MEDIZIN
fisch sind (8). Die bisher bekannten Gerinnungsantagonisten wirken nur partiell und nur kurz. Ein Leben oh- ne Blutgerinnung ist ohnehin nicht vorstellbar.
Weitere Mediatoren, wie PAF (Thrombozyten aktivierender Fak- tor), Interleukine und Adhäsions- moleküle, sind zum Teil erst kürz- lich entdeckt worden. Ob und wie- weit sie in dieses Geschehen ein- greifen und es beeinflussen, ist nur in einigen Modellen, vor allem in vitro, untersucht (10).
Ethische Aspekte der Xenotransplantation Das neue und grenzenlose An- gebot an Organen würde morali- sche und ethische Probleme aufwer- fen. Patienten und deren Angehöri- ge könnten den Arzt zwingen, diese Organe zu verwenden. Ärzte könn- ten Organe wie Ware anbieten, selbst bei Fällen, in denen eine Transplantation ungerechtfertigt wäre, wie bei Feten, Neugeborenen oder sehr alten Menschen.
Auf beruflicher Ebene bestün- de die Gefahr, das Machbare zu wa- gen und zu experimentieren. Xe- notransplantation darf nicht durch- geführt werden, nur um Erfahrun- gen zu sammeln. In verzweifelten Situationen könnte überstürzt ge- handelt werden, da unter Todesge- fahr übereilte Entschlüsse gezogen und Empfehlungen nicht kritisch genug abgewägt würden.
Die Folgen auf nationaler und internationaler Ebene können nur vage erahnt werden. Interessanter- weise hat sich keine der drei mono- theistischen Religionen gegen die Transplantation von Tierorganen gewandt. Im Gegenteil, Rabbiner haben durchgeführte klinische Ver- suche für gut geheißen, und mo- hammedanische Geistliche fanden Wege, den Koran so auszulegen, daß die Xenotransplantation und selbst die Übertragung von Schwei- neorganen, nicht aber deren Ver- zehr, erlaubt werden kann (7).
Zitierweise dieses Beitrags:
Dt Ärztebl 1995; 92: A-133-137 [Heft 3]
AKTUELL/FÜR SIE REFERIERT
Literatur
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Anschrift des Verfassers:
Prof. Dr. med. vet. Dr. med. habil.
Claus Hammer
Experimentelle Chirurgie
Institut für Chirurgische Forschung Klinikum Großhadern
Marchioninistraße 15 81377 München
Der Zusammenhang von Helicobacter pylori-Infektion und Magenlymphom
Im gesunden Magen sind primär keine Lymphfollikel nach- weisbar. Erst nach einer Infektion mit Helicobacter pylori kommt es im Rahmen der Antigen-Anti- körperreaktion zu einer zellulären Infiltration und zur Ausbildung von Lymphfollikeln in der Tunica pro- pria. Doglioni et al. haben 1992 erstmals auf einen möglichen Zu- sammenhang zwischen Helicobac- ter pylori und dem Auftreten von Non-Hodgkin-Lymphomen des Ma- gens hingewiesen. Die Arbeitsgrup- pe um Isaacson konnte zeigen, daß MALT-Lymphome sich nach einer Helicobacter pylori-Eradikation zu- rückbilden können.
Die Autoren führten eine Fall- Kontroll-Studie an 230 593 Proban- den durch, von denen 33 durch- schnittlich 14 Jahre nach Entnahme der Serumprobe ein Non-Hodgkin- Lymphom des Magens entwickel- ten. Das Risiko, ein Non-Hodgkin- Lymphom des Magens zu ent- wickeln, war bei Helicobacter-pylo- ri-positiven Probanden um den Faktor 6,3 erhöht, während für ex- tragastrale Lymphome kein Zusam- menhang mit einer vorausgegange- nen Helicobacter-pylori-Infektion gefunden werden konnte. Nachdem von der Arbeitsgruppe um Isaacson auch gezeigt werden konnte, daß B- Zellen von MALT-Lymphomen in Gegenwart von Helicobacter-pylo- ri-Antigen proliferieren, scheint ein Zusammenhang zwischen der Heli- cobacter pylori-Infektion und dem Auftreten von MALT-Lymphomen des Magens wahrscheinlich.
Parsonnet J, S Hansen, L Rodriguez et al.: Helicobacter pylori infection and ga- stric lymphoma. N Engl J Med 1994; 330:
1267-1271
Department of Medicine and Health Re- search and Policy Stanford University, School of Medicine, Stanford CA 94305
Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 3, 20. Januar 1995 (71) A-137