eine positive Entwicklung des Selbstwert als auch eine bessere individuelle Alltagsbewältigung festzustellen war und sie zudem oft festere soziale Beziehungen etabliert haben, als dies vor der traumatischen Erfahrung der Fall war (vgl. Mangelsdorf, Eid & Luhmann, 2019).

(19)

Allerdings betont Mangelsdorf (2020), dass eine verlässliche Untersuchung des PTG aufgrund der Problematik, traumatische Erlebnisse retrospektiv zu erfragen und zu erheben, äußerst schwierig ist und für vertiefende Forschung mehr Untersuchungen anhand von EEGs und MRTs notwendig wären.

Sowohl die Theorie des PTGs als auch die des RoAs deuten darauf hin, dass es für eine Querschnittserhebung, welche darauf abzielt, das Konstrukt der Angst vor dem Tod zu erheben, aufschlussreich ist, wenn die Proband:innen auch zu ihren persönlichen Erfahrungen mit dem Thema Tod befragt werden.

2.1.3 Die Terror-Management-Theory

Die am häufigsten empirisch untersuchte Theorie dazu, wie der Mensch mit seiner eigenen unausweichlichen Sterblichkeit umgeht, ist die Terror-Management-Theory (TMT; vgl.

Pyszczynski, Solomon & Greenberg, 2015). Sie geht in ihren Ursprüngen auf die Ausführungen des Anthropologen Ernest Becker (1973) zurück. Wie jedes andere Lebewesen will der Mensch in erster Linie überleben, wofür er sich seiner unvergleichbaren intellektuellen Fähigkeiten bedient. Allerdings führen eben diese Fähigkeiten und die damit einhergehende Möglichkeit der Antizipation der eigenen Zukunft sowie die exzentrische Wahrnehmung der eigenen Existenz1 dazu, dass er fortwährend mit dem Wissen um seine eigene Vergänglichkeit konfrontiert ist. Dieser Zwiespalt des evolutionsbiologischen Bedürfnisses nach Überleben und des Wissens darüber, dass die eigene Existenz grundsätzlich limitiert ist und zwangsläufig mit der Auslöschung des eigenen Selbst enden wird, verursacht nach Beckers Worten einen fortwährenden existenziellen Terror, mit welchem der Mensch umgehen muss. Die Frage, welcher sich die TMT-Forscher annehmen, ist die, wie der Mensch es trotz dieses existenziellen Terrors schaffen kann, ein bewusstes, freies und ihm persönlich sinngebendes Leben zu führen? Das Forschungsfeld der TMT behandelt diese Frage nun seit mehr als 30 Jahren anhand von empirischer Forschung und kann auf eine beeindruckende Anzahl an experimentellen Studien verweisen, die ihrer Fundierung dienen (vgl. Pyszczynski et al., 2015).

Im Sinne der TMT geht der Mensch mit seiner Angst vor der eigenen Vergänglichkeit um, indem er an einer kulturellen Weltanschauung festhält, welche er mit anderen Individuen

1 In Anlehnung an Helmut Plessner (1892-1985): Im Gegensatz zum Tier, welches sich als zentrisch erlebt – sich somit im Mittelpunkt allen Seins sieht und nicht die Möglichkeit der Reflexion besitzt (Plessner, 1950; nach Gugutzer, 2002, S. 62 – 68) –, erfährt sich der Mensch als exzentrisch. Er besitzt die Fähigkeit, sich selbst wahrzunehmen, vergleicht sich mit seiner Umwelt und erkennt an, dass er nur einer von Vielen ist – er reflektiert.

(20)

teilt und anhand welcher er seinen persönlichen Selbstwert konstituiert (vgl. Pyszczynski et al., 2015). Kulturelle Weltanschauungen werden dabei als symbolische Systeme verstanden, welche dem Menschen, unabhängig davon, ob sie religiöser, spiritueller oder säkularer Natur sind, dabei helfen, sein Leben zu strukturieren und einen persönlichen Bedeutungszusammenhang zu schaffen (für eine vertiefende Definition von Weltanschauungen siehe Kap. 2.2). So konnte mehrfach nachgewiesen werden, dass speziell die Verteidigung und das Hochhalten der persönlichen weltanschaulichen Position, als auch die damit einhergehende Aufrechterhaltung des eigenen Selbstwerts, als Abwehrstrategien wirksam werden, wenn der Mensch mit seiner eigenen Sterblichkeit konfrontiert wird (vgl.

Solomon, Greenberg & Pyszczynksi, 2004). Zusammengenommen fungieren die persönliche kulturelle Weltanschauung und der damit einhergehende Selbstwert als Angst-Puffer, welche den Menschen vor dem kontinuierlichen existenziellen Terror schützen (vgl. Yetzer &

Pyszczynski, 2018).

Für die kulturellen Weltanschauungen gibt es keine objektive Grundlage, sondern sie erhalten ihre Bedeutsamkeit durch die Stärke des Glaubens des Individuums und durch die soziale Validierung der weltanschaulichen Position aus dem jeweiligen Umfeld der Person (vgl. Mikulincer, 2018). Durch das Festhalten und Hochhalten einer persönlichen und kulturell geteilten Weltanschauung ebnet sich der Mensch den Weg zu einer symbolischen Unsterblichkeit („symbolic immortality“), wobei man im Fall von religiösen Weltanschauungen aufgrund ihrer Konzepte für das Leben nach dem Tod auch von einer möglichen buchstäblichen Unsterblichkeit („literal immortality“) sprechen kann (vgl.

Pyszczynski et al., 2015, S. 8). Die Möglichkeiten des Erreichens einer symbolischen Unsterblichkeit sind sehr vielfältig. Man kann sich zum Beispiel durch das Weitergeben von persönlichen Idealen und Werten an die eigenen Kinder für die Nachwelt erhalten, sowie durch das Hinterlassen eines gewissen materiellen Guts nach seinem Tod oder auch durch Schrift und Kunst. Hierbei geht es somit um die symbolische Verfestigung des Selbst in etwas, das den eigenen vergänglichen Körper überdauert. Unabhängig davon, welchen Weg der Mensch bestreitet, geht es in der TMT letzten Endes um die Intensität des Glaubens an die jeweilige individuelle weltanschauliche Position und um die Stärke des persönlichen Selbstwerts, der mit dieser einhergeht:

Without a functional atlas of culturally defined values, beliefs, and meaning, there is no foundational path to self-esteem, and one may end up suspended in a type of existential limbo, lacking connection to themselves or others, and vulnerable to psychological dysfunction.

(Yetzer & Pyszczynski, 2018, S. 425)

(21)

Zudem ist die soziale Validierung der jeweiligen Weltanschauung von großer Bedeutung, da weltanschauliche Positionen häufig sehr subjektiv und dementsprechend anfällig für Erschütterungen sind (vgl. Schimel, Hayes & Sharp, 2018; Mikulincer, 2018). Diesbezüglich wird in der TMT auch häufig die Bedeutung von engen sozialen Beziehungen, romantischen Partnerschaften und sozialer Zugehörigkeit betont (vgl. Yetzer & Pyszczynski, 2018; siehe hierzu Kap. 2.3.3).

2.1.3.1 Experimentelle Untersuchungen der Terror-Management-Theory Im Allgemeinen lassen sich die TMT-Untersuchungen in drei Arten von experimentellen Studien-Designs gliedern. Sie haben in den meisten Fällen gemein, dass eine größere Personengruppe in zwei Gruppen aufgeteilt wird: eine Kontrollgruppe und eine Experimentalgruppe (vgl. Schimel et al., 2018).

a. Mortality Salience (MS): Hierbei werden Personen anhand von verschiedenen experimentellen Methoden mit ihrer eigenen Sterblichkeit konfrontiert – auch MS- Induktion genannt – (z.B. anhand des Besuchens eines Friedhofs oder des Schreibens eines Textes über den eigenen Tod). Im Anschluss wird beobachtet, ob die Personen, deren Bewusstsein über die eigene Endlichkeit verstärkt wurde, anders reagieren, anders empfinden oder sich anders verhalten als die Personen der Kontrollgruppe, deren Wahrnehmung nicht manipuliert wurde.

b. Death-Thought-Accessibility (DTA): Hierbei wird untersucht, ob Menschen aufgrund von äußeren – oft auch manipulierten – Umständen oder Persönlichkeitseigenschaften2, eine intensivere oder schwächere Zugänglichkeit zu todesbezogenen Gedanken zeigen. Üblicherweise wird ihnen eine Liste von 20-25 unvollständigen Wörtern vorgelegt, sowie etwa SK_LL. Abhängig davon, ob sie die Lücke mit dem Buchstaben I (SKILL) oder U (SKULL) füllen, geht man von einer unterschiedlich intensiven DTA aus. Diese Art der Untersuchung spielt eine besondere Rolle bei der Erforschung des Dual-Process-Modells (siehe hierzu: Kosloff, Anderson, Nottbohm & Hoshiko, 2018).

c. Anxiety-Buffer Hypothesis: Diese Hypothese bezieht sich auf die Wirkung – und häufig dessen Manipulation – eines protektiven Faktors gegenüber der Angst vor dem

2 In vielen Fällen werden die Proband:innen in ihrer persönlichen Weltanschauung verunsichert oder ihr Selbstwertempfinden wird manipuliert. Daraufhin wird untersucht, ob sie eine verstärkte Zugänglichkeit zu todesbezogenen Gedanken zeigen (vgl. Schimel et al., 2018).

(22)

Tod, wie z.B. der Ausgeprägtheit des individuellen Selbstwerts3. Somit wird anhand unterschiedlicher Methoden bspw. der Selbstwert einer Person gestärkt oder geschwächt, um im Anschluss ihre veränderte Reaktion bzw. ihr verändertes Bewusstsein in Bezug auf die Wahrnehmung der eigenen Endlichkeit zu betrachten.

In Mortality-Salience und Death-Thought-Accessibility Untersuchungen wird zwischen zwei Arten von Verteidigungsmechanismen unterschieden – proximal (bewusst) und distal (unbewusst; vgl. Dual-Process-Modell; Kosloff et al., 2018). Die erste Reaktion auf eine Konfrontation mit dem Tod ist meistens eine bewusste, welche den Tod in der persönlichen Vorstellung unwahrscheinlicher werden lässt4 oder einen auf anderem Wege von der Konfrontation ablenkt. Erst wenn die Gedanken an die eigene Endlichkeit aufgrund der vorangehenden proximalen Abwehr nicht mehr bewusst sind, kommt es zu der unbewussten Verteidigung – der distalen Abwehr –, zu welcher die Verteidigung bzw. die Postulierung der eigenen kulturellen Weltanschauung gehört und die damit einhergehende Manifestation des Selbstwerts. Hier ist zu betonen, dass die distale Abwehr den Tod an sich nicht unwahrscheinlicher werden lässt (vgl. Maxfield et al., 2014). Sie hilft dem Menschen lediglich dabei, mit dem Bewusstsein um die eigene Endlichkeit besser umzugehen – bzw.

dieses zu managen.

In MS-Untersuchungen konnte belegt werden, dass Menschen im Anschluss an eine MS- Induktion dazu neigen, Personen aus ihrem Umfeld oder Personen mit einer ähnlichen Weltanschauung gegenüber Menschen mit anderer Weltanschauung – oder lediglich anderer Hautfarbe – zu bevorzugen (vgl. Greenberg et al., 1990; Schimel et al., 2018) und dass sie ihre persönliche Weltanschauung vehementer verteidigen (vgl. Rosenblatt, Greenberg, Solomon, Pyszczynski & Lyon, 1989). Des Weiteren konnten Greenberg, Schimel, Martens, Solomon und Pyszczynski (2001) zeigen, dass Menschen nach MS-Induktion auch verstärkt zu rassistischem und ausgrenzendem Verhalten neigen. Oder, dass Probanden nach einer MS- Induktion eher gewillt sind, Menschen mit einer anderen politischen Weltanschauung zu bestrafen (vgl. McGregor et al., 1998). Dies kann als Indikator dafür angesehen werden, dass Menschen, wenn sie mit ihrer eigenen Sterblichkeit in Kontakt kommen, dazu neigen, ihre Weltanschauung gegenüber Andersdenkenden zu verteidigen, wenn nötig auch mit aggressiven Verhaltensweisen (vgl. Pyszczynski et al., 2015).

3 Mehrere Untersuchungen konnten zeigen, dass der Selbstwert als ein starker protektiver Faktor fungiert (vgl.

Chmielewski et al., 2019; Harmon-Jones et al., 1997). Allerdings können enge soziale Beziehungen ebenso als Angst-Puffer dienen oder auch starke individuelle Weltanschauungen (vgl. Vail et al., 2012).

4 Menschen behaupten direkt nach MS-Induktion beispielsweise sportlicher zu sein oder sich gesünder zu ernähren als dies vor der MS-Induktion der Fall war (vgl. Kosloff et al., 2018).

(23)

Diese Zusammenfassung der MS-Untersuchungen bezeichnen Vail et al. (2012), als

„The Dark Side“ der TMT-Forschung, da es durchaus TMT-Studien gibt, die aufzeigen, dass sich das Verhalten des Menschen nach einer MS-Induktion auch zum Positiven wenden kann.

Auf der Ebene der distalen Abwehr konnte bspw. belegt werden, dass Menschen insbesondere dazu neigen, die Bedeutung von Werten zu betonen, die mit ihrer Weltanschauung kohärent gehen (vgl. Schimel et al., 2018). Insofern, dass Menschen denen z.B. die Umwelt am Herzen liegt im Anschluss an eine MS-Induktion umso gewillter waren, diese zu verteidigen und sich für mehr Nachhaltigkeit einzusetzen (vgl. Vess & Arndt, 2008). Oder auch, dass sich durch MS-Induktion prosoziales Verhalten fördern lässt, wenn die Proband:innen ein ausgeprägtes empathisches Bewusstsein haben (vgl. Schimel, Wohl & Williams, 2006). Gailliot, Sillman, Schmeichel, Maner und Plant (2008) konnten außerdem zeigen, dass sich dieses prosoziale Verhalten auch bei Proband:innen zeigt, deren empathisches Bewusstsein vor der MS- Induktion manipulativ verstärkt wurde – was zur Folge hatte, dass sie prosoziale Werte verstärkt in ihre Weltanschauung inkludierten und somit auch im Anschluss vehementer verteidigten.

Im Rahmen der Death-Thought-Accessibility Studien konnte z.B. gezeigt werden, dass die DTA von stark gläubigen Christ:innen stieg, wenn sie mit Unstimmigkeiten innerhalb der Bibel konfrontiert wurden (vgl. Friedman & Rholes, 2008). Im Falle der Untersuchungen zu der defensiven Funktion des Selbstwerts, konnten unter anderem Hayes, Schimel, Faucher und Williams (2008) nachweisen, dass Menschen deren Selbstwert künstlich manipuliert – bzw. gesenkt – wurde, einen verstärkten Zugang zu Gedanken hinsichtlich ihrer eigenen Endlichkeit hatten. Die DTA-Studien konnten somit vertiefend belegen, dass die Verteidigung der persönlichen weltanschaulichen Position, die Stärkung des eigenen Selbstwerts oder auch das Denken an persönlich wichtige Bezugspersonen, die DTA sinken lässt (Harmon-Jones et al., 1997).

Durch die Anxiety-Buffer-Hypothesis konnte bspw. die ursprüngliche Überlegung, dass ein hoher Selbstwert beim Umgang mit der Angst vor der eigenen Endlichkeit hilft, genauer untersucht und bestätigt werden (Harmon-Jones et al., 1997).

2.1.3.2 Kritik an der Terror-Management-Theory

Anhand der Vielzahl von MS- und DTA-Untersuchungen lässt sich die Bedeutung der persönlichen Weltanschauung und des dispositionalen Selbstwerts gut belegen, allerdings ist es fraglich, ob die zustande kommenden Effekte lediglich auf die defensive Reaktion gegenüber der Angst vor der eigenen Endlichkeit zurückzuführen sind oder ob ihr Ursprung

(24)

in anderen psychologischen Phänomen liegen könnte (vgl. Wong, 2008). So argumentiert Snyder (1997), dass die MS-Induktion auch das menschliche Bedürfnis nach Kontrolle destabilisiert und dass die Ergebnisse vieler Studien darauf zurückzuführen sind, dass Menschen anhand der Steigerung ihres Selbstwerts und der Postulierung ihrer Weltanschauung wieder Kontrolle erlangen wollen5. Des Weiteren plädierten Mikulincer, Florian und Hirschberger (2003) dafür, dass die Bedeutung von sozialen Beziehungen einen höheren Stellenwert in der TMT-Forschung einnehmen sollte. Anhand ihrer könne ebenso gut eine Art von symbolischer Unsterblichkeit und eine gewisse Selbsttranszendenz erlangt werden (siehe hierzu auch den „Welleneffekt“ von Yalom, 2008, S. 86), zudem geben sie dem Menschen Halt und können sinnstiftend fungieren (siehe hierzu Kap. 2.3.3).

Ein weiterer Kritikpunkt stammt von Wong (2008) und Heine, Proulx und Vohs (2006). Sie kritisieren, dass die TMT die unterschiedlichen distalen Abwehrmechanismen nur als unbewusste, defensive Reaktionen darstellt, wobei sie auch intrinsisch motivierte Anpassungen sein könnten (siehe hierzu Kap. 2.1.5). Ryan und Deci (2004) argumentieren weiter, dass der Selbstwert nicht auf eine unbewusste Abwehrfunktion gegenüber der eigenen Sterblichkeit zu reduzieren ist, sondern dass er dem Menschen dabei hilft, sich des eigenen Lebens anzunehmen, in ihm einen persönlichen Sinn auszumachen und die eigene intrinsische Motivation zu fördern6.

Ihre Kritiker:innen stellen die Annahmen und Untersuchungen der TMT nicht vollständig infrage, allerdings betrachten sie deren Ergebnisse aus anderen Blickwinkeln.

Damit einhergehend betonen sie zum einen die Funktionen von weiteren, in der TMT- Forschung vernachlässigten, psychologischen Variablen7 und zum anderen versuchen sie die bisherigen Forschungsergebnisse der TMT in anders gerahmte Theorien zu integrieren (vgl.

Hart, 2018; Wong, 2008; Wong & Tomer, 2011; Mikulincer et al., 2003).

2.1.4 Die Meaning-Management-Theory

Die Meaning-Management-Theory (MMT) hat ihren Ursprung in der positiven- humanistischen Psychologie und in der existenziellen Psychotherapie (vgl. Wong, 2008). Ihr Begründer Paul Wong geht davon aus, dass es ein menschliches Grundbedürfnis gibt, welches nach dem Erleben von Sinn und Bedeutung verlangt. Zusammengefasst bietet die MMT einen

5 McGregor, Zanna, Holmes und Spencer (2001) konnten diese Überlegung zum Teil bestätigen indem sie Probanden auf andere Art und Weise verunsicherten und ähnliche Effekte wie herkömmliche MS- Untersuchungen erzielten.

6 Siehe hierzu die Self-Determination-Theory (SDT) von Ryan und Deci (2004).

7 Wie z.B. die des Lebenssinns und die der erlebten sozialen Unterstützung/Einbindung (vgl. Wong, 2008;

Mikulincer et al., 2003)

(25)

erweiterten positiven und wachstumsorientierten Blick darauf, wie der Mensch mit der Wahrnehmung seiner eigenen Endlichkeit umgehen kann, wobei sie sowohl als Alternative zur TMT verstanden werden kann, wie auch als komplementärer Ansatz. Das Meaning- Management der MMT konstituiert sich auf Basis von persönlicher Identitätssuche, dem Etablieren eines individuellen Wertesystems, dem Integrieren von persönlichen Lebenszielen und dem Führen eines glücklichen Lebens trotz des Wissens um die unausweichliche Finalität des eigenen Seins. Wong betont, dass dieser Prozess insbesondere in einer Zeit wie Heute – welche von einer Vielzahl an gesellschaftlichen Entwicklungen und Umbrüchen gekennzeichnet ist – fundamental ist, um sich seiner Selbst bewusst zu sein und ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Diesbezüglich führt Wong im Rahmen der Erforschung der Angst vor dem Tod die fundamentale Bedeutung von Todesakzeptanz aus:

By accepting our mortality, we declare our intention to invest our energy and time in living the good life rather than defending ourselves against the inevitable death. Ideally, death acceptance should set us free from anxiety and energize us to live with vitality and purpose.

By the same token, when we have lived a wonderful life and completed our life’s mission, we would be prepared to face death. Ultimately, death acceptance is one of the cornerstones for the good life. (Wong, 2008, S. 69)

Das Akzeptieren der Endlichkeit, führe dazu, dass anstatt, dass Energie in die Verdrängung des Bewusstseins über die eigene Sterblichkeit gesteckt wird, diese Energie in das Leben an sich investiert werden kann, was zu einem verstärkten Erleben von Sinnerfüllung führen sollte. Im Sinne der MMT sind Todesfurcht und Todesakzeptanz komplementär und nicht vollständig widersprüchlich. Den Tod zu akzeptieren bedeutet nicht zwangsläufig, dass man ihn nicht fürchtet – wobei für eine Untersuchung dieser Interaktion, in Anlehnung an die Entwicklungsstadien von E. Erikson, ein Blick auf den Lebensabschnitt des Individuums geworfen werden muss (vgl. Wong, 2008; Wong & Tomer, 2011; Brudek & Sekowski, 2019).

Die MMT basiert auf drei Prozessen: Meaning-Seeking, Meaning-Making und Meaning- Reconstruction (vgl. Wong, 2008).

Meaning-Seeking steht in Anlehnung an V. Frankl dafür, dass der Mensch seinen Sinn vielmehr suchen muss, anstatt ihn selbst zu kreieren, da der Lebenssinn auf tief verwurzelten persönlichen Werten beruht, welche sich im Laufe des Lebens gebildet haben (siehe hierzu Kap. 2.3.1). Diese Suche stellt einen Prozess dar, welcher das Ziel hat, am Ende Kohärenz auf Basis der persönlichen Werte auszumachen. Im Gegensatz dazu geht es bei Meaning-Making um den aktiven Prozess der Sinnkonstruktion. Aufbauend auf dem Prozess des Meaning- Seeking, versucht der Mensch das Gefundene in eine einheitliche Weltanschauung zu

(26)

integrieren, eine persönliche Geschichte zu entwickeln und sein Leben sozial zu konstruieren – ein Prozess, in welchem Sprache und Kultur eine große Bedeutung einnehmen.

Infolgedessen sollten die persönlichen Werte mit der einen umgebenden Kultur in Verbindung gebracht werden und zusätzlich sollten sich eigene Ziele gesetzt werden.

Meaning-Reconstruction bezieht sich auf den Vorgang, der eintritt, wenn bisherig etablierte Annahmen und Wertesysteme durch unvorhergesehene Ereignisse in ihrem Fundament erschüttert worden sind. In diesem aktiven Prozess geht es z.B. darum negative Erfahrungen zu verarbeiten und sie in die eigene Lebensgeschichte zu integrieren. Des Weiteren nehmen hier Akzeptanz und Reflektion des Erlebten eine nicht zu vernachlässigende Rolle ein.

Zusammengenommen stellen diese drei Prozesse, welche größtenteils nicht singulär vonstatten gehen, sondern sich fortwährend gegenseitig ergänzen, einen aktiven Vorgang der Bewusstwerdung des eigenen Seins und der eigenen Bedeutung dar.

In Anbetracht des Zusammenspiels von Meaning-Management und der Angst vor dem Tod, geht die MMT ferner davon aus, dass ein sinnerfülltes Leben auch den Tod mit einer Bedeutung versieht und folglich eine erhöhte Akzeptanz gegenüber der eigenen Sterblichkeit etabliert wird. In diesem Sinn führt die wahrgenommene Sinnerfüllung und die damit einhergehende Schätzung des eigenen Lebens dazu, dass der Tod als natürlicher Teil des Lebens betrachtet werden kann:

Do I embrace life, or do I prepare to die? And for all of us, the answers are ultimately similar.

Living fully and dying well involve enhancing one's sense of self, one's relationships with others, and one's understanding of the transcendent, the spiritual, the supernatural. And only in confronting the inevitability of death does one truly embrace life. (Kuhl, 2002; zitiert nach Wong, 2008, S. 78)

Um die MMT und die Bedeutung von Todesakzeptanz zu untersuchen, entwickelten Wong, Reker und Gesser (1994) ein Fragebogeninventar – das sogenannte Death-Attitude-Profile- Revised (DAP-R). Dieses gewährleistet im Gegensatz zu anderen Messinstrumenten (für einen Überblick dieser siehe Neimeyer, Moser und Wittkowski, 2003), eine multidimensionale Erfassung des Konstrukts der Angst vor dem Tod und der Todesakzeptanz. 2019 veröffentlichten Jansen et al. eine deutsche Version des DAP-R – den DAP-GR –, um auf diesem Wege eine Lücke hinsichtlich der Forschung im Bereich der existenziellen Psychologie im deutschsprachigen Raum zu schließen. Der Fragebogen unterteilt sich in fünf Dimensionen. Die ersten zwei dieser Dimensionen beschreiben die Todesfurcht und das

(27)

Vermeidungsverhalten8 (von Gedanken zum Thema Tod) und die anderen drei verschiedene Arten von Akzeptanz – Neutrale Akzeptanz, Akzeptanz des Todes als Schwelle zum Jenseits9 und Akzeptanz des Todes als Ausweg10. Anhand des spezifischen Untersuchens der Todesakzeptanz lässt sich die Bedeutung, welche Sinnerfüllung in Zusammenhang mit der Angst vor dem Tod einnimmt, besser verstehen und explorieren.

2.1.5 Diskussion der Theorien

Die MMT widerspricht der TMT nicht vollständig, allerdings geht sie davon aus, dass es neben dem von der TMT postulierten Umgang auch eine andere – positive und wachstumsorientierte – Möglichkeit gibt mit dem Bewusstsein, um die eigene Endlichkeit umzugehen, wobei der Weg der MMT von dem Menschen eine verstärkte Reflektion und Auseinandersetzung mit dem Thema Tod verlangt (vgl. Wong, 2008; Wong & Tomer, 2011).

Anhand dieser verstärkten Auseinandersetzung und der damit einhergehenden gesteigerten Todesakzeptanz, könne das Bewusstsein um die eigene Endlichkeit auf förderliche Art und Weise in das eigene Leben integriert werden. Zudem erklärt die MMT weiter, dass die von der TMT beschriebenen defensiven Reaktionen, auch einen anderen Ursprung haben könnten und nicht zwangsläufig auf die Bewältigungsmechanismen zu reduzieren sind, welche die TMT vertritt. So kritisiert Wong zum einen, dass die TMT nicht beweisen kann, dass die Selbstwertsteigerung lediglich eine unbewusste Abwehrreaktion ist, sondern dass sie ebenso gut ein Nebeneffekt des Meaning-Making Prozesses sein könnte oder ein aktiver Versuch, die eigene intrinsische Motivation bezüglich des Erreichens der persönlichen Lebensziele zu steigern. Im Allgemeinen besagt die MMT, dass die Motivation ein sinnerfülltes und glückliches Leben zu führen, für viele Menschen bedeutender und prägender sein sollte als das Vermeiden des existenziellen Terrors, welches die TMT als Motivator angibt.

8 Die Dimension der Todesfurcht bezieht sich auf die wahrgenommene Angst vor dem Tod und die Dimension des Vermeidungsverhaltens wiederum auf das generelle Vermeiden von Gedanken und Auseinandersetzungen mit dem Thema Tod (vgl. Jansen et al., 2019).

9 Die Dimension der neutralen Akzeptanz bezieht sich auf das Akzeptieren des Todes als unausweichliches und natürliches Ende des Lebens. Die Dimension der Akzeptanz von Tod als Schwelle zum Jenseits bezieht sich auf das generelle Glauben an ein verheißungsvolles Leben nach dem Tod, welches nach Wong mit einer Art von Akzeptanz gleichzusetzen ist und steht in einer direkten Beziehung zu religiösem und spirituellem Erleben (vgl.

Jansen et al., 2019; Wong, 2008).

10 Die Dimension Akzeptanz von Tod als Ausweg bezieht sich auf das Akzeptieren des Todes als Erlöser oder als Flucht, welcher einen von weltlichem Leid erlöst – z.B. bei Sterbehilfe, Suizidalität, einer depressiven Symptomatik oder anderen existenziellen Krisen. Anhand dieser Dimension lässt sich dem methodischen Problem entgegentreten, dass Menschen, welche den Tod als Erlösung betrachten, in gängigen ein- oder zweidimensionalen Fragebögen für Verzerrungen sorgen, da sie den Tod in gewissermaßen willkommen heißen – ihn folglich nicht fürchten –, dies bei ihnen aber nicht auf einer Art von positiver bzw. neutraler Akzeptanz basiert (vgl. Wong, 2008).

(28)

Since we only go through this life once, we have reasons to make the most of it. The worse fear is not death, but the discovery that we have never really lived when the time comes for us to die. We all have the urge, the desire to live fully, to do something significant, to make a difference, so that we don't have to dread the death-bed realization that we have squandered away our precious life. (Wong, 2005; zitiert nach Wong, 2008, S. 80)

Der MMT zufolge geht der Mensch mit seiner Todesangst um, indem er sich seines Selbst bewusst wird und durch Meaning-Management negative Gedanken zum Tod in positive Gedanken hin zur Bedeutung des Lebens umwandelt. Folglich beschreibt die TMT das Postulieren der Weltanschauungen und das Steigern des Selbstwerts im Anschluss an MS- Induktionen als unbewusste Abwehrreaktion, wohingegen die MMT dies als Weg betrachtet sich der eigenen Sterblichkeit anzunehmen, den Tod zu akzeptieren und ein selbstbestimmtes Leben zu führen11. Auch die Untersuchungen des RoA und die des PTG sprechen dafür, dass Menschen nach der realen Konfrontation mit ihrer Endlichkeit oft Energie schöpfen, ihr eigenes Leben, basierend auf ihren persönlichen Werten, zu leben (vgl. Martin et al., 2004).

Dies lässt sich noch besser verstehen, wenn man die Konzepte der Selbstaktualisierung und Selbsttranszendenz mit einbezieht (vgl. Wong, 2008). Bei der Selbstaktualisierung geht es darum, welche Werte Bedeutung einnehmen, wenn die tatsächlich lebenswichtigen Bedürfnisse des Menschen gestillt sind. Wenn es um diese Werte geht – bspw. Freiheit, Liebe und Spaß –, ist die Angst vor dem Tod häufig nicht relevant, sondern eher die Angst davor, diese Dinge, welche man unabhängig vom Überlebenstrieb begehrt, nicht mehr auskosten zu können12. Sobald diese Bedürfnisse das eigene Selbst übersteigen, kommt es zur Selbsttranszendenz (siehe hierzu Kap. 2.3.1). Das Bedürfnis nach Selbstaktualisierung und Selbsttranszendenz steht in vielerlei humanistischer Hinsicht über dem Bedürfnis, die Angst vor der eigenen Endlichkeit zu verdrängen; weswegen sich annehmen lässt, dass wenn dies miteinbezogen wird, auch die Ergebnisse der TMT-Forschung anders interpretiert werden könnten. Insofern könnte die Steigerung des Selbstwerts, sowie das Hochalten der kulturellen Weltanschauung, ein Mechanismus sein, welcher nach einer Konfrontation mit dem Tod aus dem gesteigerten Bedürfnis nach Selbstaktualisierung resultiert. Die MMT lässt sich folglich als Theorie zusammenfassen, welche Sinnerfüllung und das Streben nach Sinn, als eines der tiefsten Grundbedürfnisse des Menschen betrachtet und diesbezüglich auch viele Ergebnisse der TMT-Forschung diesem unterordnet.

11 Dieser Meinung ist auch der existenzielle Psychotherapeut Irvin Yalom, wobei er in seinem Buch

„Existenzielle Psychotherapie“ ausführt, inwiefern der Mensch lernen kann, mit dem Bewusstsein um seine Sterblichkeit auf positive Art und Weise umzugehen (vgl. Yalom, 2010).

12 So konnte Goodman (1981) z.B. zeigen, dass insbesondere kreative Menschen angeben mehr Angst davor zu haben, nie richtig gelebt zu haben, als Angst davor zu sterben (vgl. Goodman, 1981).

(29)

Die facettenreichen Funktionen und Einflüsse, welche das Bewusstsein über den eigenen Tod und die damit einhergehende Angst bzw. Akzeptanz auf das menschliche Dasein haben kann, wurde nun aus verschiedenen Perspektiven erläutert. Zudem wurden Variablen – die individuelle Weltanschauung, der dispositionale Selbstwert, der persönliche Lebenssinn, die soziale Verortung/Einbindung und die bisherigen Berührungspunkte mit dem Thema Tod – angesprochen, von welchen anzunehmen ist, dass sie eine besondere Rolle hinsichtlich der individuellen Wahrnehmung der eigenen Endlichkeit einnehmen. Im Folgenden werden diese spezifischer und differenzierter exploriert.

2.2 Weltanschauungen

Der Begriff Weltanschauung beschreibt die persönliche Sicht des Menschen auf die ihn umgebende Welt und sein menschliches Dasein in dieser, wobei sie in ihrer individuellen Art auf seiner persönlichen Lebenserfahrung aufbaut (vgl. Dilthey, 1911). Persönliche weltanschauliche Positionen können sich sowohl auf individuelle Art und Weise konstituieren – durch persönliche Werte, Ideale und Perspektiven – als auch auf kollektivem Wege geteilt werden – z.B. durch gemeinschaftliche Glaubenssysteme, gesellschaftliche Normen und kollektive Wertevorstellungen13. Sie bieten dem Menschen ein Rahmenkonstrukt für seine persönlichen Prinzipien, anhand derer er seine Handlungen lenkt und wertet. Ferner sind individuelle weltanschauliche Positionen keine starren Konstrukte, vielmehr können sie sich über die Zeit hinweg anpassen und verändern. Hierfür eignet sich das Vokabular von Piaget.

Nach diesem kommt es zur Assimilation, wenn der Mensch etwas Neues in eine vorhandene Weltanschauung integriert und zur Akkommodation, wenn etwas Neues der vorhandenen Weltanschauung soweit widerspricht, dass auf die neue Erfahrung hin die eigene Weltanschauung angepasst bzw. verändert werden muss (vgl. Piaget, 2003).Im Allgemeinen schließen sich einzelne weltanschauliche Facetten nicht spezifisch gegenseitig aus, sondern sie können ebenso miteinander einhergehen – z.B. im Falle von Atheismus und Szientismus.

Allerdings gibt es auch Weltanschauungen, welche sich zumindest definitionsgemäß zwangsläufig gegenüberstehen – wie z.B. Atheismus und Religiosität/Spiritualität (vgl.

Schnell, 2015). Weltanschauungen können dem Individuum einen Bedeutungszusammenhang bieten sowie eine persönliche Sinnstruktur, mittels welcher es seine Erfahrungen einordnet, sie zueinander in Bezug stellt und durch welche es sich in der Welt orientiert (vgl. Vail, Soenke & Waggoner, 2018). Sie inkludieren sämtliche Lebensbereiche und Annahmen über

13 Religionen und Politik sind ein gutes Beispiel dafür, inwiefern sich Weltanschauungen auch auf gemeinschaftlichem Wege teilen, bilden und bündeln lassen (vgl. Freud, 1933).

(30)

die Welt und dienen dem Menschen als Grundlage für sein individuelles Wertesystem und somit auch für seine Identität.

Obwohl anzunehmen ist, dass unterschiedliche Weltanschauungen und das jeweilige Glauben bzw. Teilhaben an einer dieser, das menschliche Leben auf vielfältige und signifikante Art und Weise bedingen, gibt es bisher nicht viel empirische Forschung zu diesen und dazu, wie sie das psychische Befinden des Menschen beeinflussen – mit Ausnahme der Erforschung von Religiosität, wobei es auch bei dieser im Rahmen der psychotherapeutischen Forschung Nachholbedarf zu geben scheint (vgl. Schnell & Keenan, 2011; Utsch & Frick, 2015). Diese Lücke hinsichtlich der empirischen Forschung stimmt in Anbetracht der kontinuierlich wachsenden Anzahl an Menschen, die sich keiner spezifischen religiösen Glaubensrichtung mehr zuordnen, bedenklich (vgl. Schnell, 2015).

2.2.1 Religiöse Weltanschauungen

Religionen stellen gemeinschaftlich geteilte Glaubenssysteme dar, welche dem Menschen seit jeher Antworten auf existenzielle Fragen bieten (vgl. Freund, Böhringer, Utsch & Hauth, 2018). Anhand des Glaubens an eine Religion schafft der Mensch es dem Unberechenbaren, dass ihn umgibt, Sinn zu verleihen und somit das unkontrollierbare Geworfen-Sein seiner Existenz zu überwinden – kurz gesagt, er betreibt Kontingenzbewältigung (vgl. Utsch, 2018, S. 30). Des Weiteren ermöglichen Religionen dem Menschen auf verschiedenem Wege Selbsttranszendenz, was ihre Funktion als Sinnquelle zusätzlich betont (vgl. Schnell, 2010;

Schnell, 2016). Religionen zeichnen sich durch das kollektive Glauben an eine, dem Menschen übergeordnete, transzendente Wirklichkeit aus, an dessen Spitze entweder eine Allmacht (bzw. ein Gott) steht – Monotheismus – oder mehrere höhere, übermenschliche Mächte – Polytheismus (vgl. Meulemann, 2019). Eine weitere Funktion von Religionen ergibt sich aus ihrer Rolle als Sozialisationsinstanz und Stütze von sozialer Identität (vgl. Pollack &

Müller, 2013). Religionen bieten dem gläubigen Menschen anhand von kollektiv geteilten Wertevorstellungen und Normensystemen Orientierung und Struktur, sowie sozialen Rückhalt, welcher durch die Teilhabe an spezifische Glaubensgemeinschaften erfahren wird.

Wobei sich diese Teilhabe durch das gemeinschaftliche Durchführen von Ritualen, dem Folgen bestimmter Lehren und durch das Glauben an kollektive Narrativen (z.B. die biblische Entstehungsgeschichte) konstituiert, welche sich auf eine transzendente, dem Menschen übergeordnete Wirklichkeit beziehen (vgl. Meulemann, 2019).

Wenn der Begriff Religion im allgemeinen Sinne eine institutionalisierte und traditionsgebundene Glaubensgemeinschaft bezeichnet, so beschreibt Religiosität die

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

  Fazit: Die freie Welt und der Kult der Expertise ...   Quellen- und

Die Autorin beleuchtet aus histori- scher Perspektive, durch welche Netzwerke und Denkstile diese Organisation, die über kein Mandat im Bildungsbereich verfügt, zu

Während traditionsorientierte Kreise die seit Langem vernachlässigte und daher dringend notwendige moralische Festigung des Kindes als schulischen Hauptbeitrag zur

Er gehört zu den «Alten» im Gefängnis, ist einer von elf Insassen der 2011 gegründeten Altersabteilung 60plus.Ihm gefällt es dort: «Ich habe einen Fernseher, einen Wasserkocher,

Auch wenn sich die Erzieherin in der KiTa meist vermutlich eher letzteres Verhalten wünschen würde, etwa beim Erlernen neuer Fertigkeiten, kann das gehemmte Verhalten auch

Obwohl sie das Virus nur in Schach halten, aber nicht eliminieren kann, haben viele Betroffene durch diese hochaktive antiretrovirale Therapie (HAART) heute eine fast

Die Alraune, die tatsächlich eine faszinierende Gestalt hat, heißt auch „die Menschenähnli- che“, ist ein „Anthromorphon“.. Und weil sie so aussieht, gibt es eine

Die deutsche Präsidentschaft des G7- Gipfels im Juni auf Schloss Elmau muss dazu genutzt werden, die neue globale Agenda und die vorgese- henen Ziele für nachhaltige Entwicklung