Zur Fortbildung Aktuelle Medizin Todesursachen-Feststellung
Aufgrund der gutachterlichen Er- fahrungen in vielen Zivilprozessen ist bekannt, daß sich die Unterlas- sung einer Leichenöffnung nicht selten zum Schaden der Angehöri- gen auswirkt, weil es ohne die er- forderlichen Befunde schwerer ist, Haftpflicht- und Versicherungsan- sprüche durchzusetzen. Die Deut- schen Gesellschaften für Patholo- gie und Rechtsmedizin haben im Verlauf von Kongressen, in Korn- missionssitzungen bei der Vorbe- reitung von Gesetzesänderungen (u. a. Friedhofs- und Bestattungs- gesetz, Änderung der Strafprozeß- ordnung) und in Denkschriften in den letzten Jahrzehnten wieder- holt darauf hingewiesen, daß der Leichenschauschein und die Indi- kation zur behördlich anzuord- nenden Leichenöffnung dringend einer Reform bedürfen, und es wurden konkrete Lösungsmög- lichkeiten angeboten (1, 3, 5).
Die aus rechtsmedizinischer Sicht dargelegten Erfahrungen im Zu- sammenhang mit den unbefriedi- genden und nicht ausreichenden Möglichkeiten zur Todesursa- chenfeststellung durch äußere Leichenschau, insbesondere bei plötzlich und unerwartet eingetre- tenen Todesfällen, unterstreichen die Notwendigkeit zur gesetzlich geregelten Ausweitung der inne- ren Leichenschau.
Literatur
(1) Brettel, H. F.: Medizinische und rechtliche Fragen beim Ausstellen des Leichenschau- scheins, Dt. Ärztebl. (im Druck) (1982) — (2) Brugger, C. M.; Kühn, H.: Sektion der mensch- lichen Leiche, Enke-Stuttgart (1979) — (3) Mohr, H.-J.: Medizinische und legislatorische Probleme der inneren Leichenschau, Patholo- gie 2 (1981) 134-143 — (4) Mueller, B.: Gericht- liche Medizin, 2. Aufl., Bd. 1, spez. S. 13-26, Springer-Heidelberg (1975) — (5) Schleyer, F.:
Aktuelle Fragen der Leichenschau und der Leichenöffnung, Dt. Zschr. ges. gerichtl. Med.
62 (1968) 55-65 — (6) Wagner, H.-J. : Das Verhal- ten des Arztes bei tödlichen Verkehrsunfällen, Dt. Ärztebl. 66 (1969) 2748-2752
Anschrift für die Verfasser:
c/o Professor Dr. med.
Hans-Joachim Wagner Institut für Rechtsmedizin Universitätskliniken 6650 Homburg-Saar
Verlaufsbeobachtung bei essentieller
Bence-Jones-Proteinurie
Die Autoren dieser Studie unter- suchten sieben Patienten mit essen- tieller Bence-Jones-Proteinurie (Ei- weißkörperausscheidung > 1,0 g in 24 Std) ohne erworbenes Fanconi- Syndrom oder komplettes monoklo- nales Immunglobin im Serum. Bei keinem der Patienten wurde bei Dia- gnose einer Proteinuria ein multip- les Myelom, eine Amyloidose oder lymphoproliferative Erkrankung konstatiert. Bei drei der sieben Pa- tienten entwickelte sich 8,8 bis 21,1 Jahre später ein symptomatisches Myelom (bei einem Patienten im Zu- sammenhang mit einer Amyloidose).
Der vierte Patient hatte ein sym- ptomloses Myelom und wurde nicht behandelt. Der fünfte Patient entwik- kelte nach neun Jahren ein fort- schreitendes Myelom, starb jedoch aufgrund einer anderen Erkrankung.
Die anderen zwei Patienten hatten noch nach 7,7 und 12 Jahren eine benigne Bence-Jones-Proteinurie.
Der Kennzeichnungsindex der Plas- mazellen war in allen Fällen niedrig.
Die Untersuchungen haben erge- ben, daß eine Bence-Jones-Pro- teinurie über Jahre stabil bleiben kann, daß sich jedoch häufig multi- ple Myelome oder eine Amyloidose entwickeln, so daß es angezeigt er- scheint, diese Patienten auf unbe- grenzte Zeit zu beobachten. Lng
Kyle, R. A.; Greipp, P. R.: „Idiopathic" Bence Jones Proteinurie, The New England Journal of Medicine 306 (1982) 564-567, Dr. Robert A.
Kyle, Mayo Clinic, Rochester, Minn., U.S.A.
Testosteronsalbe
gegen Lichen sclerosus der Vulva
Auch heute noch reicht die Be- handlung des Lichen sclerosus der Vulva von der einfachen Sub- stitution mit Östrogenen bis hin zur kompletten Vulvektomie. Der therapeutische Erfolg ist jedoch nicht immer gesichert. Bessere Er- folge sollen mit einer lokalen Te-
FÜR SIE GELESEN
stosteron-Salbe (Neribas®) erzielt werden. So war eine Besserung bei 35 Patienten von insgesamt 39 behandelten Frauen zu verzeich- nen. Die zytologischen Untersu- chungen ergaben einen deutli- chen Rückgang der stark erhöh- ten Exfoliationsrate parakeratoti- scher Zellen. Mit Östrogen behan- delte Frauen schilferten dagegen genau so viele Zellen ab wie vor der Behandlung. See
Nauth, H. F.: Zur lokalen Testosterontherapie des Lichen sclerosus der Vulva, Gebh. u. Frau- enheilk. 42 (1982) 476-481, Universitäts-Frau- enklinik, Prittwitzerstraße 43,7900 Ulm/Donau
Endoskopische Papillotomie beim Blindsack-Syndrom
Die endoskopische Papillotomie gilt heute als Verfahren der Wahl bei Pa- tienten mit Choledocholithiasis und erhöhtem Operationsrisiko. Beim sogenannten Blindsacksyndrom, der Bildung von Konkrementen um Nahrungspartikel präpapillär bei Pa- tienten mit einer vorausgegangenen Choledochoduodenostomie, galt bislang als Verfahren der Wahl die Abhängung beziehungsweise Besei- tigung der bilio-digestiven Anasto- mose. Die Autoren haben bei 11 Pa- tienten mit einem Blindsack-Syn- drom bei weiter Choledochoduo- denostomie eine endoskopische Pa- pillotomie durchgeführt. Die Nach- beobachtungen zeigten, daß es nur in einem Fall zu einem Rezidivkon- krement gekommen ist und daß alle Patienten beschwerdefrei wurden.
Aufgrund dieser günstigen Resulta- te ist bei Patienten mit diesem Krankheitsbild zumindest anstelle der bislang üblichen De-Choledo- choduodenostomie die endoskopi- sche Sphinkterotomie als Alternativ- eingriff zur Beseitigung der fast im- mer nachweisbaren chronischen Cholangitis zu diskutieren.
Siegel, J. H.: Duodenoscopic sphincterotomy in the treatment of the „sump syndrome", Di- gestive Diseases and Sciences 26 (1981) 922-928, Section of Liver Diseases, Veterans Administration Medical Center, Bronx, New York, N. Y. 10021
Ausgabe B DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 79. Jahrgang Heft 40 vom 8. Oktober 1982 57