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Archiv "Facharztumfrage: Krankenhausbeteiligung nur geduldet" (14.11.2003)

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Hausärzteverband

Zu dem „Seite eins“-Beitrag „Ernüch- terung“ von Josef Maus in Heft 39/2003:

Hausarztschwächung

Nicht nur aus der Distanz, son- dern auch aus der Nähe be- trachtet, ist die Reform statt der geplanten Hausarztstär-

mit ein einziger Betrug ge- genüber uns Hausärzten. Wo sind wir denn „nachweisbar“

ein Stück weitergekommen?

Die angebliche Steuerungs- funktion bedeutet für uns we- sentlich mehr Arbeit für noch weniger Vergütung, und das sieht so aus: Durch die Praxis- gebühr, als versteckte Bei- tragserhöhung, zahlen wir pro Jahr gerade in der Hausarzt-

kassowesen zu berücksichti- gen, zudem verlieren wir Ver- dünnerscheine und tragen ein hohes Sicherheitsrisiko.

Außerdem werden wir von vielen Patienten als reine Überweiser missbraucht, was bedeutet, wir müssen noch mehr Patienten ohne jeglichen finanziellen Anreiz durch- schleusen (EBM-Ziffer 2!).

Die Patienten, deren Hobby das Facharzthopping ist, wer- den sich dann weiter munter von Gebietsarzt zu Gebiets- arzt hangeln, denn dieser darf ja auch entsprechend weiter überweisen! Die Arbeitsbela- stung in der allgemeinärztli- chen Praxis ist schon jetzt un- erträglich hoch, die Zeit für unsere Patienten schwindet weiter und lässt sich nur mit immensem persönlichen Ein- satz, der oft physische und psy-

das seine (Haus-)Ärzte so schlecht behandelt, ist dem Untergang geweiht. Die Ernüchterung kommt späte- stens dann, wenn sich auf brei- ter Front keine Nachfolger für Hausarztpraxen mehr finden lassen!

Dr. med. Michael Gurr,

Ebertsheimer Straße 7, 67304 Eisenberg

Facharztumfrage

Zu dem Beitrag „Wenig Vertrauen in die Reform“ von Heike Korzilius in Heft 38/2003:

Krankenhausbeteiligung nur geduldet

Die in der Umfrage erfasste Beurteilung von Reformvor- haben nur durch niedergelas- sene Fachärzte ist von gerin- Leserzuschriften werden von der Redaktion sehr beachtet. Sie

geben in erster Linie die Meinung des Briefschreibers wieder und nicht die der Redaktion. Die Veröffentlichungsmöglichkeiten sind leider beschränkt; der Redaktion bleibt oft keine andere Wahl, als unter der Vielzahl der Zuschriften eine Auswahl zu treffen. Die Chance, ins Heft zu kommen, ist umso größer, je kürzer der Brief ist. Die Redaktion muss sich zudem eine – selbst- verständlich sinnwahrende – Kürzung vorbehalten.

LESERZUSCHRIFTEN

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häusern und die große Zahl der sonstigen Kollegen, insbe- sondere Hausärzte – von Pati- enten ganz zu schweigen. Es soll eigentlich alles so bleiben, wie es ist, lediglich der Aufbau ambulanter Gesundheitszen- tren durch niedergelassene Fachärzte wird favorisiert – nichts Neues und vielerorts schon ohne Reform prakti- ziert, jedenfalls aus Patienten- sicht mit sog. Ärztehäusern, Praxiskliniken o. ä.

Anscheinend auch nur wider- willig wird eine Krankenhaus- beteiligung im Rahmen der Si- cherstellung geduldet – was die ambulante Praxis nicht kann oder will, soll in Gottes Namen im Krankenhaus erle- digt werden (vermutlich aber ohne dort sinnvolle Nachun- tersuchungen!). Das bedarf kaum einer Neuregelung:

Wenn die Facharztpraxis über Mittag, mittwochsnachmit- tags, am Abend und über Nacht und an Feiertagen und Wochenenden geschlossen ist, kommen die Notfälle und alle, die sich dafür halten, ohnehin ins Krankenhaus. Dort aber fehlen (nicht nur) die Fachärz- te! Es fehlen genau die Fach- ärzte, die von unserem unsin- nigen Doppel-System in die Niederlassung gedrängt wur- den, anstatt ihnen eine Chance am Krankenhaus zu bieten!

Ganz zu schweigen von dop- pelt vorzuhaltenden Geräten, Personalproblemen, überflüs- sigem Organisationsaufwand, Einengung des fachärztlichen Blickfeldes auf „ambulante“

oder „stationäre“ Krankhei- ten, Vertretungs- und Konsili- ar-Engpässen in Klinik und Praxis. Was ist zu tun? Eine Krankenhaus-Abteilung braucht eine ausreichende Zahl an Patienten, auch aus wirtschaftlichen Gründen, und auch um genügend qualifizier- te Ärzte an sich zu binden.

Fachärzte im Krankenhaus sind in einem sehr weiten Rahmen an der ambulanten Versorgung zu beteiligen in ei- ner Art, die für Kollegen die Wahl zwischen Klinik und Pra- xis tatsächlich zu einer Ent- scheidung nach persönlicher Neigung macht. Niemand soll an der Gründung oder Beteili-

gung einer Praxis gehindert werden, aber die fachärztliche Medizin am Krankenhaus braucht eine neue Perspekti- ve! Aufgabe der Ärztekam- mern wäre es, Spielregeln vor- zugeben und notwendige Kon- trollen auszuüben. Ein Kran- kenhaus oder eine hier tätige Ärztegemeinschaft als Arbeit- geber müsste sich „akkreditie- ren“ lassen, um einen Miss- brauch kollegialer Arbeits- kraft auszuschließen. Ein

„Ausufern“ ambulanter Tätig- keit zum erheblichen Schaden bereits vorhandener Facharzt- Praxen könnte durch HVM- artige Regelungen verhindert werden. Wenn wir die zu Recht so gefürchtete Fremd- bestimmung überhaupt noch abwenden oder „abfedern“

können, dann nur durch eige- ne Fantasie und Mut zu wirk- lichen, aus unserer Mitte kom- menden strukturellen Refor- men, „Herr Doktor, Sie sollen mir ja helfen, aber eine Spritze mag ich nicht . . .“ – Wir brau- chen sogar eine Operation, und wenn sich dafür keine Fachärzte finden, greifen eben die Politiker und Bürokraten zum Messer!

Dr. med. Leo Voss, Holthues Hoff 16, 48683 Ahaus

PSA-Test

Zu dem Medizinreport „PSA-Test und Prostatakarzinom: Ein Beispiel für das Dilemma der Früherkennung“

von Klaus Koch in Heft 39/2003:

Exzellenter Artikel

Vielen Dank den Autoren für diesen exzellenten Artikel.

Aber was nützen die besten Artikel in ärztlichen Zeit- schriften, wenn sie – aus wel- chen Gründen auch immer in- klusive der erwähnten kom- merziellen – kaum jemand zur Kenntnis nimmt, und vor al- lem kaum jemand umsetzt, was ja die tagtägliche Praxis leider dramatisch zeigt!

Auch auf anderen medizini- schen Gebieten gilt hier das- selbe (zum Schaden der Pati- enten).

Dr. med. Wolfgang Gulich, Wörthstraße 20, 70563 Stuttgart

Telematik

Zu dem Beitrag „Telematikinfra- struktur: Individualvergütung für die Ärzte“ von Dr. med. Frank Warda in Heft 37/2003 und der Meldung „Pla- nungsauftrag erteilt“ in Heft 38/2003:

Widerstand

Nachdem sie die Arbeit des Arztes durch den unsäglichen ICD-Schlüssel erfolgreich be- hindert haben, ist den Techno- kraten wie Herrn Warda eine neue Schikane eingefallen:

die größenwahnsinnige Vision, die Gesundheitsdaten von 80 Millionen Menschen zusam- menzuführen. Der Einstieg in dieses Unternehmen kommt unter dem harmlosen Syn- onym „E-Rezept“ daher. Dabei treibt Herrn Warda die Sorge um, Ärzte könnten sich gegen das Absägen des Astes, auf dem sie sitzen, vielleicht weh- ren, und er glaubt, diese Ge- fahr durch Bestechung bannen zu können. Bei der geplanten Vernetzung und damit Kon- trolle des gesamten Gesund- heitssystems wird mit vier Lü- gen argumentiert:

Ärzte kommunizieren nicht.

Ärzte sind zu dumm, Risi- ken und Wechselwirkungen ih- res Tuns zu erkennen.

Der Kostenrahmen sei überschaubar.

Die Risiken des Netzes sei- en kalkulierbar.

Die Vernetzung der Praxis- EDV ist verfassungswidrig und der Einstieg in den Spit- zelstaat. Die Vorstellung des potenziellen Zugriffs auf die sensibelsten Daten fast aller Menschen eines Staates ist ge- radezu ungeheuerlich. Wer in diesem Zusammenhang be- hauptet, diese Daten sicher schützen zu können, fügt den obigen Lügen eine fünfte hin- zu. Der Online-Anschluss an ein Netz ist keine Einbahn- straße und wird, einmal instal- liert, Begehrlichkeiten wecken. Unbegreiflich ist, dass die Bagatellisierung dieses Sachverhaltes durch einschlä- gige Interessengruppen von den betroffenen Ärzten und Patienten einfach hingenom-

men wird. Der Gesundheits- ministerin, als frei gewähltem Staatsrepräsentanten, kann man in dieser Frage nur Di- lettantismus(oder Naivität?) bescheinigen, sonst hätte sie die Diskussion über diesen Wahnsinn gar nicht erst zuge- lassen.

Die Geschäftstüchtigkeit der IT-Industrie wird Millionen Gelder der Versicherten in ih- re anfälligen, kurzlebigen Ma- schinen und nicht haltbaren Versprechungen umleiten.

Statt Gesundheit zu bewir- ken, wird Behandlung un- nötig verkompliziert und ver- teuert.

Die elektronischen Daten ei- ner Praxis-EDV spiegeln in besonderem Maße die Privat- sphäre eines Bürgers. Diese werden im Netz gewisser- maßen öffentlich gemacht.

Das Rechtssystem sollte daher den Anschluss einer Praxis- EDV an irgendein Netz als Strafsachverhalt verfolgen. Es sei zu massenhaftem und hart- näckigem Widerstand beson- ders auch der Patienten gegen diesen Angriff auf ein freies Staatswesen aufgerufen.

Dr. med. Peter Haas,

Josef-Ludwig-Straße 2, 65549 Limburg

Lebenszufriedenheit

Zu dem Interview mit der Psycholo- gischen Psychotherapeutin Heidrun Wendel „Absolute Überbetonung von Leistung“ in Heft 36/2003:

Wirkt diskriminierend

In obigem Interview wird be- tont, dass zunehmend Ärztin- nen und deren Lebenspartner unter den Anforderungen des Arztberufes leiden. Die Art der Darstellung lässt den Schluss zu, dass der Grund hierfür in der geschlechtsspe- zifischen Art zu reagieren lä- ge. Ich möchte mich gegen die- se Form der Darstellung weh- ren. Ist es nicht vielmehr so, dass die Rollenverteilung früher bedingt hat, dass die Ehepartnerin des durch den Beruf überforderten Mannes stillschweigend ausgeglichen hat und sich mit der Situation abgefunden hat, versucht hat, A

A3004 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 4614. November 2003

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die Kinder allein zu erziehen.

Dass das Problem, das alle Ärzte betrifft, überwiegend Frauen zur Psychotherapie führt, liegt nicht am Problem, sondern an der Tatsache, dass Frauen – um es sehr pauschal auszudrücken – das Problem angehen wollen und verbali- sieren können. Und auf der anderen Seite auch daran, dass die männlichen Partner nicht bereit sind, duldend die Aus- wirkungen der Überforderung hinzunehmen. Sie geben mir sicher Recht, dass mangelnde körperliche Pflege ebenso häufig beim überforderten Mann zu finden ist, wie es in Ihrem Artikel für die Frau be- schrieben wird.

Die Schilderung der auftreten- den Krankheitsbilder und der seelischen wie körperlichen Vernachlässigung, speziell der

hoffe, dass diese Wirkung nicht beabsichtigt ist.

Dr. Helga Schulenberg,

alleinerziehende Mutter von vier Kindern (und nicht überfordert), Titiseestraße 17, 79822 Titisee-Neustadt

Vorschlag birgt Gefahr

. . . Mein Mann, Frauenarzt in einer Klinik, und ich kennen uns seit der Tanzschule. Ich ha- be den beruflichen Werdegang mit all seinen Facetten von Anfang an miterlebt. Als junge Frau mit zwei kleinen Kindern konnte ich nur staunend beob- achten, wie bei anderen Leuten ganz selbstverständlich jegli- che Feste, Feiertage und Fami- lienereignisse gemeinsam be- gangen wurden. Trotz Berück- sichtigung persönlicher Wün- sche lebten wir immer nach

der Psychotherapeutin Heid- run Wendel, sich einen eige- nen Freundeskreis zu suchen, liegt meiner Ansicht nach auch eine große Gefahr, denn, wenn man lebensfrohe, unbe- schwerte, gut aufgelegte Men- schen kennen lernt, kann es durchaus dazu kommen, dass der eigene überarbeitete, stän- dig müde und genervte Part- ner mehr und mehr unattrakti- ver wird. Und man ist schnel- ler, als man denkt, „up, up and away!“ . . .

Ingrid Grouls,Wilhelm-Hoegner-Straße 41, 81737 München

Das Politische zum Privaten umgedeutet

Zum Thema werden zunächst die Untersuchungen von Rei- mer u. a. referiert, geschlechts-

Das an den Übersichtsartikel anschließende Interview ist dann allerdings geeignet, Vor- urteile und Klischees über Frauen im Beruf, hier darge- stellt am Beispiel der Ärztin- nen, in reichem Umfang zu be- dienen. Da sind sie also wie- der, die essgestörten, zu dicken oder zu dünnen, süchtigen, ja sogar verwahrlosenden Ärz- tinnen, die, die es nicht schaf- fen, noch genug für Kinder und Beziehung aufzubringen, wenn sie sich beruflich enga- gieren. Hatten wir das nicht al- les schon einmal? Wir können auch verfolgen, wie Klischees zu Evidenzen werden, frei nach der Methode, ich hatte da schon viele (wie viele?) Ärz- tinnen in meiner Praxis, die . . . Und Hilfe für die gestressten, süchtigen, ausgebrannten Kol- leginnen gibt es auch: mal ei-

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Personal und Vitaminen geht eben manches besser.

Das Private ist politisch, hieß es in den 68-Jahren. Hier wird das Politische zum Privaten umgedeutet. Schlechte Ar- beitsbedingungen werden zum psychologischen Problem der Kolleginnen. „Viele“ Ärztin- nen, die ich kenne, bewähren sich geradezu genial mit viel Kraft und Kreativität, manch- mal erschöpft, aber oft auch voller Freude in den Lebens- bereichen Familie, Beruf und Freizeit. Wahrscheinlich alles Verleugnerinnen und Verdrän- gerinnen.

Dr. med. Karin Bell,

Brücker Mauspfad 601, 51109 Köln

Konkurrenz unter Frauen

In vier Druckspalten lässt das DÄ eine Psychologische Psy- chotherapeutin ihre Kernaus- sage „Ärztinnen in Deutsch- land sind im Gegensatz zu Ärzten den Anforderungen des Arztberufes nicht gewach- sen, vernachlässigen ihr Pri- vatleben und bedürfen daher psychotherapeutischer Be- handlung“ darlegen. Das Be- merkenswerte an diesem Arti- kel, der an Zitate männlicher Berufskollegen aus der Zeit, in der Frauen sich das Recht auf Zulassung zum Medizinstudi- um erstritten, erinnert, ist, dass der unsachliche Angriff auf die Berufsausübung von Ärz- tinnen nicht von Herren mit graumeliertem Haar und dezent klein gemusterten Jacketts stammt, die es ihrer anerzogenen konservativen Sichtweise der Geschlechter- rollen zu schulden meinen, Ärztinnen vor Arbeits- und vor allem Karrierestress be- wahren zu wollen, sondern von zwei Frauen.

Die beiden Autorinnen haben damit das Thema „Konkur- renz unter Frauen“ ange- schnitten und etwas Licht auf die perfiden Niederungen ge- worfen, auf der sich dieses Kräftemessen abspielen kann.

Durch die Zunahme von Frau- en in Berufen, in denen sie lange Zeit unterrepräsentiert waren, wird dieses Thema zu- nehmend aktuell.

Frauen und Männer gehen in unserer Gesellschaft aufgrund ihrer traditionellen Erziehung nach verschiedenen Ge- schlechterschemata anders mit Konkurrenz um. Männer konkurrieren um Leistung, Frauen konkurrieren um Schönheit.

Im dem Beitrag lässt sich die Psychologin in einer unprofes- sionellen Weise fotografisch darstellen und beschreibt die Ärztin als ein aufgrund der Überlastung durch ihren Be- ruf zu normaler Körperpflege unfähiges Wesen. Somit kon- kurriert die Psychologin mit der Ärztin, die Therapeutin mit der Klientin, die Frau mit der anderen Frau – um Schön- heit.

Die beiden Autorinnen schei- nen völlig zu vergessen, dass die hohe Leistungsfähigkeit unseres Gesundheitssystems maßgeblich durch die berufli- che Leistungsorientiertheit und Leistungsfähigkeit von Ärztinnen und Ärzten be- stimmt wird.

Priv.-Doz. Dr. Dr. Margit Zuber, Breslauer Straße 72, 04299 Leipzig

Prävention

Zu dem Beitrag „Mit der Sense zur Vernunft bringen?“ von Dr. rer.

medic. Johannes Hüsing und Priv.- Doz. Dr. med. Andreas Stang in Heft 38/2003:

Ein „Hingucker“

Über die Drastik einer Auf- klärung und ihre Effizienz kann man sicher trefflich strei- ten. Meines Erachtens ist diese Art der Aufklärung im Prinzip nur zu begrüßen, denn nur so wird ein Plakat zum „Hin- gucker“. Wir sprechen die Pa- tienten unserer Praxis gezielt auf dieses Plakat an und ha- ben nie Ablehnung, eher ein Aufmerken, und Zustimmung gefunden. Insbesondere das eigene Verhalten wird über- dacht! Inwieweit dies dauer- haft zu Verhaltensänderungen führt, bleibt sicher offen, aber mehr kann man sicher auch zunächst nicht erwarten . . . Dr. med. Kay Nienstedt, Harburger Ring 17, 21073 Hamburg

A

A3006 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 4614. November 2003

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Verteilungsstreit

Zu dem „Seite eins“-Beitrag „Abwe- gig“ von Dr. rer. pol. Harald Clade in Heft 34–35/2003:

Ungerechte Plünderung einer Minderheit

Die Äußerung eines 23-Jähri- gen, der alten Versicherten die Leistung für das künstliche Hüftgelenk und die Zahnpro- these streichen will, zeugt von mangelnder Ehrfurcht vor dem Alter und fehlendem Ver- ständnis für das Gebot, Vater und Mutter zu ehren. Aber ist sie nicht auch hilfloser Aus- druck des Gefühls dieser Al- tersgruppe, als unmündige Opfer im Verteilungsstreit der Generation ihrer Eltern auf- gewachsen zu sein?

denen, die für dessen Fehler in der Zukunft bezahlen müssen.

Ungefragt soll der Nachwuchs die Schuldenlast für heutige Besitzstandswahrung tragen.

Dazu ist er durch die De-facto- Behandlung der Fortpflan- zung als Straftat einem mittel- baren milden Genozid ausge- setzt. Dies wird allgemein ver- drängt, aber die Strafe entfal- tet unabhängig davon ihre Präventivwirkung, realisiert durch Schwangerschaftsverhü- tung oder Tötung in utero.

Daraus resultierende demo- graphische Schulden defor- mieren die Altersstruktur des Volkes in bedrohlichem Aus- maß.

Die Kinder, Hauptarmutsrisi- ko in Deutschland, finden sich in der Rolle von Geiseln, während ihre Mütter und Vä- ter im Streit um Unterhalts-

Kinderlosen enteignet wer- den. Elternschaft macht den- jenigen zum Straftäter, der sich nicht regelmäßig frei- kauft.

Wer den Kindesunterhalt und die darauf erhobenen Steuern und Sozialabgaben, darin die

„kostenlose“ gesetzliche Krankenmitversicherung der Kinder, aufwendet, subventio- niert damit den Anspruch an- derer, eine kinderunabhängige Altersversorgung zu ernten, ohne gesät zu haben. Das hat die Sozialsysteme bereits an den Rand des Zusammen- bruchs und die Gesellschaft in die Vergreisung getrieben.

Vielen alten, naturgemäß krankheitsanfälligeren Sozi- alkonsumenten mit steigen- der Lebenserwartung stehen immer weniger Einzahler ge- genüber. Diesen Trend wird

Flucht nach vorn durch höhe- re Sozialbeiträge steigert die Lohnnebenkosten und ist Anreiz zum Stellenabbau.

Ein fataler Circulus vitiosus aus Förderung von Kinderlo- sigkeit und Arbeitsplatzver- nichtung.

Als solidarischer Ausweg bie- tet sich ein kinderunabhängi- ger Bürger-Generationenbei- trag an, aus dem die Zuwen- dungen für den Nachwuchs und dessen Betreuung getra- gen werden. Die Frage, ob er zumutbar ist, beantwortet sich dadurch, dass den Eltern eine derartige Belastung bereits selbstverständlich zugemutet wird. Die Zerstörung der Sozi- alsysteme durch sozial unge- rechte Plünderung einer Min- derheit ist nicht durch das Ar- gument der Mehrheitsfähig- keit zu rechtfertigen.

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