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Landwirtschaftliche Forschung zwischen

Technik,Ökonomie und Okologie

38

JAHRE

HUNG DIE WISSEN l ,

)

SCHAFFT }

Wissenschaftliche Tagung vom

(2)

Landwirtschaftliche Forschung zwischen

Technik, Ökonomie und Ökologie

Wissenschaftliche Tagung vom 21. und 22. September 1994 in Tänikon zum Anlass des 25jährigen Bestehens der FAT

1994

,

'Eidg. Forschungsanitalt für Agrarwirtschaft und Landtechnik, C11-935.6 Tänikon

Direktor: Dr. W. Meier

(3)

Vorwort

Die Rahmenbedingunderi für die Landwirtsdhaft habeh sigh im auch im Ausland deutlich' verändert. Wir alle stellen heüte hohe Anforderungen an. die Qualität der Nahrungsmittel, an tiergerechte und umweltschonende Produktionsmethodeneowie an die langfristige Erhältung der natürlichen Lebensgrundlagen.

Die landwirtSchaftliche Forschung stellt sidh diesen Forderungen - unserer Gesellschaft. Die FAT nimrrit ihr 25-JahrJubiläum nicht in erster Linie zum Anlass für eine Rückschau, söndern befasst sich gelielt mit aktuellen agrarwirtsChaftlidhen und landtechnischen Fragestellungen und damit mit ,der Zukunft der Landwirtschaft.

,Eine anstaliginterne Arbeitsgruppe hat eine wissenschaftliche .Tagung mit dem Thema: "Landwirtschaftliche Forschung zwischen technik, Ökonomie und Ökologie" vorbereitet. Die Komplexität der Sache efordert gareeitliche:Penk- und Forschungsansätze, die'über die Frä- gen der tandwirischaft im engeren Sinne hinaus gehen, Die Auswahl der Tagungsbeiträge soll diesem Aspekt Rechnung tragen.

Das Ziel dieser zweitägigen Taguhg ist es, mit einem.breiten Kreis von Fachleuten diese uns brennenden Fragen zu diskutieren; um daraus

Lehren für unsere eigene- Forschungsarbeit ziehen zu könhen.

Wir freuen uns, mit. dieser Schriftenreihe die Tagungsvorträge vor- legen zu können. Damit verbinde ich auch unseren verbindlichen Dank an alle Referenten aus dem In- und•Äusland, welche mit ihrer grossen Fachkompetenz dieser Tagung. zum, Erfolg verholfen häben.

Dr. Walter Meier Direktor der .FAT

(4)

Inhaltsverzeichnis

Forschung, Fortschritt und Gesellschaft;

Stellung und Akzeptanz von Forschung und Fortschritt in der Oeffentlichkeit

Prof. Dr. Dreä h.c. R. Dubs, HSG, St. Gallen Technischer Fortschritt und landwirtschaftliche

Forschung aus der Sicht der Agrarpolitik Dir. Dr. H. Burger, BLW, Bern

Ueberlegungen zur einzelbtrieblichen Anwendung des technischen Fortschritts in, der Schweizeri- schen Landwirtschaft

Dr. S. Pfefferli, FAT, Tänikon •

Szenarien zur Entwicklung der Landwirtschaft auf sektoraler Ebene

B. Meier, FAT, Tänikon

Entwicklung Und Zielsetzung in der Landtechnik während. der letzten 25 Jahre

F. Bermann, FAT, Tänikon

Deis lances a la !echerche sur les putils techniques de l'agriculture

Dir. Dr. y.,Le Bars, CEMAGREF, AntOny (F)

Seite

32

55

84

94 • Landwirtschaftliche Forschung als -Bindegljed zwischen

Technik, Oekononiie und Oekologie

Prof. Dr. J. Zeddies, Universität Hohenheim, Stuttgart . 102 Agrarwirtschaftliche und agrartechnische Forschungs-

schwerpunkte der FAT

Dir. Dr. W. Meier; FAT, Tänikon 122

(5)

Ammoniakverluste nach der Hofdüngeranwendung:

Sind sie vermeidbar?

R. Frick, FAT, Tänikon / P. Katz und Dr. H. Menzi,

FAC, Liebefeld 131

Wärme und Strom aus Energiegras und Feldholz. Erste Zwischenergebnisse

J.-L. Hersener, FAT, Tänikon 142

Einfluss der Preis-/Kostenverhältnisse und des technischen Fortschrittes auf die Betriebsstruktur

0. Malitius, FAT, Tänikon 153

Futterkonservierung unter veränderten ökonomischen und ökologischen Voraussetzungen-

R. Kaufmann, FAT, Tänikon 179

Veränderung von Arbeitszeitbedärf und Arbeitsbelastung in der Innenwirtschaft

M. Schick, FAT, Tänikon 204

Dynamische Stallklimaberechnung

L. Van Caenegem, FAT, Tänikon 216

Belastung der Nutztiere durch das Zusammenwirken ver- schiedener Umgebungsfaktoren

Dr. J. T,roxler, BVET, Tänikon 238

Tagungsprogramm 249

(6)

Forschung, Fortschritt und Gesellschaft;

Stellung und Akzeptanz von Forschung und Fortschritt in der Oeffentlichkeit

Rolf Dubs, Hochschule St. Gallen für Wittschafts-, Rechts- und Sozialwissenschaften, CH-9000 St. Gallen

Die Erfassung des Fortschrittes in der Forschung und in der Technik und deren Beurteilung durch die Gesellschaft

Seit vielen Jahren wird immer wieder versycht, die Einstellung der Bevölkerung zum Fortschritt in der Forschung und in der Technik zu -erfassen. MeiStens laufen -solche Untetsuthungen unter dem Titel

"Technikfreundlichkeit und Technikfeindlichkeit" : Vön besonderem Interesse sind dabei internationale Vergleiche, weil man immer wieder glaubt, daraus Schlüsse über die Einstellung der Bevölkerung ur Forschung und Technik ziehen und Massnahmen zur Verbesserung der Akzeptanz ableiten zu können.

Ueblicherweise begnügt man sich mit einigen Fragen, die einer repräsentativen 'Stichprobe von Leuten einer Bevölkerung zu ihrer Einstellung von Forschung, Technik und Fortschritt gestellt werden.

Eine der wenigen, immer wieder zitierten, Untersuchungen (INIFES 1986) legte folgende Frage von "Glauben Sie, dass der wissen- schaftliche _Fortschritt auf lange Sicht den Menschen helfen oder schaden wird?" Abbildung 1 Zeigt die Ergebnisse, die sich schlag- wortartig wie folgt zusammenfassen lassen:

- in den Vereinigten Staaten und England ergaben sich hohe Zustim- mungsraten,

- Belgien und Japan haben einen hohen Anteil von Ambivalenten, - den niedrigsten Zustimmungswert hab.'en die Niederlande,

(7)

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wissenschaftlicher Fortschritt wird helfen

Lesehinweis: für die Bundesrepublik Deutschland wären die Antworten wie folgt: der wissenschaftliche ,Fortschritt wird helfen: 33 %;' wird schaden 21 %; teils/teils und keine Antwort 46 %.

Abkürzungen:

B .b

Belgien

= .•Deutsbhland

I = Italien

= Jäpan E = Spanien NL =7 Holland F = Frankreich S = Schweden

GB = England USA = Vereinigte Staaten

Quelle: 'INIFES,.Einstellung der jüngeren Gbrieration zum fortschritt - Wandel tire Stabilität itn Zeitabläuf und im, internationalen Vergleith.

'Stadtbergen 1_986.-

Abb. 1: Einstellung zum wissenschaftlichen Fortschritt in einzelnen Ländern.

(8)

bei der hier nicht dargestellteni Auswertung ergaben sich in bezUg auf die verschiedenen Altersgruppen „ keinerlei eindeutige und -einheitliche Tendenzen inder Differenzierung,

leider wurde die Schweiz nicht .in diese Studie einbezogen;

aufgrund ähnlicher Untersuchungen dürfte die Schweiz etwa die Werte von Deutschland erreichen. Diese Werte deuten nicht auf eine besonders skeptische Einstellung der Bevölkerung gegenüber dem wissenschaftlichen'Portschritt hin.

Vorsicht bei der'Dateninterpretation

Solche generelle, auf wenigen Fragen berühende Daten mögen einen generellen Eindruck geben. Sie sind aber aus verschiedenen 'Gründen recht unzuverlässig:

(1) Es handelt sich um Einstellungsbefragungen, bei denen viele Wechselwirkungen zwischen Wissen, persönlichen Erfahrungen, Faszination, politisch-normativer Grundhaltungusw. bestehen, die bei allgemeinen Betragungen zu Zerrbildern führen. So hat beispielsweise die erste Mondlandung Faszinationskraft gehabt-und die Einstellung gegenüber der wissenschaftlichen Forschung verbessert, ohne dass sich aber an der Kritik an Atomkraftwerken etwas verändert hätte.

(2) Einen wesentlichen Einfluss hat der Zeitpunkt der Erhebung.

Befragungen unmittelbar nach einem Kernkraftwerk-Unfall führen beispielsweise zu überdurchschnittlich vielen negativen Einstellungen.

(3) Von grosser Bedeutung ist auch die Beschäftigungslage zum Zeitpunkt der Erhebung. Im allgemeinen ist die Einstellung zur wissen- schaftlichen Forschung und zum technischen Fortschritt in Ländern und in Zeiten mit einer höheren Arbeitslosigkeit und auteinem tieferen Entwicklungsstand besser als im umgekehrten Fall, weil man sich vom technischen Fortschritt eher eine Lösung der.enstehenden Probleme erhofft.

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(4) Generelle Daten über die Einstellung zur Forschung und zum Fortsthritt vermögen wohl ein allgemeines Stiinmungsbild zugeben.

Sie genügen aber nicht, um mögliche Massnahmen zur Veränderung der Einstellung einzuleiten. Dazu bedarf es hach Gruppen differenzier- ter Erkenntnisse, um " die richtigen Mittel zu t- - sofern nötig - Ver- sachlichung der DiskuSsion oder zur bessereri Aufklärung der Bevölke- rung ‚einzusetzen. Dabei zeigt sich immer wieder, dass viele ver- breitete Meinungen über die Einstellung gewisser' Bevölkerungs- gruppen zu Forschung und Fortschritt in sorgfältigen Untersuchungen nicht bestätigt sind. So Prägt beispielsweise heute die Parteizugehörig- keit nach dem "Rechts-Links-Schema" die Einstellung zum Techno- logiefortschritt in keiner Weise mehr in stereotyper Form. Ebenso wenig läsSt sich heute die früher gemachte Feststellung, intellektuell anspruchsvollere Berufsgruppen und besser ausgebildete Leute stünden der technologisch-naturwissensohaftlithen Forschung positiver gegenüber, noch aufrecht erhalten. Ganz generell sind

‚Einstellüngen nicht, mehr aufgrund solch einfacher Beziehungen (Korrelatiönen) erfassbar. Deshalb bedarf es in Zukunft viel differen- zierterer Erhebungen, utn die Stellung und die Akzeptanz von For- schung und Fortschritt bei der breiten Bevölkerung festzustellen.

Warum ist die Akzeptanz von Forschung und Fortschritt zu einem gesellschaftlichen Problem gewörden?

Es sind viele Gründe, die die Akzeptanz von Forschung und Fortschritt zu einem gesellschaftlichen Problem werden liessen.

(1 Zu lange hat man vor allem den ›technologisch-wirtsdhaftlichen Fortchriti in nahezu mechanistischer Sicht hur aus einer einseitig materiell verstandenen Zielrichtung der Wohlstandsvermehrung geSeheh, Insbesondere den Wirtschaftswissenschaften gelang es, weite.Kreise der Bevölkerung davon zu überzeugen, dass ein Verzicht auf den technischen Fortschritt zu einem Verlust an Wettbewerbs- fähigkeit führen muss, de t längerfristig den Wohlstand bedrohen und ‚ Arbeitslosigkeit bringen könnte, Mahnende Stimmen, die auf die Gefahren einer solchen einseitigen 'Betrachtungsweise aufmerksam

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machten, wurden geflissentlich überhört. Als dann die Probleme auftraten (Umweltbelastung, Grossrisiken; Arbeitslosigkeit trotz dem Fortschritt), verloren breite Bevölkerungsschichten das Vertrauen nicht nur in den Fortschritt, sondern vor allem auch in die Wissenschaft, die zu lange eihem positivistischen Weltbild gehuldigt hat.

(2) Die Reaktion liess nicht lange auf sich warten. Jede Phase der Verunsicherung wird zum TumMelfeld von Ideologen mit Patent- lösungen, deren Verdienst es zunächst iSt, Minderheiten und Aus- senseitern Gehör zu verschaffen, umlür die aufkommenden Probleme zu sensibilisieren. Deren Schicksal ist s denn aber späier, dass ihre Vorschläge in sehr vielen Fällen ebenso einseitig und undifferenziert werden wie - mit umgekehrten Vorzeichen - die Ideen 'ihrer herkömm- lichen Gegenspieler.

(3) An sich wäre ein solcher Wetistreit von Ideen, denen üblicherwei- se verschiedenartige Weltbilder zugrunde liegen, sehr befruchtend.

Leider ist es aber in nicht wenigen Fällen der immer häufiger anzutref- fende Populismus vieler Politiker, der den fruchtbaren Wettstreit der Ideen behindert, weil zu häufig momentane Fehlentwicklungen, die in der Oeffentlichkeit - berechtigte und unberechtigte - Aengste und Sorgen auslösen, als Anstoss zu wenig durchdachten politischen Aktionen (Massnahmen in der Gesetzgebung) dienen, die nicht selten weder die Probleme jösen noch einen Wandel,(orler vielleicht Fort- schritt) in eine sinnvolle Richtung einleiten.

(4) Leider nimmt die Wissenschaft ihre Aufgabe als Instanz, die den Wandel in sinnvolle Bahnen lenken könnte, in solchen Situationen aus riiehreren Gründen nicht in optimaler Weise wahr. Zunächst spricht sie oft nicht die Sprache der Bevölkerung, d.h. es gelingt ihr nicht, ihre Erkenntnisse in das Bewusstsein der Bürgerinnen und Bürger zu bringen. Zweitens verunsichert sie ob. der wissenschaftlichen Mei- nungsvielfalt die Bevölkerung, so dass das Vertrauen und die Glaub- würdigkeit verloren gehen. Dies nicht zuletzt deshalb, weil sich zu . wenig Wissenschafter in ehrlicher Weise darum bemühen, :klarzulegen, dass viele wissenschaftliche Aussagen nur "Wenn-dann-Aussagen"

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und-nicht absolut objektive Erkenntnisse darstellen. insbesondere irn Zusammenhang von Problemen mit dem Fortschritt sollte viel deutli- cher gemacht werden, Unterwelchen Voraussetzungen oder normati- ven Annahmen man eine neüe wissenschaftliche Erkenntnis als Forts&ire bezeichnet, um die damit verbundenen Prämissen transpa- rent zu madhen. Drittens vermischen immer mehr Wissenschafter in aktuellen 'Fragen ihre wissenschaftliche Position mit ihren politischen Anschauungen, indem sie zu wenig deutlich betonen, wann sie als Wissenschafter aber ihr Fachgebiet, und wann sie als interessierte Laien aus ihrer persönlichen Sicht über ein aktuelles Problem sprechen (ein brillanter Professor der Betriebswirtschaftslehre hat keine wissen- schaftliche 'Kompetenz, medizinische Probleme der Gentechnologie wissenschaftlich abzuhandeln). s Solche Kompetenzverwischungen fördern leider den Vertrauensverlust der Wissenschaft in der Oeffent- lichkeit immer häufiger. Und viertens schliesslich tut die Wissenschaft mit dem Spannungsfeld Spezialisierung/Ganzheitlichkeit der Betrach- tung einer Fragestellung immer noch schwer. Selbstverständlich ist die Spezialisierung angesichts der zunehmenden Komplexität aller wissenschaftlichen Fragestellungen eine unabdingbare Voraussetzung.

Allein führt sie aber zu einer Atomisierung allen Denkens, die für die Problembewältigung nicht mehr ausreicht. Notwendig sind auch Wissenschafter, die spezifische Erkenntnisse in einen grösseren Zusammenhang stellen können, um Sinn, Möglichkeiten und Grenzen .neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse bewusster zu machen.

(5) SChliesslith ergeben sich für die Bewältigung des Fortschrittes Probleme aus dem prekären Verhältnis Von Wissenschaft und Politik:

Die Politik nutzt wissenschaftliche Erkenntnisse weder als Frühwarn- systeme noch als Grundlage für die politischen Entscheidungen. Die Wissenschaft beantwortet die Fragen der Politik oft gar nicht' oder nur gn2u(änglich, weil sie nicht selten die Probleme, so wie sie sich im Meinungsbildungsprozess stellen, nicht zur Kenntnis nimmt und/

oder es ihr nicht gelingt, die .neuen Erkenntnisse in däs Bewusstsein der politischen Instanzen und der Bevölkerung zu tragen. Dafür mag das ehrliche Bestreben vieler Wissenschafter, nur umfassende, so weit als möglich gesicherte Lösungen vorzuschlagen, verantwortlich sein.

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Dieser PerfektionismUs kann aber auch gefährlich sein, denn wenn sich die Wissenschaft erst äussert, wenn sie alle Probleme.umfassend geklärt hat, prägen nicht selten banale Ueberlegungen weitreichende Entscheidungen. Würden im politischen Entscheidungsprozess auch nur partielle wissenschaftliche Erkenntnisse mitberücksichtigt, so würden schon viele Banalitäten etwas kritischer hinterfragt.

Damit stellt sich die Frage, was zu tun ist, um die Stellung ynd die Akzeptani von Forschung und Fortschritt in der Oeffentlichkeit.besser zu verankern. Ein Lösungsversuch ist von drei Seiten her anzugehen:

der Wissenschaft, der Politik und der einzelnen Bürgerinnen und Bür- ger.

Massnahmen zur Verbesserung der Akzeptanz von For- schung und Fortschritt

Aus der Sicht der Wissenschaft

Das für die VV\issenschaft schwierigste Problem ist die Umschreiburig degsen, was Fortschritt ist. Auch sie kann keine objektive Antwort geben, denn die Bestimmung des Fortschrittes bleibt ein normatives Problem. Hochschulen berufen sich meistens auf die "Freiheit der For- schung', weil sie der Auffassung sind, nur diese Freiheit garantiere den Erkenntnisfortschritt. Immer mehr Bürgerinnen und Bürger stellen aber diesen Erkenntnisfortschritt in Bereichen, die ihnen Zukunftsäng- ste bereiten, in Frage (insbesondere in der Gentechnologie und in der Nuklearphysik). Versuchte nun unter solchen Umständen die.Wissen- schaft ihren Freiheitsanspruch durchzusetzen, so entstünden für sie weitere Akzeptanzprobleme, die zu politischen Ueberreaktionen mit Verboten führen könnten; die sich letztlich auch hemmend auf solChe Entwicklungen auswirken würden, die langfristig durchaus im Inter- esse der menschlichen Gemeinschaft liegen und ihrem Wohl dienen.

Deshalb muss sich die Wissenschaft vermehrt um den ständigen Dialog zwischen Experten und Bürgerschaft bemühen, so dass die Forschung und 'der damit verbundene Fortschritt nicht mehr nur ein technisch-wirtschaftliches Problemfeld darstellen, sondern ergänzend zu einem politischen und kommunikativen Organisationsproblem werden. Konkret bedeutet dies, dass die Wissenschaft und die

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industrielle Forschung der breiten Oeffentlichkeit mehr Orientierungs- wissen durch und im Sinne von Technologiefolgeabschätzung und Wiikungsforschung zur Verfügung stellen muss. Diese neue und anspruchsvolle Aufgabe könnte über gewisse Formen der Institutiona- lisierung unterstützend erfüllt werden. In diese Richtung geht die Enquete-Kommission im Deutschen Bundestag, deren Aufgabe es ist, die Folgen neuer Technologien abzuschätzen, um die Probleme des Fortschrittes rechtzeitig zu erfassen und - dort wo. es nötig ist —in überlegter Weise Gebote und Verbote vorzuschlagen. Oder an vielen amerikanischen Medical Schools, wurden ethische 'Kommissionen eingeführt, die alle Forschungsvorhaben im medizinischen Bereich im Hinblick, auf medizinische und ethische Problemstellungen begut- achten..Selbstverständlich werden gegen solche Formen der Institütio- nalisierung von wissenschaftlicher Seite Bedenken vorgetragen. Es darf aber nicht übersehen werden, dass in einer demokratischen Ordnung die letzte Entscheidungskompetenz immer bei der Bürger- schaft liegt: Deshalb ist es meines Erachtens besser, wenn Wissen- schaft und Forschung vorbeugend agieren statt nachträglich reagie- - rep.

Aus der Sight der Politik

Die Politiker nützen das Wissen der Forschung aus verschiedenen Gründen zu wenig. Erstens sind wissenschaftliche Lösungsvorschläge häufig zu abstrakt und politisch nicht durchsetzber. Zweitens ver- stehen es viele Forscher nicht, ihre Erkenntnisse in verständlicher Weise darzustellen. Drittens Sehen viele Politiker nur die Widersprüche in den Aussagen von Wissenschaftern ohne indessen die Ursache dafür, die oft auf unterschiedliche normative Annahmen zurückzufüh- -ren sind, genau zu analysieren. Viertens gibt es Politikerund Politike- rinnen, für die wissenschaftliche Erkenntnisse, die nicht ihrer Vor- stellungswelt entsprechen, grundsätzlich nicht relevant und/oder gültig 'sein dürfen. Und fünftens haben Wissenschafter und Politiker Mühe, eine effiziente Form der Arbeitsteilung zu finden. In sehr vielen Fällen-setzen die exekutiven Behörden Expertenkommissionen bereits paritätisch aus Vertreterinnen und Vertretern aus Wissenschaft, Politik und Interessenverbänden zusammen, so dasS bereits erste Vorentwür-

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fe zu politischen Entscheidungen mit ihrem Komprorriiäscharakter wissenseaftlich wenig innovätiv sind. Deshalb ist s erforderlich, die Zusammenarbeit von Forschung und Politik neu zu regeln und vor allem die immer wieder vorhandenen Verständigungsprobleme Zu beseitigen. Eine mögliche Lösung bestünde darin, dass exekutive Behörden schwierigere Probleme zunächst Wissenschaftetn und Forschung zur Bearbeitung aus rein wissenschaftlicher Sicht über- tragen, wobei dann keine "Sandkastenüpiele" 'entstehen, wenn entweder Szenarien, und Varianten unter Vorgabe verschiedener Rahmenbedingungen oder eine Lösung unter bestimmten politischen ,Gegebenheiten einzubringen sind. :Erst die wissenschaftlichen Er-

gebnisse solcher Studien wären dann der Legislative zur EntSchei- dungsfindung vorzulegen, was einerseits voraussetzt, dass Forschungsergebnisse präsentiert werden, die verständlich sind und auf Eigenarten des politischen Umgangs Rücksicht nehmen, sowie andererseits, dass sich die Behörden ernsthaft damit auseinanderset- zen, selbst wenn vorgefasste Meinungen ins Wanken geraten. Ganz allgemein sind die Arbeitsteilung zwischen Forschern und Politikern sowie eine gute gegenseitige Kommunikation eine wesentliche Voraussetzung, um die Akzeptanz von Forschung und Fortschritt in :differenzierter Weise zu verbessern.

Die Bürgerinnen und Bürger

In der öffentlichen Diskussion Wird immer wieder behauptet, es bestünde ein direkter Zusammenhang zwischen der Akzeptanz von Forschung und Fortschritt sowie Ausbildungsstand und persönlichem Wissens- und Informationsstand. Verfechter dieser Auffassung sind deshalb der Meinung, das Akzeptanzproblem liesse sich lösen, wenn die technische Bildung in den Schulen verstärkt und die Sachinforma- tion verbessert würden. Insbesondere Untersuchungen zur Gentechno- logie scheinen diese Annahme nicht durchwegs iu bestätigen.

Offensichtlich tragen viele weitere Faktoren zu einem etwas diffusen Bild bei. So ist beispielsweise die Akzeptanz der GentechnolOgie, wo ein ümittelbarer Anwendungsbereich und Nutzen erkennbar ist (z.B.

Früherkennung von Erbkrankheiten oder Krebs), unabhängig vom Bildungsstand viel grösser als in Forschungsbereichen, in denen nicht

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absehbar ist, was aus der Forschung resultieren könnte (z.B. Eingriff in Keimbahnen). in vielen Fällen bleiben aber auch persönliche Erfah- rungen, vorhandene Aengste und individuelle Werthaltungen für das Verständnis von Fortschritt und damit für die Akzeptanz der For-

"schung so stark prägend, dass mit noch so viel Information oft kein massgeblicher Einstellungswandel erfolgt. Hier liegt eine Problematik, die vor allem in fortgeschrittenen Volkswirtschaften zu einer kritischen Entwicklung führen :könnte: Weil dort viele Bürgerinnen und Bürger allzu Viele Vorzüge, die ihnen die -Gesellschaft bietet als selbstver- ständlidh nehmen und nicht erkennen, dass diese Vorzüge einen weiteren - sinnvollen - Fortschritt .bedingen (bzw. ein Verzicht auf.

Fortschritt zu Annehmlichkeitsverzichten führen), reagieren sie. auf weiteren Fortschritt zurückhaltend und kritisch, gar wenn noch nicht alle Konsequenzen abschätzbar sind. Eine undifferenzierte Fortschritts- feiridschaft und Kritik, die zu einer eigentlichen Volksbewegung werden, kann aber dazu führen, dass die mangelnde Akzeptanz von weiterer Forschung und von. Fortschritt Probleme ungelöst lässt, die zum Wohle aller Menschen überwunden werden müssen (man denke etwa an die Genforschung im Zusammenhang mit Krebs). Deshalb müssen sich die Wissenschaft und Politik aktiver um die Akzeptanz von Forschung und Fortschritt bemühen.

Folgerungen

Früher liess ich Mich immer von folgender Ueberlegung leiten: "Glück- lidherweise ist der menschliche Erfindergeist so stark, dass ihn die stärksten Oppositionsbewegungen nicht abtöten können. Deshalb ist auch ein steter Fortschritt sichergestellt." Heutesehe ich das Problem differenzierter. Der Fortschritt betrifft jetzt Bereiche, von denen man nicht Weiss, wie sie Sich weiter entwickeln und ob wirklich mit der nötigen ethischen Verantwortuhg gearbeitet Wird. Persönlicher Ehrgeiz, "wissenschaftlicher Konkurrenzkampf und vermeintliche.

wirtschaftliche Sach±Wänge beinhalten immer häufiger die Gefahr von Fehlentwicklungen, die Misstrauen und Aengste auslösen. Werden diese zu gross, so können sie massenpsychologische Prozesse aus- lösen, die zu wenig durchdachten politischen Reaktionen führen,

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welche auch sinnvolle Forschung Lind Entwicklung Zu. behindern vermögen. Dies darf aber angesichts der vielen Probleme, die in unsererGesellschaft härren, nicht geschehen. Deshalb sind in erster Linie Wissenschaft und Politik aufgerufen, durch eine gute Arbeits- ,.

teilung Voraussetzungen für weitere Forschung und weiteren ,Fort- schritt zü schaffen, die auch die Akzeptanz der Bevölkerung finden.

Mit andern 'Worten müssen sie durch ein transparentes, bedachtes und agierendes Verhalten dazu beitragen, dass die Aengste und Unsi- cherheiten der Bürgerinnen und Bürger nichtiaufend noch grösser werden und auch sinnvollen Fortschritt noch mehr behindern.

Recherche, progrüs et sociötä - position et accep- tation de la recherche at du progrös parmi le pu- ,

R6s4m6

Autrefois, je me laissais toujours guider par la räflexion suiv.ante:

”Heuteusement le gähie inventif de l'hom" me est si puissant qu'il ne peut ätre ätouffä par des mouvementS d'opposition quelque forts qu'ils soient. Cela assure le maintien d'un progräs constanC Äu- jourd'hui, je vois le problämed'une fa9on plus diffärenciäe: Le progräs concerne actuellement des domaines dont.on ignore le däveloppement ult6rieur et oü l'on se demande si le travail s'effectue vraiment avec le sentiment -de responsabilitä öthique näceSsaire. Les arribitions personnelles, la compätition parmi les spientifiques ainsi que des contraintes economiques prätendues impliquent de plus en plus le danger de faux däveloppements qui provoquent de la mäfiance et de , la peur. ,Devenant trop fortes, ,celleä-ci peüvent dädlenCher des processus de psychologie- collective entrainant des räactionS politiques qui ne sont pas mürement räflädhies et qui risquent d'entraver märrie une recherche et un däveloppement raisonnables. Vu le nombre de problämes auxquels notre sociätä se voit confrontäe, cela ne doit pas arriver. ,Les milieux scientifiques et politiques sont donc appelds en

blic

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premier lieu a cräer, par une bonne division du travail, les conditions näcessaires au maintien d'une recherche et d'un progräs qui soient acceptäs ägalement par la population. Autrement dit: ils doivent contribuer, par un comportement actif, transparent et mürement räflächi, ä ce que la peur et l'incertitude des citoyens et des citoyen- nes ne continuent pas a augmenter et a entraver encore davantage mäme un progräs raisonnable.

Research, progress and society - positron and acceptance of research and progress in the public

Summary

In former times I used to be guided by the follöwing refleCtion:

"Fortunately the inventive mind of man is so powerful that it can't be stopped by any oppositional mCvement as strong as it may bä.

This secures the continuation of a _constant progress". Today the probläm appears ,to' rtie in' a More differentiated way. Nowadays _ progress concerns domains whose further *development is uncertain and where one doesn't know whether Work is really carried out with the required ethical sense of responsibility. Personal ambition, rivalry amongthe scientists.and supposed economic pressure imply increa- singly the danger df undesirable trends causing distrust and fear.

When the,latter become too strong, they may set off mass psycholo- gic processes resulting in thoughtless political reactions by which even _Suitable research and development can be impeded. In view of the many problems awaiting a solution in our society, this must MA happen, Therefore the scientific and political circles are first of all calle.d cm to Share work in creating the Conditiöns for further research and progreSs being accepted by the population as well. In other wordsrthey have to take care, by an active, transparent and reasoned ..behaviour, that the fear and uncertäinty of the Citizens won't ihcrea-

singly grow anymore >and impede even reasonäble progress.

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Technischer Fortschritt und landwirt-

schaftliche Forschung aus der Sicht der Agrarpolitik

Hans Burger, Direktor des Bundesamtes für Landwirtschaft, CH-3003 Bern

Der: "technische Fortschritt" brachtet in der Landwirtschaft such in unSerem Lande in den letzten 50 Jahren eine enorme Steigerung der Erträge pro Hektare und pro Arbeitskraft; Erna glicht wurde diese Entwicklung.durch eine hohe externe Zufuhr fossiler Energie, die auch heute noch zu, billig zur Verfügung steht. Dies war nicht immer so.

Als vor mehr als 10'000 Jahren auf breiter Basis :ein Übergang vom' Sammler- und Jägertum zur Agrarwirtschaft erfolgte, waren nicht Boden und Arbeitskräfte, sondern die•Energie knaPp. Damals mussten die Menschen den erforderlichen Energieumsatz äusserst effizient gestalten. Es wird für diese Zeitmit einer 'energy ratio" (Energieaus- beute zu Energieeinsatz) von 50 : 1 gerechnet. Die "moderne"

Landwirtschaft erreicht gerade noch den Wert von 2 : 1.. Hinzu kommt, dass die negativen Auswirkungen des hohen Verbrauchs an fossiler Energie immer deutlicher erkannt werden.

Müssan wir deshalb den "technischen FortSchritt" bremsen und zurückkehren zu den Zuständen neolithisChen Agrarwirtschaft?

Ich glaube käum. Niemand kann ernsthaft prinzipiell "gegen Fort- schritt" sein. Auf die Landwirtschaft bezogen geht es darum, mit einer reisourcenschonenden Produktion einer nach wie 'vor bedröhlich wachsenden Weltbevölkerung den Hunger zu stillen. Wir werden in Zukunft erheblich mehr Wissen aufwenden müssen, um diese Aufgabe zu bewältigen.

Im Spannungsfeld der .Grundbedürfnisse - Ernährung - Lebensraum (Umwelt) - Energie - nimmt die Landwirtächaft auch künftig eine zentrale Stellung ein.

Ich möchte damit nicht einerhuneingeschränkten Förtschrittsglauben huldigen. Die Selbstgerstörunosmöglichkeiten und gegenwärtig

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laufenden Selbstzerstörungsprozesse in den hoch entwickelten Ge- sellschaften unserer Breitengrade sind zu offensichtlich.

Technischer Fortschritt kann kein Selbstzweck sein. Wir brauchen ihn zum Überleben. Was wir aber dringend bräuchen - der letzte "Quan- tensprung" der Technik, die Gentechnologie, Zeigt uns dies mit aller Deutlichkeit - sind Antworten auf die Fragen nach dem Sinn unserer Fortschritte, unserer Wissenschaft und Technologie, unserer Wirt- schaft und unserer Gesellschaft.

Nach diesem einleitenden Versuch einer grundsätzlichen Ausein- andersetzung mit dem "technischen Fortsöhritrin der Landwirtschaft zurück zur Agrarpolitik.

Ich möchte in den folgenden Ausführungen ganz kurz

- die Möglichkeiten und Formen des "technischen Fortschritts" in der Landwirtschaft in Erinnerung rufen,

- die Kernelemente und Grundzüge der neuen Agrarpolitik darlegeh und daraus die Schwerpunkte für die künftige landwirtschaftliche Forschung ableiten.

1 Technischer Fortschritt in der Landwirtschaft

Technischer Fortschritt ist ein vielschichtiges Phänomen, mit bedeu- tendem Einfluss auf den wirtschaftlichen Wachstumsprözess und die Strukturveränderungen innerhalb von Betrieben,'Wirtschaftszweigeni und der ganzen Volkswirtschaft. Die Auswirkungen des technischen Fortschrittes betreffen nicht nur die Technik, söndern auch die Öko- nomie, das Soziale und die Ökologie.

Die Lehrbücher der Agrarwissenschaften unterscheiden drei Arten des technischen Fortschrittes: •

1. den biologisch-technischen Fortschritt,.

2. den medhanisch-technischen Fortschritt, und 3. den organisatorisch-technischen Fortschritt.

Biologisch-technische Fortschritte auf dem Gebiet der Pflanzen- und Tierzüchtung, der Pflanzen- und Tierernährung sowie des Pflanzen- schutzes, der Tiermedizin und Tierhygiene bewirken in der Regel eine

• Erhöhung des Ertrages pro Flächeneinheit oder Tier oder eine Reduk-

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tion des Einiatzes ertragssteigernder Produktionsmittel bei gleich- bleibenden) Ertrag.

Mechahisch-technische Neuerungen senken den Faktoreneinsatz bei gleichem Produktionsvolumen. Ausserdem wird mit mechanisCh- technischen Neuerungen der Faktor-Arbeit durch den Faktor Kapital ersetzt.

Neuerungen organisatorisch-technischer Artzielen auf einen besseren Einsätz von Arbeitskräften oder Maschinen durch optimale Arbeits- organisation ab. Sie beinhalten aber auch Fortschritte im Rechnungs- wesen, der Betriebsplanung und. der Organisation des Absatzes.

"Technischer Fortschritt" führt - immer heute noch gültige Wertvor- stellungen vorausgesetzt - zu Wohlstandsmehrung. Wir arbeiten laufend weniger lang um uns zu ernähren und haben somit mehr Mittel zur Verfügung um andere Bedürfnisse zu befriedigen. W.W.

Cochrane beschreibt.dies eindrücklich mit dem Prinzip der sogenann- ten "landwirtschaftlichen Tretmühle".

Heute werden negative Nebeneffekte von technischem Fortschritt zunehmend wahrgenommen. Durch den multifunktionalen Leistungs- auftrag - der Produktionsauftrag wird durch einen Pflege- und Ethal- tungsauftrag" mit Dienstleistungscharakter ergänzt- lockern wir die dargelegten wirtschaftlichen Zwänge. Wir ändern 'damit aber auch die Rahmenbedingungen für den technischen Fortschritt. Langfristig ausgerichtete, nachhaltige Lösungen müssen an die Stelle der "kurz- fristig" orientierten Wirtschaftsweisen treten.

2 Grundsätze und Kernelemente der neuen Agrarpolitik 2.1 Grundprinzipien der Neuorientierung

Wir stehen heute mitten in der Neuorientierung unserer Agrarpolitik, wie sie der Bundesrat im Siebten Landwittschaftsbericht 1992 vor- -geschlagen hat und wie 4ie Vom Parlament gutgeheissen wurde. Die

Gründe für diese Neuorientierung sind vielfacher Natur. Im Vorder- grund stand, etwas vereinfachend ausgedrückt, das Empfinden des Durchschnittsbürgers, unsere Nahrungsmittelpreise seien zu hoch,

(21)

die Umwelt würde von der Landwirtschaft teilweise überbelastet und der Staat Linterstütze mit seiner Politik die Produktion von Ober- schüssen. Dieses Unbehagen drückte sich in unserer direkten Demö- kratie auch aus in der Form von Volksinitiativen zur Aenderting der Agrarpolitik über eine Anpassung resp. Neufassung des Auftrages an die Landwirtschaft in der VerfaSsung. In den letzten vier Jahren wurden drei Initiativen eingereicht, wovon die erste in ,parlamentari- scher Beratung ist.

Nachhaltigkeit

Unumstritten in allen drei Initiativen sind die Aufgaben, die man der Landwirtschaft für die Zukunft zuordnen will. Bis heute stand der Ernährungs-.und Versorgungsauftrag im Vordeforund, der Pflege- und Erhaltungsauftrag lief als Koppelprodukt eher nebenher. Dieser soll in Zukunft einen höheren Stellenwert erhalten. Wie dieser Multi- funktion4le Leistungsauftrag von der Ländwirtschaft erfüllt Werden soll, darüber gehen die Meinungen auseinander.

Der Ständerat hat der ersten zu behandelnden Initiative einen Ge- genvorschlag gegenübergestellt, welcher neben den Aufgaben auch die wichtigsten Instrumente und Massnahmen aufführt, die der Bund ergreifen muss oder kann, dannit die Landwirtschaft die ihr übertrage- nen multifunktionalen Aufgaben zu erfüllen 'in der Lage ist. Mit der vom Ständerat vorgeschlagenen Verfassungsänderung soll das Prinzip der Nachhaltigkeit, das Grundprinzip für unser aller Ueberleben - schlechthin, für die Ausrichtung der Agrarpolitik Priorität erhalten.

Wettbewerbsfähigkeit

Neben dem Prinzip der Nachhaltigkeit Sollen in:Zukunft im Agrarsektor auch die Marktprinzipien vermehrt zum Zuge gelangen. Nachüber 40 Jahren Politik mit kostendeckenden Preisen, für wichtige. Sektoren gekoppelt 'mit Ablieferungspflicht und Abnahmegarantien, soll wieder zu einem System mit stärker durch den Markt bestimmten Preisen gewpöhselt werden. Mehr Markt verlangt mehr Spielraum für alle Akteure; er bedeutet aber auch mehr Risiko und mehr Konkurrenz.

Zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit auf allen Stufen und zur Erzielung einer möglichst hohen Wertschöpfung aus der Produktion

(22)

von Nahrungsmitteln sollen Rahmenbedingungen zur Unterstützung von Selbsthilfe und Qualitätsproduktion geschaffen werden.

Die Ausrichtung allein nach den Marktprinzipien, so wie sie häute funktionieren, wird nicht dazu führen, dass die Landwirtschaft die ihr übertragenen Aufgaben optimal erfüllt und in der Nahrungsmittel- produktion das Prinzip der Nachhaltigkeit einhält. Aus diesem Grund sollen, als Sicherheitsnetz für die vermehrte Ausrichtung auf den Markt und zur Abgeltung der gemeinwirtschaftlichen Leistungen, produktpnabhängige. Direktzahlungen die bäuerlichen Einkommen ergänzen. •

Marktänteile halteh mit produktiver Landwirtschaft

Die Direktzahlungen sollen auch in Zukunft nur ergänzenden Charakter haben. Wir müssen und wollen deshalb unter allen Umständen Marktanteile halten und damit sicherstellen, dass auch künftig ein bedeutender Teil des landwirtschaftlichen Einkommens aus dem Verkauf hochwärtiger Produkte erzielt werden kann. Diese Zielsetzung kann nur erreicht werden, wenn die Landwirtschaft eine produktive Ausrichtung beibehält'. Unser Ziel ist es, eine flächendeckende, produktive, bäuerliche Landwirtschaft zu ,erhalten, eine Landwirt- schaft, die aus dem Verkauf hochwertiger Produkte einen wesentli- chen Teil ihres Einkommens erzielen kann, eine Landwirtschaft die mit Mensch, Tier und Natur verantwortungsvoll umgeht.

2.2 Kernelemente der neuen Agrarpolitik .Preis- und EinkoMmensp'olitik

Die Trennung von Preis- und Einkommenspolitik ist ein wesentliches Kernstück der neuen Agrarpolitik. Auf der einen Seite sollen sich die Preise wieder mehr am Markt orientieren, oder anders gesagt, Ange- bot und Nachfrage sollen den Preis der landwirtschaftlichen Produkte bilden. Auf der andern Seite sollen produktunabhängige Direktzahlun- gen die Einkommen sichern helfen. Der Bundesrat hat die neue Linie der Agrarpolitik mit der vermehrten T(enhung von Preis- und Einkom- menspolitik in seinen Beschlüssen 1993 und 994 zu den bäuerlichen Begehren rasch und konsequent umgesetzt und eine Umlagerung von

(23)

produktgebundenen Stützungsmassnahmen zu ergänzenden Direkt- zahlungen vorgenommen. Die EinkOmmenseinbussen durch das Senken administrativ festgelegter Preise wurde praktisch vollständig durch die neuen birektzahlungen kompensiert. Inwiefern dies auch in Zukunft möglich sein wird, hängt sowohl Vom Zustand,der Bundes- finanzen als auch vön der Akzeptanz steigender Direktzahlungen pro Betrieb bei der übrigen Bevölkerung ab.

Nachhaltigkeit verbessern

Seit dem letzten Jahr verfügen wir mit den Beiträgen nach Artikel 31b .des Landwirtschaftsgesetzes über ein Instrument, welches uns erlaubt, mit wirtschaftlichen Anreizen einen entscheidenden Schritt in die Richtung einer gleichgewichtigen Entwicklung von bekonomie und Opkologie in'der Landwirtschaft zu machen. Im Zentrum stehen Beiträge für besondere Leistungen im Bereich des Umwelt-., Gewäs- ser,- Ländschafts- und Tierschutzes. Sie sollen ganz generell eine nachhaltige Produktionsweise förd,ern und verfolgen im einzelnen insbesondere folgende Ziele:

- die Artenvielfalt im landwirtschaftlich genutzten Raum zu erhö-

hen;

- die Nitrat- und Phosphatbelastung in den Grund- und Fliessgewäs- sern zu senken;:

den Einsatz von Hilfsstoffen zu reduzieren;

besonders aftgerechte Tierhaltungsformen zu fördern„

Im ersten Beitragsjahr ständen zur Verwirklichung dieser Ziele vier Oeko-Programme zur Auswahl, nämlich die Programme "Oekologische Ausgleichsflächen", "Integrierte Produktion",," Biologischer Landbau"

und "Kontrollierte Freilandhaltung". .Die Beteiligung an diesen Pro- grammen im Einführungsjahr übertraf die Erwartungen. Insgesamt zahlie der Bund bei einem budgetierten Betrag von 55 Millionen Franken über 94 Millionen Franken an die Landwirte aus.

Kosten senken

Die Einkommen der Bauernfamilien haben in den letzten vier jahren einen Viertef ihrer Kaufkraft verloren. Die Kostensteigerungenkonnten

(24)

mit ,den neüen Direktzahlungen nicht ausgeglichen werden. Auch in Zukunft 'wird die ganze Kostensteigerung, von Reallohnerhöhungen nicht zu sprechen, durch die Landwirtschaft selber aufzufangen sein.

Die Landwirtschaft, aber auch dielhr vor-und nachgelagerten Stufen, werden in- Anbetracht der Grenzen der neuen Direktzahlungen nicht darum herumkörnrnen, mit Kostensenkungen die Konkurrenzkraft zu erhöhen, uni Marktanteile halten zu könrien, Marktanteile vor allem in Sektoren mit den besten Chancen auch im Hinblick auf europäische M4rkte.

Wir wollen die Landwirtschaft in ihren Bemühungen zur KostenSen- kung unterstützen. Ein Wesentliches Element bilden dabei flexiblere Marktordnungen wie sie zurn,Beispiel mit der Revision des Milchwirt- schafts- und des ,Milchbeschlusses angestrebt oder in den Experten- kommissionen Pflanzenbau und Viehwirtschaft erarbeitet werden.

Dazu kommt der Abbau von Vörschriften wie ihn zum Beispiel die Aufhebung der Stallbauverordnyng auf den 1. Januar 1995 bringen wird.

Wertschöpfung erhöhen

Die Senkung der Kosten im Agrarsektor ist notwendig: Die Schweizer Landwirtschaft wirdeber bei der Produktion von Massenwere mit der

• auiländischen Konkurrenz Mühe haben. Sie muss sich deshalb vor • allem auf den Anbab von Produkten konzentrieren, die eine möglichst

hohe Wertschöpfung erzielen, bei denen die Marktnähe, ausgenützt werden kann und bei denen•die Sicherheit in der Erzeugung sowie die Qualität eine Rolle spielen.

In:zukunft sollten die Produkte hicht• nur als Nahrungsmittel verwertet werden. Wir wollen den Genuss, einen besonderen Lebensstil, beson- dere Traditionen oder eine bestimmte' regionale Verbundenheit und Herkunft mitverkaufen. Eine innovative und professionelle Vermark- tung unserer Produkte ist dazu unerlässlich.

Der Bund will Mit desetzlichen Regelüngen diesbezügliche Anstren- gungen Unterstützen. Mit dem neuen Artikel 25bis des Landwirt- schaftsgesetzes sollen die Branchenorganisationen die Möglichkeit

zur Erhebung von Solidaritätsbeiträgen erhalten, die für SelbSthilfe- • massnahmen gerade auch in der Absatz- und Verkaufsförderung

(25)

eingesetit Werden können...Ausserdem sollen die Voraussetzungen geschaffen werden, damit besondere geographische Herkunftsanga- ben öder Ursprungsbezeichnungen sowie besondere Produktionsver- fahren - wie zum Beispiel der Biologische Landbau - durch Label oder Markenzeichen definiert, geschützt und kontrolliert werden können.

So wird es in ( Zukunft möglich sein, den Konsumenten vor Täuschungen zu schützen und Herkunft, Ursprung oder eine beson- dere Qualität zu garantieren. Damit soll auch der Export schweizeri- scher Produkte, insbesondere in die Europäische Union, unterstützt werden.

Obwohl die Konsequenzen aus der Neuorientierung der Agrarpolitik noch nicht im einzelnen absehbar sind, .können doch erste Schluss- folgerungen gezogen werden:

a. .Der Druck zum Struktytwandel in.der schweizerischen Landwirt- schaft wird in den kommenden Jahren noch weiter zunehmen;

L. in der Landwirtschaft ist wieder vermehrt die unternehmerische Selbstverantwortüng anzustreben, die bereit ist, Risikä zu über- nehmen;

c. die bäuerliche Leistung wird inskünftig bei sinkenden Preisen vermehrt über -Direktzahlungen abgegolten.

Technische Entwicklungen sollen auf ,die dargelegte agrarpolitische Ausrichtung abgestimmt werden. Sie sollen also helfen:

- die Nachhaltigkeit zu verbessern,

- Kosten zu senken, um wettbewerbsfähiger werden zu können, und

die Qualität der Prodükte zu fördern.

Aufgrund dieser Vorgaben der Agrarpolitik stellt sich die Frage, was die landwirtschaftliche Forschung zu bearbeiten hat; um das gemein- same Ziel der Nachhaltigkeit in einem auf Wettbewerb ausgerichteten wirtschaftlichen Umfeld erreichen zu können.

(26)

3 Landwir,tschaftliche Forschung

Zur Bewältigung der im Rahmen der neuen Agrarpolitik an unsere Landwirtschaft gestellten neuen Herausforderungen ist eine praxisna- he Forschung äusserst wichtig. Nur so wird es möglich sein, natur- wissenschaftlich-technische Fortschritte auch umsetzen zu können, um die Fülle neuer und komplexer Fragen lösen zu helfen. Das bezieht sich sowohl auf die Nahrungsmittelproduktion -als auch auf andere Leistungen, im Rehmen der Multifunktionalität: Da sich die landwirt- schäftlichen Produktionssysteme durch eine starke Koppelung und hohe Komplexität auszeichnen, verlangt die Bearbeitung dieser Beziehungen, eine starke. interdisziplinäre Zusammenarbeit.

Sdhwerpunkte

Im beeonderen. erachte ich die Arbeiten, welche auf die Erhaltung der natürlichen Ressourcen hinzielen und damit zu einer umweltver- träglichen Agrarproduktion beitragen, als eines der wiähtigeten Auf- gabenfelder unserer landwirtschaftlichen Forschung. Hier sind alle Disziplinen der Agrerwissenschaften gefragt. Dazu gehört die. Erfor- schung der umweltrelevanten Beziehungen zwischen landwirtschaftli- cher und nichtlandwirtschäftlicher Nutzung unseres Lebensraumes, rnit ihren gegenseitig wirkenden positiven und negativen Einflüssen.

Es gehört aber auch die Entwicklung von urnweltsdhonenden Anbau- systemen zur Sicherung einer qualitativ hochwertigen Nahrungs- mittelproduktion, zur Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit und zum Sähutz der natürlichen Lebensgrundlagen dazu (Boden, Wasser, Luft, '.Landschaft und Biodiversität).

Weiter soll die Forschung im Rahmen der absehbaren Veränderungen in unserer Landwirtschaft Wege aufzeigen, um die Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe aufrechterhälten zu können. Wir sprechen hier von der Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit unseres Agrarsektors, was einerseits über die Senkung der Kosten, anderseits über den Anbau von Produkten mit einer möglichst hohen Wertschöpfung erreicht Werden soll. Hier sind Wege gefragt, die den ändernden Anforderungen unserer Gesellechaft Rechnung tragen, wie umwelt- und tiergerechte Produktionsweisen sövvie die Produktion

(27)

qualitativ hochwertiger Erzeugnisse. Mit bester Produkteqyalität und transparenten, glaubwürdigen Produktionsformen und -prozessen gilt es das Vertrauen der Verbraucher zu erhalten, resp. zurückzugewin- nen. In diesem Zusammenhang sind neue Ideen in der Vermarktung erforderlich.

Ein weiteres Aufgabenfeld der Forschung ist der Bereich der nach- wachseriden Rohstoffe. Fragen der Züchtung, des Anbaus, der Ver- arbeitung und der Erschliessung neuer Anwendungsgebiete steheri dabei Win Vordergrund. Speziell soll der Frage der Verwendun von nachwachsenden Rohstoffen nachgegangen werden.

Zweifellos werden wir uns in Zukunft vor allem auch mit dem tech- nischen Fortschritt auf dem Gebiete der Bio- und Gentechnologie auseinanderzusetzen haben.

Weder das Tagungsthema noch die Zeit erlauben ein Eintreten auf diese Problematik. Sie bietet mir aber, nebst der beruhigenden Fest- stellung, dass endlich die dringend notwendige Diskussion über Sinn und Richtung der naturwissenschaftlich-technischen Entwicklungen in Gang, kommt, Gelegenheit zum Schluss noch einige persönliche Gedanken an Sie, die Initianten und Träger dieses Fortschritts, zu richten. Es geht um Freiheit und Grenzen, speziell aber um die Ver- antwortung in der Forschung.

Wissenschaftlicher, technischer und damit wirtschaftlicher Fortschritt als Selbstzweck zeigt inhumane Folgen.

Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen mit soiialer Destabili- sierung, die Selbstzerstörung unserer Fortschrittsgesellschaft liegt im Bereich des Möglichen, Machbaren, wenn auch die Zerstörung sicher nicht gewolltist. Dennoch kann kaum jemand ernsthaft grundsätzlich gegen technischen Fortschritt sein. Er darf aber nicht zum absoluten Wert werden, nicht Selbstzweck sein. Wir brauchen verbindliche ethische Normen. Die Globalisierung von Wirtschaft, Wissenschaft und Fortschritt verlangt nach einer globalen Ethik, einer Ethik im Sinne der Verantwortung der Weltgesellschaft für Mitwelt, Umwelt und Nachwelt.

Jeder von uns trägt an dieser Verantwortung mit, denn Weltgesell- schaft sind nicht vorab die "andern", sondern wir alle.

(28)

Zusammenfassung

Der "technische Fortschritt" brachte in der Landwirtschaft auch in unserem Lande in den letzten 50 Jahren eine enorme Steigerung der.

Naturalerträge pro Hektar und pro Arbeitskraft. Ermöglicht wurde diese Entwicklung durch eine hohe externe Zuführ von Energie in Form fossiler Brennstoffe.

Zur Bewältigung zukünftiger Aufgaben im Spannungsfeld der Grund- bedürfnisse - Ernährung - Lebensraum (Umwelt) - Energie - nimmt die Landwirtschaft eine wichtige-Rolle ein. Hinsichtlich der Beantwor- tung von Fragen, die in diesem Zusammenhang auftreten werden, ist in Zukunft erheblich mehr Wissen notwendig. Bei der Erarbeitung dieses Wissens hat man sich stets der kritischen Frage über Sinn und Richtung der naturwissenschaftlich-technischen Entwicklung zu stellen.

Progrüs technique et recherche agricole dans l'optique de la politique agricole

Rösurnö

Au cours des derniäres 50 annees, le "progräs technique" a conduit ä une augmentation extraordinaire des rendements physiques par he6tare et par unite de main-d'oeuvre dans l'agriculture suisse, tout comme a l'etranger. Ce developpement n'a ete possible que gräce ä l'importation de quantites elevees d'energie sous forme de combu- stibles fossiles.

L'agriculture joue un röle important dans la maitrise des futures täches dans le contexte de facteurs opposants, tels que besoins fondamen- taux, alimentation, espace vital (environnement) et energie. Un savoir beaucoup plus vaste sera necessaire a l'avenir pour pouvoir repondre • aux questions qui se presenteront a cet eg,ard. En acquerant ce savoir, il faudra ä tout moment se poser la question critique relative au sens

(29)

et ä l'orientation du däveloppement dans le domatne des sciences naturelles et de la technique.

Technical Progress and Agricultural Research from the Point of View of Agricultural Policy

Sumffiary

Within the last 50 years, "technical progress" has led-to an enormous increase iri yields in kind per hectare and per unit of manpower in Swiss agriculture as well as abroad. This development has been possible thanks to substantial' imports of energy in the form of fossil - fuels.

Agriculture preys a major part in coping with future tasks in'a context of opposing factors,, such as fundamental needs,,food supply, living space (enyironment) and energy. To be able to answer the questions arisirig in this context much more knowledge will be ,needed in future. In acquiring this knowledge, We Will have to ask ourselve at any Moment the critical question about the purpose .and direction of development in the fields- of natura sciences and technology.

Literatur

Council ön Environmental Quälity und US-Aussenministedum-, The Global 2000 Reportto the Presiderit, US. Government Printing Office, Washington 1980.

Fritsch E., 1981. Wir werden überleben, Olzog Verlag, München.

Kürig H., 1990. Projekt Weltethos, Piper Verlag, München.

(30)

Ad hoc-Arbeitsgruppe Kurath, Oeffentliche Forschung und Lehre in der Schweizerischen Ländwirtschaft, in Vorbereitung, Berri 1994. ' - Popp H.W., 1985. Agrarökonomie, Landwirtschaftliche Lehrmittel-

zentrale Zollikofen, Zürich.

Schmidheiny S., 1992. KurswechSel, Artemis & Winkler Verlag, Zürich.

Störig H.J., 1990. Kleine WeltgeschiChte der Philosophie, Verlag W.

Kohlhammer, Stuttgart.

Willer H., 1967. Technischer Fortschritt und Landwirtschaft, Verlag Paul Parey, Hamburg und Berlin.

(31)

Überlegungen zur einzelbetrieblichen An- wendung des technischen Fortschritts in der schweizerischen Landwirtschaft

Stephan Pfefferli, Eidg. Forschungsanstalt für Agrarwirtschaft und Landtechnik (FAT), CH-8356 tänikon

Die Betriebsform in der Landwirtschaft ist das Ergebnis verschiedener Einflussfaktoren. Brinkmann [zitiert in Reisch und Zeddies 1983, S. 17] unterscheidet zwei gegensätzlich wirkende Fäktorgruppen: Die integrierenden und die differenzierenden Faktoren, wobei die ersteren zu einer gewissen Vielseitigkeit in Produktionsprogramm zwingen, während die letzteren die Betriebsorganisation spezialisiert auf die jeweils vorherrschenden Verhältnisse ausrichten. Reisch und Zeddies [1983; S. 171 weisen därauf hin, dass unter den heutigen Verhält- nissen di'e differeniierenden Faktoren eindeutig vorherrschen. Bei Geiser et al. [1979, S. 58] findet sich die in Abbildung 1 wiedergege- bene Darstellung, wobei die integrierenden und differenzierenden Faktoren als äussere und innere Kräfte bezeichnet werden.

In der Abbildung sind unter den wirtschaftlichen Standortfaktoren die volkswirtschaftlichen Produktionsbedingungen aufgeführt. Geiser et al. subsumieren darunter

• Preis-/Kostenverhältnisse,

• technischen Fortschritt,

• Arbeits- und Kapitalmarkt, -

• Anforderüngen des Marktes und der Agrarpolitik,

• Anforderungen von Umwelt- und Tierschutz und

• soziologische Momente.

Der teChnische Fortschritt ist somiteiner der Faktoren, die den Betrieb gestalten..SChweepunkt des Artikels ist der technisdhe Fortschritt und seine Interaktionen mit den übrigen volkswirtschaftlichen Produktions- bedingungen, die wir Uri folgenden Rehmenbedingungen nennen,' Anschliessend erfolgt die Charakterisierung des teChnischen Fort- schritts anhand ausgewählter Aspekte; Aufgrund von Buchhaltungs-

(32)

zahlen wird dann die Entwicklung von spelialisierten Rindviehmast- betrieben zwischen 1.977 pnd 1992 geieigt. Hypothesen zur Entwick- lung der Rahmenbedingungen bilden die Grundlage für eine Abschät- zung möglicher Auswirkungen. Diese Überlegungen dienen dazu, den zukünftig nachgefragten technischen Fortschritt zu bestimmen.

Äussere Kräfte Wirken in Richtung einer ein- seitigen Betriebsorganisation (Spezialisierung) s

Innere Kräfte Wirken in Richtung

einer vielseitigen Be- triebsorganisatiön

Natürliche Standortfaktoren - Klima

- Boden

- Geländegestaltung

Gleichmässige Arbeitsauslastung

Wirtschaftl. Standortfaktoren - Äussere Verkehrslage - Volksw. Prod.-Bedingungen

Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit

Faktorausstattung - Fläche

- Innere Verkehrslage - Arbeitskräfte - Kapital

Bodennutzung

Betriebsform

Viehhaltung

Risikoausgleich

Kostensenkung

Personelle Faktoren Betriebsleiter etc.

Verwertung.

von Koppelprodukten (z.B. Zuckerrübenlaub)

Selbstversorgung

Quelle: Geiser et al. [1979, S. 58]

Abb. 1. Die Betriebsform, das Ergebnis der integrierenden (innere Kräfte) und der differenzierenden (äussere Kräfte) Faktoren

(33)

Aspekte des technischen Fortschritts

Was ist technischer Fortschritt?

Über den technischen Fortschritt existiert eine umfangreiche Literatur.

Einen guten Überblick Zu diesem Thema gibt die Dokumentation zur Jahrestagung 1990 der Gesellschaft für Wiitschafts- und Sozial- wissenschaften des Landbaues [GEWISOLA 1990]. Der vorliegende Artikel beschränkt sich auf die einzelbetrieblichen Aspekte.

Der Begriff "technischer Fortschritt" ist belagtet durch einen vieldeu- tigen und wenig exakten Sprachgebrauch [Willer 1967, S. 13]. Aus betriebsyvirtschaftlicher Sicht lässt sich der technische Fortschritt in Anlehnung an Gablers Wirtschafts-Lekikon [Gabler 19881 wie folgt , definieren:

• Herstellung neuartiger' oder verbesserter Produkte;

Anwendung neuer Verfahren, mit denen ,

• eine gegebene Produktmenge kostengünstiger bzw.

• eine grössere Produktmenge mit gleichbleibenden Kosten erstellt • werden kann.

Der Begriff Produkte igt dabei umfassend zu verstehen. Produktions- mittel sind darin enthalten.

Phasen des technischen Fortschritts

Gemäss Gablers Wirtschafts-Lexikon [Gabler 1988] lassen sich drei Phasen des technischen Fortschritts unterscheiden:

• Invention

Erarbeitung des naturwissenschaftlich-technischen Wissens von Forschungs- und Entwicklungsergebnissen sowie.Erfindüngen.

• Innovation

Neugefundenes naturwissenschaftliches Wissen führt iur Erwei- terung des technischen Könnens und damit zu neuen Produkten.

• Diffusion

Das vermehrte technische Können wird wirtschaftlich verwertet, zum Beispiel durch den Verkauf von neuartigen Maschinen. Dadurch findet ein.,Technologietransfer statt.

(34)

Fehlentwicklungen ../-r Störung neue

Erkenntnisse (Innovation)

• ideal • normal

/ Phase' I Ausgangs-

phase („primitiv")

Phase IC Entwicklungsphase

(„kompliziert")

Phaselll Standardi- sierung (,:einfach") Schön [1990) beschreibt vier wissenschaftlich-technische Entwick- lungslinien und zeigt anhand eines Modells (Abb. 2), wieweit der Technologietransfer in den einzelnen Linien förtgeschritten ist.

tatsächlicher Aufwand notwendiger Aufwand

1

Zeit

Quelle: Schön [1990, S. 25] •

Abb. 2. Phasen des Technologietransfers

Er unterscheidet

• Stofflinie (Dünger, Pflanzenschutz, Saatgut): Neue Anforderungen durch Umweltprobleme. Neue Ansätze durch Biotechnik erkennbar.

Pha'se I in Abbildung 2.

(35)

• Energielinie: Eng mit Mechanisierung verbunden. Mechanisierung vor dem Abschluss. Vereinfachung durch Standardisierung. Defizit in d:er Strukturanpassung. Phase III in Abbildung 2.

• Informationslinie (elektronisch-technischer Fortschritt): Entwick- lungs- und Erprobungsphase mit vielfältigen Lösungen. Zielstrebige Überführung in Phase III erforderlich. Phase II in Abbildung 2.

• Biologische Entwicklungslinie: Innovationen durch biotechnologische Methoden erkennbar. Beginn Phase II in Abbildung 2:

Arten des technischen Fortschritts

In der Literatur sind verschiedene Untergliederungen des technischen Fortschritts zu finden. Drei davon, die auch aus einzelbetrieblicher Sicht relevant sind, sollen nachfolgend kurz erläutert werden.

a) Nach Realisierungsgrad,

In Gablers Wirtschafts-Lexikon [Gabler 1988] finden sich die fölgen- den Definitionen:

• Potentieller technischer Fortschritt: Technischer Fortschritt, der aufgrund des Standes der naturwisenschaftlichen-technischen For- schung und Entwicklung augenblicklich oder in unmittelbarer Zukunft durchführbar ist.

• Realisierter technischer Fortschritt: Es wird nur ein Teil dessen; was technisch, betrieblich und gesellschaftlich möglich ist, tatsächlich realisiert. Politische und vor allem wirtschaftliche Kriteriön sind entscheidend..

p) Nach Anwendungsbereichen"

Willer [1967, S. 101]. beschreibt und analysiert. die häufig verwendete Klassifizierungtechnischer Verbesserungen imbiologisch4echnischen Fortschritt, mechanisch-teChnischen.Fortschritt und organisatorisch- technischen Fortschritt. Schrader [1989, S. 245] weist daraufhin, .dass die Unterteilung in biologisch-chemische, mechanisch-elek-

tronische und organisatorisch-institutionelle Neuerungen zeitgemässer wäre. Wir halten uns in der Folge *der Einfachheit halber an die Begriffe von Willer, wobei die Erweiterungen von Schrader miteinge-

(36)

schlossen sind. Darauf aufbauend sind, die wichtigsten Merkmale dieser Gliederung in Tabelle .1 zusammengestellt.

Tabelle 1. Merkmale des biologisch-,,mechanisch- und organisato- risch-technischen Fortschritts

, • Biologisch-tech- nischer Fortsähritt

Mechanisch- technischer Fortschritt

Organisätedech- ,technischer ,

Fortschritt AnwendungS-

bereiche

Pflanzen- und :Tier- produktion

Maschinenbau BauWesen ,

.Betriebsführung Beispiele. Sperma nach«-

zuChtgeprüfter Stiere, mono- germes Saatgut

Kreiseltnäher, Laufstall,

•Melkroboter

PC mit * Buchhaltung, Schlag- und Stallkartei Einführung

durch

.

Neue Pflanzen- sorten, Dünge-, Pflanzenschutz- und Futtermittel, Medikamente, 'leistungsfähigere 'Tiere

.

Neu-/Ersitz- Investitionen bei Maschinen und Gebäuden

i

Aus- und Weiter-

bildung, .

Beratung, Kauf von Software u.a.

. Wirkung

.

Intensivierend, höherer Ertrag je Fläche/Tier, "

gleicher Ertrag ' bei sparsamerem Produktionsmittel- einsatz

Arbeitssparend, Kapitalbedarf pro ProduktionSein- heit steigt.

Spezialisierung.

Grössere Betrie- be

Effizientere Nut:

zung, der Produk- tionsmittel Lind • Arbeitskräfte Kostensenkung

, ,Einführungs-

dauer 1 -5 Jahre 1 - 20 Jahre

' 1,- 30 Jahre Quellen: nach Willer [1967] und Schrader [1.989]

c) Nach Umweltwirkung

..Heissenhuber und Pahl [199Q; S. 2451 zitieren Sprösser, der vor- schlägt, zwischen "umwelttechnischem" Lind "produktivitätserhö- hendem technischen Fortschritt" zu differenzieren.

(37)

Tabelle 2. Kombinätion Von umwelttechnischem und produktivitäts- erhöhendem technischen Fortschritt

Fall Umweittech- nischer Fortschritt

Produktivitätsstei- gernder techni- scher Fortschritt

Beispiele

1 erhöhen reduzieren . ,

'

Düngermenge senken -› Ertragsrückgang --> Verbesserung der

Wasserqualität 2 erhöhen erhöhen

«

Ertragssteigerung mit einer neuen, . krankheitsresistenten Getreidesorte 3

reduzieren erhöhen Ertragssteigerung mit einer neuen,

• krankheitsanfälligen Getreidesorte Quelle: nach Heissenhyber und Pah,1 [1990]

Ausgehend davon, dass Linter dem Begriff produktivitätssteigernder Fortschritt der biologisch-, mechanisch- und organisatorisch-techni- sche Fortschritt zusammengefasst werden kann, wäre der ökologisch technische Fortschritt die logische Erweiterung.

Wirkungen des technischen Fortschritts

Die Wirkungen des technischen Förtschritts sind von den Rahmenbe- dingungen abhängig.

Gemäss Reisch und Zeddies [1983, S. 261 haben technische Fort- schritte auf dem Einzelbetrieb die folgenden Wirkungen:

• Produktionssteigerung

• Ursache: Entwicklungen im biologischen Bereich

• Wirkung: -

- I. höherer Ertrag bei gegebenem Faktoreinsatz

(38)

2. Weil Grenzerlös > Grenzkosten bei konstantem Produkt-/Fak- lorpreisverhältnis nöherer Faktoreinsatz.

• Beispiel: Weizen [vgl. Malitius und Zimmermann, 1994.1 o Kostensenkung

• Ursache: Entwicklungen vor allem im mechanischen Bereich

•• Wirkung:

1. gleiche Produktmenge mit geringerem Faktoreinsatz

2. Bei konstantem FaktorpreisverhältniS ist Faktorkombination

•• nicht mehr optimal. -"Teurerer Faktor wird teilweise durch den billigeren ersetzt.

• Beispiel: Grössere Arbeitsbreiten bei Landmaschinen (Substitution vön Arbeit durch Kapital).

O Kapazitätserweiterung

• Ursache: Grössere Produktemengen mit gleichen Produktions- kapazitäten.

• Wirkung: Höhere Produktionskapazität verursacht eine Verände- rung der Produktkombination.

• Beispiele: Gegebener Milchviehstall, Milchleistung der Kühe Steigt.

Schrader [1989, S. 2461 fasst die Wirkungen der verschiedenen Formen des technischen Fortschritts in tabellarischer Form zusammen (Tab. 3).

Als Primärwirkung der technischen Fortschritie in den Landwirt- schaftSbetrieben nennt Schrader [1989, S. 2451 die Verbesserung der Produktivität des •Faktoreinsatzes. Technische Neuerungen erweitern nicht nur den Handlungsspielraum des einzelnen Landwirts, sondern zwingen im Wettbewerb auch andere Betriebe zu Anpassun- gen. Die Folge sind Strukturveränderungen. Gemäss De Haen und Zimmer [199G, S. 77] wird der Einsatz moderner, auf Ertragssteige- rung ausgerichteter Technik in der Landwirtschaft vielfach als eine der Hauptursachen der zunehmenden Belastungen von Umwelt und natürlichen Ressourcen in den Industrieländern angesehen. Bedenken richten sich insbesondere gegen den Einsatz gros‘ser tVlengen von:

Agrarchemikalien sowie schWerer Maschinen, _aber auch gegen organisatorische Veränderungen' in Richtung auf Spezialisierung und Grössenwachstum der Produktionseinheiten, die durch die Einführung

(39)

solcher technologischer Neuetungen erst möglich und wirtschaftlich gewordensind: Dabei handelt es sich teilweise um externe Effekte der Nutzung von technischem Fortschritt. Das heisst die Anwendung des technischen Fortschritts führt zu Schäden, die keine direkten finanziellen Folgen für den Verursacher haben.

Tabelle 3. Wirkungen verschiedener Formeniechnischer Fortschritte

Wirkungen Formen

biologisch/

chemisch .

technischer Fortschritte mechanisch/

elektronisch .

organisiti institutionell Produktion

- Erträge je ha bzw. Tier + + +10 '+10.

.- Produktionseinheiten 0 + +

' +10

Einsatz von Betriebsmitteln

- Handeedünger + + 0

. ' +/—

- Pflanzenschutzmittel - + + 0 +/-

- Zukauffutter + + + +/—

- Tierarzneimittel + +. + +/-

- Treibstoffe, Energie o + + +i

Einsatz von Produktionsfaktoren

-Arbeit o — — —/0

-. Kapital 0 + +

Strukturwandel

- Betriebsgrössen ' . o + + +10

- Spezialisierung, Konzentration + + +10

+ = Zunahme, 0 = keine Wirkung, — = Abnahme

Quelle: Schrader [1989, S. 246]

Andere Ursachen für höhere Arbeitsproduktivität

Eine höhere Arbeitsproduktivität-ist nicht in jedem Fall durch techni- schen Fortschritt verursacht. Substitution von Arbeit durch Kapital, economies of scale, Lernen durch Erfahrung, verbesserte Ausbildung oder organisatorische-Verbesserungen können ebenso Gründe für eine höhere Arbeitsproduktivität sein [Michalek 1990, S. 121].

Referenzen

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