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Archiv "Zunehmend schwierigere wirtschaftliche Situation der Kassenärzte" (08.04.1983)

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Aus den Ausführungen des Ersten Vorsitzenden der Kassenärztlichen Bundesvereinigung,

Dr. Hans Wolf Muschallik,

vor der „Konzertierten Aktion" am 23. März in Bonn

Im August 1981 habe ich im Zusammenhang mit der Dis- kussion um das Krankenversi- cheru ngs-Kostendämpfu ngs- Ergänzungsgesetz (KVEG) ei- nen Honorarverzicht bis Ende 1982 ausgesprochen, und in einem diesbezüglichen Sch rei- ben an den damaligen Bun- desarbeitsminister gleichzei- tig der Erwartung Ausdruck gegeben, daß dadurch die Ausgabensteigerungen für die ambulante kassenärztliche Versorgung in den Jahren 1981 und 1982 im Einklang mit der Grundlohnsummenent- wicklung dieser beiden Jahre liegen werden,

Diese Erwartung hat sich er- füllt; ja, es läßt sich darüber hinaus feststellen, daß die Ausgaben für die ambulante kassenärztliche Versorgung in diesen Jahren nicht nur im Einklang, sondern sogar un- terhalb der Grundlohnsum- menentwicklung liegen.

Mit dieser ihrer Initiative, wel- che auch für andere Kosten- bereiche zum auslösenden Moment wurde, haben die Kassenärzte aktiv dazu beige- tragen, daß die Ausgaben der gesetzlichen Krankenversi- cherung mit einer seit Jahren nicht mehr zu verzeichnenden minimalen Zuwachsrate von 0,8 Prozent weit unter den Einnahmen in Höhe von 5,8 Prozent gelegen haben.

Sosehr man einerseits diese Entwicklung im Interesse des Ganzen begrüßen muß, so- sehr bin ich andererseits über die damit verbundenen nega- tiven Auswirkungen für die deutsche Kassenärzteschaft beunruhigt. Die heute vorlie- genden Zahlen lassen die

Feststellung zu, daß der durchschnittliche Umsatz aus kassenärztlicher Tätigkeit je Arztpraxis sich im letzten Jahr nicht erhöht hat.

• Bei deutlich gestiegenen Praxiskosten ergibt sich hier- aus für den einzelnen Kassen- arzt ein Einkommensverlust erheblichen Ausmaßes. Diese wirtschaftliche Schwächung führt zu einer Minderung der Investitionskraft der Kassen- ärzte.

Ein solcher Trend sollte kei- nen unbesorgt sein lassen.

Letztlich hängt nämlich von der Erhaltung der Investi- tionskraft die Fortsetzung un- serer Strategie „Soviel ambu- lant wie möglich" ebenso ab wie die Erhaltung von Arbeits- stellen und die von uns mit großer Mühe geförderte Zahl an Ausbildungsplätzen junger Ärzte in Arztpraxen.

Diese für die Kassenärzte zu- nehmend schwierigere wirt- schaftliche Situation wird durch die in den näch- sten Jahren überproportional wachsende Arztzahl weiter verschärft werden.

Schon im letzten Jahr haben sich 5,6 Prozent neue Kassen- ärzte niedergelassen. Nur durch das gleichzeitige Aus- scheiden von 3,3 Prozent „Alt- Kassenärzten" hielt sich der Nettozugang bei 2,3 Prozent.

Dennoch werden die Umrisse einer vorausgesagten Ärzte- schwemme heute immer deut- licher. Schlaglichtartig möch- te ich nur auf den zu erwar- tenden deutlichen Rückgang der Ausscheidequote an Kas- senärzten in den nächsten

Diese Situation und das dazu gezeichnete Bild machen es verständlich, wie schwer es fallen mußte, im Herbst letz- ten Jahres einem erneuten Honorarverzicht für das 1.

Halbjahr 1983 zuzustimmen.

Aus Gründen der allgemein geforderten Solidarität und zur Bewältigung der gesamt- wirtschaftlichen Krise sind die Kassenärzte dennoch dem Aufruf des Bundesarbeitsmi- nisters gefolgt.

• Auch heute sind sie unver- ändert bereit, im Interesse al- ler Bürger ihren ärztlichen Sachverstand konstruktiv in die Diskussion um die Stabili- sierung der Ausgaben unse- res Gesundheitswesens ein- zubringen. Aber sie erwarten auch, daß man den in den letzten Jahren entstandenen finanziellen Druck auf die freie Praxis abbaut und unter Würdigung des freiwilligen zweijährigen Honorarstops wieder die Möglichkeit schafft, in der Kassenarztpra- xis Mittel für notwendige Inve- stitionen zu erwirtschaften.

Die in den letzten Jahren sich immer weiter öffnende Schere zwischen Kosten und Ertrag hat dazu geführt, daß es im- mer schwerer fällt, in der freien Arztpraxis mit den mo- dernen Entwicklungen der Medizin Schritt zu halten.

• Die Integration des medizi- nischen Fortschritts in die kassenärztliche Versorgung liegt aber im besonderen In- teresse des Patienten; sie stellt die Voraussetzung dar für die Weiterführung des qualifizierten Standes der am- bulanten Medizin.

• Der zweijährige Honorar- stop kann also — und das ist mein Credo — keinesfalls wei- tergeführt werden. Eine Anhe- bung der Punktwerte ist — und dafür hoffe ich auf aller Ver- ständnis — nun dringend not-

wendig.

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Jahren bei gleichzeitigem er- höhten Zustrom an frisch ap- probierten Ärzten hinweisen.

Zunehmend schwierigere wirtschaftliche Situation der Kassenärzte

Ausgabe A DEUTSCHES T 80,,jahrgarxg fiert* vam

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