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Archiv "LEGASTHENIE: Grobe Unkenntnis" (17.02.1977)

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

BRIEFE AN DIE REDAKTION

PSYCHIATRIE

Eine Diskussionsbemerkung zu dem Ar- tikel von Dr. med. Helmut Lechler:

„Psychiatrische Fachkrankenhäuser oder psychiatrische Abteilungen an All- gemeinkrankenhäusern?", erschienen im DEUTSCHEN ÄRZTEBLATT Heft 53/

1976.

Nur mit Tagesklinik

Dr. H. Lechler hat zu Recht gefor- dert, daß an Allgemeinkrankenhäu- sern psychiatrische Abteilungen ein- gerichtet werden. Ohne auf die Ge- gebenheiten in Frankfurt (auf die sich der Autor insbesondere be- zieht) einzugehen, erscheinen fol- gende grundsätzliche Ergänzungen notwendig:

C) Die Befürwortung psychiatri- scher Abteilungen an Allgemein- krankenhäusern sollte nicht einher- gehen mit einer Argumentation ge- gen psychiatrische Fachkranken- häuser. Beide Arten stationärer Be- handlung sind für die Versorgung psychisch Kranker notwendig.

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An jede psychiatrische Abteilung im Allgemeinkrankenhaus soll eine Tagesklinik angeschlossen werden.

Sie ist noch wichtiger als die Über- gangseinrichtungen und flankieren- den Dienste, die H. Lechler hervor- gehoben hat.

C) Die psychiatrische Abteilung ei- nes Allgemeinkrankenhauses muß nicht nur eine ausreichende Größe von etwa 80 bis 120 Behandlungs- plätzen aufweisen, um der Vielfalt der zu behandelnden Krankheiten und der anzuwendenden Therapie- verfahren gerecht werden zu kön- nen. Sie muß insbesondere räumlich und personell nach den Anforderun- gen der heutigen psychiatrischen Therapie ausgestattet werden.

Hierzu gehört unter anderem: ein günstigerer Arzt-Patient-Schlüssel als bisher üblich, eine ausreichende Anzahl von Psychologen, Sozialar- beitern, Beschäftigungstherapeutin- nen, Hydrotherapeuten, Gymnastik- lehrerinnen und gegebenenfalls Pädagogen. Anderenfalls kann eine psychiatrische Abteilung nicht den Standard eines modernen psychia-

trischen Krankenhauses erreichen.

Die ausreichende personelle Beset- zung ist bei manchen Neueinrich- tungen von psychiatrischen Abtei- lungen an Allgemeinkrankenhäu- sern vernachlässigt worden.

Professor Dr. med. R. Tölle Roxeler Straße 131

4400 Münster

STILFRAGEN

Zu dem Artikel: „Bremen - Übungswjese des Sozialismus" im DEUTSCHEN ÄRZ- TEBLATT, Heft 39/1976:

Voreingenommen?

Ist der Ärztestand nicht mehr in der Lage, Neuerungsversuche, Modelle und Vorschläge sachlich zu disku- tieren? Sind Sie wirklich mit dem Autor dieses Artikels, Walter Bur- kart, schon von vornherein der Mei- nung, was geändert wird, ist schlecht, vor allem, wenn es etwas links von der eigenen politischen Meinung sein könnte? Dann wäre es m. E. besser, solche Berichte nicht zu bringen, oder von einem neutra- len Berichterstatter kurz berichten zu lassen und Ihren persönlichen Kommentar dazu zu geben. Ich glaube allerdings, daß manche Kol- legen doch nicht völlig mit dem jet- zigen System der Krankenversor- gung hierzulande zufrieden sind, und es war deshalb begrüßenswert, daß Sie in der Vergangenheit Be- richte aus andern Ländern brachten, auch aus Ostblockländern, bei de-

ren Berichterstattung einigermaßen Sachlichkeit bewahrt blieb.

Wenn nun Kollegen hier in West- deutschland eine Änderung vor- schlagen oder durchführen, dann wird sie sofort verteufelt, so daß ich meinerseits neugierig werde, wie dieser Versuch wirklich gemeint ist oder schon funktioniert. Aber diese sachliche Information wird mir im DEUTSCHEN ÄRZTEBLATT vorent- halten ...

Dr. med. U. Volp Weidigweg 27

6100 Darmstadt-Eberstadt

LEGASTHENIE

Zu dem Brief von Dr. Johann G. Hille in Heft 36/1976 schreibt eine Mutter von zwei legasthenen Kindern:

Grobe Unkenntnis

... darf schon deshalb nicht unbe- antwortet bleiben, da offensichtlich nicht nur Sie, Herr Hille, sondern mit Ihnen sich noch viel zu viele Medizi- ner in grober Unkenntnis hinsicht- lich der Legasthenie befinden. Es kann - leider - bislang noch keinem Arzt gelingen, „Ursachen und Ent- stehung" der Leserechtschreibe- schwäche aufzuklären, wie Sie mei- nen. Auch „Heilmittel" hat der Arzt nicht in der Hand! Dies dürfte ein schwerwiegender Irrtum sein, der verzweifelten Eltern völlig unbe- rechtigt Hoffnung macht. Ihre Ein- lassung: „vorgeburtliche Hirnschä- den, Erbfaktoren und dergleichen"

würden jede Einflußnahme aus- schließen, ist deprimierend! Sind Sie wirklich der Ansicht, daß hirnge- schädigten Kindern nicht geholfen werden kann? Zudem hat noch kei- ner beweisen können, daß Leg- asthenie eine Hirnschädigung ist.

Und sollte ein Kind eine Hirnschädi- gung und zufällig dazu noch eine Legasthenie haben, auch dann ist ihm zu helfen! Entsetzt hat mich weiter Ihre Äußerung, „daß ein lese- rechtschreibeschwaches Kind zwar lernen will, aber weil es krank ist, nicht lernen kann". Dazu ist zu sa- gen, daß die Legasthenie nicht als Krankheit angesehen wird. Fragen Sie einmal bei den Kassen nach!

Zum Schluß noch: Es sollte Ihnen bekannt sein, daß die verbreitetste und gefährlichste Form der Leg- asthenie nicht die ist, bei der Kinder zwar „Lesen, aber nicht Verstehen"

lernen. Offensichtlich meinen Sie hier ganz andere Vorgänge. Und als

„gefährlichste Form" der Lese- rechtschreibschwäche würde ich eine andere bezeichnen, nämlich die der sekundären Neurotisierung, die durch Unverständnis und Unkennt- nis der wahren Zusammenhänge von der Umwelt hervorgerufen wird.

Mechtild Firnhaber Birkenweg 11 6101 Messel

460 Heft 7 vom 17. Februar 1977 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Referenzen

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