Gesundheitsreform
Hausarzt als Lotse stärken
Verbände der Kardiologen und Hausärzte stellen gemeinsame Position vor.
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ir plädieren für die freie Arztwahl, wollen Fehl- überweisungen gemeinsam abwehren und medizinischen Laien nicht die Auswahl am Versorgungsangebot überlas- sen“, sagte Prof. Dr. med.Klaus-Dieter Kossow, Bundesvorsitzender des Deutschen Hausärzte- verbandes, in Berlin. Der Hausärzteverband und der Bundesverband Nie- dergelassener Kardiolo- gen (BNK) haben in ei- ner gemeinsamen Er- klärung ihre Positionen vorgestellt.
Die Verbände treten für gleiche Wettbewerbs- bedingungen zwischen Krankenhäusern und Kassen- arztpraxen ein. Das setze aber ein einheitliches Preis- und Finanzierungssystem voraus.
„Ist diese Bedingung erfüllt, ist
eine zweistufige Struktur mit einer hausärztlichen und einer fachärztlichen Versorgungs- ebene möglich“, betonte Kos- sow. „Der Hausarzt als Lotse ist wichtig – wir arbeiten schon seit Jahren mit den Hausärzten zusammen“, sagte Dr. med. Si- mone Heinemann, Zweite Vor- sitzende des BNK. Enge Ko- operation bedeute gegenseiti- ge und zeitnahe Berichtspflicht für den Hausarzt, den Facharzt und das Krankenhaus.
Die Verbände fordern dar- über hinaus eine verbindliche Qualitätssicherung für Haus- und Fachärzte.Außerdem wol-
len sie zur Unterstützung einer wirtschaftlichen und qualitäts- gesicherten Pharmakothera- pie für ihre Mitglieder Emp- fehlungen erstellen.
Arzthelferinnen
Keine Einigung über neuen Tarifvertrag
Ärzte verweisen auf die gesetzlich verordnete Nullrunde.
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ei den Gehaltstarifverhand- lungen für die rund 350 000 Arzthelferinnen und Auszu- bildenden in deutschen Arzt- praxen ist weiterhin keine Ei- nigung in Sicht. Bei einem Sondierungsgespräch im Mai in Köln zwischen der Arbeits- gemeinschaft zur Regelung der Arbeitsbedingungen der Arzthelferinnen (AAA) undden Vertreterinnen der Arbeit- nehmerorganisationen lehn- ten die Arbeitgeber es ab, ein Angebot zu unterbreiten, das über die Fortsetzung des gel- tenden Tarifvertrags vom Ja- nuar 2002 hinausgeht. Zuge- standen wurde nur eine Er- höhung der Ausbildungsver- gütung um 20 Euro pro Aus- bildungsjahr.
Die ärztlichen Arbeitgeber verwiesen auf die im Beitrags- sicherungsgesetz für 2003 vor- geschriebene Nullrunde im ambulanten Bereich, die we- gen weiter steigender Praxis- kosten für die meisten nie- dergelassenenen Ärzte eine
„Minusrunde“ bedeute. Auf dieser Grundlage sehe man keinen Spielraum für eine Gehaltssteigerung. Für den 8. Oktober wurde ein neuer Gesprächstermin vereinbart.
Arzneimittelimporteure
Höhere Quote gefordert
Verband will besser über Parallelimport aufklären.
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ie Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) könnte et- wa 440 Millionen Euro bei den Arzneimittelausgaben sparen, wenn sie das Potenzial der Re- und Parallelimporte konsequent nutzen würde, sagte Edwin Kohl, Vorstands- vorsitzender des Verbandes der Arzneimittelimporteu- re Deutschlands (VAD) kürzlich in Berlin. Solche Ein- sparungen seien aber nur realisierbar, wenn der Staat die Rolle der Importarzneimittel in der GKV stärke und stär- kere Anreize für die Apotheker schaffe, Importarzneimit- tel abzugeben.Seit diesem Jahr müssen Apotheker bei ihrem GKV- Umsatz eine Importquote von 7,5 Prozent erreichen. Kohl plädierte dafür, diese auf zehn Prozent anzuheben. Obwohl die GKV 2002 nach VAD-Angaben 200 Millionen Euro durch Importarzneimittel sparen konnte, seien Parallelim- porte in Deutschland nicht etabliert, urteilte Kohl. Er ver- wies auf die Erfahrungen in anderen EU-Staaten. In Groß- britannien hätten Importarzneimittel einen Marktanteil von 20 Prozent, in den Niederlanden liege er bei 13 und in Dänemark bei zehn Prozent.
Zahnersatz
Zahnärzte für Ausgliederung
Kassenzahnärzte verwei- sen auf Erfahrungen im europäischen Ausland.
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ür eine Ausgliederung des Zahnersatzes aus dem Lei- stungskatalog der Gesetzli- chen Krankenversicherung ha- ben sich die Kassenzahnärzte ausgesprochen. Der Zahner- satz gehöre nicht in den Ge- nerationenvertrag, sagte derVorsitzende der Kassenzahn- ärztlichen Bundesvereinigung (KZBV), Dr. Jürgen Fedder- witz, in Berlin: „Denn anders als bei der medizinischen Ver- sorgung nehmen die Aus- gaben für zahnmedizinische Leistungen mit steigendem Alter nicht zu.“
Fedderwitz verwies auf die Erfahrungen von Ländern wie Dänemark, der Schweiz und den Niederlanden.
Dort werde den Pati- enten eine hervor- ragende Mundge- sundheit atte- stiert, obwohl Zahnersatz kei- ne Kassenleistung sei. Auch in Deutsch- land wirke der Prä- ventionsanreiz durch das Bonusheft für die Patienten. Durch die zunehmende Eigenver- antwortung habe sich die Mundgesundheit in den ver- gangenen Jahren verbessert.
Die KZBV forderte jedoch,die Ausgliederung des Zahnersat- zes nur in Kombination mit ei- nem System befundorientier- ter Festzuschüsse für Zahnbe- handlungen zu realisieren.
A K T U E L L
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A1902 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 28–2914. Juli 2003
Zahnersatz privat versichern: Dafür plädiert auch die CDU/CSU. Foto: phalanx
Der Hausarzt soll künftig die Behand- lung seiner Patienten koordinieren.
Foto:AOK-Mediendienst