• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "LIQUIDATIONEN: Ruhestandsbeamte beklagen sich" (02.09.1976)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "LIQUIDATIONEN: Ruhestandsbeamte beklagen sich" (02.09.1976)"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Spektrum der Woche Aufsätze Notizen BRIEFE AN DIE REDAKTION

aber nicht indikationslos abbre- chen darf, außer bei vitaler Gefahr der Mutter. Das Abtreiben ist ein uralter, nur dem Menschen eigen- tümlicher „Sport", der in der Tier- reihe sonst nicht vorkommt, aber dafür handelt es sich ja um die Spezies homo „sapiens"! ...

Dr. med. Robert Schlesierweg 51 3053 Steinhude

VOLKSKUNDE

Zu dem Beitrag von Bruno Gebhard M. D.: „Nnmen est omen" im DEUT- SCHEN ÄRZTEBLATT 8/1976:

Flurnamen gegen „Doktorstraßen"

Die Abwertung der Flurnamen, wie sie Bruno Gebhard in seinem sonst löblichen Beitrag erkennen läßt, dürfte jedem Volkskundler, Heimat- forscher und Heimatfreund mißfal- len. Der Aussagewert alter Flurna- men ist beträchtlich, und sehr viele Flurnamen werden von Generation zu Generation weitergegeben. Viel- leicht gehören Flurnamen in den USA, wo Bruno Gebhard lebt, nicht zum Volksgut. Über ihren kulturhi- storischen Wert besteht m. E. kein Zweifel. Um nur ein Beispiel anzu- führen: Joseph Klapper schreibt in seiner Publikation: „Schlesische Volkskunde auf kulturgeschichtli- cher Grundlage", Breslau 1925, Seite 31, über Flurnamen: „Die ortsüblichen Namen für Feld-, Wie- sen- und Waldstücke, für Wege, Gewässer, Grenzstellen, Bäume, Steine und ähnliche Namen, durch die ihre Lage bestimmt wird, rei- chen oft bis in die Siedlungszeit, sogar bis in die Vorgeschichte zu- rück. Sie sind für die Sprachfor- schung, die Stammes- und Sied- lungskunde, für die geologische und botanische Vergangenheit, für die Sagenforschung und ganz all- gemein für die Volkskunde von ho- hem Werte." In den meisten Fällen sagen aber die Namen der „Doktor- straßen", zum Beispiel Kussmaul- Straße, selbst an seinem Geburts- ort Graben, der Bevölkerung leider gar nichts, wie ich immer wieder

auf Befragen feststellen mußte. Die Anregung von Bruno Gebhard, die Straßenschilder der „Doktorstra- ßen" durch zusätzliche Hinweise auf Lebensdaten und besondere Verdienste zu ergänzen, ist löblich und könnte sicher durch Mithilfe der örtlichen Ärzteorganisationen realisiert werden. Die Umbenen- nung eines im deutschen Sprach- gebiet seltenen und noch nicht ab- geklärten Flurnamens wie zum Bei- spiel „Der Hellweg" selbst in Al- bert-Schweitzer- oder Ferdinand- Sauerbruch-Straße könnte ich nicht gutheißen.

Dr. med. Johannes Wiedner Facharzt für Orthopädie Waldstraße 65

7500 Karlsruhe 1

LIQUIDATIONEN

Überhöhte Liquidationen wegen fal- scher Einschätzung der Höhe beamten- rechtlicher Versorgungsbezüge beklagt der Vorsitzende des Bundes der Ruhe- standsbeamten und Hinterbliebenen in der nachstehenden Zuschrift:

Ruhestandsbeamte beklagen sich Die wirtschaftliche Situation der Empfänger beamtenrechtlicher Versorgungsbezüge wird von der Ärzteschaft bei der Liquidation häufig falsch eingeschätzt, weil nicht mehr wie früher das 1'/2- bis 2 1 /2fache der Gebührenordnung, sondern immer häufiger das 3- bis 5fache, nicht selten sogar das 6fa- che des einfachen Satze's der Ge- bührenordnung berechnet wird.

Dies ist die Ansicht des Bundes der Ruhestandsbeamten und Hin- terbliebenen (BRH) im Deutschen Beamtenbund. Wir appellieren da- her an die Ärzteschaft, durch maß- volle Liquidationen das geltende

Beihilfesystem zu erhalten.

Nach unserer Auffassung sollten sich die Ärzte bei der Bemessung ihres Honorars an Laufbahngrup- pen orientieren. Dabei sollte in den Besoldungsgruppen A 1 bis A 8 (Amtsgehilfe bis Hauptsekretär) in der Regel der 1,5fache, in den Be-

soldungsgruppen A 9 bis A 12 (In- spektor bis Amtsrat) der 2fache und in den IMsoldungsgruppen A 13 und darüber (ab Regierungs- rat) der 2,5fache Satz der Gebüh- renordnung möglichst nicht über- schritten werden.

Die Entwicklung der ärztlichen Li- quidationen wird von den Versor- gungsempfängern mit zunehmen- der Sorge beobachtet. Sie resul- tiert offenbar aus der verbreiteten Unkenntnis über die wahren Ein- kommensverhältnisse der Ruhe- standsbeamten und Beamtenwit- wen, die zu der Annahme geführt hat, dieser Personenkreis verfüge durchweg über besonders gute Einkünfte. Tatsächlich aber handelt es 'sich bei der überwältigenden Zahl der Versorgungsempfänger keineswegs um Bezieher relativ hoher Pensionen, sondern um frü- here Beamte des einfachen und mittleren Dienstes mit sehr be- scheidenen Versorgungsbezügen.

Aber auch Pensionen des gehobe- nen und höheren Dienstes werden oft erheblich überschätzt, weil es an sachlichen Informationen über den öffentlichen Dienst mangelt und weil Vorteile den wirklichen Sachverhalt verschleiern.

Zunächst ist daran zu erinnern, daß alle Versorgungsempfänger mit dem Eintritt in den Ruhestand erhebliche Einkommensverluste hinnehmen müssen. Wegen ihrer gegenüber der berufstätigen Bevöl- kerung deutlich reduzierten Ein- künfte erhielten die Sozialrentner deshalb auch eine kostenfreie Krankenversicherung. Die Empfän- ger beamtenrechtlicher Versor- gungsbezüge müssen die nach Ge- währung der Beihilfen verbleiben- den erheblichen Kostenlücken da- gegen mit einer sehr kostspieligen privaten Krankenversicherung ab- decken. Im Gegensatz zu den prak- tisch steuerfreien Sozialrenten werden die Versorgungsempfänger außerdem zur Einkommensteuer herangezogen.

Im übrigen sind die Pensionen bis zum Amtmann (A 11) nicht höher als die Sozialrente eines vergleich-

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 36 vom 2. September 1976 2275

(2)

Spektrum der Woche Aufsätze Notizen

BRIEFE AN DIE REDAKTION

baren Angestellten mit einer ent- sprechenden hohen Zahl von Ver- sicherungsjahren. Zudem wird übersehen, daß sehr viele ehemali- ge Angestellte und Arbeiter neben ihrer Sozialrente eine weitere Al- tersversorgung in Form einer Werkspension erhalten. Die Vortei- le dieser „Doppelversorgung" zei- gen sich besonders deutlich im Vergleich der Ruhestandsbeamten mit den ehemaligen Behördenan- gestellten, deren aus Sozialrente und Zusatzversorgung bestehen- den Alterseinkünfte die vergleich- baren Beamtenpensionen inzwi- schen um bis zu drei Besoldungs- gruppen hinter sich gelaSsen ha- ben, wie das kürzlich veröffentlich- te Gutachten der Frankfurter

„Treuarbeit AG" beweist. Den Irr- tum über ihre wirtschaftliche Lei- stungsfähigkeit bezahlen die Ver- sorgungsempfänger doppelt: Ein- mal in besonders hohen Liquidatio- nen, zum anderen — daraus resul- tierend — in entsprechend wach- senden Versicherungsbeiträgen.

Wie der BRH bei seinen über 100 000 Mitgliedern im gesamten Bundesgebiet festgestellt hat, sind immer mehr Versorgungsempfän- ger des einfachen und mittleren Dienstes geneigt, auf das „Danaer- Geschenk" der Beihilfeberechti- gung zu verzichten und um die Auf- nahme in die gesetzliche Kranken- versicherung nachzu*suchen. Eine solche Entwicklung würde aber mit Sicherheit auch Auswirkungen auf die übrigen Empfänger beamten- rechtlicher Versorgungsbezüge so- wie auf die aktiven Beamten ha- ben. Damit geriete das gesamte gegenwärtige Gesundheitssystem, an dessen Erhaltung Ärzte und Versorgungsempfänger gleicher- maßen interessiert sind, in Gefahr.

An einer solchen Entwicklung kann nur denjenigen gelegen sein, die unser Gesundheitssystem soziali- sieren wollen.

Gerhard Schröder

Vorsitzender des Bundes der Ruhestandsbeamten und Hinterbliebenen im Deutschen Beamtenbund Aliceplatz 2, 6500 Mainz

LEGASTHENIE

Zu dem Bericht über den ersten Le- gasthenie-Kongreß „Gegensätzliche Meinungen über Legasthenie" in Heft 26/1976:

Irrtümer und Mißverständnisse ... Das neue Wort „Legasthenie"

bezeichnet den längst bekannten Tatbestand, daß manche Kinder wie von selber, andere nur mit Mühe, einige gar nicht lesen und rechnen lernen. Daraus entstanden den Pädagogen schwierige Aufga- ben, seit mit Einführung der Schul- pflicht vor rund 200 Jahren auch die Unbegabten einem Lernzwang unterworfen wurden, mehr noch, seit man die Handarbeit immer mehr abwertete, ein Recht auf aka- demische Ausbildung mit anschlie- ßender Anstellung durchsetzte, Schulzeugnisse zum Maßstab für gesellschaftliche Wertung machte.

Dabei gerieten die Lehr- und Lern- methoden ins Zwielicht. Pestalozzi (1746 bis 1827) verfocht die Buch- stabier- und Lautiermethode, aber sein Sohn konnte mit 13 Jahren noch nicht lesen und schreiben, war vielleicht der erste namentlich bekannte Legastheniker ... Im Le- sen und Rechnen schwach zu sein, ist weder ein unüberwindbarer Nachteil, noch eine furchtbare Schande .

Lernschwierigkeiten haben viele Gründe. Sie zu erforschen und dar- zulegen, erschwert die bis zur Un- verständlichkeit mit Fremdwörtern gespickte Fachsprache moderner Psychologen und Reformpädago- gen, die ein neues „Bewußtsein"

herstellen und die Gesellschaft ver- ändern möchten. Aber wer nicht deutlich unterscheidet zwischen tierischem Gehabe und menschli- chem Verhalten, zwischen ererbter, unbeeinflußbar mitgegebener Be- gabung und deren pädagogischer Entfaltung, zwischen natürlichem Recht und tatsächlichem An- spruch, zwischen Vorsorge und Er- folgszwang, sondern den Wirrwarr durch Fremdwörter noch steigert, darf sich nicht beklagen über Irrtü- mer und Mißverständnisse. Schul- krank und neurotisch werden Kin-

der vielleicht in modernen Mam- mutschulen und ehrgeizigen Kin- dergärten, am wahrscheinlichsten jedoch durch Tabakrauchen wäh- rend der Schwangerschaft, durch Nichtstillen, Dosenbabynahrung, Fernsehen, Verkehrs- und Urlaubs- rummel, „irre" Musik, Impfungen, Medikamente, Genußmittel und Vorwegnahmen auf vielen, vor al- lem auf sexuellen Gebieten.

Wenn es dem Arzt gelingt, mit ein- gehender biographischer Analyse, analytischer und Zeichendiagnostik sowie anderen somatopsychischen Tests Ursachen und Entstehungs- weise einer Legasthenie aufzuklä- ren, kann er mit Heilmitteln dort oft sogar rasch helfen, wo nicht vorge- burtliche Hirnschäden, Erbfaktoren und dergleichen jede Einflußnahme ausschließen. Am schwierigsten ist es, die Eltern davon zu überzeu- gen, daß ihr Kind zwar lernen will, aber weil es krank ist, nicht lernen kann und daß die wirtschaftliche und gesellschaftliche Zukunft des Kindes nicht allein von der Note im Abitur abhängt. In unserem Staate sind schon Handwerker zu den höchsten Stellen aufgestiegen, ha- ben hochbetitelte Entdecker am Hungertuch nagen dürfen. Rezepte im Kochbuchstil, Pauschalurteile, die ganzen Berufsständen Eignung, Einsicht und guten Willen abspre- chen, sind zwar beliebt, machen Schlagzeilen, aber sie helfen nie-

mandem. Die Ärzteschaft hat Grund genug, sich davon zu di- stanzieren. Im Schul- und im Ge- sundheitswesen sind Menschen am Werke mit ernsthaftem Bemühen.

Sie können nicht alles heilen, nicht alle Schwierigkeiten überwinden.

Unzulänglichkeiten müssen festge- stellt, aber falsche Anschuldigun- gen vermieden werden. Wo man anders vorgeht, muß befürchtet werden, daß manche zwar Lesen gelernt haben, den Text jedoch nicht zu verstehen vermögen. Das ist eine der verbreitesten Formen von Legasthenie und die gefähr-

lichste.

Dr. med. Johann G. Hille 7410 Reutlingen

Postfach 351

2276 Heft 36 vom 2. September 1976

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Die in der Bundesrepublik festzustellende Unsicherheit, insbeson- dere in bezug auf Liquidationen gegenüber beihilfeberechtigten Patienten, hat den Vorstand

Um nicht falsch verstanden zu werden: Ich stimme mit den Kollegen aus Hamburg inhaltlich voll überein, nur wäre es sehr viel angebrachter, über die be- reits konkret laufenden

Für eine Familie mit ei- nem Hauptversicherten und zwei Kindern erhält ein Arzt pro Patient von der BKK Verkehrsbau Union also 25,56 DM pro Patient pro drei Monate – wenn er

Das Ergebnis der ärztlichen Vorprüfung vom Frühjahr dieses Jahres ( „Skandalphysikum") wird für Studenten der FU durch einen Punktebonus korri- giert.. Das Berliner

Deutschen Hausärztetages (vom 19. September in Landshut), daß zwei Hauptforderungen seines Berufs- verbandes bundesweit noch nicht realisiert worden seien: nämlich die

Abgesehen davon, daß der Versi- cherte das Informationsangebot kaum ausschlagen kann, muß auch bezweifelt werden , ob ein Kostenspareffekt erzielt werden kann.. Die

Die Auswirkungen sind deutlich: 23,8 % der Ärzte sind hinsichtlich ihrer beruflichen Ziele unentschlossen, 18,7 % wollen ins Ausland, 7,7 % wollen im nicht kurativen Bereich

Diese Erwartung hat sich er- füllt; ja, es läßt sich darüber hinaus feststellen, daß die Ausgaben für die ambulante kassenärztliche Versorgung in diesen Jahren nicht nur im