Aus Bund und Ländern
Arzneimittelrichtgrößen:
Ausgaben steigen nicht zwangsläufig
MÜNCHEN. Arzneimit- telrichtgrößen führen dem Vorsitzenden der KV Bay- erns, Dr. med. Lothar Wittek, zufolge in der Tendenz nicht zu höheren Ausgaben. Dies hat die Auswertung der Arz- neimittelfrühinformation für 1998 ergeben. Im bundes- weiten Vergleich verzeichne Bayern einen niedrigeren Zu- wachs als Länder mit Arz- neimittelbudgets. Zudem sei- en die Ausgaben pro Mit- glied in Bayern niedriger als in den meisten anderen Bun- desgebieten. Das sei der Be- weis, sagte Wittek, daß Ärzte auch ohne Zwangskorsett wirtschaftlich verordnen.
Die bayerischen Vertrags- ärzte haben für Verordnun- gen von Arzneimitteln im ver- gangenen Jahr 4,3 Milliar- den DM ausgegeben. Im Ver- gleich zu 1997 seien die Aus- gaben zwar um 4,1 Prozent gestiegen, sie lägen jedoch rund 19 Millionen DM unter den Ausgaben in 1996. SG
Bereitschaft zur
Organspende gestiegen
NEU-ISENBURG. Die Bereitschaft zur Organspen- de ist 1998 deutlich gestie- gen. Die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) teilte mit, daß in den Kran- kenhäusern 13 Prozent mehr Spendermeldungen eingin- gen. Das sei ein positives Er- gebnis des 1997 in Kraft getre- tenen Transplantationsgeset- zes. Dennoch reiche die Zahl der Transplantationen nicht aus. Mehr als 13 000 Men- schen warteten in Deutsch- land auf ein Organ.
1998 wurden 2 340 Nieren (1997: 2 249), 131 Lungen (1997: 120) und 183 (1997:
146) Bauchspeicheldrüsen verpflanzt. Rückläufig waren die Herz- (1998: 542; 1997:
562) und Leberverpflanzun- gen (1998: 722; 1997: 762). Die
Lebendspende von Nieren hat deutlich zugenommen.
343 Nieren (1997: 279) von le- benden Spendern wurden verpflanzt. Das entspricht ei- nem Anteil von 15 Prozent an der Gesamtzahl der Nieren- transplantationen. EB
KBV will vernetzte Praxen fördern
BERLIN/KÖLN. Die Kas- senärztliche Bundesvereini- gung (KBV) will die Förde- rung vernetzter Praxen in Ei- genregie vorantreiben. Politik und Krankenkassen entzögen sich der Verantwortung, er- klärte der Vorstand der KBV in Berlin. Gemeinsam mit den Kassenärztlichen Vereinigun- gen sollen Handlungshilfen für diejenigen Vertragsärzte entwickelt werden, die Qua- lität, Wirtschaftlichkeit und Kooperation im Gesundheits- wesen im Rahmen neuer Ver- sorgungsformen weiterent- wickeln wollen.
Als völlig unverständlich bezeichnete der KBV-Vorsit- zende, Dr. med. Winfried Schorre, daß die Politik mit dem Solidaritätsstärkungsge- setz den vernetzten Praxen die Unterstützung fast voll-
ständig versagt habe. Er will den gesetzlichen Kranken- kassen nicht das Feld überlas- sen. Denn für sie seien ver- netzte Praxen vor allem ein Instrument im Wettbewerb um sogenannte gute Risiken.
„Wir aber möchten, daß jeder Patient von einer guten Ver- sorgungsstruktur profitiert.“
Als symptomatisch für die Wettbewerbsinteressen der Kassen wertete es Schorre, daß die Rahmenvereinbarun- gen zur Unterstützung ver- netzter Praxen, über die die KBV und die Kassen verhan- delten, noch nicht zustande gekommen seien. Dies sei die Folge einer bewußten Verzö- gerungsstrategie der Kran- kenkassenverbände. Zum Thema „Vernetzte Praxen“
veranstaltet die KBV am 18.
und 19. März ein Symposium in Königswinter. SG
Fragenkatalog für Orthopädie-Prüfungen
TÜBINGEN. Die Fach- gespräche für Orthopäden sollen unter genaueren in- haltlichen Vorgaben ablau- fen. Das fordern die Deut- sche Gesellschaft für Or- thopädie und Traumatologie
und der Berufsverband der Ärzte für Orthopädie. Die beiden Organisationen haben einen Katalog von 250 Fra- gen entwickelt, der den Prü- fern als Leitlinie dienen kann.
Der Katalog „Fachgespräch Orthopädie“ ist im Thieme Verlag erschienen. AE Ausland
AIDS-Prozeß gegen Frankreichs Ex-Premier Fabius eröffnet
PARIS. In Frankreich hat der Prozeß gegen den frühe- ren Premierminister Laurent Fabius wegen seiner Verwick- lung in einen Skandal um HIV- verseuchte Blutkonserven be- gonnen. Fabius werden fahr- lässige Tötung und Körperver- letzung vorgeworfen. Eben- falls angeklagt sind die ehema- lige Sozialministerin Georgina Dufoix und ihr Staatssekretär Edmond Hervé.
Bei dem Prozeß geht es um HIV-verseuchte Blutkonser- ven, die noch bis Mitte 1985 unkontrolliert in Umlauf blie- ben, obwohl die Gefahr laut Anklage seit Ende 1984 be- kannt war. In der fraglichen Zeit hatten sich mehr als 3 800 Menschen bei Bluttransfusio- nen mit dem HI-Virus infi- ziert. Etwa 600 sind seither ge- storben. Fabius wird zur Last gelegt, erst im August 1985 AIDS-Tests für Blutspender vorgeschrieben zu haben, ob- wohl die US-Firma Abbott ein solches Verfahren Monate zu- vor entwickelt hatte. Die An- klage geht davon aus, daß er das französische Pasteur-Insti- tut begünstigen wollte, das an einem eigenen Test arbeitete.
Dufoix und Hervé müssen sich zusätzlich dafür verant- worten, daß noch bis Oktober 1985 nicht sterilisierte Blut- konserven im Umlauf blie- ben. Hervé wird außerdem vorgeworfen, Risikogruppen nicht rechtzeitig als Blutspen- der ausgeschlossen zu haben.
Der Prozeß ist das zweite Verfahren im französischen AIDS-Skandal. 1992 waren bereits vier Ärzte verurteilt
worden. afp
A-462 (22) Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 8, 26. Februar 1999
P O L I T I K NACHRICHTEN
Im jährlichen „Index der menschlichen Entwicklung“ der Vereinten Nationen wird der Reichtum eines Landes am Pro-Kopf-Einkommen nach Kaufkraft, an der Lebenserwartung und an den Bildungserfolgen gemessen. Deshalb rutscht Deutschland (gemessen am Bruttoinlandsprodukt Platz 16) auf Platz 19, wenn man auch diese Entwicklungsfaktoren berücksichtigt. Den höchsten Lebensstan- dard bieten ihrer Bevölkerung nach diesem Maßstab Kanada, Frankreich und Norwegen. Am anderen Ende der Liste stehen die ärmsten Länder der Welt –
Burkina Faso, Niger und Sierra Leone. N