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Archiv "Ständiger Ausschuß der Ärzte der EG: Solidarität mit den Kollegen im ehemaligen Jugoslawien" (04.12.1992)

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Innerhalb einer Beratung könne man die Gefahr einer Schadstoffbe- lastung herausarbeiten, mögliche Ur- sachen abklären, zu vermeidende Ri- siken benennen und Schadstoffge- halte im Körper messen. Dabei gebe es jedoch eine Vielzahl von Proble- men:

1) Dissoziation von Krankheits- gefühl und klinischem Befund: Man- che Menschen fühlen sich durch Um- welteinflüsse krank; es kann aber keine entsprechende Vergiftung nachgewiesen werden. Aber auch der umgekehrte Fall dürfte vorkom- men: Es läßt sich eine Vergiftung nachweisen, aber der Betroffene fühlt sich nicht krank.

2) Aus Schadstoffmessungen las- sen sich keine klaren diagnostischen Schlüsse ziehen.

3) Es gibt außer Vergiftungen keine spezifischen Umweltkrankhei- ten. Das heißt: Auf eine Vielzahl von Noxen reagiert der Körper nur mit einem begrenzten Spektrum von Er- krankungen.

4) Im Fall von Umweltgiften sind komplexe Kausalketten und große Zeitspannen ein Problem. Außer-

dem liegen nur für wenige Stoffe to- xikologische Bewertungen vor, zum Beispiel für Blei. Man müsse sich je- doch immer wieder vor Augen hal- ten, daß von sechs Millionen Stoffen in der Umwelt lediglich 1 300 unter- sucht seien.

5) Ein komplexes Handbuch für Umweltmedizin existiere nicht; vieles müsse man sich selbst anlesen und aneignen.

Als Folge einer Beratung wer- den häufig Verhaltensempfehlungen gegeben und Maßnahmen im Um- weltbereich angeregt. Ein Teil der Patienten erhalte einen Brief für den Hausarzt oder werde an andere Fachärzte weiterempfohlen — „das zeigt auch ein bißchen unsere Hilflo- sigkeit". Allerdings sei ein Großteil der Patienten mit der Information und Beratung zufrieden und habe Verständnis für die Schwierigkeiten mit den Schadstoffbestimmungen und den Schlußfolgerungen daraus.

Zehn bis 20 Prozent seien allerdings unzufrieden.

Während viele Referenten die offenen Fragen und Begrenzungen ihrer Arbeit thematisierten, erlaubte

es Prof. Dr. Volker Zahn, Leiter der Frauenklinik des Elisabeth-Kran- kenhauses in Straubing, sein Vor- trag, konkret zu werden. Er berichte- te über „Umweltgerechtes Verhalten in Klinik und Praxis". Zahl ist Ver- fasser zahlreicher Fibeln mit einer Fülle praktischer, handfester Vor- schläge.

Gesunde Praxis, gesundes Kran- kenhaus — damit sei nicht nur die Abfallvermeidung gemeint, sondern im Grunde auch gesundes Wohnen und in den meisten Fällen eine Er- nährungsumstellung.

Im Bereich der Abfallvermei- dung gebe es ein paar grundsätzliche Empfehlungen, die eine Menge be- wirkten:

* Umstellung auf Umwelt- schutzpapier;

* Einführung von Mehrwegarti- keln;

* Vermeidung quecksilberhalti- ger Desinfektionsmittel.

Das Recyclen mancher Artikel sei vielfach derart teuer, das auch unter diesem Aspekt häufig die Ver- meidung von Abfall einfach besser sei. Sabine Dauth

ie Verantwortlichen der An- griffe auf Krankenhäuser und unschuldige Opfer im früheren Jugoslawien sollen gefleht- [ich belangt und für ihre Taten be-

;traft werden. Das forderten die Teilnehmer der Plenarversammlung

in Cascais einstimmig. Unterstützung erhielten sie für diese Forderung ausdrücklich auch von den Vertre- tern der Beobachterländer. Die Ple- narversammlung, die auf ein baldiges Ende der Barbarei und der brutalen Feindseligkeiten hofft, lobte den

Mut der Ärzte, die sich selbstlos um die Gesundheit der schutzlosen Be- völkerung bemühen. Damit eine möglichst gute Verbreitung dieses Aufrufes gewährleistet ist, wollen die Delegationen die Deklaration je- weils an ihre Regierungen versen- den. Außerdem wird sie dem Euro- pa-Parlament vorgelegt.

Die osteuropäischen Länder sol- len vor allem durch Hilfe zur Selbst- hilfe unterstützt werden. Der CP be- schloß, durch einen Ad-hoc-Aus- schuß zunächst eine Bestandsauf- nahme zu erstellen. Nur durch Ge- spräche und Korrespondenz mit Ärzten sowie Reisen in die osteuro- päischen Staaten könnten Grundla- gen für individuelle Partnerschaften gelegt werden.

Der Antrag des tschechoslowa- kischen Ärzteverbandes auf Zulas- sung als Beobachter-Delegation wur- de auf der Plenarversammlung zwar begrüßt, doch zunächst sollen alle noch anstehenden Fragen abgeklärt werden. „Aus dem Antrag geht nicht eindeutig hervor, ob es sich um einen

Ständiger Ausschuß der Ärzte der EG

Solidarität mit den Kollegen im ehemaligen Jugoslawien

Die Plenarversammlung des Ständigen Ausschusses (Comite per- manent, CP) der Ärzte der Europäischen Gemeinschaft beschäf- tigte sich in Cascais (Portugal) im November zwar durchaus auch mit nationalen Problemen. So machten die irischen Mediziner auf die katastrophale Mittelverkürzung in ihrem Land aufmerksam.

Doch ging es außerdem um Schwierigkeiten für Ärzte auf europäi- scher Ebene (Biotechnologie, Situation der freien Berufe), und ein besonderes Anliegen war den CP-Mitgliedern die Nachbar- schaftshilfe für die osteuropäischen Staaten sowie vor allem auch eine Verbesserung der Situation im ehemaligen Jugoslawien.

Al-4180 (28) Dt. Ärztebl. 89, Heft 49, 4. Dezember 1992

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tschechischen oder tschechoslowaki- schen Verband handelt. Außerdem ist nicht deutlich ersichtlich, welche anderen Berufsgruppen er umfaßt, da laut Antrag nur zwei Drittel der Mitglieder Ärzte sind," stellte der Präsident der Bundesärztekammer, Dr. med. Karsten Vilmar, fest. Die Delegierten stimmten einer Über- prüfung zu.

Der Präsident des Ständigen Ausschusses wurde außerdem auf- grund eines einstimmig angenomme- nen Antrags der dänischen Delegati- on aufgefordert, die Möglichkeiten zu erforschen, wonach den nationa- len Ärzteverbänden der EFTA-Staa- ten eine Vollmitgliedschaft ermögli- chen werden kann. Mit der Ausar- beitung einer Satzungsänderung für den Ständigen Ausschuß wird eine Ad-hoc-Gruppe beauftragt.

Finanzielle Sorgen haben nicht nur die osteuropäischen Länder. Auf die Probleme der irischen Ärzte machte Dr. John Hennigan aufmerk- sam. Anfang Dezember würden sich die irischen Allgemeinmediziner aus dem „Medical card scheme" zurück- ziehen, da die ständige Mittelknapp- heit unausweichlich zu einer Lei- stungsverkürzung führe. „Wir müs- sen in die Diskussion über die Mit- telverwendung eingreifen", erklärte Dr. Hennigan. Eine ungünstige Ver- steuerung, zu niedrige Netto-Ein- kommen und der Streß eines 24-Stunden-Tages hätten die Ärzte zu dieser Maßnahme greifen lassen.

Den irischen Medizinern wurde die Unterstützung durch die Europäi- sche Vereinigung der Ärzte für All- gemeinmedizin (UEMO) zugesagt.

Kürzere Arbeitszeiten für Krankenhausärzte

Eines der Probleme, das in vie- len Staaten der Europäischen Ge- meinschaft offensichtlich noch unge- löst ist, sind die langen Arbeitszei- ten der Krankenhausärzte. Darauf machten die Vertreter der Europäi- schen Vereinigung der jungen Kran- kenhausärzte (PWG) aufmerksam.

Falls Vereinbarungen zur Kürzung der Arbeitszeit nicht erreicht werden könnten, müßte die Arbeitszeit ge- setzlich geregelt werden, forderten

sie in einem vom CP unterstützten Antrag.

Der Ausschuß „Prävention und Umwelt" betonte, daß präventive Medizin nur durch die Zusammenar- beit aller Ärzte erreicht werden kön- ne. Sie sei kein Monopol einer ein- zelnen Fachrichtung oder Instituti- on. Prävention könne, indem sie das Leben verlängere, zwar zu einem Anstieg von Patienten mit chroni- schen Krankheiten führen. Dennoch trage sie zweifellos zu einer Verbesse- rung der Lebensqualität bei, stellte der Ausschuß fest. Das CP fordert da- her die nationalen Regierungen dazu auf, die Ärzte von Anfang an in lokale, regionale und nationale Screening- Aktionen miteinzubeziehen.

Eine kontroverse Diskussion gab es über die von der Europäischen Vereinigung der Fachärzte (UEMS) vorgesehenen, noch nicht näher defi- nierten „European boards", die zu einer Harmonisierung der ärztlichen Aus- und Weiterbildung beitragen sollen. Die UEMO spricht sich gegen jegliche Form von Prüfung auf euro- päischer Ebene aus. Die UEMS ver- tritt dagegen die Ansicht, daß durch die „Boards" die Qualität der Ärzte verbessert werde. Weder die natio- nalen Qualifikationen noch die Frei- zügigkeit innerhalb der EG sollten in Frage gestellt werden.

Dr. med. Jörg-Dietrich Hoppe, Vizepräsident der Bundesärztekam- mer, befürchtet dagegen, daß die

„Boards" zu einer Aushöhlung der nationalen Prüfungen führen könn- ten. „Die UEMS sollte von jeglicher Zertifizierung absehen", forderte er.

Auf Widerspruch beim CP stie- ßen mehrere Vorhaben der Brüsse- ler EG-Kommission, wie zum Bei- spiel die geplante Richtlinie über die grenzüberschreitende Ausübung der Berufe unter einer besonderen Ge- sellschaftsform. Aufgrund dieser Rechtsform könnten beispielsweise jeweils ein Arzt aus Italien, Deutsch- land und Frankreich eine Partner- schaft gründen. Auch Angehöri- ge unterschiedlicher Berufsgruppen könnten sich in einer solchen Orga- nisation zusammenschließen. Nach Ansicht des CP ist diese Form der gemeinsamen Berufsausübung oder der Partnerschaft für die grenzüber- schreitende ärztliche Tätigkeit nicht

erforderlich. Falls die EG-Kommis- sion die Einführung einer solchen Rechtsform jedoch für unerläßlich hält, müßten alle Schwierigkeiten ge- löst werden, damit die Berufsange- hörigen nicht rechtlicher und wirt- schaftlicher Unsicherheit ausgesetzt seien. Der Ständige Ausschuß legt besonders Wert auf die Monoprofes- sionalität; die Partnerschaft sollte keine Vertreter anderer Berufsgrup- pen umfassen. Wichtig sei außerdem die Garantie der beruflichen Unab- hängigkeit.

Entdeckungen sind nicht patentierbar

Der Richtlinien-Vorschlag der Kommission der Europäischen Ge- meinschaft in Brüssel, der eine Pa- tentierung biotechnologischer Ent- deckungen zuläßt und der inzwi- schen vom Europa-Parlament in Straßburg in erster Lesung im Grundsatz gebilligt wurde (dazu Deutsches Ärzteblatt, Heft 48/1992), stieß beim CP ebenfalls auf Kritik.

Nach dem Richtlinien-Vorschlag der EG-Kommission kann menschliches, tierisches und pflanzliches geneti- sches Material patentiert werden, was von den Ärzten aufgrund eines Antrages der Bundesärztekammer abgelehnt wird. Auch das Europa- Parlament fordert ausdrücklich den Schutz der menschlichen Gene vor Manipulation. Das CP geht aller- dings noch weiter. Es warnt vor einer Patentierung tierischen oder pflanz- lichen genetischen Materials. Nach Ansicht des Ständigen Ausschusses sind Entdeckungen grundsätzlich nicht patentierbar.

Von 1995 bis 1997 wird Grie- chenland die Präsidentschaft im Ständigen Ausschuß der Ärzte in der Europäischen Gemeinschaft über- nehmen. Das entschieden die Dele- gierten in einer geheimen Abstim- mung (zur Wahl standen die Nieder- lande und Griechenland). Alle Dele- gierten sicherten den griechischen Arzten ihre Unterstützung zu. Eine Hilfe ist sicherlich auch das ständige Brüsseler Sekretariat, das sich in der jetzigen Form bewährt hat, wie der Ständige Ausschuß feststellte.

Gisela Klinkhammer Dt. Ärztebl. 89, Heft 49, 4. Dezember 1992 (31) A1-4183

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