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Archiv "Arznei- und Heilmittelbudget: Vertragsärzte sparen, Industrie und Apotheker klagen" (05.02.1993)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

K

aum war das Gesundheits- Strukturgesetz '93 zu Jahres- beginn in Kraft getreten, schon melden Apotheker und Arz- neimittelhersteller "dramatisch ge- sunkene" Umsätze auf dem GKV- Arzneimittelmarkt Bereits Mitte Dezember, also kurz nach Verab- schiedung des GSG durch den Bun- destag, beklagte der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie e.V.

(BPI), daß die Kassenärzte bereits auf Grund der Vorankündigung und im Vorgriff auf das Seehofer-/Dreß- ler-Gesetzespaket erheblich weniger und billigere Präparate verordneten -freilich ohne detaillierte Statistiken und Beweise vorzulegen.

Die Kassandrarufe der Phar- maindustrie und der -hersteller kor- respondieren mit aktuellen Umfra- gen der Bundesapothekerkammer:

So seien die Arzneimittelumsätze der öffentlichen Apotheken in den ersten drei Januarwochen zwischen 15 bis 20 Prozent, im Extremfall so- gar um 60 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres zurückgegangen. "Die Bundesapo- thekerkammer befürchtet, falls sich diese Tendenz fortsetze, eine Exi- stenzvernichtung für zahlreiche Apotheken", so Apotheker-Ver- bandsgeschäftsführer Dr. jur. Johan- nes Pieck Ende Januar im Saarländi- schen Rundfunk.

Klagen der Apotheker Dr. Pieck von der ABDA: "Es werden Arzneimittel nur mehr für die Woche verordnet und dem Pa- tienten geraten, sich am Wochenen- de in die Klinik zu begeben ... " Eine solche Situation, die allerdings nicht mit konkreten Beispielen belegt wird, bedürfe "unbedingt der Infor- mation und Regulierung durch die Kassenärztlichen Vereinigungen, ge- gebenenfalls durch die Krankenkas- sen und die Krankenkassenverbän- de", so der Sprecher der Apotheker- schaft. Ein extremes und überzoge- nes Sparverhalten seitens der Ver- tragsärzte entspreche nicht der Ge- setzeslage.

Erstaunlicherweise stießen die Apotheker mit diesen noch nicht überprüften und kaum statistisch un-

AKTUELLE POLITIK

termauerbaren Klagen auf ein offe- nes Ohr beim Miterfinder des Ge- sundheits-Strukturgesetzes, dem so- zialpolitischen Experten der SPD- Bundestagsfraktion, Rudolf Dreßler MdB. Dieser verstieg sich in die Be- hauptung, die Kassenärztlichen Ver- einigungen der Länder und die KBV würden die Durchführung des GSG vor allem im Bereich der Arzneimit- telverordnungen "gezielt hintertrei- ben". Die Kassenärztlichen Vereini- gungen und ihre Spitzenorganisation seien als "mittelbare Staatsgewalt" in erster Linie verpflichtet, das Gesetz unverzüglich in Punkt und Komma

ehe einem Rückgang des Verord- nungsvolumens um etwa 2,1 Prozent gegenüber 1992.

KBV: Vorwürfe nicht haltbar!

Die Gegenposition der Kassen- ärztlichen Bundesvereinigung lautet:

Eine faire und realitätsbezogene Rechnung muß alle für die Voraus- berechnung relevanten Faktoren, al- so sowohl die tatsächliche Ausgaben- entwicklung im Jahr 1992 als auch die gesetzlichen Struktureffekte auf

Arznei- und Heilmittelbudget

Vertragsärzte sparen, Industrie und

Apotheker klagen

in die Praxis umzusetzen. Hierzu zähle auch eine "korrekte Aufklä- rung über das 1993 für Arzneimittel- verordnungen zur Verfügung stehen- de Finanzvolumen", so SPD-MdB Dreßler. Eine zurückhaltende oder bloß zögerliche Arzneimittelverord- nung käme einem "indirekten Boy- kott" des Reformgesetzes gleich, den die SPD nicht hinnehmen werde.

Um den Vorwurf einer "Überreakti- on" und der "Desinformation und Ir- reführung" der Kassenärzte zu un- termauern, warf ein Pharma-Unter- nehmen in einer großformatigen An- zeige der Kassenärztlichen Bundes- vereinigung vor, sie erwecke in einer Informationsschrift.{Beilage zu einer Teilauflage des DA Heft 1-2/1993) den Eindruck, die Kassenärzte müß- ten drei bis vier Milliarden DM Arz- neimittelkosten allein im Jahr 1993 einsparen, um unterhalb des Budgets zu bleiben und um das eigene Porte- monnaie zu schonen. Das Pharma- Unternehmen behauptet: Um das Budget einzuhalten, seien 1993 ge- genüber 1992 allenfalls 1,7 Milliar- den DM einzusparen. Dies entsprä-

die Arzneimittelausgaben sowie die zu erwartende Dynamik des Jahres 1993 berücksichtigen. Gerade die durch das GSG mitverursachten Sonderbewegungen sind in der Be- rechnung des Pharma-Unterneh- mens nicht berücksichtigt worden:

~ Zunahme der Kassenmitglie- der um mehr als 600 000 Personen;

~ Zugang neu sich niederlas- sender Kassenärzte um 8 000 bis 10 000 und

~ die Innovationskomponente mit rund 800 Millionen DM Kosten- steigerung.

Eine Berechnung, die die tat- sächliche oder mögliche Budget- überschreitung des Jahres 1993 pro- gnostiziert, muß klar absehbare überdurchschnittliche Wachstums- faktoren berücksichtigen. Keinesfalls kann von unveränderten Daten und einem "gleichen Verordnungsverhal- ten der Kassenärzte wie in 1992"

ausgegangen werden. Realistisch muß deshalb gefragt werden: Was müssen die Kassen-Nertragsärzte im Jahr 1993 gegenüber dem Erwar- tungswert für 1993 einsparen? HC Dt. Ärztebl. 90, Heft 5, 5. Februar 1993 (25) Ac245

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