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Archiv "Ärzte, zur Kasse !" (04.12.1975)

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Die Information:

Bericht und Meinung

AUS DEN BUNDESLÄNDERN

gen Erstarrung entgegenwirken, in der „immer weniger Menschen im- mer mehr, immer mehr Menschen immer weniger arbeiten".

„Geradezu exemplarisch", erklärte Filbinger weiter, zeige sich die

„gesellschaftspolitische Brisanz"

des Faktors „freie Berufe" bei der Diskussion um das Gesundheitswe- sen. Man könne die Ärzte keines- wegs allein für die gestiegenen Ko- sten verantwortlich machen. Es müsse alles getan werden, um in der Öffentlichkeit das Verständnis für leistungsgerechte Honorare zu vergrößern, aber die Ärzte müßten auch ein stärkeres Kostenbewußt- sein entwickeln. Außerdem sollten die Ärzte die „Warnzeichen" be- greifen, und sie sollten noch mehr als bisher konstruktive Vorschläge machen, wie die organisatorischen und vor allem finanziellen Mängel des Gesundheitswesens ohne den

„Beelzebub einer totalen Bürokra- tisierung" behoben werden kön- nen.

Vertreter der „Arbeitsgemeinschaft der freien Berufe in Baden-Würt- temberg" begrüßten bei dem Ge- spräch die Pläne der Landesregie- rung zur Mittelstandsförderung. Sie enthielten den Ansatz, Leistungen des Staates wieder an Freiberufler zu vergeben und den Qualitätswett- bewerb wieder besser wirken zu lassen. ID-ÄP

RHEINLAND-PFALZ

576 Notrufmelder sind münzfrei

An den münzfreien Notruf unter der Telefonnummer 110 sind seit der Einführung im Mai 1974 in Rhein- land-Pfalz 576 Notrufmelder ange- schlossen worden. Für 1976 sind weitere 502 Anschlüsse bei der Post beantragt. Die Einrichtung des münzfreien Notrufes im ganzen Land soll im Jahre 1979 abge.- schlossen sein; die laufenden Ko- sten für den Unterhalt werden dann etwa 2,5 Millionen DM jährlich be- tragen. WZ

GLOSSEN

Falsche Zahlen

In einem Appell an die rund 3500 Krankenhäuser in der Bundesrepu- blik hat sich die Deutsche Kran- kenhausgesellschaft (DKG), Düs- seldorf, dafür ausgesprochen, mehr Teilzeitstellen für solche Ärz- tinnen zu schaffen, die gegenwär- tig aus dem Beruf ausgeschieden sind und sich ausschließlich als Hausfrauen und Mütter in ihren Fa- milien betätigen. Die DKG hatte be- reits am 28. Januar 1975 ihren Mit- gliedsverbänden empfohlen, appro- bierte, nicht berufstätige Ärztinnen für das Krankenhaus vor allem deswegen zu „reaktivieren", weil einerseits die „immer noch vielen"

(DKG) vakanten Arztstellen in den Krankenhäusern zu besetzen seien, andererseits den ausgeschiedenen Ärztinnen die Möglichkeit zu ge- ben, durch die Teilzeitbeschäfti- gung die ärztliche Weiterbildung (zumindest zu einem Teil) im Kran- kenhaus abzuleisten.

Allerdings stieß die Verwirklichung der DKG-Empfehlungen zunächst auf Schwierigkeiten, weil die Teil- zeitstellen für Ärztinnen und Ärzte nicht zentral erfaßt werden und weil ein genauer Überblick über den zur Teilzeitweiterbildung berei- ten ärztlichen Personenkreis noch fehlt. Wie die DKG mitteilt, wird künftig die Zentralstelle für Ar- beitsvermittlung in Frankfurt (Main), eine Dependance der Nürn- berger Bundesanstalt für Arbeit, die Vermittlung der Halbtagsstellen für Ärzte übernehmen und die an einer Teilzeitweiterbildung Interes- sierten registrieren.

Dieses lobenswerte Unterfangen wird leider durch völlig falsche Zahlenangaben in seiner Bedeu- tung überbewertet. Nicht rund 60 Prozent aller approbierten Ärztin- nen, wie die Krankenhausgesell- schaft schätzt, üben ihren Beruf zur Zeit nicht aus, sondern nur 25,84 Prozent. Wie groß der reakti- vierbare Personenkreis ist, ver- deutlicht die Statistik der Bundes- ärztekammer: Am 1. Januar 1975 waren bei den Landesärztekam-

mern insgesamt 33 379 Ärztinnen registriert, von denen 8628 nicht berufstätig waren (DEUTSCHES ÄRZTEBLATT, Heft 18/1975, Seite 1265). Davon waren wiederum 40 Prozent älter als 55 Jahre. Es ist anzunehmen, daß dieser Personen- kreis keine Weiterbildung in Teil- zeitbeschäftigung mehr aufnehmen will, so daß als mögliches Potenti- al für die Besetzung solcher Teil- zeitstellen rechnerisch nur 5000 Ärztinnen zur Verfügung stünden.

Wie viele dieser eine berufliche Tä- tigkeit nicht aufnehmen wollen, weil sie glauben, in der Familie dringender gebraucht zu werden, ist statistisch nicht auszumachen;

doch ist bekannt, daß sich diese Ärztinnen ohne ärztliche Berufs- ausübung sehr gleichmäßig auf alle Altersklassen verteilen.

Dies läßt darauf schließen, daß 40 Prozent dieses Personenkreises Kinder im schulpflichtigen Alter er- ziehen und damit zumindest zeit- weise nicht berufstätig werden wird. Somit verbleiben rechnerisch nur 3000 Ärztinnen, die von einem Angebot, halbtags im Krankenhaus zu arbeiten, theoretisch Gebrauch machen könnten. Ob diese sich be- reit fänden, gegebenenfalls den Wohnort zu wechseln, steht zudem auf einem anderen Blatt. KG/DÄ

Ärzte, zur Kasse !

Der hessische Finanzminister Heri- bert Reitz hat durch ein entspre- chendes Institut eine Meinungsum- frage darüber durchführen lassen, wie der Bürger über die gegenwär- tig diskutierten öffentlichen Spar- maßnahmen oder mögliche Steuer- erhöhungen denkt. Der Minister berichtete darüber im Pressedienst seiner Landesregierung. Leider gibt er den Zeitpunkt der Befra- gung (der sehr wichtig wäre) nicht an und auch nicht die Zahl der ins- gesamt befragten Personen. Ande- rerseits muß man ihm zugestehen, daß er deutlich davor warnt, die Er- gebnisse solcher Befragungen zu ernst zu nehmen oder sie gar zur Grundlage politischer Entscheidun- gen zu machen.

DEUTSCHES ÄRZTE BLATT 3352 Heft 49 vom 4. Dezember 1975

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Trotzdem sind einige der Einzel- ergebnisse sicherlich für diejeni- gen bemerkenswert, die zum Bei- spiel in der Gesundheits- und So- zialpolitik gewisse Reformvorstel- lungen durchsetzen oder, im Ge- genteil, verhindern wollen.

Für den Umbau oder Bau von Krankenhäusern würden 35 Pro- zent der Befragten ein paar Mark mehr Steuern bezahlen. Damit wur- den die Krankenhäuser am zweit- häufigsten genannt, nach der Ar- beitsplatzsicherung, aber vor der Errichtung von Alteneinrichtungen oder der Verbesserung der berufli- chen Bildung.

Bei der Frage nach einzelnen Sek- toren, auf denen man sparen könn- te, ergeben sich ganz deutliche Prioritäten. 60 und mehr Prozent der Befragten nannten jeweils die Verteidigung, die öffentliche Ver- waltung und die Entwicklungshilfe.

Was zur sozialen Sicherheit ge- zählt wird, soll dagegen vor Strei- chungen geschützt sein: weniger als fünf Prozent nannten jeweils Umweltschutz, Polizei, Kranken- häuser oder Alteneinrichtungen. Bedenklich stimmen müßte aber, was bei der Frage herauskam, wel- che Gruppen oder Schichten der Bevölkerung bei etwaigen unaus- weichlichen Steuererhöhungen noch mehr belastet werden sollten als andere. Weniger als die Hälfte der Befragten, nämlich 47 Pro- zent, äußerten die Meinung, es soll- ten alle herangezogen werden. Daß di.e Arbeitnehmer in einem solchen Fall mehr belastet werden sollten als andere Gruppen, verlangten nur zwei Prozent Die am häufigsten genannte einzelne Gruppe, denen man bei Steuererhöhungen mehr abknöpfen sollte als anderen, wa- ren, noch vor den Unternehmern (34 Prozent), mit 37 Prozent Nen- nungen die Angehörigen der freien Berufe, erläutert als "Rechtsanwäl- te, Ärzte und Architekten".

Zwingende Schlußfolgerung: von 100 Befragten glauben 37, daß Ärz- te ruhig zur Kasse gebeten werden

können. gb

Die Information:

Bericht und Meinung DOKUMENTATION

Merksätze

aus dem" Orientierungsrahmen '85" der SPD

"Das bestehende Gesundheitswesen ist zwar der medizinisch-wissen- schaftlichen Entwicklung weitge- hend gefolgt, es ist aber dem natur- wissenschattlichen Denken verhaftet geblieben und hat Einsichten in die psychischen und gesellschaftlichen Wechselwirkungen von Gesundheit und Krankheit nicht berücksichtigt.

Es ist ausgenchtet an der Behand- lung von Krankheitszuständen, nicht aber an deren Verhütung."

"Andererseits bleibt dem Arzt zu wenig Zeit für eingehende Beratung und Betreuung. Er setzt häufig aus ökonomischen Gründen einen eige- nen technischen Laborapparat für Diagnostik und Therapie ein mit kostspieligen Folgen für die Zah- lungsverpflichteten. Solcher Techni- sierung der Einzelpraxis steht das Absinken spezifisch ärztlicher Lei- stungen und die Sorge um einen funktionsfähigen Bereitschafts- und Notfalldienst gegenüber."

"Die Säuglings- und Müttersterblich-

keit ist in der Bundesrepublik Deutschland gegenüber vergleich- baren Ländern unnötig hoch. Eine wirksame vorsorgende Gesundheits- betreuung im Kindes- und Jugendal- ter fehlt weitgehend."

"Die Bevölkerung weiter Gebiete ist ärztlich unterversorgt Das ist die Folge eines Kassenarztrechts ohne Steuerungselemente, das zusam- mentrifft mit fehlerhaften Strukturen der ärztlichen Einrichtungen. Ambu- lante und stationäre medizinische Versorgung sind starr voneinander getrennt. Das mindert ihre Lei- stungsfähigkeit und erhöht die Ko- sten .. . erheblich."

.,Unser bestehendes Gesundheits- wesen ist gemessen an seiner Lei- stungsfähigkeit zu teuer. Veralterte Struktur und fehlende Verflechtung beschränken die Möglichkeit der Rationalisierung. Mangelhafte Steuerungs- und Kontrollelemente führen zu gesamtwirtschaftlich nicht vertretbaren Beitragsbelastungen der Sozialversicherten."

"Die unvertretbar hohen Kostenstei-

gerungen werden vor allem durch die Ausgaben für Krankenhäuser,

ärztliche und zahnärztliche Vergü- tungen sowie für Arzneimittel verur- sacht. Eine zu geringe Differenzie- rung des Krankenhausangebots, überlange Krankenhausverweildauer infolge Fehlbelegungen und das Fehlen ambulanter Nachbehand- lungsmöglichkeiten und Hauskran- kenpflege, insbesondere unrationel- le Krankenhausorganisation tragen zu diesem Kostendruck bei. Eine die technischen Einzelleistungen begünstigende und dadurch den Leistungsumfang hochtreibende ärztliche Gebührenordnung sowie eine zu schwache und zersplitterte Position der Sozialversicherungsträ- ger bei Honorarverhandlungen stel- len einen weiteren erheblichen ko- stensteigenden Faktor dar. Auch ist hierdurch das Einkommen der nie- dergelassenen Ärzte stärker gestie- gen als das der Beitragszahler."

"Unser Gesundheitswesen muß ra-

tionell gestaltet werden. Teilberei- che müssen organisatorisch und technisch miteinander verzahnt und durch gemeinsame Einrichtungen wie medizinische Zentren und zen- trale Informationssysteme miteinan- der verbunden werden.

~ "Die Verantwortung für die Ordnung der medizinischen Versorgung liegt beim Staat. Jedoch sollen die Auf- gaben der medizinischen Versor- gung nicht von den Staatsorganen selbst, sondern soweit wie möglich im Wege der Selbstverwaltung und der gesellschaftlichen Mitbestim- mung durch die betroffenen Grup- pen (Vertreter der Versicherten, der im Gesundheitswesen Tätigen und der Gebietskörperschaften) wahrge- nommen werden, wie dies dem Prinzip einer freiheitlich-demokrati- schen Gesellschaft entspricht."

"Die Integration der medizinischen Versorgung erfordert weder die in- stitutionelle Einheitlichkeit noch die Auflösung historisch gewachsener Formen medizinischer Versorgung und freiberuflicher ärztlicher Tätig- keit. Sie können in diese Struktur eingeordnet werden. Die im Ge- sundheitswesen Tätigen, insbeson- dere die freiberuflichen Ärzte, wol- len wir für eine fortschrittliche Ge- sundheitspolitik gewinnen."

DEUTSCHES ARZTEBLA'IT Heft 49 vom 4. Dezember 1975 3353

Referenzen

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