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Die Information:
Bericht und Meinung
Rentenöffnung — nachträglich ein Betrug?
Die Öffnung der Rentenversiche- rung für Selbständige und für sol- che Angestellte, deren Einkommen erheblich über den Pflichtversiche- rungsgrenzen liegt, ist bisher als eine ganz besondere Errungen- schaft der Sozialpolitik propagiert worden. Viele, unter ihnen auch eine nicht geringe Zahl von ange- stellten und freiberuflich tätigen Ärzten, haben im vergangenen Jahr die Chance genutzt, die ihnen diese Öffnung vorübergehend bot;
sie haben Anträge gestellt, mit Hil- fe derer sie, zum Teil sogar in Ra- tenzahlungen, früher gezahlte Bei- träge vervollständigen und sich eine brauchbare Rentenanwart- schaft verschaffen konnten.
Leider muß man allerdings heute befürchten, daß es Kräfte gibt, die aus der ursprünglichen Werbung für die soziale Versicherung nach- träglich ein grandioses Betrugsma- növer machen wollen. Wie anders soll man das verstehen, daß nach- dem jahrelang das Hohelied der gesetzlichen Rentenversicherung gesungen worden ist, nun auf ein- mal auf der Wirtschaftsseite der of- fiziösen bis offiziellen SPD-Zeitung
„Vorwärts" ein Artikel steht, der die bedenklich stimmenden Über- schriften trägt: „Selbstbedienungs- laden Rentenversicherung? — Das einträgliche Geschäft mit der Al- tersvorsorge — Zweierlei Maß für Freiwillige und Pflichtversicher- te."
Autor ist Dr. Weder, Kommentator beim Hessischen Rundfunk. Dieser Autor weist zunächst durchaus richtig darauf hin, daß manche die- ser Angebote der Rentenversiche- rung durchaus attraktiv waren, in Extremfällen sogar zu überaus ho- hen Verzinsungen des bei einer Nachzahlung eingesetzten Kapitals führen, daß aber insgesamt das, was nun einmal geschehen ist, zahlreiche angeblich schreiende Ungerechtigkeiten produziere. Und
DER KOMMENTAR
Dr. Weder spart auch nicht mit ta- delnden Worten, die sich gegen ganz bestimmte Gruppen richten.
Er erwähnt Wirtschaftskapitäne, Behördenchefs, Ärzte und Apothe- ker und die Handwerker, die nach seiner Ansicht in die Solidarge- meinschaft Rentenversicherung nicht so recht hineinpassen: „Die begrenzte Zugehörigkeit zur Soli- dargemeinschaft Rentenversiche- rung, noch mehr die freie Wahl von Höhe und Dauer der Beitragszah- lungen sind dem Finanzierungs- prinzip der Rentenversicherung ganz und gar zuwider." Jetzt auf einmal!
Wäre er dabei geblieben, dann wäre es gut. Denn in der Tat kann man unterschiedlicher Meinung sein, ob das Mischfinanzierungssy- stem der Rentenversicherung — Umlage mit begrenzten Deckungs- abschnitten — die Aufnahme von Versicherungsnehmern gerechtfer- tigt hätte, für die die Leistungen dann nachher nach dem Kapital- deckungsprinzip errechnet werden müssen (und dynamisiert werden sie dann auch noch).
Das Bedenkliche aber ist, daß Dr.
Weder die nun einmal gemachte Zusage — wenn man will: den Sün- denfall — nun mit einem neuen Sündenfall wettzumachen vor- schlägt, indem er nachträglich zu- sätzliche Beitragsleistungen in das System einbauen will. Vorgeschla- gen wird beispielsweise, auch zu- künftig bis zur Erreichung des Rentenalters regelmäßig gewisse Mindestbeiträge leisten zu müssen.
Jetzt also — nachdem nämlich die Rentenversicherung ganz erhebli- che Kapitalien kassiert hat — liest's sich auf einmal anders? Was vorher soziale Großtat war, ist nun- mehr „einträgliches Geschäft"?
Man kann nur die Lehre beherzi- gen, in Zukunft bei großzügigen Angeboten äußerstes Mißtrauen walten zu lassen. Und man kann nur hoffen, daß diejenigen, die ihre Kapitalien der Rentenversicherung anvertraut haben, nicht allein auf deren Leistung vertrauen. bt
BRIEFMARKEN
Zu Ehren von
Alexander Fleming und Franz Hemmerijckx
Zum 20. Todestag von Sir Alexan- der Fleming haben verschiedene ausländische Postverwaltungen Sondermarken herausgebracht.
Der im Jahre 1955 verstorbene englische Bakteriologe entdeckte im Jahre 1928 das später zur The-
rapiereife entwickelte Penicillin. Im Jahre 1945 erhielt er zusammen mit seinem Kollegen Chain und Sir H. W. Florey den Nobelpreis für Medizin. Die hier wiedergegebene Abbildung zeigt eine Marke der afrikanischen Republik Kongo mit einem Porträt des Penicillin-Ent- deckers.
Die belgische Postverwaltung brachte zu Ehren von Dr. Frans Hemmerijckx (1902 bis 1969) eben- falls ein Sonderpostwertzeichen heraus. Die Abbildung zeigt den Geehrten und das von ihm gegrün- dete Leprakrankenhaus. Fotos: ipd