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Archiv "Ständiger Ausschuß der Europäischen Ärzte: Bemühen um mehr europapolitischen Einfluß" (16.01.1998)

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r. med. Emmanuel Kalokeri- nos, Präsident des Ständigen Ausschusses der Europäischen Ärzte und der griechischen Ärzteorga- nisation, zog Bilanz der im CP geleiste- ten Arbeit der vergangenen drei Jahre und dankte allen Delegationen für die Unterstützung und den Vorsitzenden der Ausschüsse für die geleistete Ar- beit. Der Ausschuß unter der Leitung von Prof. Dr. med. Jörg-Dietrich Hop- pe „Aus-, Weiter-, Fortbildung und Evaluierung“ hatte sich beispielsweise vor allem mit Fragen der ärztlichen Aus-, Weiter- und Fortbildung sowie mit der Qualitätssicherung befaßt. Es wurden Bestandsaufnahmen über die Situation in den Mitgliedsländern er- stellt. Im Rahmen einer Fragebogen- aktion hat der Stellvertretende Aus- schußvorsitzende Dr. med. Hans Asb- jørn Holm aus Norwegen die Fortbil- dungssituation in den einzelnen Län- dern analysiert. Die zentrale Frage war dabei die Verpflichtung zur Fortbil- dung, die in den verschiedenen Län- dern Europas meist durch berufsrecht- liche Regelungen, teilweise unter Ein- fluß staatlicher Stellen, in unterschied- licher Intensität durchgesetzt wird.

Grundsätzliche Motivationsmuster sind dabei die Rezertifizierung (Frank- reich und Niederlande), die Erteilung von Fortbildungsdiplomen und die Gewährung von besserer Bezahlung bei regelmäßiger Fortbildung (Belgien und Norwegen).

Zur Qualitätssicherung wurden die verschiedenen Bereiche der Struktur-, Prozeß- und Ergebnisqua- lität von den einzelnen Delegationen vorgestellt und diskutiert. Während bei Fragen der Strukturqualität weit- gehend Übereinstimmung vorlag, zeigten sich bei der Bewertung von

Prozeßqualität, insbesondere aber bei der Ergebnisqualität abweichende Einschätzungen und Aktivitäten der Mitgliedsorganisationen. Selbst bei der Verwendung der Begriffe im Be-

reich der Qualitätssicherung bestan- den erhebliche Unterschiede, so daß dieses Thema auch in den nächsten Jahren weiterverfolgt werden muß.

Der Ausschuß „Systeme der ge- sundheitlichen Versorgung, der sozia- len Sicherheit, der Gesundheitsöko- nomie und der pharmazeutischen In- dustrie“ unter dem Vorsitz des Präsi- denten der schwedischen Ärzteorga- nisation, Dr. med. Robert Leth, be- faßte sich schwerpunktmäßig mit den Komplexen Alternative Medizin, Selbstmedikation, Arzneimittelsub- stitution, Klinische Versuche sowie gute pharmazeutische Praxis. Eine Arbeitsgruppe hatte den Auftrag, die Systeme der Haftung der Ärzte für

Behandlungsfehler und die Entschä- digung der Patienten zu untersuchen, die in den einzelnen Mitgliedsstaaten gelten, um die Frage zu beantworten, ob der Ständige Ausschuß zu einzel- nen Aspekten der Arzthaftung einen einheitlichen Standpunkt finden kann. Dieser Standpunkt soll Grund- lage für eine Initiative gegenüber der Europäischen Kommission sein, wenn diese die von ihr ursprünglich intendierte Absicht wieder aufgreift, die Haftung für Dienstleistungen zu regeln und hier gegebenenfalls eine Sonderregelung für medizinische Dienstleistungen zu treffen.

Die Arbeitsgruppe ist zu dem Er- gebnis gekommen, daß am geeignet- sten eine vergleichende Betrachtung der Systeme unter bestimmten Fra- gestellungen wäre. Die Arbeit wird unter der niederländischen Präsident- schaft fortzusetzen sein. Eine einheit- liche Haltung scheint denkbar im Be- reich der vorgerichtlichen Schlich- tung, der Aufklärung des Patienten sowie in Einzelfällen verschuldens- freier Haftung wie Impfschäden, Arz- neimittelschäden und sonstiges.

Mit dem Thema Europäische Gesundheitspolitik haben sich Ver- treter aus Dänemark, dem Vereinig- ten Königreich, Schweden, Belgien und den Niederlanden im Rahmen ei- ner Ad-hoc-Gruppe beschäftigt. Sie haben ein Papier erarbeitet, das der Europäischen Kommission bei der künftigen Ausrichtung der Gesund- heitspolitik in der Europäischen Uni- on helfen soll.

Nachdem die Delegationsleiter im Frühjahr letzten Jahres Änderun- gen der Satzung verabschiedet haben, hat im Oktober der König von Belgi- en einen Erlaß unterzeichnet, wonach der Ständige Ausschuß nun offiziell den Status einer internationalen Ge- sellschaft mit Sitz in Brüssel hat.

Bei der letzten Plenarversamm- lung unter griechischer Präsident- schaft wurde eine interne Verfahrens- ordnung in Ergänzung zur Geschäfts- ordnung verabschiedet, wonach die künftige Präsidentschaft der Nieder- länder mit breiter Unterstützung rechnen kann. Es wurde ein Vorstand geschaffen, der sich aus 16 nationalen Delegationsleitern zusammensetzt, und zusätzlich dazu ein Exekutivaus- schuß, dem neben dem gewählten A-82 (26) Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 3, 16. Januar 1998

T H E M E N D E R Z E I T BLICK INS AUSLAND

Ständiger Ausschuß der Europäischen Ärzte

Bemühen um mehr

europapolitischen Einfluß

Am 28. und 29. November 1997 fand in Athen die letzte Plenarversammlung des Ständigen Ausschusses (CP) unter griechischer Präsidentschaft statt.

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Sitz des CP ist Brüssel. Damit ist auch die Nähe zur EU-Kommission gewährleistet (rechtes Gebäude).

Foto: Presse- und Informationsamt, Bonn

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s ist in Afrika fast besser, tot zu sein als blind“, schrieb Rich- ard Dowden, Reporter des In- dependent on Sunday. „Die Blinden sind völlig abhängig. Sie können we- der Pflanzen anbauen noch kochen, noch Wasser oder Brennholz holen.

Sie sitzen zu Hause, tagaus, tagein: ei- ne Belastung für die Familie, bis sie sterben.“

Doch gerade in Afrika ist die Ge- fahr, blind zu werden, groß. In 27 Län- dern des Schwarzen Kontinents ist die

„Flußblindheit“ Onchozerkose hei- misch, daneben in sieben Ländern Südamerikas und des Nahen Ostens.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO schätzt, daß die Onchozerkose welt- weit 126 Millionen Menschen bedroht und 18 Millionen bereits von der Krankheit infi- ziert sind. Bei über einer Million davon ist die Seh- fähigkeit einge- schränkt, 350 000 sind blind.

Wer Oncho- zerkose hat, be- merkt das zu- nächst kaum. Die Überträgerin der Krankheit ist die winzige Kriebel- mücke: in den be- troffenen Län- dern nur eine Mückenart von vielen, heimisch an schnellfließen- den Gewässern.

Bei ihrem Stich hinterläßt sie die Larven des Fa- denwurms On- chocerca volvulus im menschlichen Körper. Dort wachsen die Para- siten weiter, bis sie sich schließlich in kleinen Knoten unter der Haut A-83 Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 3, 16. Januar 1998 (27)

T H E M E N D E R Z E I T BLICK INS AUSLAND

„In Afrika ist es fast besser, tot zu sein als blind“

Wer am Fluß wohnt, der lebt gefährlich

Der tropische Fadenwurm Onchocerca volvulus lebt in und von der Haut des Menschen. In den Augen verursacht er Entzündungen und Narben und läßt den Kranken schließlich erblinden. Dabei könnten schon wenige Tabletten helfen.

Durch den Biß der Simulium-Fliege mit Onchozerkose infiziert: Fadenwürmer sit- zen in dicken Knoten unter der Haut. Sie erzeugen Millionen winziger Filarien, die im Körper wandern und schließlich den Sehnerv zerstören.

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Präsidenten vier Vizepräsidenten und ein Schatzmeister angehören. Als Vi- zepräsidenten wurden gewählt: Dr.

med. Pierre Haehnel (Frankreich), Dr. Michele Olivetti (Italien), Dr.

med. Jesper Poulsen (Dänemark), Dr.

med. Karsten Vilmar (Deutschland) sowie als Schatzmeister Dr. med. Joe Kearns (Großbritannien).

Der Exekutivausschuß wird künftig die Schwerpunkte der Arbeit des CP mitbestimmen. Jeder Vizeprä- sident soll einen bestimmten Bereich übernehmen, beispielsweise die Kon- taktpflege zum Europäischen Parla- ment. Außerdem wird es Aufgabe der Vizepräsidenten sein, die Ausschuß- arbeit zu koordinieren. Mit Beginn des neuen Jahres wird Rechtsanwalt Horst Dieter Schirmer den Vorsitz des Ad-hoc-Ausschusses „Juristen“ und die Rechtsberatung der Präsident- schaft des CP übernehmen. Bisher hatte der belgische Rechtsanwalt Henry Anrys diese Funktion beklei- det. Er scheidet nach mehr als 30jähri- ger Tätigkeit aus Altersgründen aus diesem Amt aus.

Die Vorsitzenden der vier Aus- schüsse und ihre Stellvertreter wur- den ebenfalls für die nächsten zwei Jahre gewählt. Griechenland, Schwe- den, Norwegen und Belgien haben ei- nen Vorsitz übernommen.

Die künftige niederländische Präsidentschaft hat bereits im Früh- jahr 1997 einen Aktionsplan erarbei- tet und allen Delegationen zur Stellungnahme übersandt. Zahlrei- che Mitgliedsorganisationen haben diesem Wunsch entsprochen. Als Voraussetzung für eine effiziente Dis- kussion und für unmißverständliche Grundsatzdokumente hat die deut- sche Delegation um eine einheitliche Terminologie gebeten. Folgende Themen stehen während der näch- sten zwei Jahre auf der Tagesord- nung: berufliche Autonomie und Ver- antwortung, ärztliche Ausbildung und Personalplanung, Qualität der medizinischen Versorgung, Informa- tionsmanagement und Technologie, Gesundheitsversorgung und knappe Ressourcen, ältere Menschen, öffent- liche Gesundheit, Umwelt und Ar- beitsbedingungen, Tabakerzeugung, Vertrieb und Verbrauch, Arznei- mittelbehandlung und ärztliche Ethik. Renate Vonhoff-Winter

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einnisten. An der Hautoberfläche ist davon nichts zu sehen und zu spüren.

Um so unangenehmer wird es für den Patienten, wenn die Onchozerko- se etwa ein Jahr nach der Infektion schließlich ausbricht: Ein unerträgli- ches Jucken plagt den Kranken. An Arbeit oder Schlaf ist nicht zu den- ken. Die Haut des Patienten verliert ihre Elastizität, schwillt an und be- kommt durch Pigmentabbau weiße Flecken – die sogenannte „Krokodils- haut“ oder „Leopardenhaut“. Ursa- che für die Beschwerden sind die Lar- ven der Fadenwürmer, die durch den Körper des Infizierten wandern.

Wenn sie in die Augen eindringen, verursachen sie auch dort Entzündun- gen und Narben. Die Sehkraft läßt nach, der Patient erblindet.

In vielen Ländern Zentral- und Westafrikas ist die Onchozerkose nach Angaben der Weltgesundheits- organisation WHO eine der häufig-

sten Ursachen für Blindheit. In man- chen Gebieten Westafrikas sind 15 Prozent der Bevölkerung und 60 Pro- zent der über 55jährigen wegen On- chozerkose erblindet. Ihre Lebenser- wartung ist um ein Drittel geringer als die der Sehenden.

Dabei schützt schon eine einzige Dosis von durchschnittlich 1,5 Tablet- ten pro Jahr den Infizierten vor den schlimmsten Auswirkungen der Krankheit. Die Substanz Ivermectin tötet die Mikrofilarien im Körper und

verlangsamt für ein Jahr die Pro- duktion neuer Larven. Frische Narben in den Augen können durch Ivermectin verschwinden, bei älteren verhindert das Medikament eine Verschlech- terung. Wird es halbjährlich ein- genommen, repa- riert es sogar Schäden an der

Haut und gibt ihr die alte Elastizität zurück. Die Blindheit kann es jedoch nicht rückgängig machen, und gegen die erwachsenen Fadenwürmer ist Ivermectin ebenfalls machtlos. Des- halb muß es in höchstens jährlichen Abständen regelmäßig eingenommen werden.

1978 entdeckten Wissenschaftler des US-Pharmakonzerns Merck, Sharp & Dohme (MSD) die Substanz.

Neun Jahre später war es soweit: Iver- mectin sollte unter dem Namen

„Mectizan“ auf den Markt. Doch die Zielgruppe konnte sich das Medika- ment nicht leisten. Also entschloß sich MSD, Mectizan zu spenden – so lange, wie es gebraucht und wo immer es benötigt würde. In Zusammenar- beit mit der WHO verteilt das Unter- nehmen nun seit 1988 seine Arznei in

31 von 34 betroffenen Ländern. Ein Komitee aus Parasitologen, Tropen- medizinern und Fachleuten für Volks- gesundheit überwacht und koordi- niert das Programm.

Das stützt sich hauptsächlich auf sogenannte Massenbehandlungen, in denen ganze Dorfgemeinschaften re- gelmäßig die Tabletten erhalten. Da- neben gibt MSD Mectizan auch an einzelne Ärzte ab. Einige Nicht-Re- gierungs-Organisationen wie etwa die Christoffel-Blindenmission verteilen die Arznei zusätzlich. Bis Ende 1996 spendete MSD so über 75 Millionen Tabletten; allein im Jahr 1996 wurden 16 Millionen Menschen behandelt.

Bislang ist Ivermectin der einzige Wirkstoff, der für solche Massenbe- handlungsprogramme taugt. Seine Vorgänger, Diethylcarbamazin und Suramin, verursachten schwere Ne- benwirkungen und führten in man- chen Fällen sogar zum Tod der Patien- ten. Pestizide waren deshalb früher das einzige Mittel gegen die Flußblind- heit. Seit 1974 versprühte die WHO solche Stoffe über den Brutstätten der Kriebelmücken. Heute ergänzt oder ersetzt Mectizan diese Sprühaktionen.

Bereits 1990 fanden Wissen- schaftler heraus, daß Mectizan nicht nur die bereits infizierten Patienten schützt: es verlangsamt auch das Aus- breiten der Onchozerkose auf andere (Hugh R. Taylor, Michel Pacqué, Bea- triz Munoz und Bruce M. Greene:

Impact of Mass Treatment of Oncho- cerciasis with Ivermectin on the Transmission of Infection, Science, 5. October 1990, Volume 250, pp.

116-118). Vielleicht wird es an Afri- kas Flüssen also bald weniger Blinde geben. Alexandra Endres A-84 (28) Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 3, 16. Januar 1998

T H E M E N D E R Z E I T BLICK INS AUSLAND

Von der Christoffel-Blindenmission geschulte Helfer verteilen in einem afrikanischen Dorf Mectizan. Die Tablette muß regelmäßig einmal im Jahr eingenommen werden, um das Augenlicht auf Dauer zu schützen.

Diese vier Männer haben durch Onchozerkose ihr Augenlicht verloren. Ein Kind muß sie führen. Fotos (3): Christoffel-Blindenmission

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