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Archiv "Croup-Syndrom beim Kind" (24.11.1977)

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Zur Fortbildung Aktuelle Medizin NOTFALL IM BEREITSCHAFTSDIENST

Croup-Syndrom beim Kind

Das Croup-Syndrom ist durch eine akute Einengung der oberen Luftwege definiert. Sauerstoffmangel und Erstickungsgefahr sind die Folge.

~ Weitaus am häufigsten ist die stenosierende Laryngotracheobronchitis, der sogenannte Grippe- Croup, früher als Pseudo-Croup bezeichnet. Unterschiedliche Viren sowie bakterielle Superinfektionen bedingen eine entzündliche Schleimhautschwellung mit subglottiseher Obstruktion. Bei der seltenen Diphtherie kommen fibrinöse Pseudomembranen hinzu.- Betroffen sind vor allem ältere Säuglinge und Kleinkinder, Jungen häufiger als Mädchen. Es besteht eine Neigung zu Rezidiven.

~ Seltener, jedoch weit gefährlicher ist die Epiglottitis acuta, die durch Haemophilus influenzae hervorgerufen wird. Die erheblich angeschwollene Epiglottis mit Beteiligung der aryepiglottischen Falten verursacht rasch eine bedrohliche Einengung des Kehlkopfeinganges. Drei- bis sechsjährige Kinder sind bevorzugt befallen.

~ Die traumatische Schwellung der Kehlkopfschleimhaut nach Intubation, durch Verätzung und Verbrühung der Mund- und Rachenschleimhaut sowie Wespenstiche in der Mundhöhle mit Epiglottis- ödem können zu den gleichen Symptomen führen.- Nur ausnahmsweise bleiben größere Fremdkörper bereits im Hypopharynx- oder Glottisbereich stecken. Gelegentlich wird das Croup-Syndrom durch Fremdkörper im oberen Ösophagus hervorgerufen, die von außen auf die Luftwege drücken.

~ Angeborene Anomalien wie Gefäßringe mit Einengung von Trachea und Ösophagus können sich bei zusätzlicher katarrhalischer Schleimhautschwellung als Croup-Syndrom manifestieren.

Symptomatik

Leitsymptome sind inspirato- rische Dyspnoe mit stridorö- ser Atmung und Einziehungen am Thorax:

~ Die stenosierende Laryn- gotracheobronchitis du reh- läuft nach initialen Infektzei- chen oder auch ohne Vorbo- ten zunehmende Schwere- grade:

1. Phase:

Bellender Husten und Heiser- keit

2. Phase:

Inspiratorischer Stridor, der bei Erregung zunimmt, inspi- ratorische Einziehungen über Jugulum und Epigastrium mit beschleunigter Atmung. 3. Phase:

Zunehmende ausgeprägten

Atemnot mit Einziehungen

Diagnose

Der akute fieberhafte Infekt mit bellendem Husten, Heiser- keit, inspiratorischem Stridor und Einziehungen am Thorax, Verschlechterung oft in den späten Abend- und Nacht- stunden erlauben die Ver- dachtsdiagnose der akuten stenosierenden Laryngotra- cheobronchitis.

Bei raschem Verlauf mit schwerer Atemnot ist jedoch stets die Epiglottitis zu beden- ken. Verwaschene, mehr klo- Bige Sprache und Schluckstö- rungen können darauf hinwei- sen. Bei der Racheninspek- tion ist die angeschwollene Epiglottis oft zu erkennen.

Für den diphtherischen Croup sind Epidemiologie und die Frage nach vorausgegange- ner Diphtherieimpfung wich- tig; klinisch Aphonie typisch.

Die Fremdkörperaspiration beginnt mit heftigen Husten-

Therapie

Frühzeitiger Beginn für Pro- gnose wesentlich.

~ Wichtigste Maßnahme ist die sofortige Gabe von Korti- koiden, Urbason solubile®

oder Soludecorten H® 30-60 mg i. m. oder i. v., gegebenen- falls nach 20-30 Minuten wiederholen.

~ Günstige Wirkung durch Freiluft. Leichtes Sedieren in den ersten beiden Phasen mit Chloralhydrat® als Rectiolen oder Valium (1-2 Teelöffel).

Herumtragen auf Arm in auf- rechter Körperhaltung wirkt beruhigend und erleichtert die Atmung.

~ Behandlung zu Hause nur bei Beginn der zweiten Phase.

Klinikeinweisung bei er- schwerter Atmung angezeigt, bei stärkerer Atemnot unter ärztlicher Begleitung, bei Er- stickungsgefahr Notarztwa- gen einschalten.

DEUTSCHES ARZTEBLATT Heft 47 vom 24. November 1977 2797

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Zur Fortbildung Aktuelle Medizin

<111111111111 Croup-Syndrom beim Kind

Symptomatik

auch am seitlichen Thorax und Unruhe. Ängstlicher Ge- sichtsausdruck, zunehmende Tachykardie mit perioraler Blässe sind Ausdruck einer bedrohlichen Hypoxie.

4. Phase:

Akute Erstickungsgefahr des blaß-zyanotischen, nach Luft ringenden Kindes. Durch Er- schöpfung kann Besserung mit Nachlassen von Stridor und Atemnot vorgetäuscht werden. Bewußtseinstr~bung.

..,. Die Epiglottitis ist durch den foudroyanten Verlauf mit schwerster Atemnot in weni- gen Stunden charakterisiert.

Mögliche Unterscheidungs- merkmale zur stenosierenden Laryngitis sind fehlende Hei- serheit, mehr kloßige Stimme, Schluckbeschwerden mit Speichelfluß sowie in- und ex- spiratorisches Rasseln. Ge- schwollene Epiglottis bei Ra- cheninspektion oft sichtbar.

Kinder stets schwerkrank.

..,. Bei traumatisch bedingter Stenosierung fehlen Fieber und katarrhalische Sympto- me. Stenosierung durch Fremdkörper im Ösophagus meist ohne Heiserkeit.

Anschrift des Verfassers:

Professor

Dr. med. Hans Truckenbrodt

Universitäts-Kinderklinik

Erlangen

Loschgestraße 15 8520 Erlangen

Diagnose

attacken. Verbrühungen und Verätzungen sind in der Regel durch die Läsionen im Be- reich der Mundhöhle zu erkennen.

Fremdkörper im oberen Öso- phagus werden leicht ver- kannt, zumal die zu erwarten- den Ernährungsschwierigkei- ten durch die flüssig-breiige Kost bei Säuglingen oft ver- mißt werden. Meist kein Fie- ber, keine Heiserkeit.

Die Röntgenaufnahme der Thoraxorgane mit Einschluß der Halspartie, die in der Kli- nik gemacht wird, deckt schattengebende, die Öso- phaguspassage die übrigen Fremdkörper auf. Sie bringt beim rezidivierenden Croup- Syndrom mit oder ohne Schluckstörungen die ersten Hinweise auf Gefäßringe. Die Klärung erfolgt dann durch die Angiokardiographie. Bei anhaltendem Croup-Syndrom nach Intubation oder unkla- rer Genese ist die Laryngo- tracheoskopie angezeigt.

2798 Heft 47 vom 24. November 1977

DEUTSCHES ARZTEBLATT

Therapie

..,. Indikation zur Intubation stets in Phase 4 oder Ver- schlechterung trotz therapeu- tischer Bemühungen in Phase 3 mit anhaltender Tachykardie über 160/Min. Geeignet halb- starre, gewebefreundliche Plastiktuben · wie Rüschelit®

oder Portex® ohne Mansc.het- te zur nasatrachealen Intuba- tion. Größe 1-2 Stufen unter Altersdurchschnitt Verbesse- rung der Gleitfähigkeit durch Siliconspray. intubation bei akuter Gefahr ohne Vorberei- tung, sonst Atropin vorsprit- zen (0,01 mg/kg langsam i. v.), dazu Valium. Anschließend sorgfältige Bronchialtoilette, regelmäßiges Spülen mit phy- siologischer Kochsalzlösung und Absaugen unter asepti- schen Kautelen.

Auch Überdruckbeatmung mit Gesichtsmaske möglich.

..,. Bei Verdacht auf Epiglotti- tis unverzüglich Transport in Klinik unter ärztlicher Beglei- tung. Medikamentös neben Kortikoiden frühzeitig Ampi- cillin zur Bekämpfung von Haemophilus influenzae. Intu- bation meist erforderlich. Im Beginn Versuch mit lokaler Applikation von Urbason solu- bile zusammen mit Nasivin- tropfen über Handzerstäuber (40 mg Urbason solubile, 1ml Nasivin 0,05% Aqua dest ad 10 ml).

Auch bei Verätzungen und Wespenstichen Kortikoide verabfolgen.

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