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Archiv "Der Allgemeinarzt und die Geriatrie" (15.01.1982)

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GERIATRIE-SERIE:

Der Allgemeinarzt und die Geriatrie

lngeborg Falck

Aus der Inneren Abteilung

(Chefärztin: Professor Dr. med. lngeborg Falck) des Krankenhauses für chronisch- und Alterskranke Berlin-Charlottenburg

Geriatrie und Allgemeinmedizin müssen in eine engere Kommunika- tion treten. Die integrative Aufgabe des Arztes für Allgemeinmedizin ist gerade in der Geriatrie von besonde- rer Bedeutung. Die Multiplizität der Leiden des alten Patienten macht ei- nerseits eine Gesamtschau notwen- dig und macht es andererseits un- möglich, daß jedes Organ von einem Spezialisten betreut wird. An den Problemen der Notfallmedizin wird das besonders deutlich. Es kann kein Zweifel sein, daß die Chirurgie, die Anästhesie und die Intensivmedi- zin gerade auch beim alten Men- schen mehr und mehr erhebliche therapeutische Erfolge erzielen. Aber die Notfalloperation hat nach wie vor beim alten Menschen eine geringere Chance als beim jünge- ren, ganz im Gegensatz etwa zur planmäßig vorbereiteten Operation etwa bei der Karzinombehandlung. Kennt der Allgemeinarzt den alten Patienten genau, ist zum Beispiel dessen Herzinsuffizienz mit Digitalis behandelt, sein Diabetes unter Kon- trolle, ist von ihm bekannt, wie er psychisch reagiert, wie die Reserve- kapazität seiner Niere, seiner Lunge usw. ist, dann bekommt die Notfall- medizin eine andere Basis. Daß es dabei Kommunikationsprobleme zwischen dem Hausarzt und dem im Notfall eingreifenden Arzt bezie- hungsweise dem Spezialisten geben kann, ist ein anderes, nicht geriatri- sches Problem.

Der Hausarzt sollte weiter mit sei- nem alten Patienten schon darüber gesprochen haben, ob dieser über- haupt auf eine Intensivstation möch- te, das heißt, der Hausarzt ist derje- nige, der. mit dem alten Menschen ein Patiententestament besprochen haben sollte. Die lebenslange Be- handlung chronisch Kranker und die Betreuung der alten Menschen liegt vor allem in Händen des Allgemein- arztes, hinzu kommt die Betreuung der Sterbenden und ihrer Angehöri- gen (6, 7)*). Diese Aufgaben nehmen über 25 Prozent der in der Allge- meinarztpraxis tätigen Ärzte wahr (8, 9, 1 0).

Wenn man das Hausarztpapier von Klotz betrachtet, dann stehen bei der Hausarzttätigkeit von den insge- samt 7 Aufgabengebieten die mei- sten in unmittelbarem Zusammen- hang mit der Geriatrie.

Aus der Situation des Gesundheits- wesens ist erkennbar, daß es in Zu- kunft weniger Ärzte für Innere Medi- zin geben wird, diese werden zusätz- lich sogar eine spezialisiertere Aus- bildung, etwa mit Berücksichtigung der lntensivmedizin, benötigen. Das heißt, es sind weniger, aber speziali- siertere Internisten zu erwarten; das macht es unerläßlich, mehr und auf einer breiteren Basis ausgebildete Ärzte für Allgemeinmedizin mit be- sonderer Berücksichtigung der chronischen Leiden und der Geria- trie zu fordern.

Zur Fortbildung Aktuelle Medizin ÜBERSICHTSAUFSATZ

Die medizinische Betreuung alter Menschen ist eine um- fangreiche Aufgabe des Arztes für Allgemeinmedizin. Die Mul- tiplizität der Leiden in der Ge- riatrie fordert eine ganzheitli- che Betrachtung des Krank- heitstallas unter Berück- sichtigung psychosozialer Fak- toren. Die Behandlung chro- nischer Leiden, die Vorberei- tung auf das Alter und die Be- gleitung beim Sterben sind wichtige Einzelelemente bei der Betreuung alter Menschen.

Der Arzt für Allgemeinmedizin sollte dabei auch an Langzeit-und Pflege- stationen innerhalb der Kranken- häuser weitergebildet werden, dazu sind mehr geriatrische Kliniken für diese Aufgabe erforderlich. Lernin- halte wären (11)

..,. Langzeitbeobachtung und Lang- zeitbehandlung des Kranken in sei- ner sozialen Umwelt,

..,. Relevanz des sozialen Umfeldes für Gesundheit und Krankheit, ..,. interdisziplinäre Krankenbe- handlung multimorbider Patienten, besonders aus dem Formenkreis der Geriatrie und der Psychosomatik, ..,. Lebensschicksalsforschung, ..,. Psychologie des Alters und ..,. Differentialgerontologie.

Die Zahlen, wie sie 1977 im "Deut- schen Arzt" vorgelegt wurden, spre- chen eine deutliche Sprache. Aus 13 Praxen wurden 1276 Patienten ana- lysiert; nur 3,7 Prozent benötigten eine stationäre Einweisung und 18,9 Prozent eine Überweisung zu einem Spezialisten. Unter diesen beiden Gruppen war allerdings der Anteil alter Menschen ganz besonders hoch; über 50 Prozent der Patienten waren über 50 Jahre alt.

Das Problem der Erkennung von und Beratung bei Risikofaktoren tritt

•) Die in Klammern stehenden Zahlen bezie·

hen sich auf das Literaturverzeichnis.

(2)

Quelle: DIW 25-64

(Erwerbs- fähige)

19-24 3,39

5,12

(Sekundarstufe II)

10-15 3,63

(Sekundarstufe I)

• 4,03 gAN,' 6-9

(Grundschule) W Ug 2,35

8,73

(Hochschulalter) 16-18 1975

8,87

Insgesamt 61,99 Mio

dar. Ausländer 4,05 Mio Alter

in Jahren

65 u. mehr

(Rentner) 2000

dar. Ausländer 3,78 Mio Insgesamt 55,78 Mio

6,00

2,48 3-5 1,61

(Kindergartenalter)

Einwohner in Mio 0,96 bis 2 Jahre 0,84 Einwohner in Mio

!ZAHLENBILDER]

-e&

Männer Frauen

BRD Berlin Kranken- n BRD Berlin Kranken- n

(West) haus (West) haus

verheiratet 74 73 36% 426 31 23 9% 226

verwitwet 19 17 46% 543 55 55 67% 1644

geschieden 2 5 6% 75 3 8 7% 162

ledig 4 4 9% 108 11 13 17% 403

getrennt 1% 13

lebend

4

Gesamt 1165 2439

3604 Krankenhauspatienten = Durchschnittsalter 78 Jahre Normalbevölkerung über 65 Jahre

Zur Fortbildung Aktuelle Medizin

Geriatrie und Allgemeinarzt

Darstellung 1: Veränderungen der Altersstruktur in der Bundesrepublik Deutschland 1975 bis 2000; nach DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 76 (1979) 1457

Darstellung 2: Familienstand im Chronikerkrankenhaus und in der Normalbevölke- rung über 65 Jahre

bei alten oder älteren Menschen we- niger auf, es ist mehr eine unerläßli- che präventative Maßnahme, die bei jungen Menschen einzusetzen hat.

Am meisten Zeit nehmen bei den Älteren die psychosozialen Maßnah- men in Anspruch, was bei der Be- deutung der psychosozialen Fakto- ren gerade auch in der Geriatrie nicht verwundert. Probleme der Arz- neiverordnung, der Nebenwirkun- gen, der Interaktionen und die Alter- nativen zur Arzneimitteltherapie, wie Beratung in der Lebensführung, physikalische Therapie, Diätbera- tung und Gruppenbehandlung, soll- ten in der Allgemeinmedizin eine größere Rolle spielen, und dies nicht nur bezogen auf die Geriatrie.

Die Multiplizität der Leiden in der Geriatrie macht zum Beispiel oft ei- ne Polypragmasie unumgänglich.

Der alte Mensch benötigt etwa [2> Herzmittel, das heißt ein Digital- präparat,

I> Diuretika — Fursemi und Aldac- tone,

I> Mittel zur Bekämpfung der chro- nischen Bronchitis, zum Beispiel Bronchiolytika,

> Antibiotika,

• Antidiabetika,

> dazu nimmt er oft ein Abführmit- tel, ein Schlafmittel, ein Psychophar- makon sowie Analgetika.

Mit welchen Interaktionen und Ne- benwirkungen muß da gerechnet werden!

Die Bevölkerungsstruktur der Bun- desrepublik Deutschland ist gekenn- zeichnet durch eine sinkende Zahl von Kindern und einen ansteigen- den Anteil an älteren Menschen (Darstellung 1), 14 Prozent der Be- völkerung sind älter als 65 Jahre.

Diese alten Menschen beanspru- chen nicht nur wegen ihrer großen Zahl sondern auch infolge der Multi- morbidität im Alter einen großen An- teil der gesundheitlichen Maßnah- men und damit der ärztlichen Arbeit.

Die Pro-Kopf-Kosten im Gesund- heitsbereich steigen mit dem Alter des Menschen (Darstellung 4). Ein 48 Heft 2 vom 15. Januar 1982 79. Jahrgang DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Ausgabe A/B

(3)

Bevölkerungsgruppen

Gesamte Bevölkerung

Anteil der

Sozialunterstützungsempfänger

1,5%

Altenwohnheimbewohner

Altenheimbewohner

9,3%

42,4%

Pflegeheimbewohner 68,4%

Ambulant -

% 30-

20-

10- Kranke in

stationärer Behandlung

0- 1

0-9 120 -1 29 I 40-1 49 60 2-69 I 810 10-19 30-39 50-59 70-79

Kranke in ambulanter Behandlung

Zur Fortbildung Aktuelle Medizin Geriatrie und Allgemeinarzt

höherer Anteil alter Menschen hat auch einen größeren Krankenhaus- bettenbedarf zur Folge wegen der längeren Verweildauer und des gro- ßen Anteils alleinlebender Frauen (Darstellung 5). Dabei ist im geriatri- schen Krankenhaus zudem der An- teil der Patienten über 90 Jahre an- gestiegen (Darstellung 6).

36 Prozent der alten Menschen le- ben allein und fast 3 Prozent sind in Institutionen untergebracht. In der Schweiz rechnet man zum Beispiel damit, daß 4 Prozent der Bevölke- rung über 65 Jahre in Institutionen untergebracht sein müssen. In Ber- lin —einer extremen Großstadt — sind bei einer überalterten Bevölkerung — 24 Prozent sind über 65 Jahre alt — 50 Prozent der Haushalte Einzelper- sonenhaushalte. Oft ist der Partner- verlust Grund für die Aufnahme in eine Institution (2). Ein Problem ist auch das Altern der Eltern von Be- hinderten; wenn auch die Familie den Behinderten integriert, so kommt doch der Augenblick, wo die 85jährige Mutter stirbt und der 60jährige Sohn, ein Spastiker, in ei- ner Institution untergebracht wer- den muß.

Weiter muß das Problem der Pflege- versicherung angesprochen werden (Dahlem Gutachten). 1,5 Prozent un- serer Bevölkerung leben von Sozial- unterstützung. Aber in den Altenin- stitutionen sieht das ganz anders aus (Darstellung 3); so sind zum Bei- spiel 68,4 Prozent der Pflegeheimbe- wohner Sozialunterstützungsemp- fänger.

Die geringe Beachtung der Geriatrie an den Universitäten — wo For- schung und Lehre stattfinden —führt zu der allgemeinen Zurücksetzung dieses Sektors der Medizin (2, 3).

Leider gibt es an einigen Universi- tätskliniken die Tendenz, die Versor- gung älterer Menschen aus dem me- dizinischen Bereich herauszuneh- men und sie — da ohne Hoffnung auf Besserung und gar Heilung — nicht- medizinischen Institutionen zu über- lassen. Die Begleitung des Sterben- den ist dann keine Aufgabe des Arz- tes mehr — womit nicht der Errich- tung von Sterbekliniken das Wort

Darstellung 3: Anteil der Sozialunterstützungsempfänger in der Bundesrepublik Deutschland

Darstellung 4: Der Bedarf an medizinischen Leistungen steigt mit dem Alter

(4)

Geriatrie und Allgemeinarzt

Liegedauer Männer Frauen insgesamt

bis n n

14 Tage 75 28 96 17 171 21

1 Monat 78 102 180

2 Monate 76 116 192

3 Monate 41 36 109 34 150 36

6 Monate 79 186 265

1 Jahr 83 154 237

3 Jahre 64 216 280

5 Jahre 21 35 71 45 92 43

über 5 Jahre 23 88 111

Gesamt 540 1138 1678

Zugrundegelegt wurden 1678 Patienten (540 d und 1138

2),

die

während der Jahre 1963 bis einschließlich 1967 aus der stationären Behandlung entlassen wurden bzw. starben.

Darstellung 5: Verweildauer im geriatrischen Krankenhaus

Jahr Alter

21-30 31-40 41-50 51-60 61-70 71-80 81-90 91-100 101

1963 1 23 67 146 138 6

1964 3 21 59 153 132 11 1

1967 1 3 16 51 151 145 19

1970 5 14 67 139 131 19

1971 4 15 59 142 153 21

1976 1 11 50 125 165 24

1979 1 3 10 28 156 173 26

1980 3 7 26 133 175 41 1

Darstellung 6: Steigender Anteil sehr alter Menschen im geriatrischen Krankenhaus

geredet werden soll. Weil in den Uni- versitätskliniken die Behandlung chronisch Kranker und älterer Men- schen nur in geringem Maß erfolgt, haben junge Ärzte in ihrer Ausbil- dungszeit kaum die Möglichkeit, mit diesen in Kontakt zu kommen (4, 5, 14). Sie sind an der Universität gründlich darin ausgebildet worden, jugendliche und erwachsene Patien- ten zu behandeln, aber sie können sich nicht adäquat mit älteren Men- schen befassen.

Wegen des Kostenanstiegs wird jede Planung im Gesundheitswesen un- ter ökonomischen Gesichtspunkten gesehen. Die beste und teuerste Ver- sorgung ist die, die in der Intensiv- medizin erfolgt. In der Akutmedizin ist die Versorgung ebenfalls gut, ob- wohl dort die Zahl der Fehleinwei- sungen zu groß und die Verweildau- er zu lang ist. Die medizinische Ver- sorgung der chronischen alten Kranken hingegen ist inadäquat, vor allem wird hier die Verantwortung häufig auf die sozialen Dienste und damit aus dem Verantwortungsbe- reich des Arztes — abgeschoben.

Das Rehabilitationsteam, das in der Geriatrie im Interesse einer aktivie- renden Pflege zu fordern ist, sollte als Leiter immer einen Arzt haben (Darstellung 7). Die Einstufung In- tensiv-, Akut-, Chronische Medizin darf auf keinen Fall qualitativer Na- tur sein. Es handelt sich zwar um verschiedene, aber keineswegs um qualitativ unterschiedliche ärztliche Tätigkeiten.

Die Kluft zwischen wissenschaftli- cher Qualifikation und menschli- chem Verständnis ist hier ein großes Problem. Sie kann nur geschlossen werden, wenn die Medizin in umfas- senderem Sinne gesehen wird und den psychosozialen Momenten in ihr mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird. In der Geriatrie sind die allein- stehende alte Frau, der alte Arbeiter, der ältere Sozialhilfeempfänger, der chronisch Kranke besondere Risiko- gruppen. Nicht nur die Unterschei- dung zwischen extra- und intramu- raler Psychiatrie hat sich unheilvoll ausgewirkt, das gleiche kann man von der Geriatrie sagen. Um diese

54 Heft 2 vom 15. Januar 1982 79. Jahrgang DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Ausgabe A/B

(5)

1963 1964 1965 1966 1967 1968 1969 1970 Verstorbene 271 234 272 275 256 322 269 232 Sektionen

in% 26 65 50 49 49 25 29 50

Rehabilitiert, 33 46 59 75 96 92 70 78 d.h. nach

Hause oder in ein Altenheim entlassen

in% vom 10 16 17 20· 26 21 20 23 Durchgang

Gesamt- 314 284 344 361 369 434 348 329 durchgang

1971 1972 1973 1974 199 156 240 245

53 70 74 84 65 73 94 115

23 30 26 29

274 239 350 389

Zur Fortbildung Aktuelle Medizin Geriatrie und Allgemeinarzt

1975 1976 1977 1978 1979 ·1980 306 361 244 316 288 254

90 91 81 67 77 66 115 150 165 166 108 125

25 28 34 30 24 28

462 576 480 534 450 438

Durchgang auf der Inneren Abteilung des Städtischen Krankenhavses für chronisch und Alterskranke- 388 Betten Darstellung 7: Steigender Anteil der Rehabilitationen im geriatrischen Krankenhaus

Kluft zu schließen, sollte man geria- trische Tageskliniken schaffen und die Zusammenarbeit der Ärzte in Praxis und Krankenhaus verbessern (2). Der Rehabilitationserfolg in der Geriatrie (13) könnte dadurch ver- bessert werden (Darstellung 8).

Von der Allgemeinmedizin wurden folgende Forderungen an die Geria- trie gestellt:

0

Aktivitäten zur Vorbereitung auf die Zeit nach der Pensionierung: Auf diesem Gebiet hat die psychologi- sche Gerontologie schon viel gelei- stet, und am Psychologischen Insti- tut der Universität Bonn (Professor Dr. H. Thomae und Professor Dr. U.

Lehr) beschäftigt sich eine interna- tional anerkannte Forschergruppe ausgiebig mit diesen Problemen. Zu- sammen mit der Arbeitsmedizin wer- den weiter in Betrieben, z. B. Bayer Leverkusen, bereits Kurse zur Vor- bereitung auf das Alter beziehungs- weise auf die Berentung durchge- führt. Auch Volkshochschulen set- zen sich hier ein. Es wäre eine dan- kenswerte Aufgabe für den Arzt, hier interdisziplinär mitzuarbeiten. Das

Deutsche Zentrum für Altenfragen, Berlin, stellt regelmäßig Berichte über Veranstaltungen zur Vorberei- tung auf das Alter zusammen.

f) Oie Beurteilung der körperli- chen Belastbarkeit alter Menschen bei Sport usw.: Hier ergibt sich ebenfalls eine hausärztliche Aufga- be. Der Arzt, der beurteilt, ob Kinder schulfähig sind, hat es relativ leicht.

Er erkennt Kinder, die von der Norm abweichen und zum Beispiel in eine Sonderschule müssen ohne größere Schwierigkeiten. Weiter ist das bio- logische und kalendarische Alter beim Kind weitgehend identisch.

Beim alten Menschen ist dies sehr viel schwieriger, da beim alten Men- schen das biologische und das ka- lendarische Alter oft nicht identisch sind. Alte Menschen sind durch Krankheiten und psychosoziale Fak- toren sehr unterschiedlich geprägt.

Es liegt hier also eine nicht nur ver- antwortungsvolle, sondern oft auch schwierige Aufgabe für den Arzt.

8

Die Beurteilung der geistigen Belastbarkeit und Aufnahmebereit- schaft: Im Bereich der Altenbildung

(Volkshochschulen, Altenuniversität usw.) sind solche Probleme wichtig.

Sie sind aber wohl mehr eine Aufga- be für den Psychologen beziehungs- weise Erwachsenenpädagogen als für den Arzt.

0

Planung, Aufbau und Aufga- benstellung von Sozial- und Pflege- stationen: Diese Aufgabe kann nur unter Mitarbeit des Arztes gelöst werden. Der Arzt sollte sich im Rah- men dieser kommunalpolitischen Probleme engagieren. Dabei braucht er oft fachlichen Rat. Dies übernehmen das Deutsche Zentrum für Altersfragen und das Kuratorium Deutsche Altenhilfe, Köln.

~ Kuratorium Deutsche Altenhilfe, Wilhelmine-Lübke-Stiftung e. V., An der Paulskirche 3, 5000 Köln Dem Kuratorium gehören mehrere Ärzte an. Ärztliche Gesichtspunkte werden daher durchaus berücksich- tigt. Das Institut hat kürzlich einen ausführlichen Bericht ,.Zur Organi- sation pflegerischer Dienste in Al- tenpflege/Aitenkrankenheimen" er- stellt (Schriftenreihe des Bundesmi-

(6)

b) unter über über über über über über über über über über über Zahl

4 1-3 4-6 7-12 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 der pro

Wo- Mo- Mo- Mo- Jahr Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahr

chen nate nate nate Entlas-

senen

1963 2 4 3 3 2 2 1 1 2 2 22

1964 3 4 3- 7 3 4 4 3 4 2 1 1. 39

1965 2 2 2 4 10 5 5 2 6 1 4 4 47

1966 4 3 9 7 7 9 6 7 3 3 1 2 2 62

1967 4 8 6 10 15 6 6 8 3 3 1 73

1968 9 3 3 4 12 15 8 5 4 6 7 76.

1969 6 1 3 3 12 6 7 6 5 3 52

1970 2 1 2 6 10 7 5 11 6 50

1971 6 3 10 7 3 12 4 45

1972 6 4 6 5 12 15 7 55

1973 5 5 3 15 40 11 79

Summe 40 40 44 70 134 82 61 48 32 20 17 3 6 1 2 600

a) Entlassungsjahr

b) Zeiten, die von den Patienten in der Häuslichkeit (Altenheim o. Wohnung) verbracht wurden

In den Kästchen: Zahl der Patienten, welche die aufgeführten Zeiträume ab Entlassung zu Hause oder im Altenheim verbrachten

a)

Zur Fortbildung Aktuelle Medizin

Geriatrie und Allgemeinarzt

Darstellung 8: Rehabilitationserfolg und Mißerfolg im geriatrischen Krankenhaus

58 Heft 2 vom 15. Januar 1982 79. Jahrgang DEUTSCHES ARZTEBLATT Ausgabe A/B

(7)

Zur Fortbildung · Aktuelle Medizin

Geriatrie und Allgemeinarzt

nisters für Jugend, Familie und Ge- sundheit, Band 82). ln ihr werden die Probleme von Altenheimen und Pfle- geheimen ausführlich erörtert. Wei- ter führt das Institut auch jederzeit entsprechende Beratungen durch.

Dem Kuratorium Deutsche Altenhilfe ist angeschlossen ein Institut für Al- tenwohnbau. Dieses Institut be- schäftigt sich seit Jahren erfolgreich mit den baulichen Besonderheiten von Altenwohnungen sowie von Al- ten- und Pflegeheimen und berät die kommunalen Institutionen entspre- chend.

~ Deutsches Zentrum für Altersfra- gen e. V., Manfred-von-Richthofen- Straße 2, 1000 Berlin 42

Die Aufgaben dieses Instituts lassen sich etwa unter den Begriffen Doku- mentation und Information über Al- tenfragen zusammenfassen. Zum Thema "Vorbereitung auf das Alter"

stellt es laufend ein Veranstaltungs- angebot und Literatur zusammen.

Die entsprechende, alle drei Monate erscheinende Broschüre ist jeder- zeit dort erhältlich.

~ Deutsche Gesellschaft für Geron- tologie, Präsident: Professor Dr. E.

Lang, Cari-Korth-lnstitut, Erlangen, Vizepräsident Professor Dr. U. Lehr, Psychologisches Institut der Univer- sität Bann, Vizepräsident: Professor Dr. I. Falck, Krankenhausbetrieb Berlin-Wilmersdorf.

Diese wissenschaftliche Gesell- schaft hat sich in den letzten Jahren aller gerontologischen und geriatri- schen Fragen sehr intensiv ange- nommen. Keine Anfrage über Pro- bleme der Geriatrie, die an die Ge- sellschaft gerichtet wird, bleibt un- beantwortet. Durch Kongresse und andere Aktivitäten hat die Gesell- schaft weiter viel dafür getan, Ärzte für das Gebiet der Geriatrie zu inter- essieren und zur Mitarbeit zu moti- vieren. Die Gesellschaft kann auch Ärzte benennen, die über besondere Kenntnisse auf dem Gebiet der Ge- riatrie verfügen.

Ferner erscheinen in der Bundesre- publik zwei Zeitschriften, die auf das

Gebiet der Geriatrie und Gerontolo- gie spezialisiert sind:

~ Zeitschrift für Gerontologie;

Steinkopff Verlag, Darmstadt, Her- ausgeber: Prof. Dr. I. Falck und Prof.

Dr. U. Lehr, und

~ Aktuelle Gerontologie, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, Herausge- ber: Prof. Dr. Michel, München, und Prof. Dr. Störmer, München.

Die zuletzt genannten Gesellschaf- ten und Zeitschriften sollen dem Arzt für Allgemeinmedizin den Kon- takt zur Gerontologie und zur Ge- riatrie erleichtern und eine intensive Kommunikation möglich machen.

Literatur

(1) Dahlem, 0.: Aspekte der sozialen Absiche- rung des Ris.ikos der Pflegebedürftigkeit, Nachnchten D1enst Deutscher Verein für öf- fe.ntl. und private Fürsorge 57 (1977) 325-(2) Dmse, D.; Falck, 1.; Ketterer, D.; Kritzinger, M.;

Neujoks, E.; Schlenzig, G.: Geriatrische Tages- klinik, Zeitschrift für Gerontologie 8 (1975) 451 - (3) Falck, 1.: Gesundheitsversorgung älterer Menschen in der Bundesrepublik Deutsch- land, in: M. Dieck, T. Schreiber: Gerontologie und Gesellschaftspolitik, Schriften des DZA (1979)- (4) Falck, 1.: Probleme bei der Vermitt- lung gerontologischen Wissens, Aktuelle Ge- rontologie 8 (1978) 189- (5) Falck, 1., u. a.:

Stellungnahme zur Errichtung von Lehrstüh- len für Geriatrie bzw. Gerontologie, Aktuelle Gerontologie 11 (1981) 32- (6) Falck, 1.; Lau- ter, H.; Kanowski, S.; Paul, A.: Stellungnahme zur Errichtung von Modellsterbekliniken, Ak- tuelle Gerontologie 8 (1978) 681-(7) Falck, 1.: Sterbebegleitung älterer Menschen, Deut- sches Zentrum für Altersfragen Berlin (1980)- (8) Hamm, H.: Allgemeinmedizin, Familienme- dizin, Thieme Verlag, Stuttgart (1980) - (9) Hamm, H.: D1e Zukunft der Individualmedizin Zeitschrift Allgemeinmedizin 9 (1978) 763 ..'.

(10) Häussler, S.: Europäische Probleme in der W~iterbildung zum Arzt für Allgemeinmedizin, Zeltschrift Allgemeinmedizin 8 (1977) 637 - (11) Härter, G.: 10 Jahre Lehre der Allgemein- medizin im Rahmen des Medizinstudiums, Fortschritt der Medizin 94 (1976) 2059- (12) Klotz, H.: Aufgaben der Zukunft aus der Sicht der "Deutschen Akademie für Allgemeinmedi- zin", DEUTSCHES ÄRZTEBLATI 78 (1981) 1163-(13) Machinek, U., (Breslau): Katamne- sen nach Rehabilitation in der Geriatrie, Med.

Diss. FU Berlin (1976)- (14) Oberdorf, F.: Eng- lische Erfahrungen, DEUTSCHES ÄRZTE- BLATI 78 (1981) 1843- (15) Kuratorium Deut- sche Altenhilfe, Köln: Gutachten über die sta- tionäre Behandlung von Krankheiten im Alter und die Kostenübernahme durch die gesetzli- chen Krankenkassen, Köln (1974)

Anschrift der Verfasserin:

Professor Dr. med. lngeborg Falck Chefärztin der Inneren Abteilung des Krankenhauses für chronisch und Alterskranke

Berlin-Charlottenburg Sophie-Charlotte-Straße 115 1000 Berlin 19

FÜR SIE GELESEN

Familiäre benigne Hyperkalzämie

Patersan und Mitarbeiter berichten über 10 Mitglieder in vier Generatio- nen einer großen Familie, bei denen eine Hyperkalzämie vorlag. Bei 3 dieser Patienten wurde ein Eingriff an der Nebenschilddrüse vorgenom- men, bevor sich herausstellte, daß es sich nicht um eine primäre Hyper- kalzämie handelte. Die familiäre, gutartige Hyperkalzämie ähnelt in bezug auf normale Plasma-Phos- phatspiegel und die Nachweisbar- keit des Nebenschilddrüsenhor- mons im Plasma dem Hyperparathy- reoidismus. Bei familiärer benigner Hyperkalzämie ist jedoch der Kal- zium-Urinspiegel außerordentlich niedrig. Im Gegensatz zu der Hyper- kalzämie, die auf andere Ursachen zurückzuführen ist, geht die familiä- re benigne Hyperkalzämie nicht mit Nierenschädigungen und psychiatri- schen Abnormalitäten einher. Zwar wurde über akute Pankreatitis und peptische Ulzera bei gleichzeitigem Bestehen einer Hyperkalzämie be- richtet, doch ist ein kausaler Zusam- menhang noch nicht nachgewiesen worden. Sekundär ermittelte Patien- ten sind nach den Erfahrungen der Autoren meist symptomfrei. Die Ver- fasser berichten ferner von 25 Pa- tienten aus 14 Familien, bei denen eine subtotale Entfernung der Ne- benschilddrüse vorgenommen wur- de. 21 Patienten blieben weiterhin hyperkalzämisch, und die anderen vier entwickelten einen Hypopara- thyreoidismus. Patersan ist der An- sicht, daß bei Hyperkalzämie der Urin-Kalziumspiegel ermittelt wer- den und ferner die Familienmitglie- der, die eine fehlgeschlagene Ne- benschilddrüsenbehandlung hinter sich haben, ebenfalls untersucht werden müßten. Sollte es sich um die gutartige familiäre Hyperkalz- ämie handeln, so könnten sowohl der Patient als auch der behandeln- de Arzt auf die Gutartigkeit der Er- krankung hingewiesen werden. Un- nötige Eingriffe an der Nebenschild- drüse würden dann vermieden. Nre

Paterson, C. R.; Gunn, A.: Familial benign hy- percalcaemia, Lancet 2 (1981) 61-63- Dpt. of Biochemical Medicine, Ninewells Hospital and Med. School, Dundee DD1 9SY, Schottland

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