A K T U E L L
Das Bundesministerium für Gesund- heit (BMG) hat die Auswirkungen der Rabattverträge über Arzneimittel zwischen Krankenkassen und Phar- mafirmen überprüft und dem Deut- schen Bundestag dazu einen Bericht vorge- legt. Darin heißt es, dass zum 31.
Dezember 2007 insgesamt 1 997 Ver- träge mit 390 016 unterschied- lichen Rabatten bestanden. Somit seien statistisch auf jede dieser Packungen 22 unterschiedliche Ver- einbarungen entfallen. Die Zahl der Rabattverträge sei 2008 weiter ge- stiegen. Schwerpunkt der Verträge ist bisher die Generikaversorgung.
Laut BMG verdeutlichen diese Zahlen, dass das Ziel der gesetzlichen Neuregelungen des GKV-Wettbe- werbsstärkungsgesetzes – Rabattver- träge zu fördern und die Wirtschaft- lichkeit in der Arzneimittelversor-
gung zu erhöhen – erreicht wurde. Al- lerdings räumt das BMG ein, dass die bisherigen Erfahrungen noch nicht für eine abschließende Bewertung der Wirksamkeit von Rabattverträgen ausreichen. Sie stellen nach Angaben des Ministeriums derzeit eine zusätz- liche Handlungsmöglichkeit für die Krankenkassen dar, die Versorgung ihrer Versicherten mit Arzneimitteln wirtschaftlicher zu gestalten.
Zudem haben die Rabattverträge den Preiswettbewerb im Festbe- tragsmarkt nicht beeinträchtigt. Der Preisrückgang habe sich auch im Verlauf des Jahres 2007 fortgesetzt, sei jedoch deutlich schwächer ge- wesen im Vergleich zum Vorjahr.
Die Ausgaben für Arzneimittel be- laufen sich auf rund 27,76 Milliar- den Euro. Wie viel die Krankenkas- sen durch Rabattverträge tatsächlich einsparen, sei allerdings nicht be- kannt und könnte demnach nicht ge- sondert aufgelistet werden. sun
„Die Umsetzung der Honorarre- form bietet gute finanzielle Chan- cen für die Ärzte.“ Diese Auffas- sung hat Dr. med. Carl-Heinz Mül- ler, Vorstand der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), bei der Vertreterversammlung der Kassen- ärztlichen Vereinigung Saarland ver- treten. Zwischenzeitlich sei es ge- lungen, die meisten Gesundheitspo- litiker davon zu überzeugen, dass sie ihr Versprechen, mehr Geld für Vertragsärzte und -psychotherapeu- ten zur Verfügung zu stellen, einhal- ten müssten. Er sei zuversichtlich, dass die Leistungen ab 2009 spürbar besser vergütet würden.
Nach wie vor kritisch werden die Forderungen von den Krankenkas- sen beurteilt. „Für die Honorierung der niedergelassenen Ärzte steht in Deutschland genug Geld zur Ver- fügung“, sagte Johann-Magnus von Stackelberg, stellvertretender Vor- standsvorsitzender des neuen Spit- zenverbands Bund der Krankenkas-
sen dem Deutschen Ärzteblatt. Ein Honorarzuwachs ließe sich nur „für zusätzliche und bessere Leistun- gen“ vertreten.
Die Kassen befürchten, dass sich die gesetzlich vorgeschriebene Be- rücksichtigung der Versichertenmor- bidität honorarsteigernd auswirken könnte, ohne dass sich der Gesund- heitszustand der Bevölkerung tat- sächlich veschlechtere. Von Stackel- berg wies auf die Folgen sogenann- ter Right- und Upcodings hin: Statis- tisch gesehen würde demnach die Morbidität schon zunehmen, wenn Ärzte in Zukunft exakt dokumen- tierten, welche Leistungen sie für Patienten erbrachten (Rightcoding).
Die Aussicht auf mehr Honorar für kränkere Versicherte verführe dann dazu, mehr als nötig zu tun und zu dokumentieren. Deshalb forderte von Stackelberg, den Zeitraum, in dem die Veränderung der Morbi- ditätsrate geschätzt wird, von einem auf vier Jahre zu verlängern. hil, Rie
Der Unfallort ist mit Stacheldraht- zäunen hermetisch abgeriegelt. Die Rettungskräfte – 27 an der Zahl – eilen mit Blaulicht und Sirenen her- bei. Es gilt, einen Totgesagten zu reanimieren. Sein Name: EU-Vertrag von Lissabon. Chefärztin Angela Merkel leitet, wie immer souverän, den Einsatz. Für sie steht nach ei-
nem flüchtigen Blick auf den Patien- ten fest: Sein Zustand ist zwar kri- tisch. Aber er lebt.
Den zahlreichen Schaulustigen erklärt Merkel, dass sich das inter- national hoch angesehene Ärzte- team erst zu einer Beratung zurück- ziehen müsse, um einen Notfallplan zu ersinnen, damit der Patient mög- lichst bald wieder auf die Beine kommt. Während der französische Kollege sofort mit allem einverstan- den ist, was Chefärztin Merkel sagt, zögert der Assistenzarzt aus Tsche- chien noch. Er fürchtet, dass der wiederbelebte Patient zu viele blei- bende Schäden davontragen könn- te. Die erfahrene Chefin wischt sei- ne Zweifel jedoch beiseite. Es sei schließlich nicht das erste Mal, dass der Patient dem Tod von der Schip- pe gesprungen sei. Und das eu- ropäische Spitzenteam habe bislang immer ein Rezept gefunden, ihn wieder zurück ins Leben zu holen.
Nach einigem Hin und Her eini- gen sich die Ärzte darauf, dass es wohl das Beste sei, zunächst noch einmal mit den Angehörigen des Patienten in Irland zu sprechen.
Man müsse ihnen nur geduldig er- klären, dass der Patient gute Über- lebenschancen hat, wenn sie der ärztlichen Verordnung zustimmen, so die einhellige Meinung der Ex- perten. Denn aufgeben wollen die Ärzte den Patienten auf keinen Fall.
Auch wenn der ein oder andere ins- geheim vielleicht doch lieber Ster- behilfe leisten würde.
RANDNOTIZ
Petra Spielberg
Totgesagte leben länger
HONORARREFORM
Spitzenverband kritisiert Forderung der KBV
RABATTVERTRÄGE
Ministerium erstattet Regierung Bericht
Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 105⏐⏐Heft 26⏐⏐27. Juni 2008 A1419