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Archiv "42 Millionen Menschen sehen nichts" (12.04.1979)

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

Im vergangenen Jahr wurde ein Ko- mitee der Bundesrepublik Deutsch- land zur Verhütung von Blindheit gegründet. Das Komitee vertritt die Bundesrepublik in der entsprechen- den internationalen Organisation, der International Agency for the Pre- vention of Blindness. Deren Präsi- dent, Sir John Wilson, war bei der Tagung des deutschen Komitees in Aschaffenburg anwesend. In seinem Vortrag führte er aus, daß es 42 Mil- lionen Blinde auf der ganzen Welt gibt. In den Entwicklungsländern sind die Hauptursachen der Erblin- dung Onchozerkose, Trachom, Mangelernährung (insbesondere Vitamin-A-Mangel) und grauer Star.

Hinzu kommen die Erblindungsur- sachen, die in Industrienationen an erster Stelle stehen: Glaukom, Dia- betes und degenerative Krankhei- ten. Die internationale Organisation zur Verhütung der Erblindung ist vor 5 Jahren gegründet worden und ar- beitet eng mit der WHO zusammen.

54 Nationen sind durch nationale Komitees Mitglied der internationa- len Vereinigung.

Prof. Leydhecker, Leiter des deut- schen Komitees, schilderte die Ziele dieses Komitees. Sie sind vergleich- bar einem Fluglotsen, dem weder der Flugplatz noch die Flugzeuge gehören, der aber auf Wunsch aller Beteiligten eine Koordination von Abflug und Anflug ausführt, um Überschneidungen zu verhindern.

Das Komitee will nicht selbst for- schen oder eigene Hilfsaktionen durchführen, auch nicht Spenden- gelder oder Zuschüsse der Regie- rung einsammeln oder verwalten.

Alles dies ist die Aufgabe der ver- schiedenen Organisationen und In- dividuen, die in dem Komitee mitar- beiten und die wie bisher weiterhin insbesondere in Entwicklungslän- dern an der Verhütung der Erblin- dung arbeiten. Das Komitee soll le-

diglich diese Tätigkeiten koordinie- ren, damit nicht ein Krankenhaus gleichzeitig von mehreren Stellen betreut wird und ein anderes Kran- kenhaus leer ausgeht. Ferner dient das Komitee der gegenseitigen Be- ratung der Mitglieder über Erfolge und Mißerfolge, um besser helfen zu können.

In Aschaffenburg ergab die Ausspra- che unter anderem, daß Clinomobile zu teuer und zu schlecht beweglich sind. Für Entwicklungsländer sind vierradangetriebene Fahrzeuge (Jeep, Landrover) für den Transport von Personen und Material vorzuzie- hen. Für Operationen steht fast überall eine Schule oder ein anderes Hilfsgebäude zur Verfügung, not- falls ein Zeltlager.

In Indien besteht die Tendenz, weni- ger die Zahl der vorhandenen ambu- lanten Kliniken (eye-camps) zu ver- größern, als vielmehr möglichst billi- ge Krankenhäuser zu bauen. Ein Prototyp, ebenerdig gebaut mit 4000 Quadratfuß Fläche, konnte für 20 000 DM erstellt werden. Die Qua- lität der ärztlichen Versorgung ent- spricht dort der einer großen Klinik.

Die Christoffel-Blindenmission hat ähnliche Vorhaben verwirklicht, in- dem über das Land verstreute Satel- litenkliniken administrativ und per- sonell mit einem zentralen Kranken- haus in Tiruchirapalli (Südindien) verbunden sind.

Als augenärztlicher Entwicklungs- helfer wird ein Augenarzt ge- wünscht, der außer seinem Fachge- biet ausgedehnte Kenntnisse auf dem Gebiet der Epidemiologie, der Verwaltung und der Ernährungswis- senschaft hat. Solchen Ärzten kann eine sehr gute Bezahlung bei inter- nationaler Anstellung geboten wer- den (Näheres durch Sir John Wil- son). Brillensammlungen sind nicht Approbationsordnung

an den Bundesminister für Jugend, Familie und Gesundheit als den Ver- ordnungsgeber zu richten haben.

... im Interesse des Patienten Es sei der Verfasserin zum Schluß gestattet, noch einmal auf die der- zeitigen schwierigen Bedingungen zurückzukommen, unter denen die ärztliche Ausbildung vonstatten ge- hen muß. Es geschieht dies, um nochmals auf die Notwendigkeit ei- nes rechten Maßes bei den Überle- gungen über Neuerungen hinzuwei- sen. Es geschieht aber vor allem, um im Interesse der Patienten, um deren bestmögliche ärztliche Versorgung es bei all diesen Überlegungen im- mer gehen muß, die Hoffnung aus- zusprechen, daß auch bei den Aus- gangsbedingungen Verbesserungen eintreten oder doch zumindest diese Ausgangsbedingungen nicht noch verschlechtert werden.

So wäre zu wünschen, daß die Be- mühungen um ein verbessertes Zu- lassungsverfahren in der Medizin in nicht allzu ferner Zeit Früchte tra- gen. Und es ist zu hoffen, daß eine weitere Steigerung der Zahl der Stu- dienanfänger in der Medizin vermie- den wird. Eine Senkung der Zahl der Studienanfänger wird aus ver- fassungsrechtlichen Gründen nicht möglich sein. Weitere Steigerungen sind aber nicht mehr verkraftbar, da eine erschöpfende Nutzung der Aus- bildungskapazitäten erreicht ist. Die ständigen Bemühungen um eine Verbesserung der Qualität der ärztli- chen Ausbildung dürfen nicht länger ins Leere laufen. Qualitätssicherung muß im Interesse aller vorrangiges Ziel sein.

Anschrift der Verfasserin:

Ministerialrätin Marilene Schleicher Buchenweg 2

5307 Wachtberg-Niederbachem

TAGUNGSBERICHT

42 Millionen Menschen sehen nichts

Die erste Tagung

des deutschen Komitees für Verhütung von Blindheit

1034 Heft 15 vom 12. April 1979 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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sinnvoll, da das Sortieren und Ver- senden der Brillen in der Regel weit teurer ist als die Herstellung ein- fachster Starbrillen, was in Indien bereits für 1,80 DM möglich ist.

Es wurde beschlossen, die nächste Tagung in der ersten Hälfte des Juni 1979 in den Räumen der Christoffel- Blindenmission in Bensheim abzu- halten und dort besonders die Fra- gen der Partner in den Entwick- lungsländern zu diskutieren: Wie kann erreicht werden, daß dort ge- nügend geschultes einheimisches Personal vorhanden ist, das die Auf- gaben der augenärztlichen Versor- gung und Überwachung weiterführt, wenn die anfangs dort helfenden Ärzte aus Industrienationen wieder in ihr Land zurückgekehrt sind?

Dies ist in Anbetracht der hohen In- vestitionen, die von vielen Industrie- nationen in Entwicklungsländern zur Verhütung der Erblindung erfol- gen, von grundlegender Bedeutung.

Ohne die entsprechend ausgebilde- ten Partner in den Entwicklungslän- dern können diese Investitionen kei- nen Dauererfolg haben.

Anschrift des Verfassers:

Prof. Dr. Dr. h. c.

Wolfgang Leydhecker Universitäts-Augenklinik im Kopfklinikum Würzburg Josef-Schneider-Straße 11 8700 Würzburg

ZITAT

Sportliches Krankenhaus

„Ein modernes Krankenhaus benötigt Einrichtungen, die der Patient nutzen kann, wie Cafeteria, Musikzimmer, Hobby- und Sporträume".

Dr. rer. pol. Monika Wulf- Mathies, Mitglied des Ge- schäftsführenden Hauptvor- standes der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Trans- port und Verkehr (ÖTV), Stuttgart, bei einer Tagung des ÖTV-Landesbezirks Bayern in Nürnberg

Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

MEDIZIN-DSCHUNGEL

Dr. Thäle hatte in einem Leserbrief (Heft 5/1979) ein „Zitat" von Dr. Klotz kritisiert.

Darauf antwortet dieser.

Schlicht —

aber trotzdem richtig

Eine lebende Sprache wie die unse- re birgt auf Grund der ihr innewoh- nenden Evolution die Möglichkeit, neue Worte zu entwickeln. Wenn für einen Zustand, der früher noch nicht existierte, der sich erst in letzter Zeit herausbildete, nach einer Bezeich- nung gesucht wird, so sollte es er- laubt sein, eine plastische Beschrei- bung zu benutzen.

Der von mir inaugurierte Begriff des

„Medizindschungels", der den Kol- legen Thäle in seiner philologischen Seele schmerzt, umschreibt nach meinem Dafürhalten genau jenen Zustand des derzeitigen deutschen Gesundheitswesens, der sich insbe- sondere aus der Sicht des Patienten darbietet.

Sehen Sie sich einmal die Verhält- nisse in einer Großstadt an. Hier reiht sich Facharztschild an Fach- arztschild, dazwischen ein paar Pro- fessorentitel und Subspezialistenan- kündigungen. Der aufgeklärte Pa- tient unserer Tage glaubt, für einen hohen Krankenkassenbeitrag auch den spezialgebildeten Fachmann konsultieren zu müssen.

Dieses Verfahren wird leider bei der sehr häufigen Multimorbidität ver- ständlicherweise zum Besuch von mehreren Spezialisten führen, von denen jeder eine Kapazität in seinem Fache, von der Tätigkeit der anderen Kapazität am selben Patienten keine Ahnung hat.

Als Folge hat uns die Mehrfachdia- gnostik die Kostenexplosion im Ge- sundheitswesen beschert, die Mehr- fachtherapie beschert dem Patien- ten als Folge unter Umständen eine Magenblutung. Schäden durch Arz- neimittelintoxikationen infolge Po- tenzierung der einzelnen, voneinan- der unabhängigen Therapieversu- che sind uns Allgemeinärzten nicht

unbekannt. Ist hier nicht der Haus- arzt — der nach den Grundsätzen des BPA nicht immer ein Allgemeinarzt sein muß — aufgefordert, in einer Koordination der Befunde und The- rapieempfehlungen den Patienten an die Hand zu nehmen und ihn durch diesen Dschungel, in dem vor lauter Einzelergebnissen das Ganze nicht mehr gesehen werden kann, sicher und ungefährdet hindurchzu- geleiten?

Aus meiner Großstadtpraxis, in der ich bei bestem Kontakt mit den Kol- legen der einzelnen Fachsparten ar- beite, weiß ich von der dringenden Notwendigkeit der hausärztlichen Führung unserer Patienten. Ich habe jedoch dabei nie das Gefühl gehabt, ich würde bei diesem meinem Tun

„Interessenpolitik unter dem Deck- mantel der Interessen der Patienten betreiben", und mein Kammerpräsi- dent und Freund, Kollege Bechtoldt, hat mich in all den Jahren noch nie bezichtigt, ich würde „Schützengrä- ben für Verteilungskämpfe auf- werfen".

Dr. med. Helmuth Klotz Vizepräsident

der Bundesärztekammer und Vorsitzender des BPA Belfortstraße 9/IX

5000 Köln 1

GEBIETSBEZEICHNUNG

Zu einer Stellenausschreibung: zunächst ein Leserbrief, dann eine Erläuterung der berufsrechtlichen Lage durch die Bun- desärztekammer, bei der die Redaktion eine Stellungnahme erbeten hatte.

Anachronismus

In Heft 48 vom 30. 11. 78 des Deut- schen Ärzteblattes wird von einer chirurgischen Abteilung eines Kran- kenhauses der Regelversorgung im nordwestdeutschen Raum im Anzei- genteil eine Stelle ausgeschrieben für einen Facharzt für Chirurgie und Urologie. Das Ansinnen dieser Aus- schreibung ist ein Anachronismus und widerspricht nicht nur der Wei- terbildungsordnung, sondern auch der Berufsordnung. Die Urologie ist ein selbständiger Fachbereich, die BRIEFE AN DIE REDAKTION Blindheit

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 15 vom 12. April 1979 1035

Referenzen

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