Zur Fortbildung Aktuelle Medizin
KONGRESSNACHRICHTEN
Kalorienreduzierte Mischkost
Das ist die einzige Ernährungs- form. die für Jahre und Jahrzehn- te ein normales Körpergewicht garantiert, ohne irgendwelche Nachteile als ihre Unbeliebtheit (Dr. R. Petzold, I. Medizinische Universitätsklinik Frankfurt). Im Prinzip handelt es sich dabei mehr um eine Verhaltenskatego- rie als um eine dramatische, foto- gene „Diät". Vielleicht ist sie ge- rade deshalb auch heute noch mit dem ganzen Ernährungs- aberglauben früherer Arme-Leu- te-Generationen belastet; denn sie wird von entspeckten Fett- süchtigen meistens nicht einge- halten. Gründe: Die kalorienre- duzierte Mischkost mache hung- rig, gereizt und leistungsunfähig.
— Erfahrungsgemäß geben sich diese Empfindungen bei einiger- maßen gutem Willen in kurzer Zeit. Und wer arbeitet heute schon noch permanent 12 bis 16 Stunden täglich, abgesehen von einer Handvoll Deppen?
(Ernährungsseminar der Deutschen Ge- sellschaft für Ernährung, November 1976, Wiesbaden)
Allergische und toxische Dermatitis
Bei toxischen Hautreaktionen auf Externa stehen Bläschen und Ne- krosen im Mittelpunkt der Verän- derungen. Für die allergische Kontaktdermatitis sind dagegen papulo-vesikuläre Veränderun- gen im Bereich der Rötung bezie- hungsweise in der Umgebung von Ulcera cruris sowie bei allfäl- ligen positiven Ergebnissen einer Hauttestung pathognomonisch.
Die Vesikeln können trüb-serö- sen Inhalt haben. Die Epidermis ist aufgeweicht und schuppt (Dr.
R. Breit, Dermatologische Abtei- lung am Städtischen Kranken- haus München-Schwabing). Die allergische Kontaktdermatitis kommt nach externem Allergen-
kontakt durch eine Reaktion der oberflächlichen Hautgefäße zu- stande, die Rundzellen freiset- zen. Diese wandern in Gestalt lo- kal begrenzter, kleiner lnfiltrate in Richtung Epidermis. Die Rö- tung der betroffenen Stelle geht auf lokale Weitstellung der Haut- gefäße zurück.
(Frühjahrskongreß des Bundesverbandes deutscher Ärzte für Naturheilverfahren, März 1977, Garmisch-Partenkirchen)
Die häufigsten Kontaktallergien
Kontaktallergien werden in drei Klassen eingeteilt (Dr. med. R.
Breit, Dermatologische und Aller- gologische Abteilung am Städti- schen Krankenhaus München- Schwabing): Klasse I (Häufigkei- ten über 3 Prozent): Chrom, Nik- kel, Cobalt, Neomycin, Benzo- cain, Perubalsam, Formaldehyd und andere. — Klasse II (Häufig- keit 1,5 bis 3 Prozent): Vioform, Parabene, Lanolin, Colophonium und andere. — Klasse III umfaßt diejenigen Substanzen, die bei weniger als 1,5 Prozent aller Be- handelten allergische Kontakt- Dermatitis verursachen. — In der Medizin kommt noch eine „Su- perklasse" hinzu (Breit): Das sind Ulcus-cruris-Patienten, bei de- nen im Laufe der Zeit eine extrem hohe Sensibilisierungsrate auf- fällt, und zwar vor allem gegen Benzocain, Penicillin, Neomycin, Lanolin, Terpentinöl, p-Aminodi- phenylalanin und vor allem Peru- balsam. Nach einiger Zeit entwik- keln die meisten dieser Kranken allergische Kontaktdermatitiden im Bereich des Ulkus, das davon auch teilweise unterhalten wird.
Pathognomonisch für Kontaktall- ergien ist der Nachweis von pa- pulovesikulären Effloreszenzen in der Umgebung des Ulkus. — Therapie: Klassische Exterma- therapie ohne Zusätze.
(Frühjahrskongreß des Bundesverbandes deutscher Ärzte für Naturheilverfahren, März 1977. Garmisch-Partenkirchen)
Schilddrüse und Streß
Unter experimentellen Streßbe- dingungen beim Menschen (zum Beispiel Kinetosen) sinkt der Spiegel des Thyreoidea-stimulie- renden Hormons der Hypophyse (TSH) kontinuierlich auf weniger als die Hälfte der basalen TSH- Produktion ab (Dr. J. Habermann et al., Medizinische Universitäts- klinik Innenstadt, München). Die T3 - und T4-Ausscheidung im Harn nimmt indes schon bei leichtem Streß sehr stark zu, vergleichbar mit dem Anstieg der Adrenalin- und Noradrenalinausscheidung unter Streßbedingungen. Interes- santerweise bleiben der Thyr- oxin-(T 4 -)Spiegel im Serum und die Trijodthyroninaufnahme un- verändert. Trotz des unveränder- ten Gesamt-Schilddrüsenhor- monspiegels im Serum scheint Streß die TSH-Aktivität zu unter- drücken.
(22. Symposium der deutschen Gesell- schaft für Endokrinologie, Februar 1977, Lübeck-Travemünde)
Der plötzliche Tod
Im Jugendlichen- und Erwach- senenalter ereignen sich unge- fähr 3 bis 5 Prozent aller Todes- fälle „plötzlich aus natürlicher
Ursache" (Professor Dr. med. W.
Schwerd, Institut für Rechtsme- dizin der Universität Würzburg).
Unter „plötzlich" versteht man eine so kurze Frist, daß der Arzt weder eine Diagnose stellen noch sinnvoll eingreifen konnte, falls der Patient bei seinem Ein- treffen überhaupt noch lebte. Die allgemeine Zunahme plötzlicher Herzinfarkte sollte jedoch den Leichenschauer nicht veranlas- sen, allzu großzügig mit dieser Todesursache umzugehen (Schwerd). Dadurch wird nicht nur die Aufklärung allfälliger Ver- brechen blockiert, sondern vor allem auch die Klärung von Un- fallfolgen — eine für die Angehöri- gen oftmals äußerst wichtige An- gelegenheit. WP
(Frühjahrskongreß des Bundesverbandes deutscher Ärzte für Naturheilverfahren, März 1977, Garmisch-Partenkirchen)
1200 Heft 18 vom 5. Mai 1977