A 1744 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 108|
Heft 33|
19. August 2011PR ÄVENTION
Prävention heißt, die krank machen- den Folgen unserer Arbeitswelt zum öf- fentlichen Thema zu machen (DÄ 16/
2011: „Krank ma- chende Arbeitswelt“ von Jürgen Höl- zinger).
Auch Gesellschaft und Staat gefordert
Es muss uns als Ärzte betroffen ma- chen, dass das Burn-out-Syndrom mit seinen Folgekrankheiten in den letzten Jahren so massiv zugenom- men hat und damit unser Gesund- heitssystem mit hohen Kosten belas- tet. Kaum eine Berufsgruppe bleibt von dieser Erkrankung verschont . . . In Berichten, auch im DÄ, und in Gesprächen mit jungen ärztlichen Kollegen wird deutlich, dass – wie in anderen Dienstleistungsberei- chen – auch unter Ärzten immer häufiger Burn-out-Syndrome auf- treten. Ist das einer der Gründe, dass immer mehr Kollegen aus der direkten Patientenbetreuung in eine andere Tätigkeit wechseln oder in das Ausland gehen?
Nicht immer liegen die Ursachen des Burn-out allein in der Arbeits-
welt, sondern durch Probleme im persönlichen Umfeld des Betroffe- nen kann es zu einer Potenzierung kommen, oder aber die privaten Schwierigkeiten entwickeln sich se- kundär im Verlauf der andauernden Überforderung.
Es sollte an der Zeit sein, nicht erst einzugreifen, wenn Überforderungs- syndrome auftreten, sondern – wie es der Autor auch fordert – Präven- tivmaßnahmen zu ergreifen. Hier sind aber nicht nur die Ärzte gefor- dert, sondern es sind auch Staat und Gesellschaft aufgerufen, das Men- schenrecht auf Arbeit sowie auf be- friedigende Arbeitsbedingungen durchzusetzen. Unternehmerverbän- de, gemeinsam mit Arbeitsmedizi- nern und Gewerkschaften, könnten Roadmaps für eine größere Transpa- renz, reale Mitwirkungskonzepte, Maßnahmen zur Entschleunigung der Arbeitsprozesse in den Betrieben entwickeln. In vielen, vorwiegend mittelständischen Betrieben, gibt es diese Bestrebungen seit längerem zum Nutzen beider Parteien: mehr Arbeitszufriedenheit und besseres Arbeitsklima auf der einen Seite und langfristig mehr Gewinn durch Ver- meidung von Arbeitsunfähigkeit und die Zunahme engagierter, kreativer Mitarbeiter auf der anderen Seite.
Dr. med. Thea Jordan, 12555 Berlin
O
P d d A f m 2 chende Arbeitswelt“
STILLEN
Das Ziel der Indus- trie, Ersatznahrung zu verkaufen, steht im Widerspruch zu gesundheitlichen Zielen (DÄ 20/2011:
„Studien zu künstli- cher Säuglingsnahrung: Interessenkon- flikte offenlegen“ von Utta Reich- Schottky).
Ein ethisches Dilemma
. . . Ich danke Frau Reich-Schottky für ihre kritische Stellungnahme zur Problematik der Studien zu künstli- cher Säuglingsnahrung.
Ein Interessenkonflikt, nämlich zwischen den Intentionen des Her- stellers und dem Wohlergehen des Konsumenten (Säugling) besteht ja
schon in der Tatsache, dass ein Nah- rungsersatz für ein perfektes Pro- dukt (Muttermilch) für den gesun- den, stillbaren Säugling und dessen stillfähige (und stillwillige) Mutter überhaupt als gute und bequeme Al- ternative angeboten, ja angepriesen wird. Das ist ein gesundheitliches und ethisches Dilemma. Ich würde ja auch einem erwachsenen Patien- ten nicht ohne guten Grund eine künstliche Nahrung als Ersatz für Nahrung aus der Natur empfehlen.
Muttermilch ist in ihrem Bildepro- zess eine nicht nachzuahmende Sub- stanz von außerordentlicher immu- nologischer Bedeutung, die geschützt werden muss als exklusive menschli- che Nahrung. In den Fällen, wo aus kindlichen und/oder mütterlichen Gründen Muttermilch nicht gegeben werden kann, ist eine künstliche
Nahrung überlebenswichtig. Künstli- che Säuglingsnahrung sollte daher als spezifisches Diätetikum für be- stimmte Indikationen deklariert wer- den, auch mit Hinweis auf Neben- wirkungen und mögliche Spätfolgen.
Wie sollen Studien zum Thema
„Künstliche Säuglingsnahrung im Vergleich zu Muttermilch“ eigentlich aussehen? Hier ist ja schon die Re- krutierung der Nicht-Stillgruppe ein ethisches Problem. Ich kann als Ärz- tin keiner Mutter künstliche Nahrung als problemlose Alternative empfeh- len oder leichtfertig akzeptieren.
Es könnten vergleichende Untersu- chungen an Säuglingen, die gestillt oder künstlich ernährt werden, also nachdem die Mutter bereits die Ent- scheidung getroffen hat, durchge- führt werden im Hinblick auf Ge- wichtsverhalten, Erkrankungshäu- figkeit etc.
Ein solches Vorgehen respektiert die freie Wahl der Mutter und will keinen Einfluss auf ihre Entschei- dungsfähigkeit ausüben . . .
Inez Maria Pandit, MD, 40476 Düsseldorf
S
D t z i g Z
„ cherSäuglingsnahru
GU ST A V MA HLER
Mahler war einer der ersten Patien- ten, bei dem die Diagnose Endokar- ditis durch eine mikrobiologische Diagnostik gestützt wurde (DÄ 19/2011: „Gustav Mahler [1860–1911]: Musik und Medizin an der Schwelle zur Moderne“ von Caspar Franzen).
Der fremde Vertraute
Der sehr schöne Artikel von Caspar Franzen über Gustav Mahler könnte noch ergänzt werden durch einen Hinweis auf ein exzellentes und – trotz seiner fast 1 000 Seiten – bes- tens lesbares Werk über den Kom- ponisten und seine Zeit vom Mün- chener Theaterwissenschaftler und Mahler-Kenner Jens Malte Fischer:
„Gustav Mahler – Der fremde Ver- traute“. Es ist als dtv-biografie 2010 erschienen (ISBN 978-3-423- 34613-9).
Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Andreas Zober, 69121 Heidelberg
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M d t D d m D wurde (DÄ 19/2011: