DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
„Schulmedizin”
„Außenseiterverfahren” waren in meinem Beitrag nicht angespro- chen. Zu ihnen müßten sachkun- dige Anhänger und Gegner gele- gentlich die Möglichkeit bekom- men, sich zu äußern.
Professor
Dr. med. Karl E. Rothschuh Piusallee 154 b
4400 Münster
Obwohl die Diskussion mit dem Schlußwort von Professor Roth- schuh abgeschlossen ist, bringen wir ausnahmsweise einen noch nachträglich bei uns eingegange- nen Leserbrief von Professor Ar- nold, der gegen eine Verkürzung durch den Historiker Bedenken anmeldete. Die Redaktion
Sehr geehrter Herr Professor Rothschuh!
In Ihrem Artikel „Schulmedizin und Naturheilkunde" (DÄ vom 20. 1. 84) sprechen Sie von „Ver- wicklung der völkischen Rassen- hygiene mit der Tötung von Gei- steskranken und der Vernichtung der Juden". Gegen diese Verkür- zung durch den Historiker melde ich Bedenken an. Um Mißdeutun- gen vorzubeugen, muß ich sagen, daß ich weder an der Durchfüh- rung des EGG beteiligt war, noch die (Zwangs-)Sterilisierung als ge- eignete Methode der Eugenik an- sehe. Der Begriff „Rassenhygie- ne" ist lange vor dem „Dritten Reich" von Ploetz geprägt wor- den als Synonym für „Eugenik".
Soweit ich mich erinnere, ist er von den damaligen Machthabern
nicht mit dem Adjektiv „völkisch"
versehen worden. — In den 20er Jahren waren die deutschen Ärzte vermutlich in der Mehrzahl An- hänger einer durch Sterilisationen zu bewirkenden Eugenik, aller- dings nicht mit dem Zwang des EGG. Auch sozialistische Ärzte, wie Alfred Grotjahn sind öffentlich dafür eingetreten. — Die Geistes- kranken sind nicht aus eugeni- schen Gründen ermordet worden, sondern aus brutalen Nützlich- keitserwägungen. — Die Hinmor- dung der Juden ist meines Wis- sens stets mit den geschichtsno- torischen antisemitischen Vorur- teilen begründet worden, niemals mit eugenischen Erwägungen.
Professor Dr. med. H. Arnold Richthofenstraße 9
6740 Landau/Pfalz
FÜR SIE GELESEN
Kolonkarzinom
nach Cholezystektomie nicht gehäuft
In den vergangenen Jahren ist wiederholt die Behauptung aufge- stellt worden, daß nach einer Cho- lezystektomie ein erhöhtes Risiko bestehe, ein kolorektales Karzi- nom mit bevorzugter Lokalisation im rechtsseitigen Kolon zu ent- wickeln. An einem umfangreichen Zahlenmaterial gingen die Auto- ren der Universität Uppsala dieser Fragestellung nach. Dabei wur- den die Krankengeschichten von 16 773 Patienten ausgewertet, bei denen vor 11 bis 14 Jahren eine Cholezystektomie durchgeführt worden war. Die beobachtete Zahl an Dickdarmkarzinomen lag dabei mit 130 sogar niedriger, als von der Statistik der Normalbevölke- rung zu erwarten (153,5) ist. Le- diglich im ersten Jahr nach der Cholezystektomie wurden mehr Karzinome als erwartet registriert, wobei angenommen werden muß,
daß diese bei der operativen Ent- fernung der Gallenblase überse- hen worden waren. Auch das Ver- hältnis der Karzinome in der lin- ken und in der rechten Kolonhälf- te entsprach dem in der Allge- meinbevölkerung.
Adami, H.-O.; Meirik, 0.; Gustavsson, S.; Ny- ren, 0.; Krusemo, U.-B.: Colorectal cancer aft- er cholecystectomy: absence of risk increase within 11-14 years, Gastroenterology 85 (1983) 859-865, Department of Surgery and the De- partment of Gynecology and Obstetrics, Uni- versity Hospital, Uppsala, and the Uppsala Da- ta Center, Schweden
Adenomanteile beim Dickdarmkrebs häufig
An der Adenom-Karzinom-Se- quenz bei der Pathogenese des Dickdarmkrebses bestehen heute kaum noch Zweifel, das „de no- vo"-Karzinom scheint die große Ausnahme darzustellen. Unter-
sucht man Resektate von Kolon- karzinomen sehr sorgfältig, so las- sen sich häufig im Randgebiet des Tumors noch Anteile des präexi- stenten Adenoms nachweisen. So fand der Autor bei 169 konsekuti- ven Kolonresektaten in 39 Fällen (23 Prozent) Relikte von Adeno- men, und zwar tubuläre Adenome bei 17 und tubulo-villöse Adeno- me bei 22 Patienten. Besonders hoch war der Adenomanteil bei sogenannten Frühkarzinomen, bei Tumoren mit hohem Differen- zierungsgrad und bei polypösem Wachstum, während Alter, Ge- schlecht und Lokalisation keinen Einfluß zu haben schienen. Ferner ließ sich ein Zusammenhang zwi- schen koexistierenden solitären oder multiplen Adenomen in eini- ger Entfernung vom Karzinom und dem Nachweis von Adenom- resten im Tumor nachweisen. W
Eide, T. J.: Remnants of adenomas in co- lorectal carcinomas, Cancer 51 (1983) 1866-1872, Institute of Medical Biology, Uni- versity of Tromse, Norwegen
Ausgabe A 81. Jahrgang Heft 15 vom 13. April 1984 (87) 1185