Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 22⏐⏐2. Juni 2006 AA1491
A K T U E L L
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ie Inanspruchnahme von Mutter-/Va- ter-Kind-Maßnahmen ist in den ver- gangenen Jahren stark rückläufig: Im Vergleich zu 229 122 Fällen im Jahr 1999 beispielsweise sank die Zahl auf 130 689 in 2004. Entsprechend sanken die Ausga- ben in der Gesetzlichen Krankenver- sicherung (GKV) um 23,9 Prozent. Im Jahr 2005 sind die Ausgaben für diese Vorsorge- und Rehabilitationsmaßnah- men nochmals um 10,54 Prozent gesun- ken. Das geht aus dem Bericht der Spit- zenverbände der Krankenkassen über ih- re Erfahrungen mit den Auswirkungen des 11. SGB V-Änderungsgesetzes (vom 26. Juli 2002) hervor. Mit dem Gesetz wurde die GKV unter anderem zur Voll- finanzierung der Maßnahmen verpflich- tet; außerdem wurde ein Qualitätssiche- rungssystem für die Einrichtungen einge- führt sowie klargestellt, dass auch Väter die Kuren in Anspruch nehmen können.Die Spitzenverbände führen die stark rückläufigen Anträge auf die mit dem GKV-Modernisierungsgesetz 2004 ein- geführten Änderungen zur Belastungs- grenze zurück: Sozial Benachteiligte mussten die Zuzahlungen zu den Maß- nahmen danach bis zu einer definier- ten Belastungsgrenze erst einmal vorle- gen. Auch die gesamtwirtschaftliche Si- tuation (Arbeitslosigkeit, Einkommens- unsicherheit) fördere die Zurückhaltung bei der Antragstellung, heißt es in dem Bericht, den die Spitzenverbände dem Deutschen Bundestag über das Bun- desgesundheitsministerium (BMG) vor- legen müssen.
In einer Stellungnahme zu dem Bericht kritisiert das BMG die Begründungen für die rückläufigen Fallzahlen als „wenig plausibel“. Der Bericht lasse eine „kriti- sche Auseinandersetzung“ mit der Frage vermissen, warum die Leistungsausga- ben vieler Kassen drastisch zurückgehen.
Auch die teilweise sehr hohe Ablehnungs- quote von Anträgen, verbunden mit einer steigenden Quote erfolgreicher Wider- spruchsverfahren, bedürfe einer „einge- henden Analyse“. Die Spitzenverbände begründen dies damit, dass beim Erstan- trag häufig relevante Informationen fehl- ten, die die Kassen zu einer Ablehnung veranlassten. Nachgereichte Informatio- nen im Widerspruchsverfahren könnten dies in einigen Fällen revidieren. PB
Transplantationen
Keine Organe von Häftlingen
Weltärztebund kritisiert China.
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er Weltärztebund hat China aufgeru- fen, zum Tode verurteilte Häftlinge nicht mehr als Organspender zu benut- zen. Bei ihrer Versammlung im französi- schen Divonne-les-Bains am 22. Mai for- derten Vertreter des Weltärztebundes aus mehr als 20 Ländern den Chinesi- schen Ärztebund auf, diese Praktiken zu verurteilen und sicherzustellen, dass chi- nesische Ärztinnen und Ärzte sich nicht an der Entnahme und Transplantation von Organen Hingerichteter beteiligen.Der Chinesische Ärztebund ist seit 1997 Mitglied des Weltärztebundes. Die Ver- sammlung in Divonne-les-Bains hat eine Resolution verabschiedet, die den Stel- lenwert der freiwilligen und informierten
Organspende betont. EB
Mutter-Kind-Kuren
Immer weniger beansprucht
Begründung der Krankenkassen wenig plausibel
Foto:dpa
Die Kassen ga- ben für Vorsor- gemaßnahmen für Mütter und Kinder 2005 im Vergleich zum Vorjahr 10,54 Prozent weni- ger aus.