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Archiv "Epikrise: Weitere Unsitten" (27.12.1999)

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Vor allem Information

Unabhängig von Stilsi- cherheit und Eloquenz des Verfassers sollte ein Arztbrief vor allem der Information des Kollegen dienen und deshalb alles Wichtige knapp zusam- menfassen.

Ich selbst bin häufig damit befaßt, aus den Arztberichten unserer Krebspatienten Ein- gabedaten für das EDV-Tu- morregister zusammenzustel- len.

Auffallend oft sind we- sentliche Parameter wie Beruf, Familienanamnese, Hauptsymptom, Tumorklas- sifikation, Operationsergeb- nis, Histologiebefund nicht im Arztbrief enthalten, son- dern ich muß sie erst aus den – hoffentlich vorhandenen – Einzeldokumenten extrahie-

ren. Anamnese- und frühere Behandlungsdaten sind oft gar nicht zu erlangen, vor al- lem bei schwerkranken Pati- enten, die selbst keine Aus- kunft geben können.

Zwei Extremtypen kri- stallisieren sich dabei heraus:

Zum einen der hektogra- phierte Kurzbrief mit hand- schriftlichen Eintragungen („bekannt“, „folgt“ etc.), der uns aus den regionalen Tu- morzentren erreicht und dem nur gelegentlich zeitnah der versprochene ausführliche Bericht folgt. Zum anderen ein achtseitiger Komplettaus- druck des elektronischen Krankenblatts vom niederge- lassenen Spezialisten, mit al- len Originalbefunden der letzten fünf Jahre. Beides gleich schändlich!

Dr. Peter Köhler, Brandes- straße 19, 78464 Konstanz

Variante

Mit Ihrem Artikel haben Sie einem, der sich mehr als dreißig Jahre lang mit den Produkten von Abteilungs- sekretariaten herumärgern durfte, aus dem Herzen ge- sprochen. Ob er bei denen, die es betrifft, etwas nützt, bleibt abzuwarten.

Darf ich Sie darauf hin- weisen, daß es eine noch hüb- schere Variante gutgemein- ter unverschämter Arztbriefe gibt? „Die Anamnese dürfen wir freundlicherweise als be- kannt voraussetzen.“ Dem Wortlaut nach kann das nur bedeuten, daß man seitens des Krankenhauses so freund- lich ist, dem Hausarzt zuzu- trauen, daß er die Anamnese kennt. Natürlich weiß ich, daß dies nicht gemeint ist – und weil der Krankenhaus-

arzt weiß, daß ich das wissen muß, ist er, auf den von ihm produzierten Unfug ange- sprochen, nicht in der Lage, ihn als solchen zu erken- nen . . .

Dr. med. Hans Herrmann, Pichelsdorfer Straße 7, 12103 Berlin

Weitere Unsitten

Es ist schlechterdings ein Unding, offizielle Arztbriefe, die ja immerhin auch Doku- mente sind, zu beginnen, in- dem man den Adressaten mit Vornamen anredet. Arztbrie- fe sind offizielle Schreiben und keine persönlichen Mit- teilungen.

Ebenfalls ist es schlecht, wenn man schreibt, manch- mal noch vorgedruckt, „Sehr geehrter Herr Kollege, lieber

A-3275 Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 51–52, 27. Dezember 1999 (7)

S P E K T R U M LESERBRIEFE

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Thomas“ – dieses soll eine Vertrautheit kundtun, die in einem offiziellen Schreiben völlig fehl am Platze ist. Wenn ein Chefarzt gar einem niedergelassenen Kollegen schreibt und ihn so anredet, wird man den Verdacht nicht los, daß das vertraute „Du“

verstärkte Zuweisungen von Patienten anregen soll.

Noch kurioser ist es, wenn Assistenzärzte in Kurzarzt- briefen niedergelassene Kol- legen mit Vornamen anreden, weil sie zusammen irgend- wann einmal Assistenzärzte waren. Auch dieses ist eine Unsitte, die nicht geduldet werden sollte.

Dr. med. Volker Weber, All- gemein- und unfallchirurgi- sche Abteilung, Albert- Schweitzer-Krankenhaus Us- lar, Graftplatz 5, 37170 Uslar

Überzeugend

. . . Kollege Semler hat die Forderungen, die an Epikrise und Arztbrief zu stellen sind, überzeugend herausgearbei- tet und mit Beispielen belegt, welche Fehler beim Arztbrief vermieden werden sollten.

Heute, wo Arztbriefe meist mit dem Computer geschrie- ben werden, ist die Gefahr groß, daß sie durch Verwen- dung von „Textbausteinen“

und Übernahme von „ab- gespeicherten Befunden“ zu 0-8-15-Machwerken werden.

Ich bin Ihnen dankbar, daß Sie den Artikel im DÄ brachten, und hoffe, daß Kol- leginnen und Kollegen bei der täglichen Arbeit Erkennt- nisse aus dem Beitrag in ihre Epikrisen und Arztbriefe ein- fließen lassen.

Dr. med. Christian Liebenow, Lindenstraße 3, 17459 Ko- serow

Ein Genuß

Das Lesen dieses Artikels war ein Genuß! Ich fand mich auf wundersame Weise er- tappt, berührt und bestätigt.

Viele Fallstricke warten auf den Kollegen, der Arztbriefe verfassen soll, darf und muß.

Doch wer hat uns in diese Dinge eingeführt? Ich bekam Epikrisen vorgelegt mit der Bemerkung: „So wird das bei uns verfaßt!“ Nur wenn ich mich so unklar ausdrückte, daß ich selbst es nicht mehr verstand, bekam ich Epikri- sen zur Korrektur zurück. So erlernte ich dieses „Hand- werk“, allein und oft allein gelassen. Vielleicht ist der Fachjargon und Abkürzungs- wahn nur Ausdruck der schlechten Beherrschung un- serer Muttersprache und der Unsicherheit und Angst, das zuzugeben und das zu ändern.

Der Artikel half mir selbst ein gutes Stück weiter.

Dr. H. Jacob, Dölauer Straße 40, 06120 Halle

A-3276 (8) Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 51–52, 27. Dezember 1999

S P E K T R U M LESERBRIEFE

Werbung

Zur Werbung für ein Grippemittel:

Kleingedrucktes

. . . Die Firma Glaxo Well- come bewirbt ihr Präparat Relenza mit dem Slogan „Das erste Mittel gegen Influenza A und B“ und suggeriert, daß eine Influenzainfektion so vermieden werden kann. Im Kleingedruckten ist nur von Behandlung die Rede, tat- sächlich soll das Mittel ledig- lich die Krankheitsdauer von 14 auf 12 Tage senken.

Auch vom DÄ erwarte ich, daß mir bei der Beurtei-

lung von Medikamenten kri- tisch geholfen wird, nicht nur redaktionell, sondern auch in der Auswahl der Werbung.

Dr. med. Claus Carstensen, Ottenser Hauptstraße 35, 22765 Hamburg

Fingierte Adressen

Die Redaktion veröf- fentlicht keine anonymen Zuschriften, auch keine Briefe mit fingierten Adres- sen. In besonderen Fällen werden Briefe ohne Na- mensnennung publiziert – aber nur dann, wenn der Absender bekannt ist. DÄ

Referenzen

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