A-2696
M E D I Z I N DIE ÜBERSICHT/FÜR SIE REFERIERT
(48) Deutsches Ärzteblatt 93, Heft 42, 18. Oktober 1996 immunogener Hyperthyreose beson-
ders profitieren, da sie sich dann ein- facher und schneller in ihrem Heimat- land einer RJT unterziehen könnten, anstatt ins benachbarte Ausland aus- zuweichen. Bei Patienten mit MB und EO sollte eine RJT aufgrund der für den Verlauf der EO ungünstigen An- tigenfreisetzung nur unter passage- rem Glukokortikoidschutz (zum Bei- spiel 30 bis 40 Milligramm Predni- son/Tag über zwei Wochen, danach ausschleichende Dosierung) durchge- führt werden (5).
Operation beim Morbus Basedow
Bei der Operation einer Base- dow-Struma besteht das Hauptziel in der Vermeidung eines Hyperthyreo- serezidivs mit der möglichen Konse- quenz eines Zweiteingriffs bezie- hungsweise einer RJT. Unter Inkauf- nahme einer postoperativ substituti- onspflichtigen Hypothyreose sollte daher nur ein geringes Schilddrüsen- volumen von zirka drei bis fünf Gramm belassen werden (20). Der Eingriff kann als beidseitige nahezu totale Thyreoidektomie oder als ein- seitige Hemithyreoidektomie mit ei- ner subtotalen Resektion des kon- tralateralen Schilddrüsenlappens von einem erfahrenen Schilddrüsenchir- urgen durchgeführt werden. Nen- nenswerte Komplikationen sind das Nachblutungsrisiko (zirka fünf Pro-
zent), passagere und permanente Re- kurrensparesen (ein bis vier Prozent) und ein passagerer oder permanenter Hypoparathyreoidismus (ein bis zehn Prozent). Präoperativ ist durch Be- handlung mit antithyreoidalen Sub- stanzen eine euthyreote Stoffwech- sellage herbeizuführen (20). Bei großen Strumen wird von manchen Chirurgen eine Plummerung mit ho- hen Joddosen (Lugolsche Lösung für acht bis zehn Tage) bevorzugt. Eine primär operative Therapie (nach kurz- zeitiger medikamentöser Vorbe- handlung und Erreichen einer euthy- reoten Stoffwechsellage) ist bei der Immunhyperthyreose vom Typ MB relativ selten erforderlich (Textka- sten). Indikationen zur primär chirur- gischen Intervention ergeben sich bei schwerer therapierefraktärer Im- munhyperthyreose, beim Auftreten eines MB mit großer Struma (> 60 ml) mit oder ohne lokale mechani- sche Komplikationen sowie beim Malignitätsverdacht (20). Bei der thyreotoxischen Krise muß zusätzlich zur medikamentösen Anbehandlung frühzeitig die Entscheidung zur Ope- ration (innerhalb von 48 Stunden) ge- troffen werden, da nur so eine rasche Beseitigung des Hormonexzesses er- reicht und die ansonsten schlechte Prognose dieser Patienten verbessert werden kann (20). Ob bei Patienten mit aktiver EO eine bevorzugte Indi- kationsstellung zur nahezu vollstän- digen Thyreoidektomie erfolgen soll-
te, ist bislang nicht ausreichend be- legt. Eine sekundäre Operationsindi- kation besteht bei Therapieresistenz einer schweren Hyperthyreose unter ausreichend dosierter antithyreoida- ler Medikation, beim Auftreten schwerwiegender Nebenwirkungen unter antithyreoidaler Medikation oder schlechter Compliance sowie beim Frührezidiv nach einjähriger me- dikamentöser Therapie. Nach nahezu totaler Thyreoidektomie sollte binnen weniger Tage eine Substitution mit 50 bis 75 µg L-T4 pro Tag einsetzen, um eine postoperative Hypothyreose zu vermeiden. Darüber hinaus sind post- operativ Nachuntersuchungen (nach ein und sechs Monaten, anschließend alle 12 Monate) erforderlich, um lang- fristig eine euthyreote Stoffwechsella- ge zu gewährleisten.
Zitierweise dieses Beitrags:
Dt Ärztebl 1996; 93: A-2690–2696 [Heft 42]
Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literaturverzeichnis im Sonderdruck, anzufordern über die Verfasser.
Für die Verfasser:
Priv.-Doz. Dr. med.
Armin E. Heufelder Medizinische Klinik Klinikum Innenstadt
Ludwig-Maximilians-Universität Ziemssenstraße 1
80336 München
Die Ätiologie der chronischen Urtikaria ist unklar, therapeutisch finden Antihistaminika sowie ver- schiedene Antibiotika wie Penicillin, Tetrazyklin und andere zur Therapie einer vermuteten Fokalinfektion Verwendung.
Die Autoren untersuchten den Zusammenhang einer Helicobacter- pylori-Infektion mit chronischer Ur- tikaria, wobei ein 13 C-Harnstoff- Atemtest zum Einsatz kam.
Bei 17 von 25 Patienten mit chronischer Urtikaria fiel der 13 C- Atemtest positiv aus; ferner fanden
sich spezifische IgG-Antikörper ge- gen Helicobacter pylori. Bei 12 die- ser Patienten wurde zusätzlich die Diagnose noch gastroskopisch-biop- tisch gesichert.
Zehn der 17 Patienten, die Heli- cobacter-pylori-positiv waren, wie- sen gastrointestinale Symptome auf.
Diese Patienten wurden mit ei- ner Quadrupletherapie (Omeprazol, Amoxicillin oder Clarithromycin oder Tetrazyklin mit Metronidazol und Wismut) drei Wochen lang the- rapiert. Acht Patienten zeigten nach sechs Wochen eine Remission, sechs
eine partielle Remission der chroni- schen Urtikaria. Bei 14 der 17 Pati- enten war der 13 C-Harnstoff-Atem- test negativ geworden.
In ihrer Studie kommen die Au- toren zum Schluß, daß bei einer An- spracherate von 14/17 bei Helicoba- ter-pylori-positiven Patienten mit chronischer Urtikaria eine Eradika- tionstherapie durchgeführt werden
sollte. w
Tepp B, Geilen CC, Schulzke JD, Borjar- ski C, Radenhausen M, Orfanos CE:
Helicobacter pylori infection and chronic urtecaria. J Am Acad Dermatol 1996; 34:
685–686
Abteilung für Dermatologie und Ga- stroenterologie, Klinikum Benjamin Franklin, Freie Universität Berlin, Hin- denburgdamm 30, 12200 Berlin