Rauchen
Tabaksteuer wirkt
Studie: Zigarettenverkauf geht zurück.
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ie wirkt. Das wird der Tabak- steuer von einer Expertise des Deutschen Krebsfor- schungszentrums (DKFZ) be- scheinigt.Durch die schrittwei- se steigenden Zigarettenpreise sei der Absatz von Fabrikziga- retten seit 2003 um 33 Milliar- den Stück auf 111 Milliarden zurückgegangen. Auch wenn gleichzeitig der Verkauf vonFeinschnitt für selbst gedrehte Zigaretten und zusammen- setzbare Sticks um umgerech- net 13 Milliarden Stück zu- nahm, sei insgesamt ein Minus von 20 Milliarden Zigaretten zu verzeichnen. „Die Tabak- steuererhöhungen sind als ge- sundheitspolitischer Erfolg an- zusehen, denn durch den Ab-
satzrückgang sind künftig schätzungsweise Tausende von Todesfällen jährlich weniger zu erwarten“, heißt es in der Untersuchung. Zum Septem- ber ist eine weitere Erhöhung der Steuer um 1,2 Cent pro Zi- garette in Kraft getreten.
„Vor allem bei Jugendli- chen ist ein Rückgang im
Rauchverhalten bemerkbar“, sagt Dr. med. Martina Pötsch- ke-Langer vom DKFZ. Zum Beleg zitiert sie eine Analyse der Bundeszentrale für ge- sundheitliche Aufklärung. Da- nach ist die Zahl der 12- bis 17-jährigen Raucher von 28 Prozent im Jahr 2001 auf 20 Prozent in 2005 gesunken.
Kritiker bemängeln hinge- gen, dass durch die Tabak- steuer in erster Linie Aus- weichreaktionen provoziert würden. Statt weniger zu rau- chen, würden mehr Raucher auf den weit niedriger besteu- erten Feinschnitt oder auf Schmuggelzigaretten umstei- gen. Dadurch gingen dem Staat Steuereinnahmen in Milliardenhöhe verloren. TB A K T U E L L
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Deutsches ÄrzteblattJg. 102Heft 369. September 2005Arzthelferinnen
Demo gegen drohende Entlassungen
In Hamburg gingen 1 500 Ärzte und Arzthelferin- nen auf die Straße.
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und 1 500 Arzthelferinnen und niedergelassene Ärzte haben in Hamburg gegen den Abbau von Arbeitsplätzen in den Arztpraxen demonstriert.„Der Kassenumsatz ist in den letzten fünf Jahren so stark zurückgegangen, dass viele Ärzte ihre Arzthelferinnen entlassen müssen“, kritisierte der Koordinator des Aktions- tages, Dr. med. Dirk Heinrich.
Allein in der Hansestadt hät- ten in den vergangenen Jah- ren 750 Arzthelferinnen ihren Job verloren, rechnete Gesine Scheunemann vom Hambur- ger Berufsverband der Arzt-, Zahnarzt- und Tierarzthelfe- rinnen vor. Weitere 2 000 Ar- beitsplätze seien akut in Ge- fahr. Bundesweit sind im lau- fenden Jahr bereits doppelt so viele Arzthelferinnen arbeits- los wie 2004.
„Die Arztpraxen müssen immer mehr Leistungen er-
bringen, ohne dass die Ge- samtvergütung erhöht wird.
Das ist ein Skandal“, sagte Heinrich unter dem Applaus der Demonstranten. Seit dem Jahr 2000 sei der Kassenum- satz der Haus- und Facharzt- praxen in Hamburg um ein Drittel zurückgegangen. Viele Ärzte müssten ihre Betriebs- kosten senken und kämen da- bei an den Personalkosten nicht vorbei: Entlassungen, Stundenreduzierungen und Umwandlung von Arbeits- plätzen in 400-Euro-Jobs seien die Folge. Die Einnahmen der Praxen drohten weiter zu schrumpfen. Ehemals sta- tionäre Leistungen würden ambulant erbracht, aber nicht
entsprechend vergütet. Zu- dem bringe der medizinische Fortschritt immer teurere Be- handlungen mit sich, für die die Kassen aber nicht ausrei- chend finanzielle Mittel be- reitstellten.
Ohne Fachpersonal sehen sich viele Ärzte zudem in ih- rer Arbeit massiv einge- schränkt: „Ich könnte in mei- ner Praxis ohne Arzthelferin- nen nur noch die Grundver- sorgung sicherstellen und
Medikamente verschreiben“, sagte der Hamburger Haus- arzt Jürgen Volkmer. Kim Lieschke, HNO-Arzt aus Hamburg-Bergedorf, hat be- reits zwei seiner fünf Arzthel- ferinnen auf 400-Euro-Jobs gesetzt. „Das wird aber nicht reichen. Wenn die Einnah- men weiter sinken, kann ich in der jetzigen Form nicht weiter existieren.“
Die Initiatoren des Akti- onstages forderten die Kas- sen auf, sofort finan- zielle Entlastung zu schaffen. Zudem müsse die Bürokratie, die die Kassen den Praxen aufbürdeten, abgebaut werden. Inga Niermann
Arzthelferinnen:
Die Arbeitsplätze geraten unter Druck
In der so genannten Sommerkonjunk- turumfrage des Bundesverbands der Freien Berufe (BFB) werden die wirt- schaftlichen Aussichten für die Grup- pe der Heilberufler – Ärzte, Zahnärzte, Apotheker und Heilhilfsberufe – als besonders negativ bewertet. Dies sei insbesondere auf die Verunsicherung bezüglich der künftigen Ausgestal- tung der nächsten Gesundheitsre- form, aber auch auf die immer weiter steigenden Verwaltungslasten zurück- zuführen, die der Gesetzgeber den Ärzten auferlege, erklärte BFB-Haupt-
geschäftsführer Arno Metzler in Ber- lin. Dies schlage sich auch in der nach- lassenden Bereitschaft nieder,Arzthel- ferinnen auszubilden und anzustellen.
Bereits von 2003 auf 2004 wurden nur noch knapp 15 000 – das sind rund 3,9 Prozent weniger – Arzthelferinnen in Arztpraxen ausgebildet. Für dieses
Jahr, schätzt man beim BFB, wird die Zahl der neu ab- geschlossenen Ausbildungs- verträge abermals um etwa zwei Prozent sinken.Von die- sem Rückgang betroffen sei mittel- bis langfristig auch die Zahl der in den niederge- lassenen Praxen angestell- ten Arzthelferinnen. Nach Angaben des Statistischen Bundes- amtes sind das derzeit noch rund 350 000. Mit einer zeitlichen Verzöge- rung von einigen Jahren werde sich auch hier der Rückgang in vergleich- barer Höhe bemerkbar machen, sagte Marcus Kuhlmann vom BFB dem Deutschen Ärzteblatt. TB Seit 2003
sind auf- grund stei- gender Prei- se 33 Milli- arden Ziga- retten weni- ger verkauft worden.
Foto:dpa Foto:KV Hamburg,M.Vollmert