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Archiv "Organtransplantation: Erneuter Aufruf zu mehr Kooperation" (27.04.1984)

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Academic year: 2022

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Vor der Presse in Bonn bezeichneten Sprecher der Ärzteschaft, der Arbeitsgemein- schaft der Transplantationszentralen und des Interessenverbandes der Dialysepa- tienten und Transplantierten, Organspenden und Organtransplantationen als medi- zinische und humanitäre Gemeinschaftsverpflichtung. Foto von links: Dr. Uwe K.

Preusker, Marburger Bund, Köln; Dr. Karsten Vilmar, Präsident der Bundesärzte- kammer, Bremen; Marita Blüm, Schirmherrin des Interessenverbandes der Dialyse- patienten und Transplantierten Deutschlands, Bonn; Dr. Klaus Ketzler, Kuratorium für Heimdialyse, Neu-Isenburg; Prof. Dr. Eckehard Renner, Städtische Krankenan- stalten Köln-Merheim/Universität Köln Foto: Stieve

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

KURZBERICHTE

steht weitgehend Einigkeit. Ge- genwärtig würden davon insge- samt acht Großgeräte erfaßt (Ta- belle 1).

Die Zahl der aufgelisteten medizi- nisch-technischen Großgeräte wird mit Ausnahme der DSA-Gerä- te, der Nierenlithotripter und der NMR-Geräte nicht mehr nennens- wert steigen, teilweise sogar sta- gnieren (Hochvolttherapie-Gerä- te, Gamma-Kameras). Da die Standorte für die weiteren Nieren- lithotripter bereits weitgehend festgelegt sind, bei den DSA-Ge- räten künftig von einer Steuerung wahrscheinlich Abstand genom- men wird, trifft die vorgesehene gesetzliche Regelung weitgehend nur die NMR-Geräte. Wie weit ge- rade bei diesen Geräten die vor- gesehene Regelung durch recht- zeitige Bestellung noch unterlau- fen wird, bleibt abzuwarten. Die Gerätedichte in den einzelnen Ländern ist stark unterschiedlich.

(Tabelle 2)

Von einer gleichmäßigen Versor- gung der Kranken mit medizi- nisch-technischen Großgeräten kann zur Zeit nicht gesprochen werden. Da bestehende Standorte erfahrungsgemäß nachträglich kaum in Frage gestellt werden können, besteht die Gefahr, daß Länder mit einer geringeren Gerä- tedichte unter Druck geraten, die Zahl ihrer Großgeräte zu erhöhen, da sich nach den Erfahrungen der letzten Jahre die gerätetechni- sche Ausstattung im Zweifel nach oben und nicht nach unten orien- tiert. Mehr Transparenz führt meist zu höheren Ansprüchen und nicht umgekehrt. Die derzeit installierten Großgeräte, bewertet mit aktuellen Wiederbeschaf- fungskosten, stellen einen Wert von etwa zwei Milliarden DM dar, davon entfallen 1,6 Milliarden DM auf Großgeräte im Krankenhaus- bereich und 0,4 Milliarden DM auf Großgeräte in der Praxis.

Anschrift des Verfassers:

Dr. jur. Ernst Bruckenberger Hitzackerweg 1 A

3000 Hannover 61

Organtransplantation:

Erneuter Aufruf

zu mehr Kooperation

Die Bundesärztekammer und die im Februar 1984 gegründete „Ar- beitsgemeinschaft der Transplan- tationszentren in der Bundesre- publik Deutschland und Berlin- West" haben sich zusammen mit dem Bundesministerium für Ju- gend, Familie und Gesundheit und dem Marburger Bund erneut mit einer „Offensiv-Werbung" an die Öffentlichkeit gewandt: Im Rahmen einer stark beachteten Pressekonferenz am 4. April in Bonn ist eine ebenso aktuelle wie prägnant verfaßte Broschüre mit dem Titel „Organtransplantation heute" vorgestellt worden (Aufla- ge 80 000 Exemplare, kostenlose Verteilung u. a. durch die Bundes- ärztekammer). Darin wird noch einmal gezielt die Aufklärungs- strategie der Ärzteschaft in einer auch für medizinische Laien ver- ständlichen Sprache erläutert.

Fünf Experten — darunter ein in- ternational renommierter Trans- plantationschirurg, ein Anästhe- sist und ein Moraltheologe — er-

läutern das Pro und Contra und die rechtlichen, organisatorischen und juristischen Facetten des Themas „Organspende und Or- gantransplantation". Darüber hin- aus stellen der Präsident der Bun- desärztekammer, Dr. Karsten Vil- mar, und der für Fragen der Or- ganspenden zuständige Ärztliche Geschäftsführer der Bundesärzte- kammer, Dr. Michael F. R. Popo- vid, das Thema in den allgemei- nen gesundheitspolitischen Kon- text.

Kleinere Kliniken sollten mit Zentren zusammenarbeiten

Vor der Presse in Bonn warben insbesondere Dr. Vilmar und Mari- ta Blüm, die Schirmherrin der In- teressengemeinschaft der Dialy- sepatienten und Nierentransplan- tierten Deutschlands, für eine ver- mehrte Bereitschaft der Bevölke- rung zur Organspende, um die noch bestehende Bedarfslücke an transplantierfähigen Spenderor- ganen möglichst kurzfristig zu schließen. Vilmar wies darauf hin, daß der Mangel an Spenderorga- nen nicht in erster Linie auf der noch fehlenden Bereitschaft brei-

1342 (30) Heft 17 vom 27. April 1984 81. Jahrgang Ausgabe A

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

KURZBERICHTE

ter Bevölkerungsschichten zur Organspende beruhe, sondern vielmehr darin liege, daß vor allem kleinere und mittlere Krankenhäu- ser mit den 21 Transplantations- zentren noch nicht wirksam ko- operierten. Wesentliche Gründe dieses Handicaps: Die enorme Ar- beitsüberlastung der Klinikärzte, zu enge Stellenpläne — oftmals Folge rigoroser und von außen diktierter Wirtschaftlichkeitsprü- fungen und Sparvorschriften —, fehlende oder ungenaue Informa- tionen der Krankenhausärzte und der Verwaltungen über die organi- satorischen und kostenmäßigen Regelungen u. a. Außerdem: Die Hirntoddiagnostik bei einem po- tentiellen Organspender und die Organspende sind zeitaufwendig und oft aus personellen Gründen in der gebotenen Zeit kaum mög- lich. Um die schwierige Personal- situation auf diesem Sektor zu verbessern, sollten die peripher gelegenen Krankenhäuser Hilfe- leistungen und organisatorische

„Anleihen" bei den bestehenden Transplantationszentren und den eingespielten Ärzteteams anneh- men.

Die Transplantationsfrequenz könnte überdies auch dadurch gefördert werden, daß eine ein- heitliche Kostenregelung zum Tragen kommt. Auch die Gesund- heitsministerkonferenz der Län- der habe dies erst kürzlich lebhaft gefordert. Vilmar hat die Proble- matik in einem persönlichen Brief den Krankenhausleitungen ge- genüber ausführlich erläutert.

Trotz noch bestehender Mängel und Lücken: Ein Transplanta- tionsgesetz ist nach wie vor nicht nötig, da die Informationen und freien Entscheidungen bereits gu- te Wirkungen erzielt haben, kom- mentierte Dr. Vilmar. Und: „Wich- tiger als gegen den Willen des Verstorbenen den Zugriff zu den Organen bei jedem Leichnam auf gesetzlicher Grundlage zu legiti- mieren, und gleichzeitig erfolg- versprechender, ist das persön- liche Engagement im Sinne einer humanitären Hilfe." HC

Tierversuche

bleiben notwendig

Bad Nauheimer Gespräch der Landesärztekammer Hessen

Tierversuche sind und bleiben un- verzichtbarer Bestandteil der me- dizinischen Ausbildung. Dieser Feststellung des Chirurgen Pro- fessor Gunther Arnold (Düssel- dorf) stimmte das Auditorium ei- nes Bad Nauheimer Gesprächs der Landesärztekammer Hessen uneingeschränkt in der Diskus- sion zu — die ein wenig unter dem Schönheitsfehler litt, daß Tierver- suchsgegner nicht teilnahmen. So blieb es den Referenten selbst vorbehalten, auf die Grenzen der Experimente an Tieren und auf die Entwicklung von Ersatzme- thoden hinzuweisen.

Professor Werner Wilk, dessen Berliner Institut für Tierversuchs- kunde Objekt eines Brandan- schlags militanter Tierversuchs- gegner gewesen war, sah in den Veröffentlichungen angeblicher Grausamkeiten gegenüber Ver- suchstieren eine gesteuerte Kam- pagne gegen die Wissenschaft und gegen tierexperimentell täti- ge Wissenschaftler. Allerdings, so mußte er einräumen, habe die Wissenschaft es versäumt, der Öf- fentlichkeit in verständlicher Wei- se Einblick in die Zielsetzung tier- experimenteller Forschung zu ge- ben, die Methoden zu beschrei- ben und die Ergebnisse vorzustel- len und zu bewerten.

Professor Arnold holte etwas da- von in Bad Nauheim nach: Man könne nicht aufgrund nur theore- tischer Unterweisung mit Funktio- nen, die an Organstrukturen ab- laufen, vertraut gemacht werden.

Das physiologische Praktikum mit Untersuchungen an lebenden Or- ganen und die Beobachtung von Systemfunktionen an ganzen Ver- suchstieren gehörten nun einmal dazu. Der angehende Arzt müsse mit der Technik der Erforschung biologischer Fragestellungen ver-

traut gemacht werden. Er müsse Fertigkeiten erlernen, die zum Umgang mit dem lebenden Orga- nismus notwendig sind. „Kein Handwerker", sagte Arnold,

„kann alleine durch Zuschauen seinen Beruf erlernen." Über die Ergebnisse sagte Arnold, daß die modernen Kardioplegieverfahren in der Herzchirurgie, die Herz- transplantationen und die Ent- wicklung des künstlichen Herzens ohne Tierversuche nicht denkbar gewesen seien.

Professor Karl-Heinz Sontag vom Max-Planck-Institut für experi- mentelle Medizin (Göttingen) stellte politische Zusammenhän- ge heraus: Mit dem wachsenden Umweltbewußtsein und der Furcht vor Eingriffen in die Natur sei auch die Frage nach der Si- cherheit medizinischer Praxis und nach der Wirkung von Medika- menten gestellt worden. Nun rük- ke man weltweit Tierversuche — ihre praktische Ausführung und ihre Aussagekraft — in den Mittel- punkt der ablehnenden Diskus- sion. Die Forderungen der Tier- versuchsgegner liefen darauf hin- aus, die Wissenschaft zu regle- mentieren, zu bürokratisieren, zu verteuern, zu erschweren und öf- fentlich in Mißkredit zu bringen.

Als Toxikologe setzte sich Profes- sor Fritz Kemmer (Münster) mit den Argumenten der Tierver- suchsgegner auseinander. Eine Gesellschaft, die eine Frau jen- seits der 40 mit grauen Haaren nicht akzeptiert, müsse sich auch dazu verstehen, daß die Ungefähr- lichkeit der entsprechenden Kos- metika kontrolliert wird. Wer ge- gen Tierversuche wettere, müsse sich fragen lassen, ob er auf alle modernen Errungenschaften des Lebens verzichten wolle.

Kemmer grenzte wie seine Vor- redner den Bereich notwendiger Tierexperimente ein. In der Lehre lasse sich das Experiment häufig durch die Video-Kassette erset- zen. Dank jüngster Überlegungen werde wohl auch in der For- schung die Zahl der benötigten Ausgabe A 81. Jahrgang Heft 17 vom 27. April 1984 (33) 1343

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