weitere Differentialdiagnose ist in Tabelle 3 zusammengestellt.
Therapie:
Ähnlich der deQuervainschen Tendovaginitis bringen konservative Heilversuche, wie Wärmeapplikation mittels heißer Sand- oder warmer Handbäder, Streichmassage, Bewe- gungsübungen oder Kortison-Injek- tionen in den Anfangsteil des Seh- nenscheidenkanales wenig dauerhaf- ten Erfolg. Bereits zuvor wurde auf die Gefahr der Kortison-Injektionen hingewiesen.
Der operative Eingriff sollte da- her vorgezogen werden. Er kann in einer Regionalanästhesie erfolgen.
Eine Blutleere ist dabei wünschens- wert, um die seitlichen Nervengefäß- bündel sicher schonen zu können.
Die Freilegung erfordert eine kleine quere Hautinzision über dem Mittel- handköpfchen des betroffenen Fin- gerstrahles in der Hohlhandbeuge- falte oder parallel zu ihr, bezie- hungsweise beim Daumen in der Grundgelenksbeugefalte (nicht in der Fingerbeugefalte auf Höhe der Schwimmhautränder, die zu weit distal liegt!). Danach erfolgt die Dar- stellung und vollständige Spaltung des ersten Ringbandes.
Die Prüfung der jetzt erzielten Sehnenbeweglichkeit zeigt, ob die Spaltung ausreichend war, wobei der Patient eventuell, je nach Anästhesie- art, auch den Finger selbst bewegen kann, um ein Persistieren des Finger- schnellens auszuschließen. Neben der Komplikation einer Fingernervenver- letzung muß auch vor der Inzision des zweiten Ringbandes gewarnt werden, da dies eine Ulnar-Abweichung und Behinderung der Beugefähigkeit des Fingers zur Folge haben kann.
Wiederum wichtig zu wissen ist für den weiterbehandelnden Haus- arzt, daß keinerlei postoperative Ru- higstellung erfolgt, sondern die frühe aktive Fingerbewegung im Vorder- grund der Behandlung steht, um Ad- häsionen zwischen Sehnenscheide und Sehne vorzubeugen. Nach drei bis vier Wochen ist im allgemeinen auch hier die volle Belastbarkeit der Hand wieder möglich (3, 5, 9).
Literatur
1. DeQuervain, F.: Über eine Form von chroni- scher Tendovaginitis. Corresp.-Bl. Schweiz.
Ärzte 25 (1895) 389
2. Finkelstein, H.: Stenosing tendovaginitis at the radial styloid process. J. Bone Jt. Surg. 12 (1930) 509
3. Froimson, A. I.: Tenosynovitis and Tennis el- bow. In: Green, D. P. (Hrsg.): Operative Hand Surgery, Churchill Livingstone, New York (1982) 1507-1513
4. Hooper, G.; McMastes, M. J.: Stenosing ten- dovaginitis affecting the tendon of extensor digiti minimi at the wrist. Hand 11 (1979) 299 5. Drewes, J.: Erkrankungen der Sehnenschei-
den. In: Kremer, K.; E. Müller (Hrsg.): Die Chirurgische Poliklinik, Thieme (1988) 8.81-8.84
6. Nyska, M.; Floman, Y.; Fast, A.: Osseous in- volvement in deQuervain's disease. Clin. Or- thop. Rel. Res. 186 (1984) 159-161 7. Pick, R. Y.: DeQervain's disease: A clinical
trial. Clin. Orthop. 143 (1979) 165 8. Rhoades, Ch. E.; Gelberman, R. H.; Manjar-
ris, J. F.: Stenosing Tenosynovitis of the Fin- gers and Thumb. Clin. Orthop. Rel. Res. 190 (1984) 236-238
9. Rudigier, J.: Tendovaginitiden. In: Rudigier, J.: Kurzgefaßte Handchirurgie (3. Aufl.), Hippokrates, Stuttgart (1990) 266-268
Anschriften der Verfassen
Dr. med. Jochen Blum Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie
Langenbeckstr. 1 W-6500 Mainz Prof. Dr. med. Jürgen Rudigier Chirurgische Klinik II
Kreiskrankenhaus Offenburg Ebertplatz 12 • W-7600 Offenburg
FUR SIE REFERIERT
Secretin-
und Kalzium- Provokationstest beim Zollinger- Ellison-Syndrom
Das Zollinger-Ellison-Syndrom, erstmals 1955 beschrieben, geht auf gastrinproduzierende Tumoren der Bauchspeicheldrüse zurück und führt zu einer exzessiven Säuresekre- tion mit konsekutiven peptischen Ul- zera. Nicht immer erlaubt jedoch die Serumgastrinbestimmung beim nüchternen Patienten die Identifizie- rung des Krankheitsbildes. Deshalb wird bereits seit vielen Jahren ein Sekretin- beziehungsweise Kalzium- provokationstest vorgeschlagen, die eine bessere Unterscheidung zwi- schen Gastrinom und banalem Ul- kusleiden erlauben.
Die Autoren führten beide Tests bei 80 Patienten mit Zollinger-Elli- son-Syndrom durch; die Patienten erhielten Kabi-Sekretin (2 E/kg Kör- pergewicht i. v.) beziehungsweise Kalzium-Gluconat 10prozentig (54 mWkg/h als Dauerinfusion über drei Stunden). Die Autoren kommen zu dem Schluß, daß der Sekretintest der Kalziumprovokation überlegen ist.
Ein Anstieg des Serumgastrinspie- gels nach Sekretingabe um 200 pg/ml beziehungsweise um 395 pg/ml nach Kalziumstimulation wird als diagno- stisch beweisend erachtet. Der Kalzi- umtest sollte nur bei den Patienten durchgeführt werden, bei denen der dringende klinische Verdacht auf ein Zollinger-Ellison-Syndrom besteht und bei denen der Sekretintest nega- tiv ausgefallen ist.
Frucht, H., J.M. Howard, J.I. Slaff et al.: Secre- tin and Calcium Provocative Tests in the Zollin- ger-Ellison-Syndrome. A prospective study. Ann Int Med 111: 713-722, 1989.
National Institute of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases, Bethesda, Maryland, USA.
Tabelle 4: Sehnenscheiden der Handbeugeseite
1. die kurze Sehnenscheide des M. flexor carpi radialis in Höhe der Handwurzel
2. die Sehnenscheide des M. flexor pollicis longus, die sich vom Kar- palkanal bis auf den Daumen erstreckt. Karpale und digitale Seh- nenscheide gehen am Daumen kontinuierlich ineinander über.
3. die gemeinsame Sehnenscheide der oberflächlichen und tiefen Fin- gerbeuger. Hier liegen acht Sehnen in der karpalen Sehnenscheide im Karpalkanal, den sie nach proximal und distal um einige Zenti- meter überragen. Im allgemeinen steht die karpale Sehnenscheide mit der distalen Sehnenscheide des fünften Fingers in Verbindung.
A-3932 (48) Dt. Ärztebl. 87, Heft 49, 6. Dezember 1990