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Archiv "Ärzte-Umfrage-Umfrage 1992 und 1998: Der Hausarzt soll der Lotse sein" (19.11.1999)

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ie niedergelassenen Allge- meinärzte und Internisten in Ost- und Westdeutschland be- werten das deutsche Gesundheitswe- sen immer noch unterschiedlich. Die ostdeutschen Ärzte haben 1998 das Primärarztsystem stärker befürwortet als ihre westdeutschen Kollegen. Sie fordern eher eine Regulierung des Gesundheitswesens durch den Staat, während die westdeutschen Hausärz- te dies eher durch ihre Selbstverwal- tung umsetzen möchten. Das ergab ei- ne Studie des Instituts für Angewandte Sozialforschung und des Seminars für Soziologie der Universität zu Köln (siehe Kasten).

Seit der Gesundheitsstrukturre- form (GSG) 1993 gibt es Bestrebun- gen, ein Primärarztsystem einzufüh- ren. Auch die neue Bundesregierung beabsichtigt, dem Hausarzt eine Schlüsselstellung in der medizini-

schen Versorgung einzuräumen. Er soll den Patienten durch das Gesund- heitswesen lotsen, wovon sich die Po- litik Einsparmöglichkeiten aufgrund der Vermeidung teurer Facharztmedi- zin verspricht.

Das Primärarztsystem wurde 1998 stärker als bisher von den Hausärzten gefordert. Befürwortet wird eine stärkere Position des Haus- arztes im Sinne eines Lotsen im Ge- sundheitssystem. Diese Funktion des Hausarztes wird zwar im GSG betont, kann jedoch aufgrund der bestehen- den freien Arztwahl vom Patienten unterlaufen werden. Eher abgelehnt werden Positionen, die eine funktio- nale Trennung der beiden ärztlichen Bereiche Diagnose und Therapie vor- schlagen. Der Allgemeinarzt will die Rundumbetreuung seiner Patienten in einer Hand. Eine Spezialisierung der Hausärzte auf die Diagnose und der

Fachärzte auf die Therapie von Er- krankungen lehnen die Hausärzte ab.

Betrachtet man die Mittelwerte im Ost-West-Vergleich, stimmen die ostdeutschen Ärzte der Lotsenfunkti- on des Primärarztes generell stärker zu. Besonders hervorzuheben ist, daß 1992 dem verpflichtenden Erstkon- takt des Patienten mit dem Hausarzt zugestimmt wurde und die „sprechen- de Medizin“ als primäre Aufgabe des Hausarztes gesehen wurde. Beide Aussagen fanden 1992 im Osten eine um jeweils einen halben Punkt höhere Zustimmung als im Westen. 1998 ha- ben sich die Ost-West-Unterschiede jedoch fast aufgehoben. Die Interni- sten haben ihre Einstellungen am meisten geändert. Waren sie 1992 noch diejenigen, die ein Hausarztsy- stem eher ablehnten, befürworten sie es jetzt ebenso wie die Allgemeinärz- te. Der Grund: Viele Internisten ha- ben sich entschieden, an der hausärzt- lichen Versorgung teilzunehmen.

Bei den neueren Konzepten zur Umsetzung des Primärarztsystems findet sich ebenfalls eine breite Zu- stimmung, den Hausarzt zu stärken (siehe Tabelle). Überraschend ist die große Zustimmung zu einer getrenn- ten Budgetierung der haus- und der fachärztlichen Versorgung (West = 1,67 und Ost = 1,73). Das würde eine drastische Veränderung der bisheri- gen Vergütungsstrukturen bedeuten.

Was die Steuerung des Patienten- verhaltens betrifft, um die Funktion des Primärarztsystems zu sichern, wird eher ein Belohnungssystem be- fürwortet (West = 2,64 und Ost = 2,34), zum Beispiel durch günstige- re Krankenversicherungsbeiträge für Patienten, die zuerst den Hausarzt aufsuchen. Auch die Anwendung des Kostenerstattungsprinzips bei Patien- ten, die ohne Überweisung direkt den Facharzt aufsuchen, akzeptieren die westdeutschen (2,79) und die ostdeut- schen Befragten (2,67).

Das Hausarztsystem sollte nach Meinung der Hausärzte eher von der Selbstverwaltung der Ärzte (West = 1,59 und Ost = 1,35) als vom Gesetzge- ber (West = 2,44 und Ost = 1,91) durch- gesetzt werden. Die größten Ost-West- Unterschiede ergeben sich aus der Ein- schätzung, welche Position der Gesetz- geber haben sollte und ob sich der Pati- ent verpflichtend bei einem Hausarzt A-2966 (34) Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 46, 19. November 1999

T H E M E N D E R Z E I T BERICHTE

Ärzte-Umfrage 1992 und 1998

Der Hausarzt soll der Lotse sein

Vor allem die niedergelassenen Allgemeinärzte

und Internisten in den ostdeutschen Ländern befürworten das Primärarztsystem.

D

Tabelle

Positionen zum Hausarztkonzept

(Mittelwerte auf einer Skala von 1 [stimme sehr zu] bis 5 [lehne sehr ab])

West Ost

Fach- und hausärztliche Versorgung sollten getrennt

budgetiert werden. 1,67 1,73

Der Gesetzgeber sollte für die Umsetzung der Gliederung der ambulanten Versorgung in einen

haus- und einen fachärztlichen Bereich sorgen. 2,44 1,91 Die Selbstverwaltung der Ärzte sollte sich mehr um die vom

Gesetzgeber vorgesehene Stärkung des Hausarztes bemühen. 1,59 1,35 Bei Patienten, die sich nicht zuerst an den Hausarzt wenden,

sollte das Kostenerstattungsprinzip angewandt werden. 2,79 2,67 Es sollte finanzielle Vergünstigungen für Patienten geben,

die immer zuerst den Hausarzt aufsuchen. 2,64 2,34

Patienten sollten sich verpflichtend

bei einem Hausarzt einschreiben müssen. 3,43 2,83

(2)

A-2967 Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 46, 19. November 1999 (35)

T H E M E N D E R Z E I T

einschreiben sollte. Während die ost- deutschen Ärzte dies eher befürworten (Ost = 2,83), lehnen das die Ärzte im Westen eher ab (West = 3,43). Das hängt mit dem unterschiedlichen Staatsverständnis der Ärzte zusam- men: Ostdeutsche Ärzte verlangen ein besonderes staatliches Engagement.

Westdeutsche Ärzte lehnen staatliche Regulierungsmaßnahmen ab.

Größtenteils waren die Hausärzte mit den Maßnahmen, die die hausärzt- liche Tätigkeit aufwerten sollten, sehr einverstanden (verbesserte Vergütung ärztlicher Gesprächsleistungen, Do- kumentationsgebot der Hausärzte, hausärztliche Grundvergütung, Zu- sammenfassung vormaliger Einzellei- stungen zu Leistungskomplexen). Bei den ostdeutschen Ärzten ist die Zufrie- denheit durchweg größer. Lediglich die Zusammenfassung vormaliger Einzel- leistungen zu Leistungskomplexen wird von den ostdeutschen Ärzte nega-

tiver beurteilt: Während die west- deutschen Hausärzte mit der EBM- Reform eher einverstanden sind, sind die ostdeutschen Ärzte eher unzufrie- den. Dies könnte mit den ständigen Umstellungszwängen am Anfang der Niederlassung der ostdeutschen Ärzte zusammenhängen.

Melanie Schnee Dr. Thomas Brechtel

BERICHTE/AUFSÄTZE

ntgegen allen Erwartungen ist die Arbeitslosigkeit sowohl bei Ärzten mit Gebietsbe- zeichnung als auch bei Ärzten in Weiterbildung zurückgegangen. An- läßlich der Stichtagserhebung am 30. September 1998 wurden in Deutschland 8 600 arbeitslose Ärzte gezählt, 820 (minus neun Prozent) weniger als ein Jahr zuvor.

Auch im Laufe des Jahres 1999 ging die Arbeitslosenzahl noch- mals leicht zurück und betrug am Ende des ersten Halbjahres etwas mehr als 8 000. Aus diesen Daten er- rechnet sich eine Arbeitslosenquote von knapp drei Prozent. Die entspre- chende Quote bei allen Personen mit einem Universitätsabschluß liegt da- gegen bei vier Prozent. Auch die Be- rechnung des durchschnittlichen Al- ters der arbeitslosen Ärztinnen und Ärzte (40 Jahre) ergibt gegenüber der Gesamtheit der Akademiker (43 Jahre) einen günstigeren Wert.

Arbeitslose Ärzte im Praktikum er- zielen dabei mit einem durchschnitt- lichen Lebensalter von 30 Jahren natürlich den günstigsten Wert (Gra- fiken 1 und 2).Auch hinsichtlich der Dauer der Arbeitslosigkeit schnei- den Ärztinnen und Ärzte deutlich günstiger ab als Akademiker insge- samt. Bei den Ärzten lag der Anteil der Langzeitarbeitslosigkeit bei 21 Prozent, bei allen arbeitslosen Perso- nen mit einem Hochschulstudium bei 28 Prozent (Grafiken 3 und 4).

Die Gesamtzahl der Arbeitslo- sen, die seit einem Jahr zudem rück- läufige Tendenzen aufweist, die Struktur der Arbeitslosigkeit hin- sichtlich ihrer Dauer und des Alters

der Arbeitslosen weisen vordergrün- dig auf eine vergleichsweise günstige Arbeitsmarktsituation hin. Flankiert werden diese vermeintlich günstigen Daten durch Vermittlungsergebnisse und Stellenzugänge, die ebenfalls über dem Niveau der Vorjahre lie- gen. Auch in den Printmedien sind im ersten Halbjahr mehr Stellenan- zeigen für Ärzte geschaltet worden als im vergleichbaren Vorjahreszeit- raum. Da in der Regel bereits nach der Zeit als Arzt im Praktikum (AiP) Ansprüche auf Arbeitslosengeld er- worben werden, ist auch nicht davon auszugehen, daß es bei Ärztinnen und Ärzten eine über dem Durch- schnitt liegende Dunkelziffer von statistisch nicht erfaßten Arbeitslo- sen gibt.

Möglicherweise ein

„Zwischenhoch“

Die nach wie vor hohen Ab- solventenzahlen, die Probleme bei der Erlangung einer Weiterbildungs- stelle und die Niederlassungspro- blematik lassen auf der anderen Sei- te erahnen, daß die zur Zeit günsti- gen Arbeitsmarktdaten möglicher- weise nur ein „Zwischenhoch“ kenn- zeichnen. Dieses ist mit Sicherheit nicht darauf zurückzuführen, daß sich die Gesamtlage im Gesundheits- wesen entscheidend verbessert hätte.

Offensichtlich hat eine veränderte Personal- und Arbeitszeitplanung vor allem in den Krankenhäusern, et- wa die Umwandlung vieler Vollzeit- in Teilzeitstellen, zu diesem Rück- gang mit beigetragen. Auch wurden

Arbeitsmarkt für Ärzte

Zeitweiliger Rückgang der Arbeitslosigkeit

Die zur Zeit günstigen Daten können nicht

darüber hinwegtäuschen, daß die Perspektiven für Ärzte nach wie vor ungünstig sind.

Manfred Bausch

E

„Arztberuf und Ärztliche Praxis im sozialen Wandel“

Die Ergebnisse des Forschungs- projekts „Arztberuf und Ärztliche Praxis im sozialen Wandel“ liegen vor.

Das Institut für Angewandte Sozial- forschung (Prof. Meulemann) und das Seminar für Soziologie (Prof. Kunz) der Universität zu Köln haben 1992 und 1998 Allgemeinärzte und Interni- sten aus den alten und neuen Bundes- ländern zu folgenden Themen befragt:

ärztliche Arbeitszeit, ärztliche Inter- essenorganisation, hausärztliche Ver- sorgung, Einkommenssituation. Von den 1992 befragten 1 416 Ärzten ha- ben 275 an der Wiederbefragung teil- genommen. Das Projekt wurde von der Deutschen Forschungsgemein- schaft finanziert und von der Bundes- ärztekammer sowie dem Deutschen Ärzte-Verlag unterstützt. Wir berich- ten in vier Teilen über die wichtigsten

Ergebnisse. N

(3)

A-2968 (36) Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 46, 19. November 1999

T H E M E N D E R Z E I T AUFSÄTZE

vermutlich in den vergangenen Mo- naten vermehrt Stellen wieder- besetzt, deren Ausschreibung man aufgrund der Planungsunsicherhei- ten so lange wie möglich hinausge- schoben hatte.

Die nachfolgenden Analysen der Stellenangebote beziehen sich auf offene Positionen, die den Dienst- stellen der Bundesanstalt für Ar- beit zur Jahreswende 1998/99 vor- lagen.

Arzt im Praktikum

Offensichtlich ist fast überall in Deutschland die Zahl der Stellenan- gebote für AiP angestiegen. Dabei wird häufig die Vermutung geäußert, dieses Ergebnis sei zu Lasten von Weiterbildungsstellen für Assistenz- ärzte zustande gekommen. Der An- teil informeller Zugänge in die Be- schäftigung ist dabei deutlich höher als in den vorangegangenen Jahren.

Die Bewerber sind bei einem gewis- sen Maß an Mobilität meist in der La- ge, sich eine Stelle im klinischen Be- reich, die der später gewünschten Fachrichtung entspricht, auszusu- chen. Priorität genießen dabei die Allgemeinmedizin, die Innere Medi- zin, die Orthopädie und die Pädia- trie. Vakanzen von niedergelassenen Ärzten werden kaum nachgefragt und bleiben deshalb oft länger unbe- setzt. Die Arbeitslosigkeit bei AiP ist bis auf ganz wenige Ausnahmen auf höchstens drei bis sechs Monate beschränkt und wird in aller Regel durch die Aufnahme einer entspre- chenden Tätigkeit beendet.

Ärzte ohne

Gebietsbezeichnungen

Soweit es die Vermittlungsmög- lichkeiten der Arbeitsämter betrifft, hat sich die Lage auf einem unbefrie- digenden schwachen Niveau stabi- lisiert. Auch die Rahmenbedingun- gen der Beschäftigungsmöglichkeiten vor allem im Kliniksektor haben sich verschlechtert. So wurden erheblich mehr Teilzeitstellen angeboten; die angebotenen Vergütungen zeigen ei- ne deutlich nach unten gerichtete

Tendenz. Gleichzeitig waren die Er- wartungen an qualifizierte Berufser- fahrungen der Assistenzärzte hoch.

Möglichkeiten zur Ableistung der vollen Weiterbildungszeit in einem

Krankenhaus gibt es nicht mehr. Bei den Stellenangeboten aus Akutklini- ken werden häufig Kenntnisse in So- nographie und Notfallmedizin gefor- dert. Nicht selten wird eine abge- schlossene Promotion zur Einstel- lungsvorausset-

zung gemacht. Et- wa die Hälfte aller Ende 1998 vor- liegenden Offer- ten waren mit der Möglichkeit zur Facharztweiterbil- dung verbunden.

Dabei wurden am häufigsten Innere Medizin (23 Pro- zent), Orthopä- die (19 Prozent), Allgemeinmedi- zin (13 Prozent), Chirurgie (neun Prozent), Gynäko- logie und Neuro-

logie (jeweils acht Prozent) und Anästhesiologie (sechs Prozent) ge- nannt.

Die Struktur der Stellenangebo- te hat sich gegenüber dem Vorjahr et- was verschoben. Nur noch 39 Prozent der Angebote kommen aus Akut- krankenhäusern, 23 Prozent von nie- dergelassenen Ärzten, 15 Prozent aus dem übrigen öffentlichen Dienst, aus verschiedenen Bereichen der Pri-

vatwirtschaft 14 Prozent und aus Re- habilitations-Einrichtungen und Kur- kliniken 9 Prozent. Bei der Privat- wirtschaft gibt es Schwerpunkte im Pharmavertrieb und in der For- schung und Ent- wicklung.

Im öffentli- chen Dienst wird ein begrenzter Bedarf aus der Bundeswehr, von Gesundheitsäm- tern, von Berufs- genossenschaften, von Fachschulen der Kranken- und Altenpflege und aus den Univer- sitäten für Aufga- ben in Forschung und Lehre ge- meldet. Vor allem junge Assistenz- ärztinnen haben besondere Proble- me mit der Beschäftigungssituation.

Ein Blick auf die Statistik, die einen stetig wachsenden Anteil der Frauen an der Arbeitslosigkeit bei gleichzei- tigem Rückgang ihrer Beteiligung

am Vermittlungsergebnis aufweist, belegt diesen Trend; dies hängt vor allem mit ihrer geringeren Mobilität zusammen.

Der Aufwand für die Erlangung einer Stelle ist sehr hoch. Bis zu 150 Initiativbewerbungen etwa auf der Grundlage der Listen der Ärztekam- mern über die Weiterbildungsbe- rechtigungen der Krankenhäuser bil-

den keine Ausnahme. !

bis unter 30 Jahre 11 Prozent

30 bis unter 40 Jahre 32 Prozent 40 bis unter 50 Jahre

26 Prozent über 50 Jahre

31 Prozent

bis unter 30 Jahre 11 Prozent

40 bis unter 50 Jahre 23 Prozent

über 50 Jahre 18 Prozent

30 bis unter 40 Jahre 48 Prozent

Alter der arbeitslosen Ärztinnen und Ärzte – Stichtag: 30. Juni 1999

Grafik 2 Grafik 1

Alter aller Arbeitslosen mit Uni-Abschluß –

Stichtag: 30. Juni 1999

(4)

Ärzte mit

Gebietsbezeichnung

Trotz der auch bei Fachärztin- nen und -ärzten geringfügig zurück- gegangenen Arbeitslosenzahlen ha- ben sich deren Arbeitsmarktproble- me nicht verbessert. Aufgrund der Niederlassungswelle von 1993, die vor allem durch die veränderten ge- setzlichen Rahmenbedingungen her- vorgerufen wurde, hat eine deutliche Verjüngung auf der Ebene der leiten- den Ärzte stattgefunden. Verbunden mit dem anhaltenden Bettenabbau hat dies in den letzten Jahren zu ei- nem massiven Karrierestau geführt.

Nachrückende Fachärztinnen und Fachärzte treffen deshalb auf einen wenig aufnahmefähigen klinischen Arbeitsmarkt, auf der anderen Seite erfordern die zurückgehenden Nie- derlassungsmöglichkeiten ein Höchst- maß an Flexibilität und Mobilität.

Flankiert werden diese ungünstigen Perspektiven durch unsicherer wer- dende wirtschaftliche Rahmenbedin- gungen bei Praxisgründungen.

Stellenangebote aus Krankenhäusern

Der größere Teil der Arbeitsu- chenden besteht aus Bewerbern, die die Zeit zwischen ihrer letzten Tätig- keit und einer geplanten Praxiser- öffnung überbrücken wollen; dabei muß allerdings konstatiert werden, daß diese Zeit im Vergleich zu den letzten Jahren deutlich länger ge- worden ist. Daneben wird auch be- obachtet, daß vermehrt Berufsver-

läufe entstehen, die von den Ver- mittlern als „Ver- tretungskarrieren“

wahrgenommen werden: Phasen der Arbeitslosig- keit wechseln sich mit Phasen kurzer Vertretungen ab.

Besonders kri- tisch bleibt die Lage der arbeits- losen Fachärztin- nen, was sich auch an der Diskrepanz zwischen dem ho- hen Anteil an der Arbeitslosigkeit und dem relativ niedrigen Vermitt- lungsanteil ablesen läßt.

Die meisten Stellenangebote kommen aus Krankenhäusern. Der Anteil der befri-

steten Angebote hat dabei aller- dings zugenom- men. Für die Be- setzung von unbe- fristeten Positio- nen wurden au- ßerordentlich ho- he Anforderun- gen im Hinblick auf Schwerpunkt- und Zusatzbe- zeichnungen so- wie Berufserfah- rungen gestellt.

Ein gewisser Zu- wachs von Stel-

lenangeboten wird aus dem Reha- bereich verzeichnet, wobei diese Nachfragebelebung weniger eine Konsolidierung dieses Sektors be- legt, sondern vielmehr Ausdruck der besonderen Schwierigkeit ist, vakan- te Positionen auf Facharztniveau zu besetzen. Wegen der ungeklärten Zukunft im Bereich der Rehabilitati- on finden sich derartige Arbeitsplät- ze als Schlußlichter auf der Wunschli- ste junger Fachärztinnen und -ärzte wieder.

Auch bei den Stellenangeboten aus dem ambulanten Bereich handelt es sich überwiegend um zeitlich befri- stete Vertretungen. Nur geringe Nachfrage kommt aus dem öffentli- chen Gesundheitswesen. Auch die Privatwirtschaft bietet nur eine

Handvoll Beschäftigungsmöglichkei- ten. Es handelt sich dabei in erster Li- nie um die Durchführung klinischer Studien.

Spitzenposition:

Psychiatrie/Neurologie

Unter den in den Stellenangebo- ten gesuchten Gebietsbezeichnungen nimmt der Bereich Psychiatrie/Neu- rologie erneut die Spitzenposition ein, gefolgt von der Inneren Medizin, Chirurgie und Allgemeinmedizin.

Die Struktur der gesuchten Gebiets- bezeichnungen weicht allerdings er- heblich von den Schwerpunkten bei den Bewerberprofilen ab. Die mei- sten arbeitslos gemeldeten Fachärz- te verfügen über Gebietsbezeich- nungen in der Inneren und Allge-

meinmedizin, gefolgt von Chirurgen und Orthopäden, Gynäkologen und Fachärzten der Psychiatrie und der Neurologie.

Trotz der vielen Schwierigkeiten scheint der Arbeitsmarkt für Fachärz- te im Vergleich zu anderen akademi- schen Teilarbeitsmärkten noch relativ ausgeglichen zu sein.

Zitierweise dieses Beitrags:

Dt Ärztebl 1999; 96: A-2967–2970 [Heft 46]

Anschrift des Verfassers Manfred Bausch

Zentralstelle für Arbeitsvermittlung Villemombler Straße 76

53123 Bonn A-2970 (38) Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 46, 19. November 1999

T H E M E N D E R Z E I T AUFSÄTZE

über 1 Jahr 21 Prozent

bis 6 Monate 62 Prozent 6 Monate bis 1 Jahr

18 Prozent über 1 Jahr 28 Prozent

bis 6 Monate 54 Prozent

Dauer der Arbeitslosigkeit bei Ärztinnen und Ärzten – Stichtag: 30. Juni 1999

Grafik 4

Dauer der Arbeitslosigkeit bei allen Arbeitslosen mit Uni-Abschluß – Stichtag: 30. Juni 1999

Grafik 3

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