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M E D I Z I N
Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 3, 17. Januar 1997 (51) Unter der Leitung von Prof. Dr.
C. Nentwig, Bochum, war ein europä- isches englischsprachiges Symposium
„backschool“ in den Deutschen Or- thopädenkongreß integriert.
In der konservativen wie operati- ven Behandlung der Skoliose sowie bei Instabilitäten der Wirbelsäule sind von orthopädischer Seite Richtlinien erstellt worden.
Ein weiteres Thema waren die seit dem 1. Januar 1993 in der Berufs- krankheitenverordnung verankerten Wirbelsäulenschäden als Berufskrank- heit. Hierzu wurde von Prof. Dr. M.
Weber, Freiburg, und Prof. Dr. H. Va- lentin, Erlangen, ein interdisziplinä- res orthopädisch-arbeitsmedizinisches Symposium geleitet.
Neue Entwicklungen
Hinsichtlich besonderer Fort- schritte der Orthopädie außerhalb der Hauptthemen sei auf zwei Ent- wicklungen hingewiesen. Die aus der Urologie weiterentwickelte ex- trakorporale Stoßwellenbehandlung zeigt richtungsgebende Behand- lungsansätze bei Knochen- und Weichteilerkrankungen, die in Klinik wie Praxis auf Interesse für den Ein- satz dieser Methode stoßen. Auf dem Feld der Osteoinduktion wird der Einsatz von nativem wie rekom- binantem BMP wissenschaftlich mit hoffnungsvollen Ergebnissen unter- sucht. Nach beeindruckenden Tier- versuchen gibt es nun erste Berichte
über den klinischen Einsatz am Men- schen, die ermutigende Perspektiven für die Behandlung von Pseudoar- throsen und Knochendefekten bis hin zu Implantatlockerungen bei En- doprothesen aufzeigen. Hier werden die nächsten Jahre zeigen müssen, ob und wie diese Verfahren in unse- re Routinebehandlung eingegliedert werden können.
Anschrift des Verfassers:
Priv.-Doz. Dr. med. Joachim Grifka Leiter der Wissenschaftlichen Organisation der DGOT St. Josef-Hospital Bochum Orthopädische Universitätsklinik Gudrunstraße 56
44791 Bochum KONGRESSBERICHT/FÜR SIE REFERIERT
Was halten die Ärzte in der praktischen Ausübung ihres Berufes für wichtig, und was erwarten die Pa- tienten? Weitaus das gleiche, aber mit einigen beachtlichen Unterschie- den – das ergab eine Studie in sieben US-amerikanischen Bundesstaaten.
Die Autoren ließen sich die Adres- sen von einigen repräsentativen all- gemein-internistischen Praxen ge- ben. Dann wählten sie in einem kom- plizierten Zufallsverfahren von den teilnehmenden Praxen je elf Patien- ten aus, die gemeinsam mit den Ärz- ten Fragebogen darüber beantwor- ten mußten, was sie für die Praxis und die Behandlung in ihr für besonders wichtig hielten.
Einigermaßen übereinstimmend waren die Bewertungen von per- sönlichem Umgang („interpersonal skill“), Fähigkeiten des Praxisperso- nals und Praxiseinrichtung – letztere spielte die geringste Rolle sowohl bei den Ärzten wie bei den Patienten.
Ein ganz großer Unterschied lag je- doch bei der Bewertung des Faktors
„Information“: Bei den Patienten lag die Bewertung der Wichtigkeit des Informiertseins auf der in den Frage- bogen gegebenen Vierpunkte-Skala zwischen 3,2 und 3,9, bei den Ärzten jedoch nur bei 2,5 bis 3,2. Beachtlich war auch der Unterschied in der Be- wertung der „coordination of care“ – also der Inanspruchnahme von Über-
weisungs- und Informationsmög- licheiten gegenüber anderen Ärzten:
Hier bewerteten die Patienten die Wichtigkeit der interärztlichen Kom- munikation mit 3 bis 4, die Ärzte nur zwischen 2,6 und 3,4. Unterschiede bei finanziellen Problemen haben mit dem amerikanischen Versicher- ungs(un)system zu tun.
Die Autoren folgern, daß in der Medizinerausbildung größerer Wert auf die Entwicklung der Fähigkeiten
der Ärzte, ihre Patienten umfassend zu informieren und aufzuklären, ge- legt werden sollte. bt Lasine C, Davidoff F, Lewis CE, Nelson EC, Nelson E, Kessler EC, Delbanco TL:
Important elements of outpatient care:
a comparison of patients’ and physicians’
Opinions. Ann Int Med 1996; 125:
641–645
Dr Christine Laine, Jefferson Medical College, Center for Research in Medical Education and Health Care, 1025 Walnut Street, Room 119, Philadelphia, PA 19107, USA
Unterschiedliche Erwartungen von Patient und Arzt im Praxisalltag
In einer kanadisch-amerikani- schen Multicenterstudie wurde von 1992 bis 1994 prospektiv die Rate an Komplikationen innerhalb von 30 Ta- gen nach einer endoskopischen Papil- lotomie erfaßt. Insgesamt 2 347 Pa- tienten konnten ausgewertet werden, bei 229 (9,8 Prozent) traten Komplika- tionen auf. Am häufigsten fand sich ei- ne Pankreatitis (5,4 Prozent) oder eine Blutung (2,0 Prozent). 55 Patienten verstarben innerhalb von 30 Tagen, da- von konnte bei zehn Fällen ein kausa- ler Zusammenhang mit der Papilloto- mie nachgewiesen werden. Als Risiko- faktoren für das Auftreten von Kom- plikationen ließen sich sowohl patien- tenbezogene Faktoren (zum Beispiel vermutete Sphinkter-Oddi-Dysfunkti- on, Leberzirrhose) als auch untersu- cherabhängige Variablen (schwieri-
ge Sondierung, „precut“-Papilloto- mie, perkutan-endoskopisches Ren- dezvouz) erarbeiten. Das Alter des Pa- tienten, Begleiterkrankungen oder auch der Durchmesser des Ductus he- patocholedochus spielten für das Auf- treten von Komplikationen keine Rol- le, wohl aber die Erfahrung des Unter- suchers. Die Autoren unterstreichen, daß die Komplikationsrate bei der en- doskopischen Papillotomie mehr von der Indikation und der endoskopi- schen Technik als vom Alter oder von Begleiterkrankungen des Patienten
abhängt. acc
Freeman M L et al.: Complications of en- doscopic biliary sphincterotomy. N Engl J Med 1996; 335: 909–918
Dr. Freeman, Dep. of Medicine, Hen- nepin County Medical Center, 701 Park Ave., Minneapolis, MN 55415, USA