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Archiv "Gesundheitstelematik: Vor der Generalprobe" (26.09.2014)

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GESUNDHEITSTELEMATIK

Vor der Generalprobe

Wesentliche Komponenten für den Aufbau und die Erprobung der künftigen

Telematik infrastruktur sind fertiggestellt.

In der Testregion Nordwest ist auch die Rekrutierung der Testteilnehmer

nahezu abgeschlossen.

A

uch wenn sich der Start für die Online-Erprobung der elektro- nischen Gesundheitskarte (eGK) nochmals um einige Monate auf Mitte 2015 verschiebt, geben sich die zuständigen Akteure zuversicht- lich: Dies sei kein Stillstand, son- dern hinter den Kulissen passiere ganz viel. „Schließlich geht es nicht nur um die Gesundheitskarte, son- dern wir bauen derzeit eine sichere Vernetzungsstruktur für das Ge- sundheitswesen auf“, betonte Benno Hermann, Projektmanager der ver- antwortlichen Betriebsgesellschaft gematik, bei der IT-Trends Medizin in Essen. „Die Portale, über die die Testteilnehmer ihre Karten – Heil- berufsausweise und Institutionen- karten – beantragen können, sind fertig, die zentrale Netzstruktur steht, die Fachdienste der Kranken- kassen sind dort schon für erste Tests angeschlossen“, berichtete Herrmann. „Vieles ist schon fertig, auch wenn noch die letzte Meile fehlt.“ Bei den Ärzten muss insbe- sondere noch der Konnektor instal- liert werden, der den Anschluss der Praxis an die sichere Telematik - infrastruktur (TI) ermöglicht.

Auswahl geeigneter Testärzte Derzeit läuft noch die Rekrutierung von geeigneten Testärzten. Bei der Auswahl werde darauf geachtet, dass für die Tests die Versorgungsstruktu- ren etwa im Hinblick auf ländliche und städtische Regionen sowie die vorhandenen Kommunikationsnetze abgebildet werden, denn schließlich müsse die TI auch dort funktionie- ren, wo kein Breitband vorhanden sei, sagte Herrmann. Zusätzlich wer- den auch regionale „Kommunika - tions-Cluster“ berücksichtigt, etwa Krankenhäuser mit zuweisenden Praxen oder Ärztenetze. In der Test- region Nordwest ist dieser Prozess nahezu abgeschlossen, in Bayern und Sachsen hingegen ist der Gene- ralunternehmer T-Systems immer noch auf der Suche nach testwilligen Ärzten (Kasten).

Die sechsmonatige Erprobungs- phase startet zunächst mit dem Ver- sichertenstammdatenmanagement (VSDM). In enger zeitlicher Abfol- ge sollen anschließend die qualifi- zierte elektronische Signatur (QES)

und die Kommunikation der Leis- tungserbringer erprobt werden.

Zeitnah sollen dann weitere medizi- nische Anwendungen wie das Not- falldatenmanagement oder die Arz- neimitteltherapiesicherheitsprüfung folgen.

„Wir wollen einen schnellen Auf- bau der Telematikinfrastruktur und auch eine schnelle Verfügbarkeit medizinischer Anwendungen“, ver- sicherte Rainer Höfer vom GKV- Spitzenverband und wies den Vor- wurf zurück, die Krankenkassen sei- en nur am Versichertenstammdaten- management, einer rein administra- tiven Anwendung, interessiert, nicht aber an den medizinischen Anwen- dungen. Ziel sei die bessere Versor- gung der Versicherten, „und die ist mit dem VSDM nicht zu bekom- men“. Das Versichertenstammdaten- mangement sei nicht die Anwen- dung, die den Aufbau einer Telema- tikinfrastruktur rechtfertige oder gar auf Dauer finanzieren könne, unter- strich Höfer. Das VSDM sei nur des- halb die erste Anwendung der TI, weil sie die geringsten technischen Anforderungen stelle. Sie erhöhe die Sicherheit jedes Patienten und ver- hindere Missbrauch: Derzeit sind die Versichertenstammdaten doppelt – nämlich im ungeschützten und im geschützten Bereich – auf der Karte abgelegt. Dies ist eine Übergangslö- sung, damit die Daten ohne sichere TI ausgelesen werden können. Erst wenn die Praxen flächendeckend mit einem Konnektor an die TI ange- schlossen sind, lassen sich die Kar- ten so schalten, dass die Stammdaten nur noch im geschützten Bereich ge- speichert werden.

Abbau von Bürokratie

Höfer trat auch der unter Ärzten verbreiteten Meinung entgegen, mit dem VSDM in den Arztpraxen machten sich die Ärzte zu Service- stellen für die Krankenkassen: „Je- de Kasse hat die aktuellen Stamm- daten des Versicherten.“ Änderun- gen etwa am Versichertenstatus oder bei Adresswechsel melde der Versicherte in der Regel seiner Kas- se. „Es ist daher nicht so, dass die Arztpraxen die Daten für die Kas- sen erfassen, sondern die Kassen stellen den Arztpraxen die aktuali- Foto: iStockphoto

A 1634 Deutsches Ärzteblatt

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26. September 2014 A 1635 sierten Daten zur Verfügung.“

Wenn der Patient früher in der Pra- xis eine Adressänderung mitteilte, lag der Zusatzaufwand bei der Pra- xis. „Diesen Bürokratieaufwand werden wir in Zukunft sogar abbau- en, dafür dann vielleicht fünf oder 13 Sekunden warten müssen, wenn dieser Fall bei einer Karte eintritt.“

Sobald die VSDM-Erprobung ab- geschlossen sei, müsse der Roll out beginnen, forderte Höfer, denn bis alle Ärzte online angeschlossen sind, gehen noch einmal ein bis zwei Jah- re ins Land. Ein Grund dafür ist, dass die Installation des Konnektors einen relativ aufwendigen Eingriff in die Praxis-IT bedeutet, der nicht mal schnell während des laufenden Praxisbetriebs zu erledigen ist. Hö- fer sprach sich dafür aus, nach der VSDM-Erprobung, den erforderli- chen Anpassungen und der Evaluati- on direkt mit dem bundesweiten Rollout zu beginnen – parallel zur Erprobung der QES. Wenn die Ba- sis-TI stehe und kein Hardwareaus- tausch mehr erforderlich sei, könn- ten die weiteren medizinischen An- wendungen schneller folgen. „Jeder Tag, den man früher in den Rollout geht, beschleunigt auch den Einstieg in die medizinischen Anwendun- gen“, meinte der Experte.

Hermann Abels-Bruns aus dem Projektbüro ARGE eGK/HBA NRW in Bochum, einem der drei Projektbüros der Testregion Nord- west, gab einen Einblick in Struk- tur und Vorgehen der Testregionen.

Die Projektbüros arbeiten eng in- formell zusammen, sind aber orga- nisatorisch-rechtlich eigenständig.

Bei der Zusammenarbeit gibt es klare Zuordnungen, so hat etwa das Projektbüro Rheinland-Pfalz das Hosting der gemeinsamen Website unter http://testregion-nordwest.de übernommen.

Runder Tisch

Mit der gematik gibt es vertrag - liche Vereinbarungen über die Leis- tungen der Projektbüros, etwa über die operativen Tätigkeiten in den Testregionen sowie über Präsen - tationen und Schulungen. Die Pro- jektbüros organisieren zudem einen runden Tisch für den Austausch mit den regionalen Kostenträgern und Leistungserbringerorganisationen, aber auch mit Beiräten oder Patien- tenverbänden. Ziel sei es, Transpa- renz über das Vorhaben herzustel- len und für Akzeptanz zu werben, erläuterte Abels-Bruns.

Für die Durchführung der Erpro- bung in den beiden Testregionen

sind allein die jeweiligen Industrie- konsortien verantwortlich. Das fängt bei der Gewinnung von Testteilneh- mern an, umfasst die Entwicklung und den Rollout der Infrastruktur sowie der Komponenten und geht bis hin zur Erprobung sowohl der Anwendung VSDM als auch der TI, erläuterte Andreas Prenneis, techni- scher Projektleiter bei Compugroup Medical, dem Konsortialführer in der Testregion Nordwest.

Die Online-Anbindung der Arzt- praxen und Krankenhäuser wird auch wissenschaftlich untersucht:

Die gematik hat nach einer inter - nationalen Ausschreibung hierfür der Universität Erlangen-Nürnberg (Lehrstuhl Gesundheitsmanagement, Prof. Dr. rer. pol. Oliver Schöffski) den Zuschlag erteilt. Die Universi- tät wird die Erprobung der Vernet- zung und das Zusammenspiel mit der eGK in beiden Testregionen evaluieren. Die Auswertungen etwa zur Praxistauglichkeit der neuen Prozesse und zur Anwenderzufrie- denheit sind wichtige Grundlagen für die Weiterentwicklung.

Evaluation der Akzeptanz Die technischen Aspekte des Pro- jekts seien dabei ausdrücklich nicht Gegenstand der Auswertung, viel- mehr gehe es um die Sicht der Men- schen, die mit dieser Technik und den neuen Anwendungen in den Praxen und Kliniken arbeiten, be- tonte Herrmann. Untersucht werden zum Beispiel die Systemqualität (Handhabbarkeit der Hardware), die Stabilität und Verfügbarkeit, die Servicequalität (Umstellungsauf- wand und der technische Support), die Informationsqualität etwa bei Rückmeldungen im Fehlerfall und die Zufriedenheit der Nutzer.

Darüber hinaus geht es auch um die Auswirkungen der Technik etwa im Hinblick darauf, ob durch das Foto auf den Karten der Karten- missbrauch nachweislich verringert wird und ob sich die Qualität der Stammdaten durch den Online-Ab- gleich verbessert. Ein Gutachten und ein Abschlussbericht sollen Aufschluss dar über geben, was beim bundesweiten Roll out zu be- rücksichtigen ist.

Heike E. Krüger-Brand Testanwendungen: Getestet werden voraus-

sichtlich ab Mitte 2015 in der Stufe 1 das Versichertenstammdatenmanagemet (VSDM) und die qualifizierte elektronische Signatur (QES).

Beim VSDM werden die Versichertenstamm- daten auf der eGK online überprüft und aktualisiert.

Dieser Abgleich soll nach den Vorgaben der gematik maximal 5 Sekunden dauern, bei erfor- derlicher Aktualisierung maximal 13 Sekunden.

Die QES ermöglicht die rechtsverbindliche digitale Unterschrift des Arztes, die für weitere Anwendungen wie den elektronischen Arztbrief oder die Quartalsabrechnung genutzt werden kann. Sie wird mittels des elektronischen Heilberufsausweises getestet.

Testregionen: Es gibt zwei Testregionen mit jeweils 500 Erprobungsteilnehmern, bestehend aus 500 Arzt-/Zahnarzt-/Psychotherapeutenpraxen, 4 Krankenhäusern, 1 Uniklinik sowie Einbezug aller gesetzlichen Krankenkassen.

Als Aufwandsentschädigung erhalten teilnehmende Ärzte einmalig zwischen 5 000 und maximal 12 500 Euro, die Krankenhäuser zwischen 12 000 und 24 000 Euro. Hinzu kommen monat- liche Pauschalen für die Dauer der Erprobung.

Testregion Nordwest: Nordrhein-Westfalen, Projektbüro: Bochum-Essen; Schleswig-Holstein:

Flensburg, Rheinland-Pfalz: Trier

Industriekonsortium: Strategy & (ehemals Booz &

Company), Compugroup Medical (CGM) und KoCo Connector; IT-Hersteller: CGM, Hasomed, Psyprax

Testregion Südost: Sachsen: Löbau-Zittau, Bayern: Ingolstadt

Industriekonsortium: T-Systems International, Open Limit SignCubes (Konnektoren); IT-Hersteller:

Medatixx, Psyprax, Frey, I-Soft

Den Aufbau eines zentralen Netzes einschließlich der Sicherheitsinfrastruktur für die technischen Komponenten übernimmt Arvato Systems. Er umfasst unter anderem die Anbindung der VSDM- Fachdienste der gesetzlichen Krankenkassen.

DIE KARTE GEHT ONLINE . . .

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