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Archiv "Schneller zu einem sicheren Befund bei Vergiftung durch Knollenblätterpilze" (19.02.1987)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Schneller

zu einem sicheren Befund bei Vergiftung

durch Knollenblätterpilze

Dieter Platt, Wolfram Rieck,

Rainer Schmitt-Rüth und Jörg-Dieter Summa, Erlangen-Nürnberg; Johann Bachner, Eching

E

ine Intoxikation mit dem Knollenblätterpilz (Ama- nita phalloides) stellt den behandelnden Klinikarzt auch heute noch vor schwerwiegen- de diagnostische und therapeutische Probleme. Typisch für die Vergif- tung ist eine lange Latenzzeit von sechs bis zu 40 Stunden, die wahr- scheinlich durch eine renal tubuläre Rückresorption der Toxine, einen entero-hepatischen Kreislauf und die protrahierte Verdauung der Pil- ze bedingt ist (1, 2). Im Anfangssta- dium ist eine eindeutige Begrenzung von anderen Intoxikationen anhand klinischer Befunde meist nicht mög- lich. Besteht beim Auftreten der er- sten Symptome und Befunde (1, 6, 10) der Verdacht auf eine Amato- xin-Intoxikation und liefert die Ana- mnese des Patienten ebenfalls typi- sche Hinweise, so muß die sofortige Therapie eingeleitet werden. Hier- bei zählt heute unter anderem die Hämoperfusion zu den entsprechen- den Entgiftungsverfahren. Die Hä- moperfusion ist mit Risiken bezie- hungsweise Komplikationen verbun- den, wie zum Beispiel akuten gastro- intestinalen oder zerebralen Blutun- gen bei Risikopatienten.

Bevor der Toxikologe gezielte und adäquate Entgiftungsmaßnah- men einleitet und mit einer — mehr oder weniger erfolgreichen — Phar- mako-Therapie beginnt, sollte ein si- cherer Nachweis der Pilzgifte er- bracht sein.

An das analytische Nachweis- verfahren muß daher die Anforde- rung gestellt werden, daß das Ergeb- nis der Klinik so schnell wie irgend möglich zur Verfügung steht!

Die von H. Faulstich (3) und L.

Fiume (5) entwickelten Radioimmu- noassays stellen zwar einen großen Fortschritt in der sehr wichtigen Frühdiagnostik dar, man sollte aber aus folgenden Gründen nach alter- nativen analytischen Verfahren su- chen:

0

Beide Verfahren benötigen eine relativ lange Zeit — bedingt durch die Inkubationszeit —, bis ver- läßliche analytische Daten vorlie- gen. So liefert der in unserem Insti- tut benutzte Radioimmunoassay von Faulstich erst nach ca. vier Stunden den Nachweis von alpha-Amanitin.

(E) Die für die erste Krankheits- phase charakteristische gastro-ente- ritische Symptomatik wird auf die Wirkung der Phallotoxine zurückge- führt (10). Die RIA-Methode nach Faulstich ist aber nur spezifisch für Amatoxine. Die Phallotoxine wer- den nicht mit 3H markiert, wie Kreu- zungsversuche zeigen (4).

Als alternative analytische Be- stimmungsmethode für die Amato- xine beziehungsweise Phallotoxine bietet sich die im klinischen Bereich immer mehr vordringende Hochlei- stungs-Flüssigkeits-Chromatogra- phie an (HPLC).

Ein erster Schritt in diese Rich- tung wurde von L. Pastorello et

al. unternommen (9). Sie bestimm- ten mit Hilfe der Reversed Phase HPLC alpha-Amanitin im Serum ei- nes mit Amanita phalloides vergifte- ten Patienten (Serumspiegel: 70 bis 90 ng/ml, Nachweisgrenze: 50 ng/ml).

Die in der Folgezeit veröffent- lichten HPLC-Methoden sind ent-

weder zu langwierig in der Proben- vorbereitung (24 Stunden) (8), oder sie stellen noch keine Alternative in der Nachweisempfindlichkeit zur RIA-Methode dar (2).

Weiterhin ist ihnen gemeinsam, daß sie nicht alpha-Amanitin und Phalloidin in einem Analysenschritt bestimmen.

Abbildung 1: Wiesenchampignon, Wiesenegerling (Agaricus campester), eßbar

Dt. Ärztebl. 84, Heft 8, 19. Februar 1987 (41) A-425

(2)

Säulenmaterial: Vorsäule: RP-8; Spheri-5; 30 x 2,1 mm Hauptsäule: RP-8; Spheri-5; 100 x 4,6 mm a) Wasser mit 1% Acetonitril

b) Acetonitril: Wasser (16,7 : 83,3 v/v) Laufmittel:

1 ml/min 303 nm Fluß:

Detektorwellenlänge:

Injektionsvolumen: 2 ml

alpha-Amanitin: 100 ng/ml Plasma Phalloidin: 100 ng/ml Plasma Konzentration:

Säulenschalttechnik Methode:

Methode

und Ergebnisse

Die von uns am Institut für Ge- rontologie neu entwickelte HPLC- Methode (eine detaillierte Beschrei- bung erfolgt im Journal of Chroma- tography) stellt sowohl in der Nach- weisempfindlichkeit (jeweils 10 ng/

ml Plasma für alpha-Amanitin und Phalloidin) als auch im Zeitfaktor ei- ne Alternative zur RIA-Methode dar. Drei Milliliter Plasma werden zur Enteiweißung mit wäßriger Sul- fosalicylsäure im Natriumacetat ge- pufferten Medium behandelt und 15 Minuten zentrifugiert.

Von dem erhaltenen Überstand werden zwei Milliliter über eine In- jektionsschlaufe in das chromatogra- phische System eingespritzt.

In der Tabelle sind die nach un- serer Methode (Reversed Phase HPLC, Säulenschalttechnik) für die

Tabelle: Chromatographische Bedingungen mit alpha-Amanitin und Phalloidin verwendeten chromatographischen Bedingungen angegeben.

Alpha-Amanitin ist deutlich vom Phalloidin getrennt nachweis- bar. Das Erscheinen des alpha- Amanitin-Signals nach 9,66 Minuten ermöglicht es, schon nach ca. 30 Mi- nuten (Probenvorbereitung und chromatographische Analyse) eine

Abbildung 2: Grünei Knuilen- blätterpilz (Amanita phalloides), tödlich giftig Beide Fotos aus: Pilze- Kompass von Edmund Garnweidner, Gräfe und Unzer Verlag, München

Aussage zu machen, ob bei dem un- tersuchten Patienten eine Knollen- blätterpilzvergiftung vorliegt.

Die Nachweisempfindlichkeit der Methode und die kurzfristige Bereitstellung des Analysenergeb- nisses gestatten kontinuierliche Plas- maspiegel-Bestimmungen des alpha- Amanitins. Dadurch wird es mög- lich, den Therapieerfolg — zum Bei-

spiel im Rahmen einer Hämoperfu- sion — zu objektivieren, Gifttoxin- Konzentrationen mit Laborparame- tern zu korrelieren und therapeuti- sche Maßnahmen anzupassen.

Östrogen-Präparate und das in der Therapie von alpha-Amanitin- Intoxikationen häufig verwendete Silibinin (7) stören den Nachweis der beiden Toxine nicht.

Literatur

1. Bartels, 0.: Pilze. In: Späth, G., Hrsg.:

Vergiftungen und akute Arzneimittelüber- dosierungen. Walter de Gruyter, Berlin, New York (1982)

2. Belliardo, F.; Massano, G.: Determination of alpha-amanitin in serum by HPLC. J.

Liq. Chromatogr. 6 (1983) 551-558 3. Faulstich, H.; Trischmann, H.; Zobeley,

S.: A radioimmunoassay for amanitin.

FEBS Lett. 56 (1975) 312

4. Faulstich, H.; Zobeley, S.; Trischmann, H.: A rapid radioimmunoassay, using a nylon support, for amatoxins from amanita mushrooms. Toxicon 20 (1982) 913-924 5. Fiume, L.; Busi, C.; Campadelli-Fiume,

G.; Granceschi, C.: Produktion of antibod- ies to amanitins as the basis for their radio- immunoassay. Experentia (Basel) 37 (1975) 1233

6. Hruby, K.; Lenz, K.; Moser, C. D.; Bach- ner, J. D.; Korninger, C.: Knollenblätter- pilzvergiftungen in Osterreich. Wiener klin.

Wochenschr. 91 (1979) 509-513

7. Hruby, K.; Fuhrmann, M; Scomos, G.;

Thaler, H.: Parmakotherapie der Knollen- blätterpilzvergiftung mit Silibinin. Wiener klin. Wochenschr. 95 (1983) 2-8

8. Jehl, F.; Gallion, C.; Birckel, P.; Jaeger, A.; Flesch, F.; Minck, R.: Determination of alpha-amanitin and ß-amanitin in human biological fluids by high-performance liquid chromatography. Analytical Biochemistry 149 (1985) 35-43

9. Pastorello, L.; Tolentino, D.; D'Alterio, M.; Paladino, R.; Frigerio, A.; Bergamo, N.; Valli, A.: Determination of alpha-ama- nitin by high performance liquid chromato- graphy. J. Chromatogr. 233 (1982) 398-403 10. Zulik, R.; Bako, F.; Kisban, A.: Zur Be-

handlung der Knollenblätterpilzvergiftung.

Med. Klinik 68 (1973) 1371-1372.

Anschrift für die Autoren:

Professor Dr. med.

Dieter Platt

Direktor des Instituts für Gerontologie der Universität Erlangen-Nürnberg und der 2. Medizinischen Klinik Klinikum Nürnberg

Flurstraße 17, 8500 Nürnberg A-426 (42) Dt. Ärztebl. 84, Heft 8, 19. Februar 1987

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