A 1552 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 108|
Heft 28–29|
18. Juli 2011 Die Deutsche Hochschulmedizinbegrüßt die vom Wissenschaftsmi- nisterium in Baden-Württemberg angekündigte Rücknahme des Uni- versitätsmedizingesetzes. Damit wer- den der frühere gesetzliche Zustand und eine größere Unabhängigkeit der Universitätskliniken wiederher- gestellt. „Das Universitätsmedizin- gesetz hat ein falsches Zeichen für die gesamte Hochschulmedizin in Deutschland gesetzt“, sagte Prof.
Dr. med. Dieter Bitter-Suermann, Präsident des Medizinischen Fakul- tätentages (MFT). Nun baue man darauf, dass die neue Landesregie- rung gemeinsam mit der Hoch- schulmedizin tragfähige Konzepte erarbeiten werde.
Beim Innovationskongress der deutschen Hochschulmedizin am 14. und 15. Juli in Berlin möchten der Verband der Universitätsklinika Deutschlands, MFT und die Arbeits- gemeinschaft der Medizinisch-Wis- senschaftlichen Fachgesellschaften die Verantwortung von Bund und Ländern für die Hochschulmedizin generell zur Diskussion stellen. Wei- teres Thema ist die Lehre: „Zahlen HOCHSCHULMEDIZIN
Rücknahme des Universitätsmedizingesetzes begrüßt
Zahl der Woche
18
Prozent der Professuren in Deutschland waren 2009/2010 von Frauen besetzt.
Quelle: Gemeinsame Wissenschaftskonferenz
Das Bundesfinanzministerium (BMF) hat den Entwurf des Versor- gungsstrukturgesetzes kritisiert. Er enthalte an vielen Stellen Regelun- gen, „die zu Mehrkosten für die ge- setzliche Krankenversicherung füh- ren oder führen könnten“. Eine Ab- schätzung der zu erwartenden Mehrbelastungen sei unerlässlich, heißt es in dem Schreiben. Ohne Kompensation könne das BMF dem Vorhaben nicht zustimmen.
Ausführlich wird die Neurege- lung der zahnärztlichen Vergütung kritisiert, vor allem, weil sie es der Selbstverwaltung ermögliche, die Budgetierung ganz abzuschaffen.
Nicht einverstanden ist das BMF mit dem Vorhaben, für Vertragsärz- te die pauschalierte Vergütung zu- rückzuführen und wieder stärker VERSORGUNGSSTRUKTURGESETZ
Bundesfinanzministerium gegen Mehrausgaben
Einzelleistungen zu honorieren. So würden Fehlanreize gesetzt, die Leistungsmengen auszuweiten.
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäubles Beamte argwöhnen zu- dem, Honorarzuschläge – zum Bei- spiel für Ärzte in unterversorgten Gegenden – könnten die morbidi-
tätsorientierte Gesamtvergütung er- höhen. Deshalb solle es nicht nur in unterversorgten Gebieten Zuschlä- ge, sondern auch in überversorgten Gebieten Abschläge geben. Gewarnt wird darüber hinaus davor, dass es wegen unzureichender bundesweiter Vorgaben für die Vereinbarung der Punktwerte auf Landesebene zu ei- ner „inflationären Ausweitung von berücksichtigten regionalen Beson- derheiten kommt“.
Bundesgesundheitsminister Da- niel Bahr (FDP) wehrte sich gegen die Kritik. „Ich setze mich auch ge- gen mögliche Widerstände dafür ein, dass wir jetzt die richtigen An- reize gegen einen drohenden Ärzte- mangel setzen. Anderenfalls würde es nämlich sehr viel teurer“, sagte er der „Süddeutschen Zeitung“. Rie und Meinungen zum Medizinstudi- um werden heute breit diskutiert und sind Grundlage politischer Entschei- dungen. Genauer Prüfung halten sie jedoch nur selten stand“, erklärte Dr.
Volker Hildebrandt, MFT-General- sekretär. So bilde Deutschland nach Angaben der OECD mit etwa 10 000 Medizinern pro Jahr (nicht nur 1 000 Absolventen jährlich wie irrtümli- cherweise in Heft 27 berichtet) nach den USA und vor Japan weltweit die meisten Ärzte aus. Bezogen auf die Einwohnerzahl gehöre damit Deutschland mit zwölf Absolventen pro 100 000 Einwohnern zur inter- nationalen Spitzengruppe. ER
Daniel Bahr unter Druck: Dem Finanzmi- nisterium ist das neue Gesetz zu teuer.
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Richtungsweisend für die Hochschulmedizin: Die neue Regie- rung in Baden-Württemberg will das umstrittene Gesetz kippen.
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