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Archiv "Gesundheitsstrukturreform: Für mehr Kompetenz der Länder" (14.03.1997)

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V

on einem weiteren Lavieren mit gedeckelten Budgets in al- len Sektoren des Gesundheits- wesens und einseitig fiskal- und kostendämpfungspolitisch ausge- richteten Interventionen des Staates in das System der Gesundheitssiche- rung hält Prof. Friedrich Wilhelm Schwartz, Medi-

zinische Hoch- schule Hanno- ver, Mitglied des Sachverständi- genrates für die Konzertierte Ak- tion im Gesund- heitswesen, nichts. Der ge- setzlichen Kran- kenversicherung (GKV) müsse mehr Berechen- barkeit und Kon-

tinuität verliehen werden, statt sie mit der privaten Krankenversicherung konvergieren zu lassen oder ganze Leistungsblöcke auszugliedern und zu reprivatisieren. Aus der Sicht des Sachverständigen Prof. Schwartz sind die jetzt geplanten Eingriffe in das ge- gliederte System, wie sie das erste und zweite GKV-Neuordnungsgesetz und die gesundheitspolitisch ausgerichte- ten Sparpakete der Regierung vorse- hen, kaum geeignet, das Finanzie- rungssystem dauerhaft zu stabilisie- ren und das Vertrauen der Versicher- ten in die Funktionssicherheit zu stär- ken.

Schwartz rief die Länder dazu auf, entsprechend ihrem Verfassungs-

auftrag sich in zentralen gesundheits- politischen Entscheidungen und Ge- staltungserfordernissen zu Wort zu melden und Realpolitik zu betreiben.

Die Länder müßten ihr Eigengewicht gegenüber den Bundeskompetenzen wieder zurückgewinnen. Der Bund müsse sich bei der Gesetzgebung im Bereich der ge- setzlichen Kran- kenversicherung wieder auf die Setzung notwen- diger Rahmen- bedingungen zur Gestaltung des Finanzierungs-, Organisations-, Leistungs- und Mitgliedschafts- rechts beschrän- ken. Es müßten flexiblere, für die regionalen landesspezifischen Ab- stimmungsprozesse notwendige Re- gelungen ermöglicht werden.

Nach Ansicht von Schwartz ist ei- ne gestaltende und harmonierende Landesgesundheitspolitik dort not- wendig und möglich, wo jede Art von Koordinierung infolge strikter recht- licher Detailvorgaben auf Bundes- ebene ins Leere läuft. Der Hanno- veraner Epidemiologe und Sachver- ständige forderte statt dessen einen Rechtsrahmen und zielgerichtete An- reize für „Konsensmodelle und part- nerschaftliche Lösungen“, wie sie seit Jahren in Niedersachsen unter der Ägide des Niedersächsischen Sozial- ministeriums praktiziert werden. Je-

des Bundesland sollte in die Pflicht genommen werden und sich den zum Teil unterschiedlichen Herausforde- rungen infolge der abweichenden und speziellen Versorgungsprobleme stel- len und diese unter Knappheitsbedin- gungen angehen.

In der derzeitigen Reformdebat- te sei es schwer nachvollziehbar und der Bevölkerung kaum vermittelbar, daß den Krankenkassen ein kosten- treibender Wettbewerb (Marketing;

Werbung; Mitgliederakquisition) auf- genötigt wird, der einen kontrapro- duktiven, sektorisierten Wettbewerb noch weiter verschärft.

Mit Lösungsansätzen im gesetzli- chen System, die auf Elementen der privaten Krankenversicherung (PKV) aufbauen (etwa Kostenerstattungs- verfahren; Selbstbehalt; Beitrags- rückgewähr; Wahl- und Zusatztarife), seien keine entscheidenden Verhal- tensänderungen der Versicherten zu erwarten, es sei denn, die Selbstbetei- ligungs- und Zuzahlungsregelungen würden so rigide hochgeschraubt, daß sie sozial unverträglich, aber dafür um so steuerungswirksamer werden. Es gebe keinen Anlaß, in dieser Hinsicht in der gesetzlichen von der privaten Krankenversicherung „zu lernen“, meinte Schwartz.

Einnahmenkrise

Wie bereits im Sachverständigen- Sondergutachten von 1996 unterstri- chen wird, leidet die gesetzliche Kran- kenversicherung nach Überzeugung von Schwartz nicht so sehr unter einer Ausgabenexpansion als vielmehr un- ter einer sich bereits langfristig ab- zeichnenden Einnahmenkrise, be- dingt in erster Linie durch das lohnab- hängige, beitragsfinanzierte System und eine seit zwei Jahrzehnten in Deutschland ständig rückläufige Lohnquote. Hinzu kämen eine spek- takuläre Entwicklung und rasche Im- plementierung des medizinischen und medizinisch-technischen Fortschrit- tes in den Medizinbetrieb, die verlän- gerte Lebenserwartung und die Ver- schiebungen im Altersaufbau der Be- völkerung.

Schwartz rechnete bei dem Han- noveraner Kongreß, veranstaltet vom Niedersächsischen Sozialministeri- A-638 (18) Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 11, 14. März 1997

P O L I T I K AKTUELL

Gesundheitsstrukturreform

Für mehr Kompetenz der Länder

Die Bundesländer müßten entsprechend dem Verfassungsauftrag ihre zentrale gesund- heitspolitische Entscheidungskompetenz zurückgewinnen und verantwortlich in die Ge- sundheitspolitik einbringen. Ein zumindest zeitweilig befristetes Globalbudget in der Kran- kenversicherung sei ein Gebot der Stunde, statt die strikte sektorale Budgetierung zu pro- longieren. So ein Bekenntnis von Prof. Dr. med. Friedrich Wilhelm Schwartz, Direktor des Zentrums für öffentliche Gesundheitspflege an der Medizinischen Hochschule Hannover, vor einem Kongreß „Gesundheit 2000“ in Hannover, veranstaltet vom Sozialministerium.

Prof. Dr. med.

Friedrich Wilhelm Schwartz, Medizi- nische Hochschu- le Hannover, Mit- glied des Sach- verständigenra- tes für die Kon- zertierte Aktion im Gesundheits- wesen Foto: privat

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um, vor, daß der Beitragssatz der GKV bei gleichbleibender Lohnquo- te heute noch bei knapp über 11 Pro- zent liegen könnte, ein Prozentsatz, der zu Beginn der achtziger Jahre galt.

Allerdings gesteht auch Schwartz zu, daß eine strikte Verfolgung einer außenpolitisch diktierten Maastricht- Konvention (Stabilitätsziel; Inflati- onsdrosselung) eine Änderung der gegenwärtigen Gesundheitspolitik auf Bundesebene nicht erwarten las- se. Es sei „gefährlich“, wenn der Staat (Bund) die Finanzierungskrise in al- len Zweigen der Sozialversicherung durch eine prozyklische Parallelpoli- tik noch verschärfe.

Es müsse zur Kenntnis genom- men werden: Das Gesundheitswesen in Deutschland ist auch im internatio- nalen Vergleich eine produktive, dy- namische Wachstumsbranche – mit unverzichtbaren hohen investiven und beschäftigungsnotwendigen Stabilisie- rungswirkungen. Es sei politisch un- klug, die Gesundheitspolitik aus- schließlich als denaturierte Standort- und Lohnnebenkostenpolitik betrei- ben zu wollen. Vielmehr könne die in- ternationale Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft mit gedeckelten Lohn- nebenkosten und Niedriglöhnen allein kaum verbessert werden – auch wegen der unerreichbaren Konkurrenz eu- ropäischer Billiglohnländer (etwa Tschechien) und der globalen Nähe asiatischer Produktionsstandorte.

c Schwartz hält eine moderate Erhöhung der kollektiv finanzierten GKV-Beiträge für erwägenswert, falls alle Rationalisierungs- und Sparreser- ven des Systems ausgeschöpft und die Leistungen wirtschaftlicher und ziel- gerechter erbracht werden – übrigens ein Bekenntnis, das in jüngster Zeit auch wiederholt von Bundesgesund- heitsminister Horst Seehofer zu hören war (der Bundesgesundheitsminister nannte ein Volumen von 25 Milliar- den DM).

cDie Erhöhung der Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung um einen halben Prozentpunkt würde rechnerisch per saldo rund 50 000 neue Arbeitsplätze schaffen, wobei den 80 000 neuen Arbeitsplätzen im Gesundheitssektor der potentielle Verlust von 30 000 Arbeitsplätzen im verarbeitenden Gewerbe gegenüber- steht. Dr. Harald Clade

A-639

P O L I T I K AKTUELL

Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 11, 14. März 1997 (19)

D

ie Münchener Medizinische Wochenschrift (MMW) hat unlängst verschiedene Inter- netangebote bewertet. Dem Deutschen Ärzteblatt bestätigte die Zeitschrift eine „aufgeräumte Ein- stiegsseite“, von der aus wenige Menüpunkte zum Text des nächsten Heftes, zu aktuellen Nachrichten, zur Datenbank-Suche sowie zum Stellen- markt verzweigen. „Die Datenbank“, heißt es in dem Beitrag, „bietet ausge- zeichnete Suchmöglichkeiten; alle Ausgaben seit Anfang 1996 sind auf einfachste Weise mit verschiedenen Klassifikatoren recher-

chierbar.“

Im Laufe dieses Monats wird das Re- cherchieren im DÄ- Archiv noch einfacher.

Neben der Volltextsu- che in den bislang 4 800 Beiträgen aus Politik, Medizin, Spek- trum und Varia steht nunmehr auch ein um- fangreicher Schlag- wort-Katalog zur Ver- fügung. Eine alphabe- tische Liste mit rund 5 500 Schlagwörtern dürfte das Auffinden

der gesuchten Artikel weiter erleich- tern.

Die Trefferliste zeigt neben den gefundenen Beiträgen zwei Symbole:

„ABC“ und „PDF“. Der Nutzer hat damit die Auswahl zwischen zwei ver- schiedenen Darstellungsformen der Artikel. Ein Mausklick auf das Sym- bol „ABC“ bringt den gewünschten Beitrag in Sekundenschnelle als reine Textfassung auf den Bildschirm. Fo-

tos, Tabellen und sonstige Abbildun- gen fehlen – zugunsten eines schnel- len Seitenaufbaus. Sind auch die Ab- bildungen gewünscht, muß die Schalt- fläche „PDF“ angeklickt werden.

Hiermit wird eine heftidentische Sei- tendarstellung aufgerufen.

Das dauert länger und ist nur mit Hilfe eines Zusatzprogramms (dem Acrobat Reader) möglich. Das Pro- gramm kann, sofern noch nicht vor- handen, über die Einstiegsseite des Deutschen Ärzteblattes auf die eige- ne Festplatte gespielt werden. Eine entsprechende Schaltfläche ist am un-

teren Ende der Startseite (homepage) zu finden. Bis auf die Telefonkosten fallen für das Herunterladen des Pro- gramms keine weiteren Kosten an.

Inzwischen liegt eine neue Versi- on des Acrobat Readers vor, der den Seitenaufbau erheblich beschleunigt.

Bereits nach zehn oder fünfzehn Se- kunden erscheinen die ersten Text- passagen auf dem Monitor, während die Gesamtdatei noch geladen wird.

Neue Medien/Online

Das DÄ im Internet jetzt mit Literaturverzeichnis

Früher galt das Internet als Spielwiese für Computer-Freaks. Heute wird das weltweite Da- tennetz zunehmend als Quelle für die Informationsbeschaffung genutzt. Das Deutsche Ärz- teblatt ist seit Ende November vergangenen Jahres im Internet vertreten. Seither wurden die DÄ-Seiten rund 230 000mal abgerufen. Die Datenbank und der Stellenmarkt liegen dabei vorn. Jetzt sind auch die Literaturverzeichnisse über das Internetangebot des DÄ abrufbar.

PDF-Format: Der Artikel wird wie im gedruckten Heft dargestellt.

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Gegenüber der bisherigen Version ist mit dem neuen Verfahren ein Zeitge- winn von gut 50 Prozent verbunden.

Sowohl die reine Textfassung als auch die heftidentische Seitendarstellung können auf der eigenen Festplatte ge- speichert oder bei Bedarf auch ausge- druckt werden.

Literaturverzeichnisse von Heft 1/1996 an Eine weitere Neuerung: Ab Mit- te März haben die Nutzer der DÄ-In- ternetseiten Zugriff auf die Literatur- verzeichnisse aller Beiträge von Heft 1/1996 an. Diese können über eine Schaltfläche mit der Aufschrift „LIT“

aufgerufen werden. Das Symbol fin- det sich sowohl in der Trefferliste (ne- ben den jeweiligen Artikeln, sofern diese über ein Literaturverzeichnis verfügen) als auch in der Volltextdar- stellung – dort jeweils am Anfang der Seite. Mit einem einfachen Mausklick kann der Leser vom Literaturver- zeichnis zum Artikel zurückkehren.

Auch die Literaturverzeichnisse las- sen sich speichern und ausdrucken.

Die Teilnahme am Internet ist im Prinzip relativ einfach. Die techni- schen Voraussetzungen sind ein han- delsüblicher Computer, eine Telefon- leitung (analog oder ISDN), ein Mo-

dem oder eine ISDN-Karte für den PC. Derart ausgerüstet, fehlt nur noch ein sogenannter Provider, der den Zu- gang zum Internet ermöglicht. Provi- der (Anbieter) sind beispielsweise die großen Online-Dienste wie T-Online (Telekom), AOL, CompuServe oder Microsoft Network (msn). Dort kann man gegen eine mo-

natliche Grundgebühr Mitglied werden und erhält die für das Inter- net notwendige Soft- ware gleich mitgelie- fert.

Neben den On- line-Diensten gibt es zahlreiche lokale oder auch bundesweit auf- tretende Provider.

Achten sollte man auf die jeweilige Ge- bührenstruktur, vor allem aber auf die Möglichkeit, sich zum Ortstarif in das Inter-

net einwählen zu können. Bei diesem Tarif kostet beispielsweise eine Stun- de ab 21 Uhr abends 1,80 DM an Te- lefongebühren. Bei der Gebühren- struktur unterscheiden sich die An- bieter zum Teil sehr erheblich. Es gibt beispielsweise geringe Monats- pauschalen, die zwischen zwei und fünf Freistunden beinhalten. Jede

weitere Stunde wird mit einem be- stimmten Satz (in der Regel zwischen vier und sechs DM) berechnet. An- dere Anbieter offerieren einen un- limitierten Zugang – das heißt: Mit einer Monatsgebühr ist bis auf die Kosten für die Telefonverbindung al- les weitere abgedeckt. Diese Varian-

te ist vor allem für die Nutzer interes- sant, die das Internet sehr häufig an- wählen und für mehrere Stunden im Monat nutzen.

Immerhin jeder fünfte Nutzer des Online-Angebots des Deutschen Ärzteblattes wählt sich über einen Hochschulanschluß ins Internet ein.

Nutzer von AOL, CompuServe, Eu- net und Metronet (bundesweite Pro- vider) bringen es zusammen auf rund 11 Prozent aller DÄ-Zugriffe.

Die weltweite „Internet-Ge- meinde“ wird häufig das „globale Dorf“ genannt. So verzeichnet auch das Deutsche Ärzteblatt Seitenzugrif- fe aus den verschiedensten Ländern.

Leser aus Australien wollten bei- spielsweise bislang in 283 Fällen wis- sen, was das Deutsche Ärzteblatt be- richtet. Weitere Zugriffe kamen bis- lang aus Neuseeland, Hongkong, der Dominikanischen Republik, Israel, Ägypten, Brasilien, Japan, aus nahe- zu allen europäischen Ländern und aus den USA und Kanada.

Unter den europäischen Ländern finden sich die häufigsten Nutzer in der Schweiz (1 600 Zugriffe), in den Niederlanden (821 Zugriffe) und in Großbritannien (748 Zugriffe). Im- merhin 281mal wählten sich US-ame- rikanische Regierungsstellen in die DÄ-Seiten ein. Josef Maus A-640

P O L I T I K AKTUELL

(20) Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 11, 14. März 1997

Trefferliste – künftig auch mit dem Symbol „LIT“ für Literaturverzeichnisse

Der Artikel im Volltext, aber ohne Abbildungen. Diese Darstellung wird mit der Schaltfäche „ABC“ aufgerufen.

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