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Archiv "KBV: Mehr Solidarität" (26.04.2013)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 110

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Heft 17

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26. April 2013 A 833

Das Leser-Forum

Beiträge im Deutschen Ärzteblatt sollen zur Diskussion anregen. Deshalb freut sich die Redaktion über jeden Leserbrief. Wir müssen aus der Vielzahl der Zuschriften aber auswählen und uns Kürzungen vorbehalten. Leserbriefe geben die Meinung des Autors, nicht die der Redaktion wieder. E-Mails richten Sie bitte an leserbriefe@aerzteblatt.de, Briefe an das Deutsche Ärzteblatt, Ottostraße 12, 50859 Köln.

KBV

Ein halbes Jahr vor der Bundestagswahl legt die KBV ein Grundsatzpapier zur Sicherung der am- bulanten medizini- schen Versorgung vor (DÄ 11/2013: „Wahltarife zur besse- ren Steuerung“ von Josef Maus).

Mehr Solidarität

Das Grundsatzpapier „Erwartungen der niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten an eine zu- kunftssichere Gesundheitspolitik“

will mit dem Hausarzt als steuernde Stelle erreichen, dass „der einzelne Arzt wieder mehr Zeit für seine Pa- tienten hat“, womit wohl kaum der Hausarzt gemeint sein kann. Denn wenn das wirklich funktioniert, ist die hausärztliche Praxis bald über- laufen. Dann können sich die Haus- ärzte nur schützen, indem sie eifrig an die Fachkollegen überweisen, womit die Verhältnisse bleiben, wie sie bereits sind. Der Brennpunkt der Zukunftssorgen ist aber keineswegs beseitigt: die Unterversorgung in ländlichen Gegenden.

Freiberufliche Ärzte und Psycho- therapeuten, heißt es weiter, sollen als Präventionslotsen für ein effek- tives Selbstmanagement bei Men- schen mit hohem Risiko fungieren.

Abgesehen von der Unschärfe der Aussage frage ich mich, an welche psychischen Gesundheitsrisiken da gedacht und wie groß die Wahr- scheinlichkeit ist, sie zu erkennen.

In der ärztlichen Praxis werden sie kaum erkannt, und zum Psychothe- rapeuten gehen die Menschen sel- ten spontan. Erleben sie doch meist ihre psychischen Probleme in Form körperlicher Beschwerden. Außer-

dem, was soll der Psychotherapeut prophylaktisch tun? Die beste Vor- sorge sind Familie und Gesell- schaft. Viele Seelenbehandlungen wären nicht notwendig, wenn die gesellschaftlichen Verhältnisse den Menschen das notwendige Maß an Geborgenheit zur Verfügung stellen würden, um ein Leben in wirtschaft- licher Sicherheit und Unabhängig- keit zu führen. In der westlichen Gesellschaft erkranken die Men- schen zunehmend am Verlust zuver- lässiger Strukturen. Nur Solidarität kann hier weiterhelfen.

An diesem Zustand wird kein noch so schlauer Krankenversicherungs- tarif etwas ändern können. Die Ärz- te dürfen sich nicht zu den Bütteln der aus den Fugen geratenden ge- sellschaftlichen Entwicklung ma- chen lassen. Herumschrauben an Krankenversicherungstarifen – jede Gesundheitsministerin, jeder Ge- sundheitsminister hat sich darin ge- übt – hat rein gar nichts gebracht.

Notwendig ist ein radikaler Schnitt in das Gesundheits(versicherungs) - wesen.

Dr. med. Dieter Becker, 60439 Frankfurt E

d l G S b s vor (DÄ 11/2013: W

HONOR AR A RZTWE SEN

Der Chefarzt der An- ästhesiologie und Intensivmedizin des Martin-Luther-Kran- kenhauses Bochum- Wattenscheid hält das Honorararztwe- sen für nicht förderlich (DÄ 7/2013: „Ho- norararztwesen in Deutschland: Eine gefährliche Entwicklung“ von Alexander H. Andres).

Viel Gift und Galle

. . . Dieser von viel Gift und Galle strotzende Kommentar begründet eben gerade die Abwanderung vie- ler Kollegen in die Selbstständig- keit mit all ihren Risiken. Solange Chefärzte solche Artikel verfassen, in denen sie Honorarärzte als „Free- lancer“ oder „Rosinenpicker“ mit

„grundlegenden fachlichen Defizi- ten“ bezeichnen, die nur ihre Ge- mütlichkeit im Sinne haben und fet- te Beute machen wollen, mehrheit- lich aber ausgesprochen schlecht und gegen das Wohl der Patienten arbeiten würden, solange werden

wohl weiter Kollegen aus den An- gestelltenverhältnissen unseres Ge- sundheitswesens fliehen.

Nach über 30 Jahren anästhesiolo- gischer Tätigkeit wurde auch mir von einem despotischen (!) Chef- arzt eines christlich geführten Hau- ses die Arbeit in dieser Abteilung verleidet, und ich wagte deshalb den Sprung in die ungewisse Selbststän- digkeit. Ich arbeite nun seit fünf Jahren (ohne Vermittler) auf der Ba- sis von durchaus bezahlbaren Ho- norarverträgen, in denen meine Rechte und Pflichten sowie jedwe- de organisatorische Regelung durch die Chefärzte und Verwaltungen der einzelnen Häuser klar formuliert sind. Wenn Herr Dr. Andres sich darüber beklagt, dass sich durch Honorarärzte der Einsatz wissen- schaftlicher und technischer Neue- rungen und Standards erschwert, dann würde ich ein mögliches Or- ganisationsverschulden durchaus auch auf der Seite der Fachabtei- lung . . . suchen wollen.

Vielleicht noch ein Wort zum „fi- nanziellen Schmarotzertum auf Kosten der Patientenversorgung“:

O O

D ä I M k W d sen für nicht förderli

B R I E F E

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A 834 Deutsches Ärzteblatt

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Heft 17

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26. April 2013 Weiß es Herr Dr. Andres wirklich

nicht besser, oder kennt er die Nachteile einer Abhängigkeit der Freiberufler vom Marktgeschehen und dem Kunden gegenüber nicht?

Der freie Mitarbeiter trägt alle Kos- ten und Risiken seines „Geschäfts“

und der damit verbundenen notwen- digen Mobilität sowie alle Versiche- rungen für Berufshaftpflicht, Krankheit und Altersversorgung in vollem Umfang selbst. Und auch die Krankenhäuser erarbeiten sich große Vorteile durch den Einsatz freier Mitarbeiter, indem die Häuser sie gezielt dort einsetzen, wo Perso- nalengpässe eintreten, feste Mitar- beiter aber wegen der hohen Fix- kosten nicht rentabel wären. Freie Mitarbeiter haben keine Kündi- gungsfristen und keine Lohnfort- zahlung im Krankheitsfall, da sie üblicherweise nur für einen speziel- len Auftrag oder ein Projekt ver- traglich gebunden werden . . .

Dr. med. Carola Dorgerloh, Freiberufliche Fach- ärztin für Anästhesiologie, 42117 Wuppertal

Vorteile für viele Beteiligte

Die Realität des Arbeitsalltags als Assistenz- oder Facharzt in der An- ästhesiologie in Festanstellung oder als Honorararzt erlaubt es leider nicht, den Ausführungen von Herrn Alexander Andres im vollen Um- fang zuzustimmen.

Das Instrument des Honorararztwe- sens in der Anästhesiologie kann, vorausgesetzt dass es richtig und in- telligent eingesetzt wird, durch ein Qualitätsmanagement eingefasst, ganz sicher auch Vorteile für viele Beteiligte haben.

Kleinere Häuser sichern sich durch die flexible „Zubuchung“ von Ar- beitskraft an zum Teil weniger at- traktiven Standorten vielleicht so- gar das Überleben durch das am Laufen halten und Ausnutzen von vorhandenen festen, räumlichen und personellen Ressourcen im OP.

In anderen Häusern profitieren fest- angestellte Mitarbeiter durch eine variablere und flexiblere Möglich- keit, Urlaub oder freie Tage auch in Zeiten von personellen Engpässen zu nehmen, was zu einer gesteiger- ten Zufriedenheit und Stimmung in

betreffenden Abteilungen führen kann.

Für den Honorararzt selbst bedeutet die Tätigkeit in verschiedenen Häu- sern definitiv auch eine berufliche Horizonterweiterung durch das Kennenlernen von alternativen Ver- fahrensweisen und guten Ideen . . .

Michael Letschert, Facharzt für Anästhesiologie, Freiberuflicher Honorararzt, 69221 Dossenheim

Courage bewiesen

Den Ausführungen des Kollegen Andres kann ich umfänglich bei- pflichten.

Ergänzen lässt sich noch die Tatsa- che, dass vor allem in der Anästhe- siologie das Honorararztwesen großzügig praktiziert wird. Fehlen scheinbar 5 000 Ärzte in den Klini- ken, sind sie größtenteils auf dem Honorararztmarkt zu finden, sie sind doch da. Natürlich lässt sich Enttäuschung im Job verstehen.

Aber was ist mit der Weiterbildung im Fach, mit der Ausbildung neuer Assistenten, wenn gestandene Fach- ärzte hier ihre Verantwortung abge- ben. Somit sind auch die Honorar- ärzte für die weitere Verschlechte- rung in den Kliniken mitverant- wortlich!

Selbstverständlich müssen in den Kliniken Strukturen verändert wer- den, um Attraktivität zu generieren, aber auch in der Standesvertretung und Gesundheitspolitik muss diese Entwicklung gestoppt werden, sonst bluten die Abteilungen aus . . .

Dr. Uwe Tambaur, Anästhesiologie, Klinikum Schaumburg, 31655 Stadthagen

Honorararztwesen forcieren

Der Kollege Dr. Andres sieht im Honorararztwesen eine gefährliche Entwicklung. Ich begrüße diese Entwicklung sehr, würde sie gerne noch forciert sehen. Warum? Erst wenn es richtig kneift und eng wird in den Krankenhäusern, wird das große Nachdenken einsetzen. Viele Kollegen, die jetzt in dieser Positi- on arbeiten, wurden auf dem Weg zum Facharzt von Chefärzten und Verwaltungshengsten verheizt, soll heißen, gnadenlos ausgebeutet . . . Dieselben Chefärzte jammern jetzt,

die Halbgötter in Grau (Verwal- tung) kriegen angesichts der Kosten Bauchschmerzen. Gut so. Vielleicht setzt ja jetzt das Nachdenken ein.

Die damaligen AiP sind heute Fach- ärzte und freuen sich, dass sie sich Jobs aussuchen können, die ihrer Lebensplanung nahekommen. Üb - rigens: Wenn ich mir als Honorar- arzt die Berichte der diensthaben- den Kollegen am Morgen anhöre;

24 Stunden am Stück gearbeitet.

Hundemüde, erschöpft, das circa sechs- bis achtmal im Monat. Nein, danke. Solange die Ärzte im Kran- kenhaus das mitmachen und somit die Strukturen festigen, gucken die Verwalter locker zu. Erst wenn OPs ausfallen, weil zum Beispiel keine Anästhesisten da sind, dann wachen die Verwalter auf; aber nicht, weil Patienten eingeschränkt versorgt werden, sondern weil es auch ihren Job kosten könnte.

Dr. med. Michael Döscher, 27607 Langen

Kein Aussteiger, sondern ein Einsteiger

. . . Der Kommentar von Herrn Chefarzt Dr. med. Andres hat mich persönlich sehr betroffen gemacht.

Seit 2001 bin ich als Honorararzt in vielen unterschiedlichen Kliniken zum Einsatz gekommen, in den meisten dieser Kliniken bestanden keine Strukturen mehr, die man als Hierarchie bezeichnen konnte. Ich hatte in einem Fall die Aufgabe, ei- ne chirurgische Abteilung, die über 80 Jahre bestand, in den letzten acht Wochen ihres Bestehens als Leiten- der Oberarzt zu begleiten, in einem anderen Klinikum war der langjäh- rige Chefarzt der Chirurgischen Ab- teilung von der Verwaltung fristlos entlassen worden, die Oberärzte hatten kurzfristig gekündigt oder waren dabei, die Klinik zu verlas- sen, es waren noch zwei Assistenz- ärzte da, meine Aufgabe war es, mit einem noch verbliebenen Oberarzt die Klinik kommissarisch zu füh- ren, bis ein neuer Chefarzt gefun- den wurde, dies zog sich letztend- lich über einen Zeitraum von ein- einhalb Jahren hin. Es liegt mir fern, weiter über meine Person und meine Erlebnisse zu berichten. Es geht mir darum aufzuzeigen, dass

B R I E F E

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