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A1102 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 99½½½½Heft 16½½½½19. April 2002
krankungen ganz unterschiedlicher Genese beschrieben (20). In den bei- den kontrollierten Studien wurde der HT3-Rezeptorantagonist Ondan- setron gut vertragen. Der erwünschte Effekt hielt jeweils nur für die Dauer der Gabe an.
Renaler Juckreiz
Besonders quälend ist der dialyseasso- ziierte Pruritus bei terminaler Nieren- insuffizienz (36). Als hilfreich hat sich die UVB-Strahlentherapie erwiesen, die deutlich zur Juckreizlinderung beiträgt (16). Eine ausreichende Therapie der renalen Anämie mit Erythropoetin kann ebenfalls hilfreich sein. So konnte gezeigt werden, dass die Histaminspiegel im Blut durch Erythropoetin gesenkt werden (7).
Von kurzfristigem oder keinem Er- folg sind Morphinantagonisten, wie Naltrexon (22, 23). Thalidomid, des- sen Wirkung ursprünglich bei Lepra- patienten unter Dialyse festgestellt wurde, soll ebenfalls positive Wirkun- gen auf den urämischen Pruritus ha- ben (34).
Kasuistisch wurden Erfolge mit Ondansetron publiziert, unter ande- rem ein Bericht, bei dem elf Patienten innerhalb von zwei Wochen unter der Therapie mit zweimal täglich 4 mg Ondansetron per os keinen Juckreiz mehr angaben (1). Die Messung des Juckreizes erfolgte in diesem Bericht mithilfe einer Punkteskala, die sich aus Juckreizintensität, -frequenz und -verteilung sowie Anzahl der Schlaf- stunden und Häufigkeit des Er- weckens ergab. Eine ursächliche The- rapie des urämischen Juckreizes ist nur durch Nierentransplantation mög- lich, die zu sofortigem Verschwinden des Juckreizes führt.
Psychogener Juckreiz
Nach Ausschluss aller anderen Ur- sachen kann ein psychogener Juck- reiz vermutet werden. Hier könnte ei- ne Kurzzeittherapie mit Psychophar- maka versucht werden. In der Regel wird man jedoch psychotherapeuti- sche und/oder verhaltenstherapeuti- sche Verfahren in Erwägung ziehen müssen (4, 29, 37).
Idiopathischer Juckreiz
Die Mehrzahl der Patienten, bei de- nen eine Ursache ihres Juckreizes nicht gefunden wird, kann von ihrem Juckreiz zumindest temporär befreit werden. Hierzu ist in der Regel ei- ne interdisziplinäre Zusammenarbeit notwendig. Bezüglich der einsetzba- ren therapeutischen Möglichkeiten muss leider gesagt werden, dass nur wenige kontrollierte Untersuchungen bezüglich des Einsatzes der zitierten Medikamente bei bestimmten Erkran- kungen vorliegen. Keine der zitierten Studien erfüllt die CONSORT-Check- liste (12). Es muss letztlich Einzelent- scheidungen überlassen werden, wel-
che Therapie eingesetzt wird. Die pu- blizierten Einzelfälle und Studien be- legen segensreiche Effekte für einzel- ne Patienten oder -gruppen.
Manuskript eingereicht: 23. 8. 2001, revidierte Fassung angenommen: 30. 10. 2001
❚Zitierweise dieses Beitrags:
Dtsch Arztebl 2002; 99: A 1096–1102 [Heft 16]
Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literatur- verzeichnis, das über den Sonderdruck beim Verfasser und über das Internet (www.aerzteblatt.de) erhältlich ist.
Anschrift des Verfassers:
Prof. Dr. med. Sawko Wassil Wassilew Dermatologische Klinik
Klinikum Krefeld Lutherplatz 40 47805 Krefeld
Die meisten Hygieneempfehlungen ge- hen davon aus, dass mit einer zweipro- zentigen Glutaraldehyd-Desinfektion das Risiko einer bakteriellen und vira- len Erregerübertragung weitestgehend ausgeschlossen werden kann.
Die Autoren aus Japan haben En- doskope untersucht, mit denen eine Ösophagusvarizenligatur bei Patien- ten mit chronischer HCV-Infektion durchgeführt worden war. Anschlie- ßend erfolgte nach manueller Reini- gung eine Desinfektion mit 0,1 Pro- zent Benzethoniumchlorid sowie 2 beziehungsweise 3 Prozent Glutaral- dehyd. Danach wurden 20 ml einer 0,9-prozentigen Kochsalzlösung durch den Biopsiekanal gespült und nach HCV mittels Polymerasekettenreakti- on gesucht.
Alle primär HCV-positiven Geräte waren nach Desinfektion mit einer dreiprozentigen Glutaraldehydlösung HCV-negativ, während die mit zwei- prozentiger Glutaraldehydlösung oder 0,1 Prozent Benzethoniumchlorid be- handelten Geräte keinen Unterschied
vor beziehungsweise nach Desinfekti- onsmaßnahme aufwiesen.
Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass nach manueller Reini- gung eine dreiprozentige Glutaralde- hydlösung zur Desinfektion verwandt werden sollte, um das Risiko einer Übertragung von HCV zu minimie-
ren. w
Sakai N, Tatsuta M, Iishi H et al.: Effectivness of manual cleaning and disinfection of gastroendoscopes with 3 % Glutaraldehyde for decreasing the risk of transmis- sion of hepatitis C virus. Am J Gastroenterol 2001; 96:
1803–1806.
Noriko Sakai, M.D., Department of Gastroenterology, Kinki Center Hospital, 3–1 Kurumazuka, Itami-City, Hyogo 664–8533, Japan.
Drei Prozent Glutaraldehyd zur Endoskop- Desinfektion erforderlich
Referiert