klappen wegen der verstärkten Kalzifi- zierung bei Dialysepflichtigkeit deut- lich herabgesetzt ist (24). Aktuelle Stu- dien legen jedoch nahe, dass biologi- sche Herzklappen die Prothesen der Wahl für Patienten mit einer termina- len dialysepflichtigen Niereninsuffizi- enz sind, da bei der niedrigen Lebens- erwartung dieser Patienten mechani- sche Prothesen mit signifikant höhe- rem Risiko für schwere, antikoagulati- onsbedingte Blutungen behaftet sind (3, 17, 23).
Lucke et al. (23) zeigten, dass die In- zidenz für postoperative zerebrovas- kuläre Zwischenfälle oder Blutungen 100 Prozent (10/10) für mechanische gegenüber 0 Prozent (0/9) für biolo- gische Prothesen (p<0.001) betrug.
Brinkmann et al. (3) fanden in ihrer aktuellen 15-Jahre dauernden Follow- up-Studie eine 6-fach höhere Inzidenz für Blutungen oder Schlaganfall nach Herzklappenersatz mit mechanischer (50 Prozent) versus biologischer Pro- these (8,3 Prozent; p=0,015).
Obwohl der Kalzifizierungsprozess zumindest in rekonstruierten Herz- klappen bei TDNI-Patienten gegen- über Patienten mit normaler Nieren- funktion beschleunigt zu sein scheint (22), legen diese Daten nahe, dass TDNI-Patienten, die einen Klappen- ersatz benötigen, eine biologische Pro- these erhalten sollten. Bei der niedri- gen Lebenserwartung dieser Patien- ten ist die Wahrscheinlichkeit des strukturellen Versagens einer biologi- schen Prothese weit geringer als das Risiko für Blutungen beziehungsweise Schlaganfall bei mechanischen Pro- thesen (3, 17, 23).
Resümee
Die extrem schlechte Prognose herz- kranker TDNI-Patienten kann durch herzchirurgische Eingriffe verbessert werden und rechtfertigt daher trotz insgesamt enttäuschender Langzeiter- gebnisse die chirurgische Therapie.
Für den Herzchirurgen stellen Patien- ten mit TDNI eine Hochrisikogruppe mit erheblicher perioperativer Morta- lität und Morbidität dar.
Einschränkend muss jedoch betont werden, dass die Determinanten der
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perioperativen Mortalität aufgrund der mit 100 Patienten relativ kleinen Fallzahl sowie der retrospektiven Na- tur der vorliegenden Arbeit nur be- dingt zu definieren sind. Um diese Fra- gestellung mit jeweils einem prospek- tiven und retrospektiven Arm diffe- renzierter untersuchen zu können, be- findet sich daher eine nationale, multi- zentrische Studie auf Initiative der Klinik für Herzchirurgie der Univer- sität Lübeck in Planung.
Die Kenntnis und Berücksichtigung der aufgeführten Faktoren könnte zu einer Optimierung des perioperativen Managements und damit potenziell zu einer Verbesserung des klinischen Ergebnisses dieser Patienten beitra- gen. Dieses erscheint umso wichtiger, als die Anzahl der dialysepflichtigen Patienten weltweit zunimmt und so- mit auch die Anzahl der TDNI-Pa- tienten, die eine Herzoperation benöti-
gen (18). Bei derzeit circa 50 000 Dia- lysepatienten allein in Deutschland und einer geschätzten Prävalenz von acht Prozent pro Jahr (26) ist mit einer deutlichen Zunahme der TDNI-Pati- enten zu rechnen, die einer Herzopera- tion bedürfen.
Manuskript eingereicht: 4. 3. 2002, revidierte Fassung an- genommen: 20. 6. 2002
❚Zitierweise dieses Beitrags:
Dtsch Arztebl 2002; 99: A 2774–2778 [Heft 42]
Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literatur- verzeichnis, das über den Sonderdruck beim Verfasser und über das Internet (www.aerzteblatt.de) erhältlich ist.
Anschrift für die Verfasser:
Prof. Dr. med. Uwe Mehlhorn Klinik und Poliklinik für Herz- und Thoraxchirurgie
Klinikum der Universität zu Köln Joseph-Stelzmann-Straße 9 50924 Köln
E-Mail: uwe.mehlhorn@medizin.uni-koeln.de
Im Rahmen einer Pilotstudie wurde 267 Mitarbeitern des Volkswagenkon- zerns, die über chronisch dyspeptische Beschwerden klagten, jedoch noch nicht einer gezielten Diagnostik zu- geführt worden waren, die Teilnahme an einer Studie angeboten. Bei allen Teilnehmern wurde der Helicobacter- pylori-Status evaluiert. 111 (42 Pro- zent) waren Helicobacter-pylori-posi- tiv im 13C-Harnstoff-Atemtest. Diesen Personen wurde eine einwöchige Era- dikationstherapie mit zweimal 20 mg Omeprazol, zweimal 250 mg Clari- thromycin und zweimal 400 mg Metro- nidazol angeboten.
Die Eradikationsrate lag bei 90,4 Prozent. Der Dyspepsie-Score verbes- serte sich signifikant bei den sanierten Patienten im Vergleich zum Ausgangs- wert und zu H.-p.-negativen Patienten:
42,3 Prozent waren zwei Monate nach Therapieende beschwerdefrei, in der
Kontrollgruppe nur 9,2 Prozent. Ar- beitsunfähigkeitstage, Hausarztbesu- che und Antazidaverbrauch lagen bei den erfolgreich behandelten Proban- den signifikant niedriger als in der Ver-
gleichsgruppe. w
Madisch A, Hotz J, Gabrowski G et al.: Efficacy of Heli- cobacter pylori eradication in uninvestigated chronic dyspeptic staff members of a large factory: a prospec- tive, long-term, follow-up, workplace outcome study.
Eur J Gastroenterol Hepatol 2002; 14: 61–66.
Prof. Dr. J. Hotz, Abteilung für Gastroenterologie, Allge- meines Krankenhaus, Siemensplatz 4, 29223 Celle.
Helicobacter-pylori-Eradikation bei chronischer Dyspepsie
Referiert