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Archiv "Wirtschaftliche Situation der Praxen: Verbesserungen sind erkennbar" (14.03.2014)

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A 436 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 111

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Heft 11

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14. März 2014

P O L I T I K

A

ls das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (ZI) zuletzt ein Praxis- Panel (ZIPP) zur wirtschaftlichen Situation in den Arztpraxen vorleg- te, im Jahr 2012, standen Sorgen um steigende Kosten und zu gerin- ge Investitionen im Vordergrund.

„Die Anforderungen an die Qualität der ärztlichen Versorgung und der medizinisch-technische Fortschritt bedingen notwendige und kontinu- ierliche Investitionen“, betonte sei- nerzeit der damalige Kuratoriums- vorsitzende, Dr. med. Wolfgang Eckert, seinerzeit Vorstandsvorsit- zender der Kassenärztlichen Ver - einigung (KV) Mecklenburg-Vor- pommern. Eckert wertete es als ein schlechtes Zeichen, dass die Hälfte der Praxen 2008 nicht mehr als 3 800 Euro investiert hatte. Er for- derte ein investitionsfreundlicheres Klima.

Die Ärzte und Psychologischen Psychotherapeuten, die für diesen Jahresbericht 2010, vorgestellt 2012, Daten für die Jahre 2006 bis 2008 lieferten, hatten ihren Investitions- bedarf für Neuanschaffungen auf hochgerechnet 21 000 Euro bezif- fert. Für das Praxis-Panel werden

regelmäßig die wirtschaftliche Situa- tion und die Rahmenbedingungen der vertragsärztlichen Versorgung aufgrund von Arztbefragungen so- wie Praxisdaten analysiert, aller- dings stark zeitversetzt.

Praxisumsatz ist gestiegen, Investitionen sind höher

Als das ZIPP mit den Auswertun- gen im Frühjahr 2012 erschien, rea- gierte der damalige Vorstandsvor- sitzende der Kassenärztlichen Bun- desvereinigung (KBV), Dr. med.

Andreas Köhler: Er kündigte an, im Bewertungsausschuss etwa 800 Mil- lionen Euro allein dafür zu fordern, dass Vertragsärzte und -psychothe- rapeuten einen fünfprozentigen Zu- wachs für notwendige Investitionen erhalten.

Auch wenn Köhler sich damit nicht durchsetzen konnte, hat sich die Situation im Hinblick auf Pra- xisinvestitionen wie Einnahmen et- was verbessert. Das zeigt der Jah- resbericht 2012, der den Zeitraum 2008 bis 2010 umfasst und Ende Februar vorgelegt wurde. Der Um- satz in den Praxen von Ärzten und Psychologischen Psychotherapeu- ten ist danach gestiegen: um 4,8

Prozent von 2008 auf 2009 und um zwei Prozent von 2009 auf 2010. Er lag 2010 bei 266 000 Euro je Pra- xisinhaber. Dies entspricht, vergli- chen mit 2008, einem Anstieg um 17 000 Euro. Grund war vor allem die Steigerung der Honorare, die für gesetzlich Krankenversicherte 2009 gezahlt wurden, um 6,3 Pro- zent. Die Privateinnahmen erhöhten sich um 2,7 Prozent.

Kurz vor seinem Ausscheiden aus der KBV kommentierte Köhler die Daten so: „Auf der einen Seite sind greifbare Verbesserungen der wirtschaftlichen Situation in der vertragsärztlichen Tätigkeit für das Jahr 2009 erkennbar. Auf der ande- ren Seite sind steigende Kosten, insbesondere für Personal, und – erfreulicherweise – höhere Investi - tionsraten zu beobachten.“ Aller- dings hätten die Niedergelasse- nen im Jahr 2010 inflationsberei- nigt wieder einen Rückgang ihres Überschusses hinnehmen müssen, schränkte Köhler ein.

Dass die Niedergelassenen wie- der mehr investiert haben, interpre- tiert das ZI als Folge des Honorar- zuwachses zuvor. 2010 erhöhten sich die Abschrei bungen um 2,2 WIRTSCHAFTLICHE SITUATION DER PRAXEN

Verbesserungen sind erkennbar

Der deutliche Honorarzuwachs im Jahr 2009 hat die Einnahmen verbessert. Doch weil die Kosten steigen, waren die Ertragszuwächse schon 2010 wieder gering, real sogar rückläufig. Die Honorarreform muss weitergeführt werden, betont die KBV.

Foto: Reinhold Schlitt

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Deutsches Ärzteblatt

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14. März 2014 A 437 Prozent. Wenn Ärzte in neue Geräte

oder Praxisausstattung investierten, würden die Kosten dafür über meh- rere Jahre abgeschrieben. „Steigen- de Aufwendungen für Abschreibun- gen werden in der Regel durch hö- here Investitionen in den Vorjahren verursacht“, erläutert das ZI. Weil keine Abschreibungen auf Autos enthalten sind, muss es sich dem ZI zufolge um Investitionen allein in den Praxisbetrieb handeln.

Beachtenswert findet es das In- stitut zudem, dass ein erheblicher Teil der Ausgaben für Investitionen aus privaten Mitteln finanziert wur- de. Mehr als zwei Drittel der Pra- xisinhaber haben ihre Anschaffun- gen vollständig selbst finanziert.

Dies müsse bei der Kalkulation ärztlicher Leistungen berücksich- tigt werden, fordert das ZI. Doch aktuell würden dafür nur Fremdka- pitalzinsen berücksichtigt.

Der Jahresüberschuss je Praxis- inhaber, also die Gesamteinnahmen abzüglich der Gesamtbetriebskos- ten, stieg von 2008 auf 2009 von 126 700 Euro auf 137 000 Euro (+8,1 Prozent) und von 2009 auf 2010 dann auf 138 000 Euro (+0,7 Prozent). Berücksichtigt man die Inflation, sank der Jahresüber- schuss 2010 im Vergleich zum Vor- jahr aber (–0,4 Prozent). Den Durchschnittsüberschuss erreichten nicht alle Praxen. Dem ZIPP zufol- ge erzielte etwa die Hälfte der Pra- xisinhaber einen Jahresüberschuss unter 122 000 Euro, ein Viertel ei- nen unter 81 000 Euro. Ein Viertel der Praxisinhaber kam auf mehr als 175 000 Euro.

Stundensatz liegt im Schnitt bei etwa 30 Euro

Knapp 90 Prozent der Einnahmen stammen im Durchschnitt aus der Versorgung gesetzlich Krankenver- sicherter und deren Finanzierung durch die Krankenkassen, zehn Prozent aus der Behandlung privat Versicherter und der Inanspruch- nahme individueller Gesundheits- leistungen. Circa ein Prozent stammt aus Einnahmen durch die Berufsgenossenschaft oder Unfall- versicherung. Bei chirurgisch täti- gen Praxisinhabern liegt dieser An- teil bei 13 Prozent. In einzelnen

Facharztgruppen stammt allerdings ein Drittel der Einnahmen aus der Privatpraxis (Kasten).

Nach den Berechnungen des Zentralinstituts ergibt sich aus dem Durchschnittseinkommen von 138 000 Euro nach Abzug der Bei- träge zur ärztlichen Altersversor- gung, zur Kranken- und Pflegever- sicherung und der Einkommen- steuer ein Nettoeinkommen von 98 000 Euro. Bei einer durch- schnittlichen Arbeitszeit von 50 Wochenstunden entspricht dies ei- nem Stundensatz von 30 Euro be- ziehungsweise einem Überschuss pro Stunde von 60 Euro.

Hausärzte und hausärztlich tätige Internisten erreichen diesen Durch- schnittswert tendenziell aber nur, weil sie länger arbeiten. Bei Fach- ärzten liegt der Jahresüberschuss je Stunde hingegen je nach Fachgrup- pe zwischen 67 und 86 Euro. Durch höhere Kosten lassen sich diese Un- terschiede dem ZI zufolge nicht schlüssig erklären.

Die Betriebskosten sind den Auswertungen entsprechend zwi- schen 2008 und 2010 um 4,7 Pro- zent je Praxisinhaber gestiegen. Die

Aufwendungen für Personal stiegen dabei um mehr als 9,4 Prozent, die für Versicherungen, Beiträge und Gebühren um 8,6 Prozent, die für Mieten und Nebenkosten um sechs Prozent. Die Aufwendungen für Material und Labor, Abschreibun- gen, Leasing und Gerätemieten so- wie Fremdkapitalzinsen entwickel- ten sich über den Zeitraum 2008 bis 2010 insgesamt rückläufig.

Große Bandbreite zwischen den einzelnen Fachgruppen

Zu berücksichtigen ist weiterhin, dass die Umsatz- und Gewinnent- wicklung zwischen und innerhalb der einzelnen Fachgruppen sehr un- terschiedlich verlaufen ist. Für die Gruppe „Psychosomatische Medi- zin und Psychotherapie“ weist das Panel für 2008 einen Umsatz von etwa 101 000 Euro aus, für 2010 von knapp 109 000 Euro (+7,1 Pro- zent). Der Jahresüberschuss steiger- te sich von 70 000 Euro im Jahr 2008 auf 76 000 Euro im Jahr 2010 (+9,1 Prozent). Für die Gruppe

„Psychotherapie“ lag der Umsatz 2008 bei 85 000 Euro, 2010 bei 96 000 Euro (+13 Prozent). Der Jahresüberschuss stieg von 59 000 Euro auf 68 000 Euro (+17 Pro- zent).

Erkennbar ist auch, dass Ge- meinschaftspraxen tendenziell hö- here Kosten als Einzelpraxen ha- ben, aber auch höhere Einnahmen.

Der Jahresüberschuss liegt in Ge- meinschaftspraxen je Inhaber um fast 20 Prozent höher als ein Einzel- praxen.

Die Ertragslage unterscheidet sich zudem in Fächern wie der Au- genheilkunde stark nach dem Leis- tungsspektrum. „Operativ tätige Praxisinhaber erzielten im Jahr 2010 einen Jahresüberschuss, der rund 61 Prozent über dem der kon- servativ tätigen Ärzte lag“, heißt es im ZIPP. Dieses Bild ändere sich auch nicht, wenn man den höheren Zeitaufwand operierender Ärzte be- rücksichtige. Auch bei Dermatolo- gen sind die Unterschiede demnach groß: Je Inhaberstunde erzielen operativ tätige Hautärzte einen Überschuss von 72 Euro, konserva- tiv tätige von 34 Euro.

Sabine Rieser

Das ZI erhebt regelmäßig die wirtschaftliche Situation in Praxen. Die Angaben beruhen auf anonymisierten Befragungsergebnissen. Zuletzt beteiligten sich etwa 6 200 Ärzte und Psychologische Psychotherapeuten.

95 Prozent belegten ihre Angaben durch Testate von Steuerberatern.

Dennoch wird die Aussagekraft des Praxis-Panels regel- mäßig angezweifelt, vor allem von den Krankenkassen.

Sie verweisen in der Regel auf Analysen des Statisti- schen Bundesamtes. In dessen Auswertungen seien aber extrem umsatzstarke Praxen überrepräsentiert, hieß es dazu aktuell vonseiten des ZI. Und die Praxis- daten beruhten komplett auf eigenen Angaben der Be- fragten.

Dass Ärzte und Psychologische Psychotherapeuten 2010 im Schnitt Praxiseinnahmen von 266 000 Euro erwirtschafteten, liegt daran, dass ein nennenswerter Teil dieser Einnahmen aus privatärztlicher Tätigkeit stammt, nämlich knapp 54 000 Euro. Bei Allgemein- medizinern und hausärztlichen Internisten lag der Ein- nahmeanteil aus einer Privatpraxis bei 13 Prozent, bei den Hämatologen/Onkologen bei 14 Prozent. Bei den Augenärzten betrug er 32 Prozent, bei den Dermato - logen 34 Prozent, und bei den Urologen 35 Prozent.

DAS ZIPP IN KÜRZE

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