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Archiv "Apotheker klagen ihre Sorgen" (19.07.1979)

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Die Information:

Bericht und Meinung Ohrfeige für Sitzmann

Eine solche ,Pechsträhne` wollte Hans Sitzmann anscheinend nicht fortgesetzt haben und zog bei ei- nem weiteren Prozeß, betreffend rechtswidriger Machenschaften, die Notbremse.

Am vergangenen Mittwoch sollte vor dem Sozialgericht München eine Verhandlung darüber stattfin- den, ob die Ortskrankenkasse be- rechtigt war, den von Sitzmann verfolgten Dachauer Frauenärzten ohne Zustimmung der Kassenärzt- lichen Vereinigung Bayerns das Honorar zu kürzen.

Um der nach Auffassung von Fachjuristen sicheren weiteren Prozeßniederlage zu entgehen, lehnte Sitzmann das Gericht we- gen Befangenheit ab ... Der auf den 27. Juni bestimmte Gerichts- termin mußte deshalb abgesetzt werden, und Sitzmann kann wei- terhin eine Kritik an seiner Amts- führung mit der Behauptung zu- rückweisen, daß sein rechtsblin- des Verhalten Gegenstand eines Prozesses ist, in den nicht einge- griffen werden könne. Das ist nämlich der Trick des Herrn Sitz- mann ..." Oskar Hatz

ECHO

Zu: „Die ärztliche Versorgung, aus dem Tätigkeitsbericht '79 der Bundesärztekammer" in Heft 19/

1979, Seite 1286

Weniger Hausärzte

„... Als ein ,Alarmzeichen' wertet die Bundesärztekam- mer den prozentualen Rück=

gang der Allgemeinärzte:

Während bis 1960 jahrzehn- telang auf einen Facharzt zwei Allgemeinärzte kamen, lag 1978 die Zahl der Allge- meinärzte bereits unter der Zahl der Fachärzte. Die All- gemeinärzte, die ‚Hausärzte', aber — so heißt es ... im DEUTSCHEN ÄRZTEBLATT

— seien ,die unentbehrliche Basis der ärztlichen Versor- gung`." (Welt am Sonntag)

„Kritisch bis skeptisch" sieht die Deutsche Apothekerschaft die jüng- ste Entwicklung im Sozial- und Ge- sundheitswesen. Diese Beurteilung wurde am 26. Juni in Berlin auf einer Presse-Informationstagung über die wirtschaftliche Situation der Apo- theker abgegeben. An dem Ge- spräch, das von der Arbeitsgemein- schaft der Berufsvertretungen Deut- scher Apotheker (ABDA) veranstaltet wurde, nahmen auf Einladung des Leiters der Abteilung für Information und Öffentlichkeitsarbeit, Hans-Die- ter Wendt, etwa 40 wirtschafts- und sozialpolitische Journalisten aus dem gesamten Bundesgebiet und Berlin teil.

Sprecher der ABDA waren die Apo- theker Richard Fellmann, Präsident der Bundesapothekerkammer, und Dr. Goetz Alberti, Vorsitzender des Deutschen Apotheker-Vereins, so- wie Rechtsanwalt Dr. Johannes Pieck, der stellvertretende Hauptge- schäftsführer der ABDA, und Di- plom-Volkswirt Lutz R. Neumann, der Leiter der Abteilung Wirtschaft und Statistik der ABDA.

Die Aussagen der ABDA-Repräsen- tanten, die eine lebhafte Diskussion auslösten, lassen sich wie folgt zu- sammenfassen:

1. Die wirtschaftliche Lage der Apo- theken hat sich seit etwa zehn Jah- ren, besonders aber in jüngster Zeit, beträchtlich verschlechtert. Das be- triebswirtschaftliche Ergebnis — de- finiert als Differenz von Betriebshan- delsspanne und Gesamtkostenanteil am Bruttoumsatz (Gesamtkosten einschließlich Unternehmerlohn und Zinsen für Eigenkapital) — hat sich um 72 Prozent und der Gewinn vor Steuern um rund ein Drittel seit 1967 verringert. Allein in einem Jahr, und zwar von 1977 auf 1978, dürfte sich nach vorläufigen Ergebnissen der

Gewinn vor Steuern von rund 97 000 DM auf etwa 90 000 DM vermindert haben. (Diese Zahlen beziehen sich auf eine branchentypische Apothe- ke; das ist eine Apotheke mit einem Bruttoumsatz, der am häufigsten vorkam.) Das betriebswirtschaftliche Ergebnis wird für 1978 auf etwa 2,5 bis 3 Prozent des Bruttoumsatzes geschätzt. Es liegt damit unter der Rendite vieler Einzelhandelsbran- chen.

2. Die Apotheker befürchten, daß durch die Behandlung von Struktur- fragen im Rahmen der Konzertierten Aktion Veränderungen in unserem gegliederten System des Gesund- heitswesens initiiert werden sollen, die zu Eingriffen in die Selbstverwal- tung und zu einer verstärkten staatli- chen Einflußnahme auf das Gesund- heitswesen führen können. Schon der Originaltitel des KVKG beweise, daß solche Befürchtungen nicht un- begründet seien, denn er lautet:

„Gesetz zur Dämpfung der Ausga- benentwicklung und zur Struktur- verbesserung in der gesetzlichen Krankenversicherung." Und da Ko- stendämpfung allenfalls eine kurz- oder vielleicht auch mittelfristige Zielsetzung habe, „Strukturverbes- serung" aber eine langfristige Wei- chenstellung für die künftige Ent- wicklung beabsichtige, komme die- ser ohne Zweifel das größere Ge- wicht zu.

3. Als sozialpolitisch äußerst frag- würdig betrachten die Apotheker die Neuregelung der Kostenbeteiligung an den Arzneimitteln. Von der Ko- stenbeteiligung seien nach den vor- liegenden Zahlen 23 Prozent der Er- werbstätigen, aber nur acht Prozent der Rentner befreit. Ausgerechnet die Rentner, die früher gar nichts zu bezahlen brauchten, würden jetzt verstärkt zur Kasse gebeten, um den Einnahmeausfall der Krankenkassen bei den Erwerbstätigen auszuglei-

TAGUNGSBERICHT

Apotheker klagen ihre Sorgen

Informationstagung über die wirtschaftliche Situation

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 29 vom 19. Juli 1979 1899

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Die Information:

Bericht und Meinung

Informationstagung der Apotheker

chen. Auf der Ausgabenseite schla- ge ferner zu Buche, daß die Patien- ten sich zunehmend größere Pak- kungen verschreiben ließen, um je- weils nur einmal eine DM zahlen zu müssen. Durch die damit verbunde- ne Langzeittherapie könnten zwar Arztkosten eingespart werden, aber bei den Krankenkassen führe das zu einer Kostenausweitung und bei den Apotheken wegen der Degression der Arzneitaxe zu einer geringeren Handelsspanne.

4. Als Wahn bezeichnen die Apothe- ker die Auffassung der Bundesregie- rung und der Krankenkassen, mit mehr Transparenz könne man mehr Wettbewerb auf der Erzeugerstufe und gleichzeitig Kostendämpfung auf der Endverbraucherstufe produ- zieren. Führende Ökonomen sagten im Gegenteil, daß Transparenzlisten immer nur kurzfristig einen Wettbe- werb auslösen, auf lange Sicht aber zu einer Preisnivellierung führten, die sich mit Sicherheit eher nach oben als nach unten ausbilde. Als Heilberufler könne man sich nur wundern, daß solche fundamentalen wissenschaftlichen Erkenntnisse bei der Formulierung der Gesetze nicht gebührend berücksichtigt wurden.

Preisvergleichslisten seien grund- sätzlich abzulehnen, weil sie dem Arzt in keiner Weise einen Eindruck von der Qualität des Mittels vermit- telten. Vielmehr werde auf den Kas- senarzt ein starker psychologischer Druck ausgeübt, nach Möglichkeit

das jeweils billigste Präparat zu ver- schreiben. Der Weg der Billigmedi- zin, zur gerade noch ausreichenden, bei weitem aber nicht mehr optima- len Arzneimittelversorgung sei da- mit vorgezeichnet.

Schwerwiegende Bedenken wurden auch gegen die sogenannte Negativ- liste geltend gemacht. Da der Pa- tient vom Arzt die Verordnung eines Mittels erwarte, das von der Kasse bezahlt werde, dürfte es zwangsläu- fig zu einer Übermedikation kom- men, da dann auf erstattungsfähige Medikamente ausgewichen werde.

Ein solcher Substitutionsprozeß führe •zu stärkeren, möglicherweise problematischeren Arzneimitteln, die in der Regel auch noch teurer seien. Die erwünschte Kostendämp- fung werde so sicher nicht erreicht.

In diesem Zusammenhang wurde heftig einer Entschließung wider- sprochen, die vom Verband der nie- dergelassenen Ärzte Deutschlands e. V. im Mai in Nürnberg verabschie- det worden war. „Um es einmal ganz deutlich auszudrücken, soll hier doch nur der Ärger, den es mit den Patienten wegen der Nichtverord- nung eines Arzneimittels auf Kas- senrezept mit Sicherheit gibt, in die Apotheke verlagert werden", sagte Alberti dazu und fügte hinzu: „Das lehnen wir rigoros ab." Wie und was verordnet werde, habe einzig und allein der Arzt zu entscheiden und nicht der Apotheker.

5. Sehr kritisch äußerten sich die Apotheker über den Umgang mit Ärztemustern. Diese Mittel dürften nur zur Erprobung verwandt, nicht aber — wie es nach Informationen der Apotheker geschehe — abgege- ben werden, um etwa die Verord- nungskosten niedrig zu halten. Dies sei ein Verstoß gegen das Gesetz.

Noch bedenklicher werde es, wenn — wie Ärzten vorgeworfen wurde — Pa- tienten verfallene Arzneimittel aus- gehändigt würden. Um solches zu verhindern, sollten die Hersteller Ärztemuster nur noch in den ersten drei Jahren nach dem ersten Inver- kehrbringen eines neuen Arzneimit- tels kostenlos an Ärzte abgeben dürfen.

6. Als Preistreiber klassifizierten die Apotheker den Staat, weil er durch direkte und indirekte Besteuerung 35 Prozent vom Endverkaufspreis ei- nes Arzneimittels kassiere. Trotz äl- ler Bemühungen, durch eine Herab- setzung der Mehrwertsteuer auf Arz- neimittel auf den halben Satz eine Entlastung der gesetzlichen Kran- kenversicherung und damit eine Ko- stendämpfung herbeizuführen, habe der Gesetzgeber aus fiskalischen Gründen die volle Umsatzsteuerbe- lastung für Arzneimittel beibehalten und die Harmonisierung der Arznei- mittelbesteuerung mit den Staaten der Europäischen Gemeinschaft weiterhin auf unbestimmte Zeit ver- tagt. Dr. Friedrich Hillebrand

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1900 Heft 29 vom 19. Juli 1979 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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