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Archiv "Epikrise: Könner und Zeiger" (27.12.1999)

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gelungen wird. Eine konse- quente und einheitliche Qua- litätssicherung der Arbeit der Ethik-Kommissionen würde sicherlich ein wesentlicher Schritt in Richtung gegenseiti- ger Anerkennung von Voten sein.

Bei der Verfolgung eines solchen Zieles sollte man al- lerdings auch nicht verken- nen, daß die gesamte Arbeit in den Ethik-Kommissionen auf der ehrenamtlichen Ar- beit ihrer Mitglieder beruht.

Diese erbringen die Begut- achtung durch einen hohen zusätzlichen Zeitaufwand und mit großem persönlichem En- gagement. Der zunehmenden Anzahl und zunehmenden Komplexität der Prüfpläne kann jedoch durch eine Ver- besserung der organisatori- schen Strukturen einer Ethik- Kommission und entsprechen- de qualitätssichernde Maß- nahmen Rechnung getragen werden.

Prof. Dr. med. C. H. Gleiter, Pharmakologisches Institut, Universität Tübingen, Wil- helmstraße 56, 72074 Tübin- gen

Med. Dienst

Zu dem Leserbrief „Wer kontrolliert die Kontrolleure?“ von Dr. med. Karl Heinz Doms in Heft 44/1999:

Entwertende Arroganz

. . . Was daran ehrenrührig sein soll, als Arzt für die Krankenkassen tätig zu sein, ist für mich nicht nachvoll- ziehbar. In anderen freien Be- rufen, zum Beispiel der Juris- prudenz, ist dies nichts Unge- wöhnliches.

Ehrenrührig erscheinen mir vielmehr die in der Sache nicht nur unangemessenen, sondern in ihrer degoutan- ten, entwertenden Arroganz nur schwer erträglichen Aus- führungen des Kollegen Doms über meine ärztlichen Kolle- gen und deren Qualifikation.

Sie belegen in eindrucksvol- ler Art und Weise, daß, wer zur argumentativ-kritischen Auseinandersetzung in der Sache nicht willens oder in

der Lage zu sein scheint, es der altbekannten Argumen- tationsfiguren aus der Kla- mottenkiste eines anachroni- stischen Welt- und Berufsbil- des bedarf, die im übrigen in ihrer Banalität an eine wenig ruhmreiche Rolle der deut- schen Ärzteschaft vor noch nicht allzu langer Zeit erin- nern. Sündenböcke, zum Bei- spiel „Behinderte und Altas- sistenten“ – von Hausfrauen sei schon keine Rede mehr –, müssen offensichtlich zu allen Zeiten gefunden werden . . .

Dr. med. Andreas Klein, Im Sonnenschein 25, 54329 Konz

Bedenkenswert

. . . Mit welchem Recht maßt sich der Schreiber an, diese Gruppe von Kollegin- nen und Kollegen pauschal zu verunglimpfen und damit zu beleidigen? Mancher Alt- assistent ist mehr auf dem laufenden geblieben als viele junge Kollegen, hat vielleicht seine Kraft aufgezehrt und möchte vor seinem ersten Herzinfarkt sein Wissen und seine Erfahrungen weiter einsetzen, allerdings ohne Nachtdienste oder ohne über- große Hektik, oft nach Jahren angestrengter Leistung.

Ich kenne keine auch in der Klinik tätige Kollegin, die nicht zusätzlich Hausfrau ist.

Einem behinderten Kol- legen Kompetenz abzuspre- chen ist Hybris und Dumm- heit, vielleicht auch nur man- gelnde Lebenserfahrung (in den Niederlanden ist der Be- hinderte mindervalide und nicht minderbemittelt). Ge- rade dieser Kollegenkreis hat durch das persönliche Schick- sal oft mehr Einfühlungsver- mögen in Menschen, als man dem Schreiber, den Zeilen nach, zutrauen möchte. Er sollte sich fragen, ob er seinen Beruf als Arzt wirklich gut gewählt hat. Vielleicht ist er aber auch nur Apparate-Me- diziner, dann soll er es blei- ben . . .

Dr. med. Stiebing, Bruns- wiek-Klinik, Auf der Schan- ze 5, 31810 Bad Pyrmont

Epikrise

Zu dem Beitrag „Ende gut – Epikrise gut“ von Dr. med. Peter Semler in Heft 45/1999:

Dank

Ich möchte Herrn Semler danken für diesen humorvol- len und vielleicht auch fol- genreichen Artikel.

Ich hätte noch ein wei- teres Unwort hinzuzufügen, was mich in letzter Zeit zunehmend in Arztbrie- fen stört. Und zwar ist es das Wort „Antibiose“. Diese Verkürzung des eindeutigen Sachverhaltes einer antibioti- schen Therapie hört sich selbst wie eine unangenehme Krankheit an.

Dr. med. Ilse Kreuter, Saar- gemünder Straße 125, 66119 Saarbrücken

Besser: In vernetzte Systeme

implementieren

. . . Ja – liebes Ärzteblatt! –, sind das die aktuellen Proble- me des deutschen Medizinbe- triebes? Und Sie, Herr Kolle- ge Semler, scheinen nichts an- deres zu tun zu haben, als die Stilblüten in den Arztbriefen Ihrer Assistenten aufzustö- bern? Um drei Uhr morgens diktiert es sich halt nicht mehr so flüssig und fehlerfrei, wie Sie es wohl erwarten. Die im- mer kürzere Verweildauer und eine zunehmende Flut an Formularen, Anfragen, Rück- fragen, Nachfragen, Begleit- zetteln, Erfassungsbögen, Kurzmitteilungen, Briefen, Rundschreiben und Anschrei- ben sorgt nicht nur, aber doch auffallend stark, bei den Kol- legen der Inneren Medizin für unzählige Überstunden und so manches mit der Stenorette versüßte Wochenende. Dabei sollte man sich angesichts der Diskussion über „Vernetzte Systeme“ doch wohl eher fra- gen: Wie kann dem Einhalt ge- boten werden? Liest das ei- gentlich jemand wirklich alles durch (außer bestimmten Chefärzten)? Welche Infor- mationen benötigt ein Haus-

arzt oder der weiterbehan- delnde Kollege wirklich? Wel- che Darstellungsform könnte gefunden werden, die sowohl dem Informationsbedürfnis des weiterbehandelnden Kol- legen als auch dem Klinikkol- legen gerecht wird – ohne in einen Arztroman zu enden – und die damit hilft, „textli- chen Ballast“ zu vermindern?

Ließe sich eine verkürzte und prägnantere Form (im Sin- ne eines Kurzbriefformulars oder einer weitestgehend stan- dardisierten Entlassungsmit- teilung) nicht auch viel un- komplizierter in Computersy- steme und damit zugunsten

„vernetzter Systeme“ imple- mentieren? Das wäre ein Bei- trag, den ich gerne in diesem DÄ gelesen hätte!

Mein Vorschlag an Kolle- ge Semler: Machen Sie eine Umfrage bei Ihren Hausärz- ten, welche Informationen diese über den Krankenhaus- aufenthalt eines Patienten wirklich benötigen! Lesen Sie lieber ein gutes Buch, wenn Sie Wert auf feinsinnige For- mulierungen legen, und dik- tieren Sie mal wieder selbst 30 Briefe hintereinander!

Dr. med. Nicolai Schäfer, Mathiaskirchplatz 27, 50968 Köln

Könner und Zeiger

Großartig! Selten so ge- lacht! Ergänzen will ich die- ses: Etliche Epikrisen – wie auch wissenschaftliche Publi- kationen – vermitteln den Eindruck, unsere Zunft be- stehe aus Könnern und Zei- gern. Ist die Nachricht „xy verhält sich so und so“, dann steht geschrieben „Wir konn- ten zeigen, daß xy . . .“. Was dem Schreiber wichtig ist, steht im Hauptsatz, was den Leser interessiert, verschwin- det klein im Nebensatz.

Die gute Nachricht: Auch der blutigste Anfänger kann hervorragende Briefe schrei- ben, wenn er sie exakt so schreibt, wie er sie lesen woll- te.

Dr. med. Joachim Siegmund, M. D., Lipaer Straße 9 A, 12203 Berlin

A-3274 (6) Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 51–52, 27. Dezember 1999

S P E K T R U M LESERBRIEFE

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Vor allem Information

Unabhängig von Stilsi- cherheit und Eloquenz des Verfassers sollte ein Arztbrief vor allem der Information des Kollegen dienen und deshalb alles Wichtige knapp zusam- menfassen.

Ich selbst bin häufig damit befaßt, aus den Arztberichten unserer Krebspatienten Ein- gabedaten für das EDV-Tu- morregister zusammenzustel- len.

Auffallend oft sind we- sentliche Parameter wie Beruf, Familienanamnese, Hauptsymptom, Tumorklas- sifikation, Operationsergeb- nis, Histologiebefund nicht im Arztbrief enthalten, son- dern ich muß sie erst aus den – hoffentlich vorhandenen – Einzeldokumenten extrahie-

ren. Anamnese- und frühere Behandlungsdaten sind oft gar nicht zu erlangen, vor al- lem bei schwerkranken Pati- enten, die selbst keine Aus- kunft geben können.

Zwei Extremtypen kri- stallisieren sich dabei heraus:

Zum einen der hektogra- phierte Kurzbrief mit hand- schriftlichen Eintragungen („bekannt“, „folgt“ etc.), der uns aus den regionalen Tu- morzentren erreicht und dem nur gelegentlich zeitnah der versprochene ausführliche Bericht folgt. Zum anderen ein achtseitiger Komplettaus- druck des elektronischen Krankenblatts vom niederge- lassenen Spezialisten, mit al- len Originalbefunden der letzten fünf Jahre. Beides gleich schändlich!

Dr. Peter Köhler, Brandes- straße 19, 78464 Konstanz

Variante

Mit Ihrem Artikel haben Sie einem, der sich mehr als dreißig Jahre lang mit den Produkten von Abteilungs- sekretariaten herumärgern durfte, aus dem Herzen ge- sprochen. Ob er bei denen, die es betrifft, etwas nützt, bleibt abzuwarten.

Darf ich Sie darauf hin- weisen, daß es eine noch hüb- schere Variante gutgemein- ter unverschämter Arztbriefe gibt? „Die Anamnese dürfen wir freundlicherweise als be- kannt voraussetzen.“ Dem Wortlaut nach kann das nur bedeuten, daß man seitens des Krankenhauses so freund- lich ist, dem Hausarzt zuzu- trauen, daß er die Anamnese kennt. Natürlich weiß ich, daß dies nicht gemeint ist – und weil der Krankenhaus-

arzt weiß, daß ich das wissen muß, ist er, auf den von ihm produzierten Unfug ange- sprochen, nicht in der Lage, ihn als solchen zu erken- nen . . .

Dr. med. Hans Herrmann, Pichelsdorfer Straße 7, 12103 Berlin

Weitere Unsitten

Es ist schlechterdings ein Unding, offizielle Arztbriefe, die ja immerhin auch Doku- mente sind, zu beginnen, in- dem man den Adressaten mit Vornamen anredet. Arztbrie- fe sind offizielle Schreiben und keine persönlichen Mit- teilungen.

Ebenfalls ist es schlecht, wenn man schreibt, manch- mal noch vorgedruckt, „Sehr geehrter Herr Kollege, lieber

A-3275 Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 51–52, 27. Dezember 1999 (7)

S P E K T R U M LESERBRIEFE

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Thomas“ – dieses soll eine Vertrautheit kundtun, die in einem offiziellen Schreiben völlig fehl am Platze ist. Wenn ein Chefarzt gar einem niedergelassenen Kollegen schreibt und ihn so anredet, wird man den Verdacht nicht los, daß das vertraute „Du“

verstärkte Zuweisungen von Patienten anregen soll.

Noch kurioser ist es, wenn Assistenzärzte in Kurzarzt- briefen niedergelassene Kol- legen mit Vornamen anreden, weil sie zusammen irgend- wann einmal Assistenzärzte waren. Auch dieses ist eine Unsitte, die nicht geduldet werden sollte.

Dr. med. Volker Weber, All- gemein- und unfallchirurgi- sche Abteilung, Albert- Schweitzer-Krankenhaus Us- lar, Graftplatz 5, 37170 Uslar

Überzeugend

. . . Kollege Semler hat die Forderungen, die an Epikrise und Arztbrief zu stellen sind, überzeugend herausgearbei- tet und mit Beispielen belegt, welche Fehler beim Arztbrief vermieden werden sollten.

Heute, wo Arztbriefe meist mit dem Computer geschrie- ben werden, ist die Gefahr groß, daß sie durch Verwen- dung von „Textbausteinen“

und Übernahme von „ab- gespeicherten Befunden“ zu 0-8-15-Machwerken werden.

Ich bin Ihnen dankbar, daß Sie den Artikel im DÄ brachten, und hoffe, daß Kol- leginnen und Kollegen bei der täglichen Arbeit Erkennt- nisse aus dem Beitrag in ihre Epikrisen und Arztbriefe ein- fließen lassen.

Dr. med. Christian Liebenow, Lindenstraße 3, 17459 Ko- serow

Ein Genuß

Das Lesen dieses Artikels war ein Genuß! Ich fand mich auf wundersame Weise er- tappt, berührt und bestätigt.

Viele Fallstricke warten auf den Kollegen, der Arztbriefe verfassen soll, darf und muß.

Doch wer hat uns in diese Dinge eingeführt? Ich bekam Epikrisen vorgelegt mit der Bemerkung: „So wird das bei uns verfaßt!“ Nur wenn ich mich so unklar ausdrückte, daß ich selbst es nicht mehr verstand, bekam ich Epikri- sen zur Korrektur zurück. So erlernte ich dieses „Hand- werk“, allein und oft allein gelassen. Vielleicht ist der Fachjargon und Abkürzungs- wahn nur Ausdruck der schlechten Beherrschung un- serer Muttersprache und der Unsicherheit und Angst, das zuzugeben und das zu ändern.

Der Artikel half mir selbst ein gutes Stück weiter.

Dr. H. Jacob, Dölauer Straße 40, 06120 Halle

A-3276 (8) Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 51–52, 27. Dezember 1999

S P E K T R U M LESERBRIEFE

Werbung

Zur Werbung für ein Grippemittel:

Kleingedrucktes

. . . Die Firma Glaxo Well- come bewirbt ihr Präparat Relenza mit dem Slogan „Das erste Mittel gegen Influenza A und B“ und suggeriert, daß eine Influenzainfektion so vermieden werden kann. Im Kleingedruckten ist nur von Behandlung die Rede, tat- sächlich soll das Mittel ledig- lich die Krankheitsdauer von 14 auf 12 Tage senken.

Auch vom DÄ erwarte ich, daß mir bei der Beurtei-

lung von Medikamenten kri- tisch geholfen wird, nicht nur redaktionell, sondern auch in der Auswahl der Werbung.

Dr. med. Claus Carstensen, Ottenser Hauptstraße 35, 22765 Hamburg

Fingierte Adressen

Die Redaktion veröf- fentlicht keine anonymen Zuschriften, auch keine Briefe mit fingierten Adres- sen. In besonderen Fällen werden Briefe ohne Na- mensnennung publiziert – aber nur dann, wenn der Absender bekannt ist. DÄ

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